Drogen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Drogen verstehen die meisten Menschen Rauschmittel wie Haschisch, Opium oder Heroin. Doch auch tägliche Genussmittel wie Kaffee und Tee, Alkohol und Nikotin fallen unter die Kategorie Drogen. Tatsächlich handelt es sich bei den Folgen des Drogengebrauchs um ein weites Feld, das von einer leichten Stimulierung des Geistes bis hin zur völligen Zerstörung von Geist und Körper reicht.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Drogen?

Unter Drogen verstehen die meisten Menschen Rauschmittel wie Haschisch, Opium oder Heroin. Doch auch tägliche Genussmittel wie Kaffee und Tee, Alkohol und Nikotin fallen unter die Kategorie Drogen.

Im Gegensatz zu den meisten medizinischen Fachbegriffen, die sich aus dem Griechischen und Lateinischen ableiten, stammt das Wort Droge aus dem Niederländischen. Als Kolonialmacht im südostasiatischen Raum beherrschten die Niederlande Jahrhunderte lang den Gewürzhandel. Gewürze und Tee wurden getrocknet nach Europa gebracht. Manche dieser Gewürze, wie etwa Muskatnuss, verfügen über bewusstseinsverändernde, sogenannte psychotrope Fähigkeiten.

Die Geschichte des Drogenkonsums ist in etwa so alt, wie die Zivilisationsgeschichte. Dass vergorener Traubensaft lustig macht, lernte die Menschen etwa 6.000 vor Christus. Somit ist Wein älter als Bier, denn das Brauen wurde in Ägypten erst vor rund 5.000 Jahren, also 3.000 v. Ch. entdeckt.

Pilze zu Erzeugung eines Rausches wurden damals bereits in Nordafrika und in den weiten Sibiriens genutzt. Auch auf dem amerikanischen Kontinent hatte man die bewusstseinsverändernde Macht verschiedener Pilze erkannt. Zum dem begannen Indianer etwa zur Zeitenwende mit dem Genuss von Tabak.

Akzeptiert sind in der heutigen Gesellschaft weithin Nikotin, Alkohol und Koffein. Zu den Klassikern wie Tee und Kaffee haben sich inzwischen auch eine unübersehbare Anzahl von sogenannten Energydrinks gesellt. Sie enthalten neben Koffein auch noch die Muntermacher Taurin und Guanin. Bisweilen werden, vor allem in Bars und Diskotheken, Energy-Drinks mit Alkohol gemischt, was die Wirkung verstärkt.

Klassifizierung von Drogen

Die Klassifizierung von Drogen ist entscheidend, um ihren medizinischen und gesundheitlichen Einfluss zu verstehen. Sie können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, basierend auf ihrer rechtlichen Stellung, ihrem medizinischen Nutzen und ihrem Missbrauchspotenzial.

Legale und illegale Drogen

1. Beispiele und Unterschiede: Legale Drogen umfassen Substanzen wie Alkohol, Nikotin und verschreibungspflichtige Medikamente. Diese Substanzen sind reguliert und können, abhängig von ihrem Missbrauchspotenzial, unter bestimmten Bedingungen verkauft und konsumiert werden. Illegale Drogen, wie Kokain, Heroin und Methamphetamin, sind weltweit reguliert und der Verkauf oder Besitz ist in den meisten Ländern verboten.

2. Gesellschaftliche Akzeptanz und gesetzliche Rahmenbedingungen: Legale Drogen genießen oft eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz, da sie historisch oder kulturell in den Alltag integriert sind. Illegale Drogen sind hingegen in der Regel mit negativen Konnotationen verbunden und mit rechtlichen Konsequenzen behaftet.

Arzneimittel und Freizeitdrogen

Definitionen und Beispiele: Arzneimittel sind Substanzen, die zur Prävention, Diagnose oder Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Beispiele sind Opioide zur Schmerzbehandlung oder Stimulanzien bei ADHS. Freizeitdrogen hingegen werden oft wegen ihrer psychoaktiven Wirkungen konsumiert, wie z.B. Alkohol und Cannabis.

Unterschiede in Anwendung und Wirkung: Arzneimittel werden unter medizinischer Aufsicht und in therapeutischen Dosen angewendet. Freizeitdrogen werden oft ohne ärztliche Überwachung und in variierenden Dosen konsumiert, was zu unvorhersehbaren Effekten und Gesundheitsrisiken führen kann.

