Schultereckgelenksprengung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Schultereckgelenksprengung versteht man das unvollständige bis vollständige Zerreißen des Kapsel-Band-Apparates des Schultereckgelenks. Meistens ist dies die Folge von Stürzen, bei welchen man direkt auf die Schulter fällt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schultereckgelenksprengung?

Bei einer bestehenden Schultergelenkssprengung sind starke Schmerzen in der Schulter das eindeutigste Symptom. Häufig leiden betroffene Personen zudem über eine starke Schwellung in der Schulterregion.
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Das Schultereckgelenk wird in Fachsprache Acromioclaviculargelenk genannt; Acromion bedeutet Schulterdach, Clavicula bedeutet Schlüsselbein. Also besteht bei der Schultereckgelenksprengung eine Verletzung in dem relativ kleinen Gelenk, welches aus Schulterdach und Schlüsselbein gebildet wird.

Der innere Teil der Verbindung besteht aus der äußeren Seite des Schlüsselbeins, der äußere Teil ist die zur Körpermitte hin gerichtete Seite des Schulterdaches. Vor allem wird das Gelenk durch Gelenkkapsel und mehrere Bänder stabilisiert.

In dieser Region sind bei der Schultereckgelenksprengung die Bänder und die Kapsel überdehnt, gezerrt oder eingerissen. Es kann auch eine vollständige Zerreißung der Bänder vorliegen. Im Bereich des Schultergürtels zählt die Schultereckgelenksprengung zu den häufigsten Verletzungen.

Ursachen

Die Ursachen einer Schultereckgelenksprengung sind meistens direkte Gewalteinwirkungen bzw. Stürze auf den Schulterbereich. Dies ist vor allem eine typische Sportverletzung, da hierbei der Arm oftmals vor dem Körper herangezogen wird, wenn es zum Sturz kommt.

Vor allem bei den Sportarten Ski fahren, Fahrrad fahren, Motorrad fahren, Kampfsport und auch Reiten wird sich eine Schultereckgelenksprengung zugezogen. Aber auch alle anderen Sportarten, bei denen man viel läuft, können Stürze zu einer Schultereckgelenksprengung führen. Seltener hingegen kommt ein Sturz auf den ausgestreckten Arm in Frage.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einer bestehenden Schultergelenkssprengung sind starke Schmerzen in der Schulter das eindeutigste Symptom. Häufig leiden betroffene Personen zudem über eine starke Schwellung in der Schulterregion. Bei bereits kleinsten Bewegungen oder bei Druckausübung verstärken sich die Schmerzen erheblich. Sogar im Ruhezustand bleiben diese Schmerzen weiterhin bestehen. Dadurch nehmen betroffenen Personen gewöhnlich eine angespannte Schonhaltung ein.

Der Arm wird dabei angewinkelt und mit dem gesunden Arm gestützt. Durch diese angespannte Position kann es unter Umständen sogar zu Rückenschmerzen kommen, die im weiteren Krankheitsverlauf ebenfalls stärker werden. Wenn bei einer solchen Schultergelenkssprenung frühzeitig ein Arzt aufgesucht wird, dann können die auftretenden Beschwerden effektiv und schnell gelindert werden.

Mithilfe von Schmerztabletten und einer dauerhaften Kühlung der betroffenen Stelle kann eine schnelle Linderung herbeigeführt werden. Anders sieht es jedoch aus, wenn die betroffene Person gänzlich auf eine Behandlung verzichtet. Dann ist nämlich mit einer erheblichen Verschlimmerung der bestehenden Symptome zu rechnen.

In besonders schlimmen Fällen entsteht sogar ein dauerhafter Schaden am Gelenk, der im Nachhinein nicht mehr wiederhergestellt werden kann. Eine Schultergelenkssprenung wird von ziemlich typischen Symptomen begleitet, die jedoch sehr gut behandelt werden können. Wichtig ist dabei jedoch der zeitnahe Gang zum Arzt, da ansonsten schwerwiegende Komplikationen drohen.

Diagnose & Verlauf

Um eine Schultereckgelenksprengung zu diagnostizieren zu können, wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt und eine Befragung zum genauen Hergang der Verletzung.

Bei einem Anriss oder einer Zerreißung der Bänder oder/und der Kapsel ist eine deutliche Fehlstellung des Schlüsselbeins zu erkennen; es steht nach oben (es ist luxiert). Dennoch ist eine bildgebende Diagnostik unumgänglich, um die Schultereckgelenksprengung sicher feststellen zu können.

