Sehtest

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Sehtest bezeichnet eine ganze Reihe verschiedener Untersuchungen des Auges und der Sehfähigkeit bzw. der visuellen Wahrnehmung. Mit ihrer Hilfe wird ermittelt, ob die jeweilige Person etwa ein optisches Hilfsmittel wie eine Brille oder Kontaktlinsen benötigt. In manchen Berufen oder etwa vor dem Erwerb eines Führerscheins ist das Durchführen eines Sehtests vorgeschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Sehtest?

Der Begriff Sehtest bezeichnet eine ganze Reihe verschiedener Untersuchungen des Auges und der Sehfähigkeit bzw. der visuellen Wahrnehmung.

Unter einem Sehtest verstehen Experten verschiedene Tests und Untersuchungen, die in Bezug auf die Seh- und Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen durchgeführt werden können.

In den meisten Fällen wird vornehmlich die Sehschärfe der jeweiligen Person ermittelt. Grundsätzlich fallen aber auch Untersuchungen des Farbsehens, des Stereosehens oder des Simultansehens unter den Allgemeinbegriff "Sehtest".

Welche Werte dabei der Norm entsprechend und ab wann etwa der Einsatz eines optischen Hilfsmittels oder eine medizinische Behandlung notwendig wird, ist genau festgelegt. Sehtests werden vom Augenarzt oder auch vom Optiker durchgeführt und sind beispielsweise dann notwendig, wenn der Erwerb eines Führerscheins bevorsteht oder in einem Beruf gearbeitet werden soll, in dem eine perfekte Sehfähigkeit Voraussetzung ist.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte des Sehtests begann im 19. Jahrhundert, als das Verständnis der Augenheilkunde und Optik große Fortschritte machte. Vor der Entwicklung standardisierter Sehtests wurden Sehprobleme meist subjektiv beurteilt, oft durch einfache Fragen zur Sehfähigkeit.

Ein bedeutender Schritt in Richtung eines systematischen Sehtests erfolgte 1862 durch den niederländischen Augenarzt Hermann Snellen. Snellen entwickelte die Snellen-Tafel, eine der ersten standardisierten Methoden zur Messung der Sehschärfe. Diese Tafel, auf der Buchstaben in verschiedenen Größen dargestellt sind, wird noch heute weltweit verwendet, um die Sehkraft zu beurteilen.

Die Snellen-Tafel setzte den Grundstein für die Entwicklung weiterer Sehtests. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden Tests zur Messung anderer Sehfunktionen, wie zum Beispiel Farbsehen und Gesichtsfeld, entwickelt. Die Ishihara-Tafeln, die 1917 vom japanischen Augenarzt Shinobu Ishihara eingeführt wurden, ermöglichten eine zuverlässige Diagnose von Farbfehlsichtigkeiten.

Parallel zur technischen Entwicklung von Sehtests gab es auch Fortschritte in der Optik, die zur Verbesserung von Korrekturlinsen führten. Mit der Weiterentwicklung von Computern und digitalen Geräten wurden in den letzten Jahrzehnten digitale Sehtests eingeführt, die noch präzisere und individuellere Messungen ermöglichen. Diese Tests sind heute ein integraler Bestandteil der modernen Augenheilkunde und Optometrie.

Einsatz & Indikation

Ein Sehtest wird in verschiedenen Situationen durchgeführt, um die Sehfähigkeit einer Person zu beurteilen und potenzielle Sehprobleme zu diagnostizieren. Regelmäßige Sehtests sind wichtig, um sicherzustellen, dass die Augen gesund sind und optimal funktionieren.

Ein Sehtest wird häufig im Rahmen routinemäßiger Gesundheitsuntersuchungen durchgeführt, insbesondere bei Kindern und älteren Menschen. Bei Kindern hilft der Sehtest, frühzeitig Sehfehler wie Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit zu erkennen, die das Lernen und die Entwicklung beeinträchtigen könnten. Im Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit von Augenerkrankungen wie Katarakt, Glaukom oder altersbedingter Makuladegeneration zu, weshalb regelmäßige Sehtests zur Früherkennung wichtig sind.

Ein Sehtest wird auch dann notwendig, wenn eine Person Veränderungen in ihrem Sehvermögen bemerkt, wie verschwommenes Sehen, Schwierigkeiten beim Lesen, Kopfschmerzen oder Doppelbilder. Solche Symptome können auf eine Fehlsichtigkeit oder andere Augenerkrankungen hinweisen, die einer Korrektur oder Behandlung bedürfen.

