Sonnencreme
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Sonnencremes wurden zum Auftragen auf die Haut entwickelt und schützen gegen UV-Strahlen und dadurch entstehende Hautreaktionen, wie Rötungen, Blasenbildung und frühzeitige Hautalterung.
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Was ist Sonnencreme?
Im Volksmund werden auch Präparate wie Sonnenmilch, Sonnengel und Sonnenöl unter dem Begriff Sonnencreme zusammengefasst. Sonnencreme gilt darüber hinaus lediglich als nützlicher Zusatzschutz zur Vermeidung von Sonnenbränden und den daraus resultierenden Hauterkrankungen.
Neben der Verwendung von Sonnencreme wird die Vermeidung ausgedehnter Sonnenbäder, sowie das Tragen von Kleidung und Kopfbedeckung als sinnvoll erachtet, da Sonnencreme nur begrenzten Schutz vor Schädigung durch Sonnenstrahlen bietet.
Deswegen ist es außerdem besonders wichtig, die Creme in regelmäßigen Abständen und großflächig aufzutragen. Der Großteil aller handelsüblichen Sonnencremes wirkt außerdem erst eine halbe Stunde nach dem Auftragen. In der Mittagszeit, in der die UV-Strahlung am stärksten ist, verlieren übrigens viele Sonnencremes ihre Wirkung.
Somit sollte man sich in der Zeit zwischen 11 Uhr vormittags und 14 Uhr nachmittags vorrangig im Schatten aufhalten.
Geschichte & Entwicklung
Die Entdeckung und Entwicklung von Sonnencreme hat eine faszinierende Geschichte, die tief in den Anfängen der modernen Chemie und Dermatologie verwurzelt ist. Die ersten Ansätze zum Schutz vor Sonnenbrand stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Ein wichtiger Meilenstein war die Entwicklung einer wasserresistenten Sonnencreme durch den österreichischen Chemiker Franz Greiter im Jahr 1938. Diese Entwicklung wurde durch Greiters eigenen Sonnenbrand während einer Bergtour inspiriert, woraufhin er den Lichtschutzfaktor (LSF), eine Maßeinheit zur Bewertung der Schutzwirkung von Sonnencremes, einführte.
In den 1940er Jahren entwickelte sich die Sonnencreme weiter, als amerikanische Militärangehörige im Pazifik während des Zweiten Weltkriegs Produkte benötigten, die sie vor der intensiven Sonnenstrahlung schützen konnten. Dies führte zur Erfindung verschiedener Formulierungen, die besser in der Lage waren, die Haut vor UV-Strahlen zu schützen.
Die 1970er Jahre markierten einen weiteren Wendepunkt, als Wissenschaftler begannen, die schädlichen Auswirkungen von UVA- und UVB-Strahlung auf die Haut besser zu verstehen. Dieses neue Wissen führte zur Entwicklung von Breitbandschutzformeln, die beide Arten von UV-Strahlung abwehren konnten. In dieser Zeit wurden auch die ersten Sonnenschutzprodukte mit höheren Lichtschutzfaktoren entwickelt, um einen stärkeren Schutz zu bieten.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Sonnencremeindustrie weiterentwickelt mit einem Fokus auf sicherere, hautfreundlichere Inhaltsstoffe sowie umweltfreundlichere Formulierungen, vor allem im Hinblick auf die Auswirkungen bestimmter Inhaltsstoffe auf die Meeresumwelt. Die moderne Forschung und Entwicklung in der Sonnencreme-Technologie bleibt ein dynamisches Feld, das ständig neue Lösungen für den Sonnenschutz sucht.
Anwendung, Nutzen & Gebrauch
Sonnencreme hat in erster Linie den Zweck, die Haut am ganzen Körper vor schädlichen UV-Strahlen zu schützen. Die menschliche Haut kann sich nur bis zu einem gewissen Grad selbst schützen – dieser Selbstschutz hängt vom genetisch festgelegten Hauttyp und der vorhergegangenen Schädigung der Haut durch Sonneneinstrahlung ab.
Somit wird sie vor allem in den heißen Sommermonaten, wie auch im Winter auf höheren Lagen, angewendet. Wenn man keine Sonnencreme verwendet, kann es einerseits zu sofort entstehenden und andererseits zu später auftretenden Hautschädigungen kommen. Zu Hautveränderungen, die direkt nach dem Sonnenbrand auftreten, gehören unter anderem Sonnenbrand, Rötung, Blasenbildung und der typische Schmerz, den man bei Verbrennungen verspürt.
Veränderungen der Haut, die sich meist erst nach Jahren ungeschützten Sonnenbadens entwickeln, sind beispielsweise Störungen der Pigmentierung, Faltenbildung und bösartiger Hautkrebs. Des Weiteren werden Sonnencremes auch angewendet, um die Haut vor Austrocknung zu schützen. Bei hohen Temperaturen, Wind- und Wassereinwirkung wird der Haut viel Feuchtigkeit entzogen.
