Biofeedback

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter der Rubrik der alternativen medizinischen Anwendungen, die sich nicht auf eine Verordnung von Medikamenten stützen, werden immer wieder neue Möglichkeiten entdeckt. Zu diesen recht wirkungsvollen Verfahren gehört das Biofeedback.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Biofeedback?

Die Grundlage des Biofeedback stellen die zunächst unbewusst und unwillkürlich ablaufenden physiologischen Prozesse dar. Beispielsweise kann durch das Aufbringen von Elektroden, die Leistung der Muskeln gemessen werden.

Hinter der Bezeichnung Biofeedback verbirgt sich eine angewandte Methodik, welche auf der Erkennung und der Ausnutzung der Zusammenhänge zwischen physiologischen Mechanismen und verschiedenen Krankheiten basiert. Die lebensnotwendigen Prozesse, welche im Körper auf natürlich Art und Weise gesteuert werden, können genutzt werden, um das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen zu beeinflussen.

Der Wortteil Feedback bedeutet eine Rückmeldung von körpereigenen Vorgängen, welche durch verschiedene medizinisch-technische Erfassungsvarianten unterstützt wird. Im Mittelpunkt des Biofeedback steht ein spezielles Verhaltenstraining, welches auf der gezielten Einflussnahme auf verschiedene biologische Funktionen des Körpers umgesetzt wird.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte des Biofeedbacks begann in den frühen 1960er-Jahren, als Forscher entdeckten, dass physiologische Prozesse, die zuvor als unwillkürlich galten, durch gezieltes Training kontrolliert werden können. Pioniere wie Neal Miller und John Basmajian führten erste Studien durch, die zeigten, dass Versuchspersonen ihre Herzfrequenz, Muskelspannung und Gehirnwellenaktivität durch visuelle oder auditive Rückmeldungen beeinflussen konnten. Diese Entdeckung stellte das traditionelle Verständnis der Physiologie infrage, da man bis dahin davon ausging, dass viele körperliche Funktionen rein autonom gesteuert werden.

In den 1970er-Jahren gewann Biofeedback zunehmend Aufmerksamkeit in der Psychologie und Medizin. Die Methode wurde als Mittel zur Stressreduktion, zur Schmerztherapie und zur Behandlung von chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Migräne getestet. Gleichzeitig führte die Forschung von Elmer und Alyce Green am Menninger-Institut zu einem Durchbruch im Bereich des EEG-Biofeedbacks, das vor allem in der Therapie von neurologischen Störungen Anwendung fand.

Mit der Verfügbarkeit günstigerer und tragbarer Technologien in den 1980er- und 1990er-Jahren erweiterte sich das Anwendungsspektrum des Biofeedbacks. Heute wird es zur Behandlung von zahlreichen physischen und psychischen Beschwerden eingesetzt, von Schlafstörungen über Muskelrehabilitation bis hin zu Angstzuständen, und ist eine anerkannte Methode der Verhaltensmedizin und Psychophysiologie.

Einsatz & Indikation

Biofeedback wird durchgeführt, um dem Patienten zu helfen, unbewusste körperliche Prozesse wie Herzschlag, Atmung, Muskelspannung oder Hauttemperatur bewusst wahrzunehmen und gezielt zu steuern. Es wird vor allem bei stressbedingten Erkrankungen und chronischen Beschwerden eingesetzt, da die Methode helfen kann, körperliche und emotionale Reaktionen zu regulieren. Besonders häufig wird Biofeedback zur Behandlung von Migräne, Spannungskopfschmerzen und anderen Formen von chronischen Schmerzen angewendet. Auch bei Angststörungen, Hypertonie (Bluthochdruck) und Schlafproblemen hat sich Biofeedback als wirksam erwiesen, da diese Zustände oft mit einer Dysregulation des autonomen Nervensystems verbunden sind.

Biofeedback wird notwendig, wenn körperliche Beschwerden vorliegen, die durch unkontrollierte oder unbewusste Reaktionen verstärkt werden. Beispielsweise können Muskelverspannungen bei Rückenschmerzen oder übermäßiger Stress bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Biofeedbacktraining reduziert werden. Ebenso wird Biofeedback in der neurologischen Rehabilitation, etwa nach Schlaganfällen, zur Kontrolle von Muskelfunktionen eingesetzt.

