Stimmung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Gemütsverfassung oder Stimmung ist ein länger anhaltender Gefühlszustand. Stimmungen können von Mal zu Mal unterschiedlich sein und starken Schwankungen unterliegen. Die Gemütsverfassung wird von vielen Faktoren beeinflusst und reicht von Depression über Ausgeglichenheit bis hin zu euphorischen Gefühlen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Stimmung?

Die Gemütsverfassung oder Stimmung ist ein länger anhaltender Gefühlszustand. Stimmungen können von Mal zu Mal unterschiedlich sein und starken Schwankungen unterliegen.

Das Gemüt ist mehr als die Summe reiner Gefühle. Das Gefühlsleben ist stark mit Werten verbundenen und nicht rein logisch zu erklären. Individuelle Erfahrungen, jeder Traum, jedes Erlebnis und eigene Fantasien lassen ein Bild entstehen, das in der Beurteilung jeder Situation mitschwingt.

Die Einheit und Gesundheit unserer Psyche wird von der Gesamtheit aller Gefühls- und Willensregungen bestimmt, die wir im Laufe der Zeit erworben haben. Die seelischen Empfindungen des Gemüts unterscheiden sich vom emotionalen Fühlen, das vom Herzen bestimmt wird. Die Gemütsverfassung eines Menschen beeinflusst auch dessen Interaktion mit anderen.

Die Gemütsverfassung ist Gegenstand der Psychologie und gehört zu den Bereichen, die sich im Inneren des Menschen abspielen. Dennoch lässt sich die Stimmung eines Menschen an dessen Mimik, Gestik und gesprochenen Sätzen erkennen. Die Stimmung ordnet dem Erlebten eine Gefühlsfärbung zu.

Die Psychologie unterscheidet vier Grundstimmungen: freudvoll, optimistisch, melancholisch und bedrohlich. Die Stimmungen erzeugen funktionale Zustände im Organismus, haben also biologische Auswirkungen. Diese wiederum können auch gravierende Störungen erzeugen.

Funktion & Aufgabe

Die Welt der Gefühle umfasst viele seelische und geistige Phänomene und Menschen können ihr emotionales Erleben allgemein oder sehr präzise beschreiben. Es gibt elementare Gefühle wie Liebe, Ehrfurcht oder Ekel und Tausende Nuancen, die uns zum Handeln bewegen.

Gemüt und Seele hängen eng zusammen. Unsere Stimmung ist Sensor für uns und für unsere Außenwelt. An unserer Stimmung kann unser Gegenüber erkennen, in welche Gemütsverfassung wir gerade sind und sein Handeln danach richten. Genau das Gleiche passiert auf umgekehrtem Wege. Die Stimmung ist ein sensibles Messinstrument, die bereits ohne Worte signalisiert, wie belastbar, wie freudig oder aggressiv wir uns momentan fühlen.

Durch äußere Faktoren wie das Verhalten unserer Umgebung, aber auch durch Ernährung und gesundheitsfördernde Maßnahmen lässt sich die Stimmung sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.

Das Gemüt ist die Basis moralischer Erziehung. Eine seelisch-geistige Grundhaltung zum Positiven, Guten und Schönen lässt sich anerziehen.

Dieses wird von Wertvorstellungen wie Vertrauen, Liebe, Dankbarkeit, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit Hilfsbereitschaft, Hingabefähigkeit, Zuverlässigkeit, Willensstärke, Pflichtgefühl, Schönheit und Religiosität geprägt. All diese Eigenschaften liegen gutem Handeln zugrunde.

Druck legt sich aufs Gemüt. Je länger Druck anhält, desto stärker wird unsere Stimmung beeinträchtigt. Die Umwelt bewusst wahrnehmen und sich auf den Augenblick konzentrieren, ist dabei eine Strategie zur Stressbewältigung.

In der Stressbekämpfung spielen auch Bewegungskonzepte eine große Rolle, denn die positive Wirkung von Sport ist erwiesen. Musik hat ähnlich gute Effekte bei der Bewältigung von Stress. Je besser wir unser eigenes Stimmungsbarometer kennen, desto leichter können wir belastenden Situationen aus dem Weg gehen und positive Situationen suchen. Dauerhafter emotionaler Stress kann zu ernsten psychischen Problemen führen.


Krankheiten & Beschwerden

Die seelische Gesundheit wird durch tausende Faktoren beeinflusst. Wir alle kennen Situationen, in denen Krankheiten aufs Gemüt schlagen und uns in eine negative Stimmung versetzen. Das trifft vor allem auf chronische Schmerzen zu. Doch auch ein krankes Gemüt kann die Gesundheit stark beeinträchtigen und auf Organe schlagen.

Krankheiten des Gemüts lassen sich jedoch nicht so leicht definieren, da sie viel weniger einem lokalisierbaren Raum entspringen, als physische Prozesse. Die seelische Gesundheit eines Menschen wiederherzustellen, ist Aufgabe von Psychotherapeuten. Die Behandlung kann ambulant oder in stationären Einrichtungen erfolgen.

Noch immer sind Krankheiten des Gemüts ein Tabuthema und Betroffene finden meist zu spät den Weg zum Arzt. Nach Erhebungen der Krankenkassen leidet jeder fünfte Erwerbstätige an psychischen Störungen, Das sind etwa 10 % des Gesamtkrankenstandes. Die Tendenz ist steigend.

Die Lebensumstände spielen eine Hauptrolle bei Erkrankungen des Gemüts. Oft entwickeln sich daraus existenzielle Ängste über den Verlust des Arbeitsplatzes und vorzeitige Verrentung, die Auflösung familiärer Bindungen, Vereinsamung und Angst vor Altersarmut. Im schlimmsten Fall kann das zum Suizid führen. In Deutschland kommen zu etwa 15.000 Suiziden jährlich mehr als 200.000 Selbstmordversuche.

Sich von seiner Außenwelt abzukapseln kann aufs Gemüt schlagen. Wobei Stimmung sich nicht so einfach messen lässt, was schon häufig zu medizinischen Fehlurteilen geführt hat. Viele Menschen wurden in der Vergangenheit als psychisch krank eingestuft, weil die Außenwelt nicht mit ihren Stimmungsschwankungen zurechtkam. Heute weiß man, dass viele dieser als krank eingestuften Menschen nur deutlich sensibler waren als andere.

Die häufigste Krankheit des erschöpften Gemüts ist die Depression. Die Erscheinungsformen von Depressionen werden stark durch gesellschaftliche Umstände bestimmt. Das psychische Leiden zeigt sich hauptsächlich durch den Verfall des Lebenswillens. Die emotionale Welt der Betroffenen ist von Hoffnungslosigkeit und Schuldgefühlen geprägt. Für viele besteht der einzige Ausweg im Suizid. Umso wichtiger ist die Aufmerksamkeit der Umwelt, um Hilfe und Geborgenheit anbieten zu können.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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