Aus diesem Grund enthalten viele Sonnencremes fettende Stoffe, wie zum Beispiel Fettsäuren, Glycerin, Silikonöle und auch Antioxidantien. Diese helfen der Haut dabei, sich zu schützen und zu regenerieren.
Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Sonnencremes
Sonnencreme gibt es in den verschiedensten Ausführungen, wobei Produkte mit chemischem Lichtschutz am häufigsten im Handel zu finden sind. Zu den chemischen Sonnencremes zählt beispielsweise die klassische Sonnenmilch. Sie beinhaltet Zusatzstoffe, die die Haut schützen und pflegen. Sonnensprays haben den Vorteil, dass sie schnell einziehen und sich problemlos auf der Haut verteilen lassen.
Auch Sonnengels gehören zu den chemischen Sonnenschutzpräparaten. Vor allem Sonnengels ohne fettige Inhaltsstoffe eignen sich besonders für Menschen mit empfindlicher Haut, die zu Allergien und Austrocknung neigt. Jedoch gibt es mittlerweile auch einige natürliche Sonnencremes. Diese haben statt einem chemischen einen mineralischen Lichtschutz, der durch Zinkoxid oder Titanoxid gewährleistet wird. Diese natürlichen Sonnencremes verfügen über einen mittleren bis hohen Lichtschutzfaktor.
Pflanzliche Sonnencremes werden zumeist auf Ölbasis hergestellt und haben deshalb einen sehr geringen Lichtschutzfaktor. Diese Art der Sonnencreme wird oft mit natürlichen ätherischen Ölen, wie Vanilleextrakt versetzt, auch Sheabutter findet sich oft in pflanzlichen Cremes und Lotionen.
Sonnencremes unterscheiden sich jedoch nicht nur aufgrund ihrer Inhaltsstoffe, auch der Lichtschutzfaktor variiert. Erhältlich sind Sonnencremes mit den Lichtschutzfaktoren 50+, 50, 30, 25, 20, 15, 10 und 6.
Risiken & Nebenwirkungen
Sonnencremes können bei Unverträglichkeit oder falscher Anwendung zu Nebenwirkungen führen. Die häufigste Überreaktion of Sonnencremes sind Veränderungen der Haut. Zu diesen Irritationen zählen zum Beispiel leichter bis starker Juckreiz, Sonnenallergien, Pickel- und Bläschenbildung, sowie Rötungen der Haut.
Diese Nebenwirkungen kommen in den meisten Fällen dann vor, wenn man eine Sonnencreme verwendet, die Konservierungs, -Duft- und Farbstoffe enthält und können somit vermieden werden, wenn man auf pflanzliche Produkte zurückgreift. Des Weiteren kann es bei der Anwendung von Sonnencremes zu Störungen des Kalziumhaushaltes kommen. Darüber hinaus können Sonnencremes nur dann wirken, wenn man den richtigen Lichtschutzfaktor wählt und die Haut oft genug eincremt.
Anwendung & Sicherheit
Die korrekte Anwendung von Sonnencreme ist entscheidend für ihren wirksamen Schutz gegen schädliche UV-Strahlen. Experten empfehlen, eine großzügige Menge Sonnencreme auf alle unbedeckten Hautpartien aufzutragen, etwa 30 Minuten bevor man sich der Sonne aussetzt.
Dies gibt der Haut Zeit, den Sonnenschutz aufzunehmen. Es ist wichtig, alle Bereiche zu bedecken, einschließlich der oft übersehenen Stellen wie Ohren, Nacken, und die Rückseiten der Beine. Sonnencreme sollte alle zwei Stunden oder häufiger nach dem Schwimmen, Schwitzen oder Abtrocknen erneut aufgetragen werden.
Die Sicherheit von Sonnencreme ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Moderne Sonnenschutzmittel durchlaufen strenge Sicherheitsbewertungen und müssen den Regularien der jeweiligen Gesundheitsbehörden, wie der Europäischen Arzneimittel-Agentur, entsprechen. Diese Produkte werden auf ihre Fähigkeit getestet, vor UV-Strahlen zu schützen, sowie auf ihre Hautverträglichkeit und photostabile Eigenschaften.
Die Qualitätssicherung in der Herstellung von Sonnencreme ist streng. Hersteller müssen gute Herstellungspraktiken (GMP) befolgen, die Reinheit der Inhaltsstoffe sicherstellen, die Wirksamkeit des UV-Filters erhalten und kontaminationsfreie Produktionsprozesse garantieren.
Regelmäßige Inspektionen und Audits durch Behörden stellen sicher, dass diese Standards eingehalten werden. Die Überwachung der Qualität und Sicherheit von Sonnencremes gewährleistet, dass Verbraucher effektive und sichere Produkte erhalten.