Es ist auch hilfreich bei der Behandlung von psychischen Belastungen, die durch stressbedingte Symptome verstärkt werden, indem es Patienten ermöglicht, eine direkte Kontrolle über die physiologischen Stressreaktionen zu entwickeln. Insgesamt eignet sich Biofeedback besonders, wenn eine Ergänzung oder Alternative zu Medikamenten gewünscht wird und der Patient aktiv an der Verbesserung seiner Symptome mitarbeiten möchte.

Vorteile & Nutzen

Biofeedback bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden, vor allem aufgrund seiner nicht-invasiven und medikamentenfreien Natur. Ein wesentlicher Vorteil ist die aktive Einbeziehung des Patienten: Im Biofeedbacktraining lernt der Patient, seinen eigenen Körper besser zu verstehen und unwillkürliche körperliche Reaktionen bewusst zu kontrollieren. Diese erlernte Selbstregulation kann langfristige Effekte haben, da Patienten Techniken wie Entspannungsübungen und Atmungskontrolle in den Alltag integrieren können.

Ein weiterer Vorteil ist die individualisierte Herangehensweise des Biofeedbacks. Es wird direkt auf die physiologischen Besonderheiten und Bedürfnisse des Einzelnen angepasst, was eine gezielte und effektive Behandlung ermöglicht. Besonders bei chronischen Erkrankungen wie Migräne, Bluthochdruck oder Angststörungen kann Biofeedback eine wertvolle Alternative oder Ergänzung zu Medikamenten darstellen und Nebenwirkungen vermeiden.

Biofeedback ermöglicht zudem eine objektive Messung und Überwachung des Behandlungserfolgs. Die Veränderungen in der körperlichen Reaktion sind direkt sichtbar und messbar, was dem Patienten eine klare Rückmeldung und Motivation bietet. Dadurch eignet sich Biofeedback auch als Methode, um Fortschritte zu dokumentieren und die Wirksamkeit anderer Therapieansätze zu evaluieren. Diese Kombination aus Selbstregulation, individuellen Anpassungen und objektiver Rückmeldung macht Biofeedback zu einer vielseitigen und effektiven Methode in der psychophysiologischen Behandlung.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Grundlage des Biofeedback stellen die zunächst unbewusst und unwillkürlich ablaufenden physiologischen Prozesse dar. Diese werden beim Biofeedback in Form der Aktivität der einzelnen Gehirnareale, des Pulses und der Temperatur der Haut, der Atemleistung, der Schwankungen des Blutdruckes und der elektrischen Leitfähigkeit der Hautoberfläche technisch gemessen.

So kann beispielsweise die Leistung der Muskeln durch das Aufbringen von Elektroden beim Biofeedback bestimmt werden. In Folge dieser Messungen ist es möglich, diese Abläufe willentlich zu beeinflussen. Durch ganz spezifische Trainingsabläufe ist der Mensch durch das Biofeedback in der Lage, auf diese zunächst als nicht willkürlich steuerbaren biologischen Vorgänge einzuwirken.

Das würde bedeuten, dass rein mit dem Trainieren der eigenen Selbstkonzentration und der Unterstützung durch medizinische Geräte ein Bluthochdruck durch eigene geistige Kräfte gesenkt werden könnte. Fachlich gesehen, kommt es beim Biofeedback darauf an, Einfluss auf die Einheit von Gehirn und Physis zu nehmen. Dies trägt dazu bei, dass Menschen gesünder leben und sich wohler fühlen.

Das Biofeedback wird angewendet, wenn es darum geht, auf gesundheitliche Beschwerden wie Migräne- und Spannungskopfschmerzen sowie Störungen der Durchblutung positiv einzuwirken. Weiterhin kommt das Biofeedback als wissenschaftlich belegte Methode bei der nicht medikamentösen Behandlung von psychosomatischen Krankheiten, bei der Regulierung des zu hohen Blutdrucks und bei chronisch auftretenden Schmerzen erfolgreich zum Einsatz. Auch in der Psychiatrie und Neurologie ist das Biofeedback als therapeutische Unterstützung von Angst- und Panikzuständen anerkannt.