Medizinische Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Häufig werden Medikamente wie Psychopharmaka, Aufputsch-, Schmerz- oder Schlafmittel als Drogen missbraucht. Umgekehrt nutzen manche HIV- oder Krebspatienten eigentlich verbotene Mittel wie Cannabisprodukte, etwa Haschisch, zu therapeutischen Zwecken.

In der medizinischen Anwendung werden zudem Opioide (z.B. Morphium), als Schmerzmittel legal eingesetzt. Bei psychischen Erkrankungen kommen häufig verschiedene Drogen als Antidepressiva zum Einsatz. Sogar LSD und MDMA werden zurzeit in der Psychotherapie erforscht.

Verschiedene Ureinwohner Südamerikas, Afrikas und Asiens nutzen bis heute verschiedene Drogen aus Pflanzen im Schamanismus zur Krankheitsbekämpfung und zur spirituellen Reinigung des Körpers.

Drogen haben in der Medizin eine lange Geschichte, die von traditionellen Anwendungen bis hin zu modernen therapeutischen Ansätzen reicht. Die Verwendung dieser Substanzen in der Medizin basiert auf ihrer Fähigkeit, bestimmte physiologische oder psychologische Zustände zu beeinflussen.

Historische Verwendung von Drogen in der Medizin

Traditionelle Heilpflanzen: Seit Jahrtausenden wurden Pflanzen wie Opium, Hanf und Coca wegen ihrer medizinischen Eigenschaften verwendet. Opium, aus dem Mohn gewonnen, wurde beispielsweise zur Schmerzlinderung eingesetzt, während Hanf in verschiedenen Kulturen zur Linderung von Beschwerden diente.

Opioide und andere Substanzen in der Geschichte: Opioide wurden im 19. Jahrhundert zunehmend zur Schmerzkontrolle verwendet. Kokain, das aus den Blättern des Cocastrauchs gewonnen wird, war ein beliebtes Betäubungsmittel, bevor seine suchtfördernden Eigenschaften bekannt wurden.

Moderne Anwendungen von Drogen in der Medizin

Opioide zur Schmerzbehandlung: Opioide wie Morphin und Oxycodon sind nach wie vor wichtige Mittel zur Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen, insbesondere bei Krebspatienten und nach Operationen.

Cannabinoide zur Behandlung chronischer Erkrankungen: In vielen Ländern wird medizinisches Cannabis zunehmend zur Behandlung chronischer Schmerzen, Multipler Sklerose und anderer Beschwerden eingesetzt.

Psychedelika in der Psychotherapie: Substanzen wie Psilocybin und LSD erleben eine Wiedergeburt in der Forschung zur Behandlung von Depressionen, posttraumatischer Belastungsstörung und Angststörungen.

Stimulanzien bei ADHS und Narkolepsie: Medikamente wie Methylphenidat und Amphetamine werden bei Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Narkolepsie eingesetzt, um die Aufmerksamkeit und Wachsamkeit zu steigern.

Sedativa und Hypnotika bei Schlafstörungen und Angststörungen: Substanzen wie Benzodiazepine und Z-Drugs werden zur Behandlung von Schlaflosigkeit und Angststörungen verwendet. Sie wirken beruhigend und fördern den Schlaf.

Die Verwendung von Drogen in der Medizin wird durch Forschung und klinische Studien ständig weiterentwickelt, um sicherzustellen, dass sie sicher und wirksam sind.

Pflanzliche, natürliche & chemisch-pharmazeutische Drogen

Populär war bis vor wenigen Jahren die Unterscheidung in weiche und harte Drogen. So fielen unter „weich“ etwa Haschisch und Marihuana, während Heroin, LSD oder Crack zu den harten Drogen gezählt wurden.

Doch diese Einteilung gilt heute als überholt. Vielmehr spielen inzwischen Art und Herkunft der Drogen eine Rolle. Einerseits gibt es die Drogen, die auf natürlichem Wege aus Pflanzen hergestellt werden, wie etwa Cannabisprodukte, die aus Hanf, oder Opiate, die aus Schlafmohn gewonnen werden. Andererseits sind heute zahlreiche Drogen erhältlich, die in Labors zusammengestellt werden, die sogenannten Designerdrogen.