Hier ist eine Fehlstellung zu erkennen, auch wenn diese nach außen hin nicht sichtbar ist. Die Schultereckgelenksprengung kann in 3 Grade eingeteilt werden, man spricht hierbei meistens von der Einteilung nach Tossy (oder auch nach Rockwood). Tossy I beschreibt einen Einriss der Bänder, die Gelenkpartner können aber nicht verschoben werden. Bei Tossy II handelt es sich ebenfalls um einen unvollständigen Riss, jedoch können die beiden Gelenkpartner leicht verschoben werden.

Bei Tossy III sind die Bänder (und die Kapsel) vollständig zerrissen und die beiden Gelenkpartner sind deutlich gegeneinander beweglich. Das deutlich herausstehende Schlüsselbein kann nach unten gedrückt werden und kommt danach wieder nach oben (Klaviertastenphänomen).

Komplikationen

Bei einer Schultereckgelenksprengung leiden die Betroffenen in erster Linie an sehr starken Schmerzen. Diese treten dabei vor allem in der Schulter auf, können sich allerdings auch in die umliegenden Regionen ausbreiten, sodass es zu Schmerzen im Nacken oder auch in den Armen kommt. Weiterhin leiden die Patienten an starken Schwellungen und ebenso auch an Blutergüssen.

Aufgrund der dauerhaften Schmerzen leiden viele Patienten an Bewegungseinschränkungen oder weiterhin an Depressionen. Vor allem nächtliche Schmerzen können dabei zu einer Gereiztheit des Patienten, die von Schlafbeschwerden begünstigt wird. Die Schultern und die Arme können aufgrund der Schmerzen kaum mehr bewegt werden.

Auch Bewegungen der Hände können dabei zu Schmerzen führen, sodass der Alltag der Patienten erheblich eingeschränkt ist. Mitunter kann es vorkommen, dass bei der Schultereckgelenksprengung auch die Bänder gerissen sind. Allerdings hängt der weitere Verlauf dieser Erkrankung stark von der genauen Ursache und von der Art des Unfalles oder des Schlages ab.

Meistens können die Beschwerden mit Hilfe von Krankengymnastik relativ gut eingeschränkt werden. Die Betroffenen müssen einige Wochen lang auf sportliche Aktivitäten verzichten. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Schultereckgelenksprengung nicht negativ beeinflusst, solange der Unfall keine Lebensgefahr darstellt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Schultereckgelenksprengung ist der Betroffene in jedem Fall auf eine Behandlung durch einen Arzt angewiesen. Es kann dabei nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen und die Symptome verschlechtern sich in der Regel, wenn sie nicht behandelt werden. Je früher die Schultereckgelenksprengung erkannt und behandelt wird, desto besser ist der weitere Verlauf dieser Erkrankung. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Patient an sehr starken Schwellungen an den Schultern leidet.

Diese Schwellungen treten ohne einen besonderen Grund auf und verschwinden nicht wieder von alleine. Auch starke und vor allem dauerhafte Schmerzen an den Schultern können auf die Schultereckgelenksprengung hindeuten und müssen von einem Arzt untersucht werden. Die Schmerzen können sich auch bis in den Rücken ausbreiten und auch dort zu Beschwerden führen. Bei diesen Beschwerden sollte immer ein Allgemeinarzt oder ein Orthopäde aufgesucht werden, um Komplikationen zu verhindern. Die Schultereckgelenksprengung kann relativ gut behandelt werden, wobei auch die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Krankheit nicht eingeschränkt oder verringert wird.

Behandlung & Therapie

Ist die ärztliche Behandlung der Schultereckgelenksprengung abgeschlossen, sollte eine konsequente und angepasste Krankengymnastik erfolgen, um eine bestmögliche Rehabilitation gewährleisten zu können. Da bei Tossy I oder II keine Operation notwendig ist kann nach dem Nachlassen der Schmerzen wieder leichte sportliche Aktivität ausgeübt werden, welche die betroffene Schulter aber nicht mit einbeziehen.

Hierbei sollte für 1 bis 2 Wochen zunächst gar kein Sport ausgeübt werden. Bei Tossy III sollte die Pause ca. 4-6 Wochen betragen, je nachdem, ob der die Schultereckgelenksprengung konservativ oder operativ behandelt wurde. Der Arm sollte in diesem Zeitraum außerdem nicht mehr als 90° vom Körper abgespreizt werden.

