Tornwaldt-Zyste

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Tornwaldt-Zyste handelt es sich um eine gutartige Zyste in der hinteren Nasen-Rachen-Gegend (medizinischer Fachbegriff Nasopharynx). Die Tornwaldt-Zyste ist mit einer speziellen Flüssigkeit gefüllt und wird von einigen Ärzten auch als Bursa pharyngea bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Tornwaldt-Zyste?

Die betroffenen Patienten verspüren Schmerzen, die von der Tornwaldt-Zyste ausgehen und sich oft zu Kopfschmerzen ausweiten. Zudem fällt die Atmung durch die Nase schwer, woraus unter Umständen eine Schlafapnoe resultiert.
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Die Tornwaldt-Zyste stellt eine benigne Zystenart im oberen Bereich des [[Nasopharynx dar. Im überwiegenden Teil der Fälle wird die Tornwaldt-Zyste zufällig im Rahmen anderer Untersuchungen vom Arzt entdeckt. Dabei tritt sie meist bei CT- oder MRT-Untersuchungen zum ersten Mal in Erscheinung, wenn derartige bildgebende Verfahren im Bereich des Kopfes zum Einsatz kommen.

Die Tornwaldt-Zyste zeigt sich als Raumforderung mit annähernd runder Kontur und einer deutlichen Abgrenzung von den umgebenden Geweben. Sie befindet sich in der Regel auf der Mittellinie. Grundsätzlich stellt die Tornwaldt-Zyste eine sehr oft vorkommende Raumforderung benigner Natur in der Gegend des sogenannten Nasopharynx dar.

Bisherige Studien deuten darauf hin, dass es sich um die häufigste kongenitale Form von Zysten im entsprechenden Bereich handelt. Circa ein bis vier Prozent der Menschen besitzen eine Tornwaldt-Zyste, die oft bei radiologischen bildgebenden Untersuchungsmethoden diagnostiziert wird. In zahlreichen Fällen zeigt die Zyste keine besonderen Symptome und bleibt deshalb oft unentdeckt.

Ursachen

Die Ursachen der Tornwaldt-Zyste sind entsprechend verschiedener medizinischer Forschungsstudien weitgehend bekannt. Der Entstehung der Zyste liegt eine Verbindung von primitivem Pharynx und der Chorda dorsalis zu Grunde. Diese Anomalie entwickelt sich schon im Mutterleib beim Embryo. In der Folge davon entsteht eine Ausbuchtung im Bereich der Schleimhaut des Nasopharynx. Die Tornwaldt-Zyste liegt somit in der Regel schon bei der Geburt des erkrankten Patienten vor. Jedoch kommt es nicht in allen Fällen zu einer Diagnose, da die Tornwaldt-Zyste häufig ohne Symptome verläuft.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Tornwaldt-Zyste befindet sich in der Regel an der sogenannten Mittellinie, was auf die Ausprägung der Zyste beim Embryo zurückzuführen ist. In zahlreichen Fällen weist die Tornwaldt-Zyste eine verdickte Wand auf. Zudem enthält sie oftmals eine schleimige Füllung. Wenn eine Infektion der Tornwaldt-Zyste vorliegt, besteht die Füllung unter Umständen aus eitrigen Stoffen. Im überwiegenden Teil der Fälle verläuft die Erkrankung jedoch völlig symptomfrei.

Beschwerden durch die Tornwaldt-Zyste ergeben sich üblicherweise erst dann, wenn sich eine Infektion entwickelt. Dabei handelt es sich meist um Infektionen, die den oberen Nasopharynx betreffen. Im Zuge dessen bildet sich im Bereich der Tornwaldt-Zyste eine sekundäre Infektion. Die typischen Symptome einer solchen Infektion der Tornwaldt-Zyste bestehen in einem Druckgefühl, das im schlimmsten Fall die Beweglichkeit der Wirbelsäule im Bereich des Halses einschränkt.

Die betroffenen Patienten verspüren Schmerzen, die von der Tornwaldt-Zyste ausgehen und sich oft zu Kopfschmerzen ausweiten. Zudem fällt die Atmung durch die Nase schwer, woraus unter Umständen eine Schlafapnoe resultiert. Einige Patienten berichten über ein Fremdkörpergefühl im Bereich der Tornwaldt-Zyste. Teilweise wird Eiter in den Mund abgegeben, wodurch sich ein unangenehmer Mundgeruch ergibt.