Viele Patientinnen und Patienten sind mit dem Biofeedback vielleicht schon unbewusst in Kontakt gekommen, wenn es darum geht, durch ganz spezielle Atemtechniken zu einer Entspannung und einer Reduzierung von Schmerzen zu gelangen.

Beim Biofeedback kommt es nicht nur darauf an, die gesundheitliche Verfassung zu verbessern. Ein weiteres Ziel des Biofeedback ist die Erlangung der Fähigkeit, den eigenen Körper wesentlich empfindsamer wahrzunehmen und somit auf dessen Bedürfnisse eingehen zu können. Dieses eigentlich natürliche Verhalten haben die meisten Menschen verloren, sodass sich Krankheiten einstellen. Einen engen Bezug hat das Biofeedback zum Autogenen Training und zur Progressiven Muskelentspannung.

Das Biofeedback wird schon seit einigen Jahren in zahlreichen Rehabilitations- und Kureinrichtungen sowie in Kliniken angeboten, welche sich auf die alternativen Heilverfahren stützen. Gerade bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen können mit dem Biofeedback auf eine sanfte und ganz individuelle Art und Weise dauerhafte Heilungserfolge erzielt werden. Dies bezieht sich nicht nur auf Schmerzen, sondern auch auf ein manifestiertes Suchtverhalten sondern auch auf Depressionen und das Burnout-Syndrom, Schlafstörungen, Epilepsie, Nervosität und Lähmungen.


Durchführung & Ablauf

Ein Biofeedback-Prozess beginnt mit der Platzierung von Sensoren auf der Haut des Patienten. Diese Sensoren messen physiologische Parameter wie Herzfrequenz, Hauttemperatur, Muskelspannung oder Gehirnaktivität. Die gemessenen Daten werden in Echtzeit auf einem Bildschirm visualisiert, sodass der Patient unmittelbares Feedback über seine körperlichen Reaktionen erhält. Diese Rückmeldungen erscheinen meist in Form von Grafiken oder Tönen, die die Veränderungen der Körperfunktionen anzeigen.

Im Verlauf der Sitzung lernt der Patient, bestimmte Entspannungstechniken anzuwenden, wie tiefe Atmung, progressive Muskelentspannung oder mentale Visualisierungen, um die physiologischen Werte gezielt zu beeinflussen. Beispielsweise kann der Patient durch tiefes und langsames Atmen seine Herzfrequenz senken oder die Muskelspannung reduzieren. Das visuelle oder auditive Feedback zeigt ihm direkt, ob die angewandte Technik die gewünschten Veränderungen erzielt.

Der Therapeut unterstützt den Patienten dabei, die erlernten Techniken zu optimieren und nachhaltig in den Alltag zu integrieren. Über mehrere Sitzungen hinweg werden die Fähigkeiten des Patienten, seine Körperreaktionen zu regulieren, zunehmend geschult und automatisiert. So kann der Patient lernen, auch ohne direkte Rückmeldung durch das Gerät seine Stressreaktionen besser zu kontrollieren und Beschwerden langfristig zu lindern. Biofeedback ist dabei ein Training und keine unmittelbare Behandlungsmethode, was regelmäßige Übung und Engagement des Patienten voraussetzt.

Risiken & Gefahren

Das Biofeedback ist kaum durch Risiken, Nebenwirkungen oder Komplikationen gekennzeichnet. Nicht bei allen Erkrankungen kann das Biofeedback jedoch gefahrlos angewendet werden. Dies betrifft insbesondere psychische Erkrankungen, welche auf einer sogenannten Störung der Persönlichkeit beruhen.

Darüber hinaus sind auch die technischen Geräte, welche für die erforderlichen Körpermessungen beim Biofeedback sowie die angewandten Trainingsmethoden vollkommen risikolos und erzeugen keinerlei Überempfindlichkeiten oder Unverträglichkeiten. Auf Medikamente wird beim Biofeedback komplett verzichtet. Sind Arzneistoffe erforderlich, so bestehen keine Einwände, wenn diese auf einer ärztlich verordneten Rezeptur basieren.