Als Sofortmaßnahme nach dem Sturz kann der Arm zur Entlastung am Bauch stabilisiert werden, wenn möglich mit einem Dreieckstuch. Auch ein Kühl-Akku kann zunächst den Schmerz lindern und die Schwellung lindern, bis man einen Arzt aufgesucht hat. Bei allen 3 Tossy-Formen ist dennoch die physikalische Therapie wichtig, damit die freie Beweglichkeit des Armes wieder hergestellt werden kann.


Vorbeugung

Einer Schultereckgelenksprengung kann nur bedingt vorgebeugt werden, da es sich meistens um ungünstige Stürze auf die seitliche Schulterregion handelt und sich diese nicht immer verhindern lassen. Das Verletzungsrisiko kann lediglich gesengt werden, wenn eine entsprechende Schutzkleidung getragen wird. Zum Beispiel kann man vor allem beim Motorrad fahren eine Jacke mit Schutzpads tragen, da das Verletzungsrisiko hier im Falle eines Sturzes besonders hoch ist. Auch beim Football können entsprechende Schulterpolster getragen werden.

Nachsorge

Bei einer Schultereckgelenksprengung leiden die Betroffenen in erster Linie an sehr starken Schmerzen. Die Schmerzen treten vor allem in der Schulter auf, können sich allerdings auch in die benachbarten Regionen ausbreiten, sodass es zu Schmerzen im Nacken oder auch in den Armen kommt. Weiterhin leiden die Patienten an starken Schwellungen und mitunter auch an Blutergüssen.

Durch die dauerhaften Schmerzen können sich außerdem Bewegungseinschränkungen oder Depressionen einstellen. Vor allem nächtliche Schmerzen können zu einer Gereiztheit des Patienten und weiterhin zu Schlafbeschwerden führen. Die Schultern und Arme können aufgrund der Schmerzen kaum mehr bewegt werden.

Auch Bewegungen der Hände können zu Schmerzen führen, sodass der Alltag der Patienten erheblich eingeschränkt ist. Weiterhin können bei der Schultereckgelenksprengung auch die Bänder gerissen sein. Allerdings hängt der weitere Verlauf dieser Erkrankung stark von der genauen Ursache und von der Art des Unfalles oder des Schlages ab.

Meistens können die Beschwerden durch eine Krankengymnastik relativ gut eingeschränkt werden. Die Betroffenen müssen einige Wochen lang auf sportliche Aktivitäten verzichten. Besondere Komplikationen treten dabei auf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Schultereckgelenksprengung nicht negativ beeinflusst, solange der Unfall keine Lebensgefahr darstellt.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Schultereckgelenkssprengung sollte sich der Betroffene nach Möglichkeit schonen und körperliche Belastungen vermeiden. Sportliche Aktivitäten sind für die Zeit der ärztlichen Behandlung zu unterlassen oder sollten auf ein Mindestmaß reduziert werden.

Da der erkrankte automatisch eine Schonhaltung aufgrund der vorhandenen Beschwerden einnimmt, kommt es zu einer stärkeren Belastung anderer körperlicher Regionen. Zur Vermeidung von Verspannungen oder zusätzlichen Schmerzen sind Wärmebehandlungen oder Massagen in den betroffenen Bereichen anzuraten. Der Alltag ist umzustrukturieren sowie an die Vorgaben und Möglichkeiten des Patienten anzupassen. Die Erledigung wichtiger körperlich geprägter Aufgaben sollte von anderen Menschen übernommen werden, damit keine Überlastung eintritt. Die Bitte um Hilfe muss daher von dem Patienten an Menschen aus seinem sozialen Umfeld angetragen werden.

Zur Behandlung der Schultereckgelenkssprengung gehört eine physiotherapeutische Therapie. Die dort erlernten Übungen und Trainingseinheiten können eigenverantwortlich auch außerhalb der Sitzungen angewendet werden. Sie unterstützen und fördern den Heilungsprozess.

Ebenso wichtig für eine Genesung ist eine mentale Stärke. Mit einer positiven Grundeinstellung und Optimismus hilft sich der Betroffene selbst bei einer schnelleren Verbesserung der Gesamtsituation. Der Fokus der Wahrnehmung sollte nicht auf die Tätigkeiten gerichtet werden, die nicht mehr selbst ausgeführt werden können. Wichtig ist die Anerkennung fremder Hilfe sowie der eigenen Fortschritte innerhalb der Therapie.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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