Alternativen
Neben Sonnencreme gibt es alternative Methoden und Produkte, um die Haut vor schädlichen UV-Strahlen zu schützen. Diese Alternativen sind besonders nützlich für Personen, die allergische Reaktionen auf die Inhaltsstoffe in herkömmlichen Sonnencremes haben oder einfach eine andere Form des Sonnenschutzes bevorzugen.
1. UV-Schutzkleidung: Spezialisierte UV-Schutzkleidung bietet eine effektive Barriere gegen UV-Strahlen. Diese Kleidungsstücke sind mit einem UV-Schutzfaktor (UPF) gekennzeichnet, der ähnlich wie der Lichtschutzfaktor (LSF) bei Sonnencreme funktioniert. UPF-Kleidung ist besonders nützlich für langfristige Aufenthalte im Freien, da sie keinen wiederholten Auftrag benötigt.
2. Oral-Supplemente: Es gibt bestimmte Nahrungsergänzungsmittel, die behaupten, den Hautschutz gegen UV-Schäden zu verbessern. Zum Beispiel hat das Antioxidans Polypodium Leucotomos in klinischen Studien eine gewisse Wirksamkeit gezeigt, den natürlichen UV-Schutz der Haut zu erhöhen und das Risiko von Sonnenbränden zu reduzieren. Diese Supplemente bieten jedoch keinen vollständigen Schutz und sollten nicht als Ersatz für topische Sonnenschutzmittel oder Schutzkleidung verwendet werden.
3. Tragbare Sonnenschirme und Hüte: Für direkten Schatten sorgen breitkrempige Hüte und tragbare Sonnenschirme. Diese physischen Barrieren bieten direkten Schutz vor Sonnenstrahlen und sind besonders in Kombination mit anderen Sonnenschutzmethoden empfehlenswert.
Im Vergleich zu Sonnencreme bieten diese Alternativen verschiedene Vor- und Nachteile. Während Sonnencreme direkten chemischen Schutz auf der Haut bietet und für Wasseraktivitäten geeignet ist, bieten Kleidung und physische Barrieren einen dauerhaften Schutz, der nicht wiederholt angewendet werden muss.
Nahrungsergänzungsmittel können zusätzlichen Schutz bieten, sollten jedoch nicht als alleinige Schutzmaßnahme genutzt werden. Jede dieser Alternativen kann in unterschiedlichen Situationen nützlich sein, abhängig von Aktivitäten, Hauttyp und individuellen Gesundheitsbedürfnissen.
Forschung & Zukunft
Aktuelle Trends in der Forschung und Entwicklung von Sonnencreme konzentrieren sich stark auf die Anpassung der Produkte an die Bedürfnisse und Präferenzen der Verbraucher sowie auf umweltfreundliche Innovationen. Einige der bemerkenswertesten Trends sind:
Beautification von Sonnenschutz: Sonnencremes werden immer mehr mit Hautpflegeeigenschaften kombiniert. Produkte bieten jetzt Vorteile wie Feuchtigkeitsspende, Anti-Aging-Effekte und Unterstützung für eine gleichmäßigere Hautfarbe, um den Anwendern neben UV-Schutz auch kosmetische Vorteile zu bieten.
Innovative Formulierungen und Anwendungen: Es gibt eine Zunahme von Sonnencremes in Form von Seren, die eine luxuriöse Textur bieten und sich leicht mit anderen Hautpflegeprodukten kombinieren lassen. Zudem werden Sonnenschutzmittel in neuen Formaten wie Sprays und Sticks angeboten, die eine einfache und schnelle Anwendung ermöglichen, besonders für unterwegs.
Umweltfreundliche und inklusive Produkte: Der Fokus liegt ebenfalls auf der Entwicklung von Sonnencremes, die sicher für die Meeresumwelt sind ("reef-safe"), keine schädlichen Inhaltsstoffe enthalten und in biologisch abbaubaren Verpackungen erhältlich sind. Außerdem wird ein Augenmerk auf die Formulierung von Produkten gelegt, die für verschiedene Hauttöne geeignet sind, ohne sichtbare Rückstände zu hinterlassen.
Anpassung an digitale und globale Trends: Mit dem Anstieg der digitalen Vernetzung und der Globalisierung passen Hersteller ihre Sonnenschutzmittel an, um Schutz vor sichtbarem Licht (HEV) und Infrarotstrahlung zu bieten, was insbesondere durch neue Verbrauchergewohnheiten während der Pandemie an Bedeutung gewonnen hat.
Diese Trends zeigen, wie die Sonnencreme-Industrie auf Verbraucherwünsche und Umweltanforderungen reagiert, indem sie innovative und multifunktionale Hautpflegeprodukte entwickelt, die sowohl Schutz bieten als auch die Hautpflege fördern.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor