Schwellkörper
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Schwellkörper ist ein Gefäßgeflecht, das sich mit Blut füllen kann. Im Körper gibt es verschiedene Schwellkörper, die unterschiedliche Funktionen und Aufgaben erfüllen.
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Was ist ein Schwellkörper?
Der medizinische Fachbegriff für Schwellkörper lautet Corpus cavernosus. Es handelt sich dabei um ein Geflecht aus Blutgefäßen. Das Gefäßgeflecht kann arteriell oder venös sein. Es wird durch viele verschiedene Hohlräume gebildet, die mit Endothel ausgekleidet sind.
Die meisten Schwellkörper dienen der Aufrichtungs- und/oder Abdichtungsfunktion. Im engeren Sinne werden mit dem Begriff Schwellkörper der Penis- und der Klitorisschwellkörper bezeichnet. Beim männlichen Begattungsorgan werden drei verschiedene Schwellkörper unterschieden: Corpus cavernosum penis, Corpus spongiosum penis und Corpus spongiosum glandis. Der Schwellkörper des weiblichen Kitzlers wird auch als Corpus cavernosum clitoridis bezeichnet. Neben diesen echten Schwellkörpern gibt es im menschlichen Körper auch noch unechte Schwellkörper.
Dazu gehört zum Beispiel ein dichtes Netz von Blutkapillaren unter der Nasenschleimhaut. Diese Blutkapillaren münden in einen Venenplexus. Durch die Änderungen des ein- und ausströmenden Blutes ändert sich das Volumen in den nasalen Binnenräumen. Dadurch wird der Atemluftstrom beeinflusst.
Anatomie & Aufbau
Von dieser Bindegewebskapsel reichen Septen in das Innere des Schwellkörpers. Das Corpus cavernosum penis gehört zu den arteriellen Schwellkörpern. Das Corpus spongiosum Penis ist hingegen ein venöser Schwellkörper. Dieser Harnröhrenschwellkörper befindet sich im Bereich der Peniswurzel. Er liegt an der Unterseite des Glieds und umschließt die Harnröhre. Die Bindegewebskapsel, die das Corpus spongiosum Penis umgibt, ist deutlich geringer ausgeprägt als die Tunica albuginea des Corpus cavernosum penis. Sie ist zudem reich an elastischen Fasern.
Das Corpus spongiosum glandis wird auch Eichelschwellkörper genannt. Es handelt sich dabei um das Schwellgewebe der Peniseichel. Der Eichelschwellkörper ist die Fortsetzung des Corpus spongiosum penis. Er sitzt am vorderen Penisende. Das Corpus cavernosum clitoridis ist anfangs paarig ausgedehnt. Es vereinigt sich dann im Bereich der Klitoriseichel zum Corpus clitoridis. Auch der After verfügt über einen Schwellkörper. Das Corpus cavernosum recti, auch als Plexus haemorrhoidalis bekannt, wird aus einem Geflecht von Sinusoiden gebildet. Sinusoide sind Blutgefäße, die über keine muskulären Wandanteile verfügen. Die Sinusoide des Afterschließmuskels werden von der Arteria rectalis superior mit Blut versorgt.
Funktion & Aufgaben
Die Schwellkörper im menschlichen Körper erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Das Corpus cavernosum penis ist im erschlafften Zustand des Glieds blutleer. Bei einer Erektion öffnen sich die sogenannten Sperrarterien (Arteriae helicinae). Dadurch kann sich der Schwellkörper mit Blut füllen. Gleichzeitig wird der venöse Abfluss versperrt, sodass sich das Blut im Schwellkörper sammelt. Die Bindegewebskapsel, die den Schwellkörper umgibt, sorgt dafür, dass der Penis sich versteift und verlängert. Ohne die Bindegewebskapsel würde sich der Penis bei einer Erektion ballonförmig aufblähen.
Das Corpus spongiosum penis ist auch durchblutet, wenn der Penis schlaff ist. Bei einer Erektion wird der venöse Blutabfluss gedrosselt, sodass der Schwellkörper leicht anschwillt. Die Bindgewebshülle des Harnröhrenschwellkörpers verhindert, dass die Harnröhre komprimiert wird. Der Eichelschwellkörper sorgt für die charakteristische Verdickung der Eichel bei der männlichen Erektion.
Der Schwellkörper des Kitzlers hat ähnliche Aufgaben wie der Penisschwellkörper. Wenn das Corpus cavernosum clitoridis anschwillt, wird die Klitoriseichel freigelegt. Das Corpus cavernosum recti dient dem Feinverschluss des Afterschließmuskels. Der Afterschwellkörper hat somit eine abdichtende Funktion.
Krankheiten
Etwa die Hälfte aller Männer zwischen 40 und 70 Jahren leiden an Erektionsstörungen. Diese können mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Die Ursachen für erektile Dysfunktionen sind sehr unterschiedlich. So können Störungen im Nervensystem, in den Blutgefäßen des Schwellkörpers und im Schwellkörper selber die Erektion verhindern. Die Gründe für diese Störungen können sehr unterschiedlich sein. Verletzungen oder Operationen im Bereich des Beckens und im Genitalbereich können den Bluteinstrom in die Schwellkörper verhindern und so eine Erektion behindern.
Wenn nicht ausreichend Blut in die Schwellkörper einströmt, können sich die Gefäßgeflechte nicht ausreichend mit Blut füllen. Die gewünschte Aufrichtung des Penis bleibt aus. Ebenso hinderlich für eine Erektion ist eine Störung des venösen Abflusses. Wenn das venöse Blut aus dem Penisschwellkörper direkt wieder ausströmt, kann die Erektion nicht lange gehalten werden.
Auch die Arteriosklerose kann zu einer erektilen Dysfunktion führen. Bei der Arteriosklerose sind die arteriellen Blutgefäße im Körper verkalkt. Dadurch kann das Blut nicht mehr ungehindert fließen. Der gestörte Blutfluss macht sich auch am Penis bemerkbar. Wenn der Blutfluss zu gering ist, kann sich der Schwellkörper nicht mit Blut füllen. Eine Erektion des Penis ist somit nicht möglich. Zu den Risikofaktoren einer Erektionsstörung gehören Übergewicht, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Bewegungsmangel, Diabetes mellitus, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum.
Der Schwellkörper am Anus kann in Form von Hämorrhoiden Beschwerden verursachen. Bei einer Erweiterung der Blutgefäße sinkt das Gefäßgeflecht nach unten. Häufigste Ursache ist starkes Pressen beim Stuhlgang. Auch Schwangere haben häufig Probleme mit Hämorrhoiden.
Quellen
- Hautmann, R., Huland, H.: Urologie. Springer, Heidelberg 2010
- Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004
- Sökeland, J., Rübben, H.: Taschenlehrbuch Urologie. Thieme, Stuttgart 2008