Spannungskopfschmerz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fast jeder hat ihn schon erlebt: Spannungskopfschmerz ist ein lästiges Leiden, das die Lebensqualität empfindlich einschränkt, besonders in chronischen Fällen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und noch nicht in allen Einzelheiten erforscht. Dennoch gibt es wirksame Behandlungsmethoden, die den Spannungskopfschmerz bedeutend lindern können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Spannungskopfschmerz?

Infogramm zu den Ursachen und Symptomen bei Migräne und Kopfschmerzen. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Als Spannungskopfschmerz bezeichnet man einen drückenden und dumpfen Schmerz, der vom Nacken ausgehend über den gesamten Kopf ausstrahlt und in seiner Intensität leicht oder mittelschwer wahrgenommen wird.

Die Bezeichnung Spannungskopfschmerz ist jedoch nur dann korrekt, wenn keine ursächlichen Erkrankungen des Gehirns, Lebensmittelunverträglichkeiten oder Vergiftungen als Auslöser vorliegen. Im Gegensatz zu solchen sekundären Kopfschmerzen mit klarer Ursache wird Spannungskopfschmerz auch als primärer Kopfschmerz bezeichnet.

Beim Spannungskopfschmerz werden zwei Formen unterschieden: Von episodischem Spannungskopfschmerz spricht man, wenn die Schmerzanfälle mindestens zehnmal jährlich auftreten, jedoch nicht an mehr als 180 Tagen pro Jahr. Der chronische Spannungskopfschmerz tritt an mindestens 15 Tagen im Monat auf, mindestens sechs Monate in Folge und stellt eine schwere Beeinträchtigung des Wohlbefindens dar.

Ursachen

Die Ursachen für Spannungskopfschmerz können unterschiedlich sein. Infrage kommt eine schlechte Sitzhaltung oder eine Überanstrengung und chronische Verspannung der Kaumuskulatur. Unkorrigierte Fehlsichtigkeit oder eine falsche Sehhilfe kann ebenfalls stark zur Entstehung von Spannungskopfschmerz beitragen.

Im Falle von Computerarbeit sollte zusätzlich eine mindere Qualität des verwendeten Bildschirms als Auslöser in Erwägung gezogen werden. Auch psychische Faktoren spielen eine Rolle: Permanenter Stress, Leistungsdruck und Mobbing sind zuverlässige Quellen für Spannungskopfschmerz, besonders dann, wenn die daraus resultierende innere Unruhe nicht regelmäßig durch ausreichend körperliche Bewegung und Entspannung abgebaut wird.

Weiter verschlimmert wird Spannungskopfschmerz durch belastende Einflüsse wie Dauerlärm und flackerndes Kunstlicht. Oft ist auch eine erbliche Komponente im Spiel, die eine erhöhte Neigung zu Spannungskopfschmerz mit sich bringt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Spannungskopfschmerz wird häufig als drückend beschrieben. Für Betroffene kann es sich so anfühlen, als würde ein Gewicht auf ihrem Schädel lasten. Möglich ist auch, dass der Spannungskopfschmerz als ziehend empfunden wird, typischerweise jedoch nicht als reißend oder stechend. Stattdessen ist diese Art von Kopfschmerzen durch einen dumpfen, leichten bis moderaten Schmerz gekennzeichnet. Der Schmerz pulsiert und wandert nicht.

Einige Patienten leiden jeweils mehrere Tage am Stück unter den Schmerzen, während andere Patienten Episoden erleben, die eine halbe Stunde oder wenige Stunden dauern. Der Spannungskopfschmerz tritt auf beiden Seiten des Kopfes auf und kann im gesamten Schädel zu fühlen sein. Zusätzlich können leichte Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und andere schwache Symptome auftreten, die das autonome Nervensystem betreffen. Auch eine Verspannung der Schulter- und Nackenmuskulatur kann auftreten. Manche Patienten leiden allerdings unter keinen zusätzlichen Symptomen.

Chronische Spannungskopfschmerzen treten über mindestens ein halbes Jahr hinweg an mehr als der Hälfte der Tage eines Monats auf. Im Unterschied dazu ist der akute oder episodische Spannungskopfschmerz an weniger als der Hälfte der Tage präsent. Die Symptome werden nicht stärker, wenn der Betroffene sich leicht bewegt oder alltägliche Arbeiten erfüllt. Dennoch kann der Spannungskopfschmerz die Lebensqualität beeinträchtigen.

Diagnose & Verlauf

Wer unter wiederkehrenden Kopfschmerzen leidet, sollte einen Arzt aufsuchen, um die Ursache zweifelsfrei abklären zu lassen. Der Arzt wird detaillierte Fragen zu Art, Häufigkeit und Regelmäßigkeit der Kopfschmerzen stellen.