Darüber hinaus sind Sehtests notwendig, wenn eine neue Brille oder Kontaktlinsen verschrieben werden sollen, um die genaue Sehstärke zu bestimmen. Auch in bestimmten Berufen oder bei Aktivitäten, die eine gute Sehkraft erfordern, wie das Führen von Fahrzeugen, sind regelmäßige Sehtests vorgeschrieben, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Vorteile & Nutzen

Ein Sehtest bietet zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, insbesondere wenn es um die Beurteilung der Sehfähigkeit und die Früherkennung von Augenproblemen geht. Einer der größten Vorteile ist die Nicht-Invasivität. Ein Sehtest erfordert keine Eingriffe oder direkte Manipulationen am Auge, wodurch er für den Patienten schmerzfrei und unkompliziert ist.

Ein weiterer Vorteil ist die Schnelligkeit und Zugänglichkeit. Sehtests können schnell durchgeführt werden und erfordern keine aufwendige Vorbereitung. Sie sind in vielen Fällen die erste Anlaufstelle, um Sehprobleme zu diagnostizieren, und können in verschiedenen Umgebungen wie Schulen, Arztpraxen, Optikerläden oder sogar online durchgeführt werden.

Sehtests sind auch kostengünstig und effizient. Im Vergleich zu anderen diagnostischen Verfahren wie bildgebenden Untersuchungen oder speziellen Augen-Scans, sind Sehtests in der Regel weniger teuer und bieten dennoch wertvolle Informationen zur Sehkraft.

Ein Sehtest kann zudem spezifische Sehprobleme wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Astigmatismus und Farbfehlsichtigkeit präzise identifizieren, was eine gezielte und effektive Behandlung ermöglicht. Durch regelmäßige Sehtests können Veränderungen im Sehvermögen frühzeitig erkannt und rechtzeitig korrigiert werden, was die allgemeine Lebensqualität verbessert und schwerwiegendere Augenerkrankungen verhindert.

Funktion, Wirkung & Ziele

Ein Sehtest wird in den meisten Fällen im Rahmen einer allgemeinen Augenuntersuchung beim Augenarzt durchgeführt. Dabei wird unter anderem die Sehschärfe des Patienten ermittelt. Dies geschieht mithilfe der sogenannten Sehprobentafel, auf der sich Buchstaben in verschiedenen Größen befinden.

Nacheinander wird jedes Auge untersucht. Fällt es dem Patienten schwer, Buchstaben mit einem oder beiden Augen zu erkennen, liegt eine Sehschwäche vor. Der Augenarzt wird daraufhin eine entsprechende Brille oder Kontaktlinsen verordnen. Ist der Patient bereits im Besitz eines derartigen optischen Hilfsmittels, kann mithilfe des Sehtests festgestellt werden, ob die jeweilige Sehstärke der Brille/der Kontaktlinsen noch ausreicht oder ob diese angepasst werden muss.

In diesem Fall kann auch ein Optiker den Sehtest durchführen und anschließend eine neue Sehhilfe ausgeben. Mittels des Sehtests soll erreicht werden, dass mögliche Fehlsichtigkeiten erkannt und ausgeglichen werden. Eine regelmäßige Augenuntersuchung ist daher anzuraten, spätestens dann, wenn der Betroffene Veränderungen seiner Sehschärfe oder seiner Wahrnehmung allgemein bemerkt.

Fortschreitende und nicht behandelte Sehfehler können sich unter Umständen im Laufe der Zeit verschlimmern. Wird frühzeitig eine Sehhilfe verordnet, kann dieser Prozess verlangsamt werden. Nicht zuletzt bedeutet eine mangelnde Sehfähigkeit oftmals auch eine Gefahr, beispielsweise beim Führen eines Fahrzeugs. Aus diesem Grund muss vor dem Erwerb eines Führerscheins ein Sehtest absolviert werden.

Unter Umständen kann der Führerschein dann unter der Bedingung erteilt werden, dass eine entsprechende Sehhilfe beim Fahren zu tragen ist. Auf diese Weise soll das Risiko von Verkehrsunfällen mit Sach- und Personenschäden minimiert werden.

Durchführung & Ablauf

Ein Sehtest läuft in mehreren Schritten ab, die darauf abzielen, verschiedene Aspekte des Sehvermögens zu überprüfen. Der Test beginnt in der Regel mit einer Anamnese, bei der der Optiker oder Augenarzt Fragen zum Sehvermögen, möglichen Beschwerden und der Sehhistorie stellt. Dies hilft, den Test individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abzustimmen.

Der eigentliche Sehtest beginnt oft mit der Messung der Sehschärfe. Dabei wird eine sogenannte Snellen-Tafel oder eine ähnliche Tafel verwendet, auf der Buchstaben oder Symbole in verschiedenen Größen abgebildet sind. Der Patient liest die Zeichen von einer bestimmten Entfernung aus vor, um festzustellen, wie gut er in der Ferne sehen kann. Dies wird für jedes Auge separat durchgeführt.