Seit einer Studie von David Nutt im Jahr 2007 werden Drogen nach ihrem Schaden für den Konsumenten selbst, seinem Anhängigkeitsgrad und dem sozialen Schaden eingestuft. Danach gilt Heroin als die gefährlichste Droge mit einem Schadenspotential von 8,32 auf einer neunteiligen Skala. In einer Folgestudie, in der dem sozialen Schaden mehr Platz eingeräumt wurde, fand sich Alkohol ganz vorne, gefolgt von Heroin.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Ein grundsätzliches Problem bei Drogen ist das Suchtpotential. So kann schon die einmalige Einnahme von Heroin zu einer Abhängigkeit führen. Doch gerade der regelmäßige Gebrauch von Drogen kann sich auf Geist oder Körper langfristig verheerend auswirken.

So hat zum Beispiel Haschisch ein geringeres Suchtpotential als Alkohol oder Nikotin. Längere regelmäßiger Genuss des Cannabisproduktes kann allerdings zu einer dramatischen Persönlichkeitsveränderung oder gar zu Psychosen führen. Das können auch die schlimmste Auswirkungen bei hochgradiger Alkoholsucht sein. Zudem führt eine schwere Alkoholkrankheit auch zum körperlichen Verfall.

Das sind auch die Folgen einer Heroinsucht, mit dem Unterschied, dass der Verfall viel rasanter voranschreitet. Eine andere Gefahr beim Heroinmissbrauch ist hingegen viel bedrohlicher: Da das Suchtpotential so groß ist und der Körper von Trip zu Trip höhere Dosen benötigt, um das erwünschte Rausch-Niveau zu erreichten, kann es leicht zur Überdosis, zum „Goldenen Schuss“ kommen.

Eine ganz spezielle Gefahr geht von dem wachsenden Markt der Designerdrogen (z.B. Crystal Meth) aus. Da es sich hier um völlig neue Verbindungen handelt, sind ihre langfristigen Auswirkungen oft völlig unklar.

Gesundheitsrisiken und -auswirkungen von Drogen

Der Gebrauch von Drogen kann erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben, die sowohl kurzfristig als auch langfristig auftreten. Diese Auswirkungen variieren je nach Art der Droge, der Dosierung und der Dauer des Konsums.

Kurzfristige und langfristige Wirkungen auf den Körper

1. Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System: Einige Drogen, insbesondere Stimulanzien wie Kokain und Amphetamine, können das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Bluthochdruck erhöhen. Auch der Gebrauch von Opioiden kann zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz führen.

2. Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem: Viele Drogen beeinflussen das zentrale Nervensystem, was zu psychischen Störungen, Krampfanfällen und Bewusstseinsveränderungen führen kann. Langfristiger Gebrauch kann zu Gedächtnisstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen führen.

3. Auswirkungen auf Leber und Nieren: Der übermäßige Gebrauch von Alkohol und bestimmten Medikamenten kann die Leber schädigen und zu Leberzirrhose führen. Einige Substanzen, wie synthetische Drogen und bestimmte Schmerzmittel, können die Nierenfunktion beeinträchtigen und zu Nierenschäden führen.

Abhängigkeitspotenzial und Missbrauch

1. Psychologische und physische Abhängigkeit: Drogen wie Opioide, Kokain und Nikotin können starke Abhängigkeiten verursachen. Psychische Abhängigkeit äußert sich durch ein starkes Verlangen nach der Droge, während physische Abhängigkeit mit Entzugserscheinungen einhergeht.

2. Soziale und wirtschaftliche Auswirkungen: Drogenmissbrauch kann zu Arbeitslosigkeit, finanziellen Problemen und sozialer Isolation führen. Die sozialen Kosten des Drogenkonsums sind erheblich und umfassen auch Gesundheitskosten und rechtliche Konsequenzen.

3. Suchtprävention und Behandlungsmöglichkeiten: Die Prävention von Drogenmissbrauch erfordert Aufklärung, Zugang zu Behandlungsprogrammen und soziale Unterstützung. Behandlungsmöglichkeiten umfassen Entgiftung, medikamentöse Therapien und psychologische Beratung.

Insgesamt sind die Gesundheitsrisiken von Drogen erheblich und können das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinflussen.