Sind die Angaben des Patienten ungenau, wird er ihn dazu auffordern, über einen begrenzten Zeitraum ein Schmerztagebuch zu führen, in dem genau festgehalten wird, wann, unter welchen Umständen und in welcher Intensität der Schmerz auftritt. Ein erfahrener Arzt erkennt das Muster eines typischen Spannungskopfschmerzes.

Auch eine Tastuntersuchung der Nacken- und Kaumuskulatur kann Hinweise auf die Diagnose Spannungskopfschmerz geben. Zum langfristigen Verlauf ist zu sagen, dass ein episodischer Spannungskopfschmerz unbehandelt durchaus chronisch werden kann, wenn eine erbliche Veranlagung vorliegt und der jeweilige Auslöser nicht beseitigt wird.

Komplikationen

Spannungskopfschmerzen sind im Normalfall unproblematisch. Wenn die Beschwerden allerdings immer wieder auftreten, kann dies ernste Komplikationen nach sich ziehen. Regelmäßige Spannungskopfschmerzen können auf Dauer in eine Migräne übergehen. Diese ist mit Magen-Darm-Beschwerden und weiteren Symptomen verbunden. Langfristig können die Beschwerden außerdem Depressionen und Angstzustände zur Folge haben.

Liegen bereits psychische Erkrankungen vor, deuten Spannungskopfschmerzen auf einen schweren Verlauf hin. Oft verstärkt sich das auslösende Leiden und wirkt sich negativ auf Lebensqualität und Wohlbefinden des Betroffenen auf. Begleitend dazu können unter anderem Verspannungen und Sehstörungen auftreten. Bei der Behandlung von Spannungskopfschmerzen liegen die Risiken in einer falschen oder unzureichenden Therapie. So kann eine medikamentöse Behandlung die Beschwerden unter Umständen noch verstärken.

Zudem können Ibuprofen und Co. Neben- und Wechselwirkungen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Beschwerden des Magen-Darm-Traktes und Hautirritationen hervorrufen. Auf Dauer verursachen entsprechende Präparate Nieren- und Leberschäden sowie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Bei anderen Therapiemaßnahmen wie Meditation, Massagen oder autogenem Training sind Komplikationen unwahrscheinlich. Es empfiehlt sich, die Behandlungsmaßnahmen gemeinsam mit einem Arzt zu erarbeiten und am besten unter medizinischer Aufsicht umzusetzen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Spannungskopfschmerz ist schnell selbst diagnostiziert, denn er befällt Betroffene regelmäßig und mit der Zeit können sie ihn einordnen und mit leichten Schmerzmitteln selbst behandeln. Sofern bekannt ist, dass es sich um Spannungskopfschmerz handelt, ist kein Arztbesuch erforderlich. Veränderungen, Zunahme der Intensität der Schmerzen oder neu auftretende Spannungskopfschmerzen deuten jedoch darauf hin, dass sich im Körper etwas verändert hat. Abklären, woher die Beschwerden kommen oder worauf die Veränderung der gewohnten Spannungskopfschmerzen zurückzuführen ist, kann nur ein Arzt.

Es kann sich um eine ungünstige Körperhaltung handeln, aber auch um organische Probleme, die behandelt werden können, damit sich die Spannungskopfschmerzen bessern. Kopfschmerz kann verschiedene Ursachen haben, oft handelt es sich nur um das Symptom einer Grunderkrankung - wenn auch um ein sehr belastendes Symptom.

Selbst dann, wenn der Patient den Spannungskopfschmerz bereits kennt und längere Zeit hat, sollte ein Arztbesuch erfolgen, wenn deswegen regelmäßig Schmerzmedikamente eingenommen werden müssen. Diese belasten auf Dauer die inneren Organe und schaden damit der Gesundheit, auch wenn sie zur Soforthilfe oft die einzige wirklich nützliche Maßnahme sind. Um dieses Problem zu bekämpfen, bevor tatsächlich Schäden entstehen, sollte Spannungskopfschmerz nie einfach hingenommen werden, auch wenn die Vermutung nahe liegt, dass er schlichtweg durch Stress und Anspannung ausgelöst ist.

Behandlung & Therapie

Die Behandlungsmöglichkeiten für Spannungskopfschmerz sind so vielfältig wie seine Ursachen. Sind sie äußerlicher oder mechanischer Natur, so genügt es häufig schon, den Auslöser zu beseitigen, um auch den Spannungskopfschmerz loszuwerden: Eine neue Brille, ein Umbau des Arbeitsplatzes (besserer Stuhl, optimaler Bildschirm) und das Entfernen belastender Licht- und Lärmquellen bringen in diesen Fällen eine eindeutige Besserung.