Als nächstes erfolgt die Refraktionsmessung, bei der ermittelt wird, ob eine Fehlsichtigkeit wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Astigmatismus vorliegt. Dies geschieht entweder manuell mit einem Phoropter, bei dem verschiedene Linsen vor das Auge gehalten werden, oder automatisiert mit einem Refraktometer, das den Brechungsfehler des Auges misst.

Zusätzlich kann eine Überprüfung des Nahsehens durchgeführt werden, insbesondere bei älteren Patienten oder bei Verdacht auf Altersweitsichtigkeit. Hierbei liest der Patient Text in verschiedenen Größen aus einer nahen Entfernung.

Je nach Bedarf können weitere Tests folgen, wie die Prüfung des Farbsehens oder des Gesichtsfeldes. Am Ende des Sehtests erhält der Patient eine genaue Analyse seines Sehvermögens und gegebenenfalls eine Empfehlung für eine Sehhilfe wie Brillen oder Kontaktlinsen.

Risiken, Gefahren & Hinweise

Bei einem regulären Sehtest, in dessen Verlauf die Sehschärfe der jeweiligen Person getestet wird, handelt es sich um einen rein visuellen Test. Der Patient muss lediglich Buchstaben und/oder Zahlen von einer Sehprobentafel ablesen und so darüber Auskunft geben, wie ausgeprägt die Sehschärfe beider Augen ausfällt.

Aus diesem Grund bestehen bei dieser Untersuchung keinerlei Risiken oder Gefahren. Dies gilt auch dann, wenn neben der Sehschärfe visuelle Tests etwa zur Prüfung des räumlichen Sehens oder des Gesichtsfelds stattfinden. Werden weiterführende Untersuchungen bezüglich des Sehens und der Wahrnehmung durchgeführt und besteht unter Umständen der Verdacht auf eine Erkrankung des Auges, kann der behandelnde Arzt beispielsweise Augentropfen zur Erweiterung der Pupillen verabreichen.

Dies geschieht, damit er den Augenhintergrund genauer untersuchen kann. In diesem Fall kann es in seltenen Fällen zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen. Bei Patienten mit grauem Star darf diese Untersuchung nicht stattfinden. Nach einer Pupillenerweiterung müssen Patienten weiterhin beachten, dass ihre Sehfähigkeit vorübergehend eingeschränkt ist und sie daher einige Stunden nicht Auto, Motorrad oder Fahrrad fahren dürfen.

Bei einem reinen Sehtest mit unauffälligem Befund werden derartige Untersuchungen allerdings nicht notwendig. Der Sehtest selbst birgt somit keine Risiken, sondern trägt dazu bei, mögliche Gefahren durch das Beheben einer Sehschwäche für den Betroffenen selbst und andere Verkehrsteilnehmer deutlich zu minimieren.

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Typische & häufige Augenerkrankungen

Alternativen

Wenn ein herkömmlicher Sehtest nicht möglich ist, beispielsweise aufgrund körperlicher Einschränkungen oder bei sehr jungen Kindern, stehen alternative Verfahren zur Verfügung, um das Sehvermögen zu überprüfen.

Eine wichtige Alternative ist die Retinoskopie, die vor allem bei Patienten angewendet wird, die nicht aktiv an einem Sehtest teilnehmen können. Dabei wird ein Lichtstrahl in das Auge geleuchtet und die Reflexionen der Netzhaut werden beobachtet. Dies ermöglicht dem Augenarzt, den Brechungsfehler des Auges ohne Mitwirkung des Patienten zu bestimmen und Fehlsichtigkeiten zu diagnostizieren.

Für sehr kleine Kinder oder nicht-kooperative Patienten kann ein Fixations- oder Objekttracking-Test durchgeführt werden. Hierbei wird die Fähigkeit des Patienten beobachtet, einem beweglichen Objekt mit den Augen zu folgen. Dies gibt Aufschluss darüber, ob das Sehen in beiden Augen gleichmäßig entwickelt ist.

Photorefraktometer sind spezielle Geräte, die ebenfalls ohne aktive Mitarbeit des Patienten die Refraktion des Auges messen. Sie projizieren ein Infrarotlichtmuster auf die Netzhaut und analysieren die Reflexionen, um Sehfehler zu ermitteln. Diese Methode ist besonders bei Kindern und Menschen mit Behinderungen nützlich.

Eine weitere Alternative ist die Visusprüfung mittels Symbolen statt Buchstaben, wie beispielsweise die Lea-Symbole, die bei Kindern oder Analphabeten verwendet werden. Diese Symbole sind einfach zu erkennen und können durch Zeigen oder verbale Antworten identifiziert werden, um das Sehvermögen zu bewerten.

Diese alternativen Verfahren bieten flexible Möglichkeiten, das Sehvermögen auch unter besonderen Umständen zuverlässig zu prüfen.

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Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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