Zukunftsaussichten und Entwicklungen

Die Zukunft der Drogenforschung und -politik wird durch eine zunehmende wissenschaftliche Erkenntnis und eine sich verändernde gesellschaftliche Haltung beeinflusst. Dies betrifft sowohl die medizinische Nutzung von Drogen als auch die öffentliche Wahrnehmung und Gesetzgebung.

Fortschritte in der medizinischen Forschung

1. Potenzial neuer Substanzen: Die medizinische Wissenschaft erforscht ständig neue Substanzen, die therapeutisches Potenzial haben könnten. Hierzu gehören unter anderem synthetische Cannabinoide, Psychedelika und andere Verbindungen, die neue Möglichkeiten zur Behandlung verschiedener Krankheiten bieten.

2. Klinische Studien und therapeutische Innovationen: Klinische Studien mit Substanzen wie Psilocybin, MDMA und Ketamin zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Depressionen, posttraumatischer Belastungsstörung und anderen psychischen Störungen. Diese Entwicklungen könnten zu neuen, innovativen Therapien führen.

Gesellschaftliche Veränderungen und deren Einfluss auf den Drogenkonsum

1. Veränderungen in der Gesetzgebung: Viele Länder prüfen oder setzen bereits Reformen in der Drogenpolitik um. Beispiele sind die Legalisierung von Cannabis für medizinische und Freizeitnutzung und die Entkriminalisierung anderer Substanzen.

2. Wandel der gesellschaftlichen Einstellung zu Drogen: Gesellschaftliche Einstellungen zu Drogen ändern sich. Das zunehmende Bewusstsein für die Unterscheidung zwischen Freizeitkonsum und medizinischer Nutzung sowie die wachsende Akzeptanz alternativer Therapien treiben diese Entwicklung voran.

Herausforderungen bei der Regulierung und Kontrolle

  • Die Regulierung und Kontrolle von Drogen bleibt eine Herausforderung. Eine evidenzbasierte Politik, die auf Forschung und gesellschaftlicher Konsens basiert, ist notwendig, um den öffentlichen Gesundheitsschutz zu gewährleisten und die negativen Auswirkungen des Drogenkonsums zu minimieren.

Die Zukunftsaussichten für die medizinische Nutzung von Drogen und die allgemeine Drogenpolitik werden sowohl durch wissenschaftliche Fortschritte als auch durch gesellschaftliche Entwicklungen bestimmt. Dies eröffnet neue Möglichkeiten, birgt aber auch Herausforderungen, die durch einen ausgewogenen Ansatz gemeistert werden müssen.

Fazit

Drogen spielen sowohl in der Medizin als auch in der Gesellschaft eine komplexe Rolle. Historisch gesehen waren viele Drogen, die heute umstritten sind, wichtige Bestandteile der medizinischen Praxis. Mit der Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Forschung und des Verständnisses ihrer Wirkungen hat sich auch der Umgang mit ihnen verändert.

Die medizinische Anwendung von Drogen hat eine Vielzahl von Patienten profitieren lassen, sei es durch die Schmerzlinderung von Opioiden, die Stimulierung der Aufmerksamkeit durch ADHS-Medikamente oder die aufkommenden Therapien mit Psychedelika. Gleichzeitig bergen viele dieser Substanzen erhebliche Gesundheitsrisiken, die sorgfältige Überwachung und Regulierung erfordern.

Die zunehmende Akzeptanz von Cannabis und die Wiederentdeckung von Psychedelika in der medizinischen Forschung zeigen, dass sich die gesellschaftlichen Einstellungen zu Drogen ändern. Gesetzliche Reformen und innovative Forschungsansätze versprechen Fortschritte in der Behandlung verschiedener Erkrankungen, stellen aber auch Herausforderungen dar, insbesondere in Bezug auf die sichere Anwendung und Verhinderung von Missbrauch.

Die Zukunft der Drogenforschung und -politik wird von einer ausgewogenen Herangehensweise profitieren, die den gesundheitlichen Nutzen maximiert und gleichzeitig die Risiken minimiert. Wissenschaft, Aufklärung und eine sachliche Debatte über Drogen können zu einer ausgewogeneren und effektiveren Drogenpolitik führen, die den Bedürfnissen von Patienten und der Gesellschaft gerecht wird.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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