Liegen die Gründe für den Spannungskopfschmerz im psychischen Bereich, sollten auch hier die genauen Auslöser betrachtet werden. Wer ständig unter Stress steht, sollte seine Arbeitsbelastung reduzieren oder Arbeitsabläufe durch Umorganisation vereinfachen. Die Lösung einer eventuellen Mobbingsituation sollte ebenfalls zügig angegangen werden.

In jedem Fall von Spannungskopfschmerz ist das Erlernen von Entspannungstechniken sinnvoll: Autogenes Training, Meditation und Biofeedback helfen dabei, Nerven und Muskulatur zu lockern und die Durchblutung optimal in den Fluss zu bringen. Ergänzend ist eine Körpertherapie wie die Techniken nach F.M. Alexander oder Moshé Feldenkrais empfehlenswert.

Hierdurch wird der richtige Gebrauch der Muskulatur eingeübt, unnötige Verspannungen werden vermieden. Medikamentöse Behandlungen von Spannungskopfschmerz sollten nur nach Rücksprache mit dem Arzt und in kleinstmöglichem Umfang erfolgen.


Vorbeugung

Wer der Entstehung von Spannungskopfschmerz vorbeugen möchte, sollte ein regelmäßiges Ausdauertraining beginnen, das die Muskulatur mit Sauerstoff versorgt und die Durchblutung steigert. Sinnvoll ist es auch, durch Gymnastik oder Yoga die Wirbelsäule beweglich zu halten, sodass unangenehme Verhärtungen und daraus resultierender Spannungskopfschmerz erst gar nicht entstehen können.

Nachsorge

Bei einem Spannungskopfschmerz muss nicht zwingend eine Nachsorge erfolgen, wobei diese in vielen Fällen deutlich eingeschränkt ist oder dem Betroffenen gar nicht erst zur Verfügung steht. Aus diesem Grund sollte der Betroffene idealerweise schon sehr früh einen Arzt aufsuchen. Eine Selbstheilung kann nur bedingt eintreten.

Die meisten Betroffenen sind auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen, die die Beschwerden lindern können. Der Betroffene sollte dabei beachten, dass diese regelmäßig und auch in der richtigen Dosierung eingenommen werden sollten. Bei Fragen oder Unklarheiten ist zuerst ein Arzt zu konsultieren. Ebenso sind auch Maßnahmen einer Krankengymnastik und einer Physiotherapie sehr sinnvoll.

Dabei kann der Betroffene viele der Übungen im eigenen Zuhause wiederholen und dadurch die Beschwerden ebenso lindern. Im Allgemeinen sollten stressige Aktivitäten vermieden werden, wobei die Unterstützung im Alltag durch andere Menschen sehr wichtig ist. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen dieser Krankheit kann sinnvoll sein, da es dabei zu einem Austausch an Informationen kommt, welche den Umgang mit der Erkrankung erleichtern kann.

Das können Sie selbst tun

Zur Verbesserung des Wohlbefindens und dem Aufbau einer guten Lebensqualität ist bei einem diagnostizierten Spannungskopfschmerz die Anwendung von Entspannungsverfahren anzuraten. Autogenes Training, Mentaltechniken, Yoga oder Meditation können vom Betroffenen eigenverantwortlich im Alltag angewendet und genutzt werden. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von angebotenen Kursen, die für eine verbesserte Entspannung gebucht werden können.

Bemerkt der Betroffene Grübeleien oder erlebt er einen stressigen Alltag, sind Optimierungen und Veränderungen notwendig. Stressoren jeglicher Art sollten abgebaut werden und kognitive Muster können umgewandelt werden. Gelingt dies im Rahmen einer Selbsthilfe, werden häufig Linderung der Beschwerden erreicht. Bei einer Vielzahl der Betroffenen hilft eine anfängliche Unterstützung durch einen Therapeuten. Trainings sowie Techniken für den Umgang mit schwirrenden Gedanken helfen bei der Linderung der Vorgänge. Im weiteren Verlauf können die Betroffenen die erlernten Techniken bei Bedarf auch außerhalb der Therapie anwenden.

Zudem ist die Schlafhygiene zu optimieren. Der Tagesablauf sollte routiniert erfolgen und an die Bedürfnisse des Körpers angepasst werden. Unruhe, Konflikte und Hektik sind zu vermeiden. Kommt es so Zuständen der kognitiven Überlastung, sollten parallel dazu Pausen eingelegt werden und eine ausreichende Schonung stattfinden. Zu überprüfen sind ebenfalls die Nahrungsaufnahme, ausreichende Bewegung im Freien und die Vermeidung von Schadstoffen wie Nikotin und Alkohol.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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