Werden die vorliegenden Beschwerden durch die alternative Behandlungsmethode des Biofeedback nicht gelindert oder verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand, sollte ein Facharzt aufgesucht werden.

Alternativen

Falls Biofeedback nicht möglich oder nicht geeignet ist, stehen verschiedene alternative Verfahren zur Verfügung, die ebenfalls auf die Regulierung physiologischer Reaktionen abzielen. Eine weit verbreitete Methode ist die progressive Muskelentspannung (PME), bei der Patienten lernen, Muskelgruppen gezielt anzuspannen und zu entspannen, um so eine allgemeine Entspannung des Körpers zu erreichen. Diese Technik kann helfen, Stress und körperliche Spannungen zu reduzieren und wird oft zur Linderung von Kopfschmerzen und anderen stressbedingten Beschwerden eingesetzt.

Eine weitere Option ist das autogene Training, eine Selbstentspannungsmethode, bei der durch bestimmte Formeln und Konzentrationsübungen ein Zustand tiefer Entspannung erreicht wird. Autogenes Training kann helfen, die Herzfrequenz und die Muskelspannung zu senken und ist besonders wirksam bei stressbedingten Störungen wie Schlaflosigkeit und Bluthochdruck.

Meditation und Atemtechniken bieten ebenfalls eine gute Alternative zum Biofeedback. Durch Achtsamkeit und gezielte Atemübungen lernen Patienten, ihre Herzfrequenz und Stresspegel zu kontrollieren. Meditationstechniken wie die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) sind wissenschaftlich erforscht und können physiologische Effekte ähnlich wie Biofeedback erzeugen.

Pharmakologische Ansätze werden bei schweren Fällen von Bluthochdruck, Angststörungen oder chronischen Schmerzen als ergänzende Alternative eingesetzt, jedoch mit dem Nachteil möglicher Nebenwirkungen. Insgesamt bieten diese alternativen Verfahren eine wertvolle Unterstützung für Patienten, die von Biofeedback nicht profitieren können oder für die es nicht zugänglich ist.

Kritik

Biofeedback ist eine innovative Methode zur Kontrolle und Selbstregulation körperlicher Prozesse, jedoch gibt es auch kritische Aspekte, die beachtet werden sollten. Ein wesentlicher Punkt ist die Abhängigkeit von spezialisierter und oft kostspieliger Ausrüstung. Biofeedback erfordert häufig mehrere Sitzungen mit teuren Geräten und geschultem Fachpersonal, was den Zugang für viele Patienten aufgrund finanzieller oder infrastruktureller Hürden einschränken kann. Auch ist die Effektivität von Biofeedback nicht für alle Patientengruppen nachweisbar – manche Menschen erzielen keine deutliche Besserung, da die Methode stark von der Fähigkeit zur Eigenwahrnehmung und Selbstkontrolle abhängt.

Zudem ist Biofeedback zeitaufwendig und erfordert vom Patienten langfristiges Engagement, da die Technik, wie Entspannungstechniken, trainiert und regelmäßig angewendet werden muss, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die wissenschaftliche Datenlage: Obwohl Biofeedback in vielen Studien positive Effekte gezeigt hat, fehlen für einige Anwendungsgebiete noch umfangreiche, kontrollierte Studien, um die Wirksamkeit eindeutig zu belegen.

Schließlich besteht die Gefahr, dass Biofeedback als Wundermittel angesehen wird, obwohl es nur eine ergänzende Methode ist, die die Ursachen der Beschwerden oft nicht direkt behebt. Biofeedback kann daher die notwendige medizinische Abklärung oder konventionelle Therapien nicht vollständig ersetzen und sollte nur im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungskonzepts eingesetzt werden.

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Quellen

  • Bierbach, E.: Naturheilpraxis Heute. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2013
  • Kraft, K., et al.: Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates, Stuttgart 2010
  • Morschitzky, H.: Somatoforme Störungen – Diagnostik, Konzepte und Therapie bei Körpersymptomen ohne Organbefund. Springer, Wien 2007

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