Selbstinstruktionstraining
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Selbstinstruktionstraining trägt der Tatsache Rechnung, dass Menschen bewusst oder unbewusst immerfort innere Dialoge führen.
Selbstgespräche demotivierender, ängstlicher und negativer Art führen zu entsprechenden Emotionen und Verhaltensweisen. Wem es hingegen durch gezieltes Selbstinstruktionstraining gelingt, innerlich anders, aufmunternder, motivierender mit sich reden zu können, der bereitet die Voraussetzungen, um äußerlich anders handeln zu können.
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Was ist das Selbstinstruktionstraining?
Selbstinstruktionstraining hat zum Ziel, anhand eingeübter Selbstanweisungen das Verhalten einer Person so zu steuern, dass sie ihre alltäglichen Anforderungen besser bewältigen kann. Donald W. Meichenbaum hat diese Bewältigungstechnik in den 1970er-Jahren entwickelt.
Auslöser war die Beobachtung schizophrener Patienten, die ihnen gestellte Aufgaben besser meistern konnten, wenn sie die diesbezüglichen Anweisungen nachsprachen. Im Zuge solcher "Selbstgespräche" oder Monologe ist ein und dieselbe Person zugleich der Sender und auch der Empfänger ihrer eigenen Mitteilungen. Psychische Störungen werden nach Ansicht Meichenbaums auch durch die Art, wie diese inneren Monologe ablaufen, aufrechterhalten. Problematisches, verunsicherndes und realitätsfremdes Sprechen zu sich selbst ruft entsprechend negative Emotionen und Verhaltensweisen hervor.
Diese können psychische Störungen nicht nur aufrechterhalten, sondern nach Meichenbaums Ansicht auch erst entstehen lassen. Umgekehrt unterstützen die steuernden Inhalte positiv anleitender Selbstinstruktionen den Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins. Patienten verhelfen sich mit aufmunternden, bestätigenden Anweisungen eher zu einer angemessenen Wahrnehmung der Wirklichkeit und zu einer entsprechend angepassten Emotionslage.
Funktion, Wirkung & Ziele
Impulsiv handelnde Kinder erlernen im Selbstinstruktionstraining die Wahrnehmung alternativer Verhaltensweisen unter Zuhilfenahme von Sprache in Form von Selbstanweisungen. Meichenbaum hat in den 1970er-Jahren für die praktische Anwendung dieses Trainings ein Fünf-Schritte-Modell entworfen. Zuerst macht ein Modell das erwünschte Zielverhalten unter laut ausgesprochenen Kommentaren deutlich. Danach werden die Kinder bei der Ausführung der gestellten Aufgaben durch den Trainer mittels laut ausgesprochener Anleitungen begleitet. Auf der dritten Stufe wiederholt das Kind die Aufgabe indem es sich bereits selbst dabei Schritt-für-Schritt laut anleitend instruiert. Darauf aufbauend wird die Übung unter nur noch flüsternder Selbstanleitung wiederholt. Auf der fünften und letzten Stufe des Modells lenkt das Kind sein Verhalten zur Umsetzung der Aufgabe lautlos.
Selbstinstruktion funktioniert, weil das innere Selbstgespräch ganz gezielt beeinflusst werden kann. Durch konkrete Anweisungen kann sich ein Mensch darauf konzentrieren, wie er eine bestimmte Situation wahrnehmen und meistern möchte. Der innere Dialog richtet sich demnach zu allererst auf die Bestimmung des Problems. Die Person analysiert die ihr gestellte Anforderung und fragt sich „Was soll ich tun?“ Im zweiten Schritt erfolgt die Wiederholung des Auftrages in eigenen Worten um die exakten Anforderungen, die Planung des Vorhabens festzulegen.
Der dritte Schritt betrifft die Schritt-für-Schritt-Umsetzung, die von lautem, motivierenden Denken begleitet wird. Die vierte Etappe ist ein selbstkontrollierendes, fokussierendes Überprüfen des Ergebnisses. Korrekturen sind, falls erforderlich, durch einen Rückschritt auf die jeweils davorliegende Stufe des Modells jederzeit möglich.
Der fünfte Schritt schließt das Modell mit selbstverstärkendem Eigenlob ab und ermöglicht somit die Verstärkung der positiven Erfahrung eine Aufgabe selbstständig bearbeitet und erfolgreich abgeschlossen zu haben. Am Ende steht das Ziel, dass der Mensch sein eigener Therapeut ist, der unabhängig von äußeren Anleitungen seine Emotionen und vor allem sein Verhalten bestimmt.
Bei Kindern ist hingegen der Einsatz eines offensichtlichen Belohnungssystems wichtig. Bedachtes, konzentriertes, sorgfältiges Vorgehen ist als erwünschtes Verhalten bei ADHS-Kindern durch den Trainer gezielt zu belohnen. Das Selbstinstruktionstraining wird heutzutage mit dem Einsatz von Signalkarten ergänzt, die die Kinder dazu anleiten sollen, sich selbst die auf den Karten symbolisch dargestellten Anweisungen vorzusprechen: innehalten, überlegen, sich konzentrieren, nachdenken.
Selbstinstruktionstraining findet heute neben der ADHS-Therapie vor allem bei Angststörungen Anwendung. Sie erzielt außerdem Erfolge in der therapeutischen Behandlung von Depressionen, dem Abbau von Wut, dem Aufbau von Frustrationstoleranz, aber auch bei Schmerzzuständen und in der Vorbereitung auf Stresssituationen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Hier muss es zu ergänzenden Interventionen kommen, da bei derartig komplexen Störungen das Selbstinstruktionstraining kaum Aussichten auf Erfolg bietet. Gemessen an dem Umstand, dass Selbstinstruktionen immer nur Vermittler zwischen Reiz und Reaktion sein können, können sie Emotionen und Verhalten auch nur bedingt steuern. Die Veränderung problematischer „innerer Dialoge“ durch Training zugunsten einer Einstellungsänderung kann daher in den meisten Fällen psychischer Störungen nur eine begleitende Therapie, eine Hilfestellung, nicht jedoch ausschließliche Behandlungsmethode sein.
Die therapeutische Behandlung von Menschen mit Schizophrenie, mit Aggressionsstörungen und Panikattacken wird ohne wenigstens vorübergehender pharmakologischer Intervention nicht von nachhaltigem Erfolg gekrönt sein. Meichenbaum hat selbst früh verstanden, dass Selbstinstruktionstraining sehr gut mit anderen Therapieansätzen zur Angstbewältigung kombiniert werden kann. Das von ihm ebenfalls noch in den 1970er-Jahren entwickelte Stressimpfungstraining baut auf Selbstinstruktionen auf.
Es ermöglicht Patienten mit Angstsituationserwartungen entsprechende Kompetenzen im Angstmanagement zu entwickeln und anzuwenden. Nicht zuletzt ist Donald Meichenbaum heute in erster Linie als Mitbegründer der kognitiven Verhaltenstherapie geläufig, bei der die Kontrolle der inneren Dialoge lediglich einen Teil des therapeutischen Repertoires ausmachen.
Quellen
- Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
- Möller, H.-J.: Therapie psychischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart 2006
- Möller. H.-J., Laux, G., Deister, A., Braun-Scharm, H., Schulte-Körne, G.: Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013