Wird die Tuba auditiva verlagert, entsteht mitunter eine Otitis media sowie ein Seromukotympanon. Durch die Tornwaldt-Zyste wird in manchen Fällen das Hörvermögen der Patienten beeinträchtigt. Die im Bereich des Nasopharynx lokalisierten Drüsen produzieren unter Umständen Schleim, der einen schlechten Atem verursacht. Bleibt eine angemessene Behandlung der Tornwaldt-Zyste aus, besteht das Risiko einer chronischen Entzündung. In deren Folge ist oftmals auch die Tuba auditiva von der Infektion betroffen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose der Tornwaldt-Zyste erfolgt meist erst dann, wenn sie durch Infektionen deutliche Beschwerden bei den erkrankten Patienten verursacht. Asymptotische Tornwaldt-Zysten hingegen werden oft eher zufällig entdeckt. Leiden Personen an den typischen Symptomen einer infizierten Tornwaldt-Zyste, ist entweder ein Allgemeinarzt oder ein Spezialist für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aufzusuchen.

Im Patientengespräch klärt der Arzt die Symptomatik sowie die Hintergründe der Pathogenese ab und entscheidet über den weiteren Verlauf der Untersuchung. Bei der klinischen Untersuchung inspiziert der Arzt zunächst den Nasen-Rachenraum des Patienten auf Veränderungen oder Auffälligkeiten. Anschließend kommen in der Regel MRT- und CT-Untersuchungen des Kopfes zum Einsatz, um die Tornwaldt-Zyste bildhaft darzustellen.

Zeigt sich im Bild die typische Form der Tornwaldt-Zyste in Verbindung mit der beschriebenen Symptomatik des Patienten, gilt die Diagnose als relativ gesichert. Obligatorisch ist jedoch die Durchführung einer Differentialdiagnose, wozu in vielen Fällen eine Endoskopie des Nasopharynx eingesetzt wird.

Der Arzt untersucht, ob Retentionszysten, ein Nasenrachenfibrom oder eine Zyste an der Rathke-Tasche vorliegen. Darüber hinaus schließt er das Vorliegen von Adenoiden Vegetationen, Lymphomen oder einer Baker-Zyste aus. Zudem ist die Tornwaldt-Zyste von einem Karzinom am Nasopharynx sowie einer Halitosis abzugrenzen.

Komplikationen

Komplikationen aufgrund einer Tornwaldt-Zyste ergeben sich in der Regel erst dann, wenn sich die Wucherung entzündet. Unbehandelt kann die Infektion von der Tornwaldt-Zyste auf den gesamten Nasenrachenraum und in die Gehörgänge übergreifen. Bei einer weiteren Ausbreitung kann es zum Beispiel zu einer Ohrenentzündung kommen. Begleitend dazu kann die Infektion ein unangenehmes Druckgefühl auslösen, das im schlimmsten Fall zu einer Versteifung der Halswirbelsäule führt.

Meist kommen außerdem Kopfschmerzen hinzu und die Nasenatmung wird erschwert. Im Extremfall resultiert daraus aus eine Schlafapnoe. Weiterhin kann eine Tornwaldt-Zyste das Hörvermögen beeinträchtigen und eine chronische Entzündung hervorrufen. Sehr selten kommt es zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung. Die operative Entfernung einer Tornwaldt-Zyste kann sekundäre Infektionen in der Gegend des Eingriffs hervorrufen.

Außerdem kann es zu Blutungen, Nachblutungen und Wundheilungsstörungen kommen. Eine Neubildung der Tornwaldt-Zyste ist nicht unwahrscheinlich und macht einen erneuten Eingriff notwendig. Die medikamentöse Behandlung verläuft meist komplikationsfrei, da hauptsächlich milde Antibiotika und Schmerzmittel verschrieben werden. Gelegentlich treten jedoch Nebenwirkungen und allergische Reaktionen auf. Patienten, die regelmäßig andere Medikamente einnehmen, sind unter Umständen auch von Wechselwirkungen betroffen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommen kann, ist der Betroffene bei der Tornwaldt-Zyste auf jeden Fall auf eine medizinische Behandlung angewiesen. Nur so können weitere Beschwerden und eine weitere Verschlechterung der Symptome vermieden werden. Daher sollte schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Tornwaldt-Zyste ein Arzt aufgesucht werden. Der Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an sehr starken Kopfschmerzen leidet. Diese verschwinden in der Regel nicht von alleine und halten über einen sehr langen Zeitraum an. Weiterhin kann auch eine erschwerte Atmung auf die Tornwaldt-Zyste hindeuten, wobei der Betroffene kaum mehr durch die Nase atmen kann. Es bildet sich Eiter im Mund, was in der Regel auch zu einem sehr starken Mundgeruch führt.

Treten diese Beschwerden auf, sollte ein HNO-Arzt oder ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Die weitere Behandlung erfolgt dann in der Regel durch einen operativen Eingriff bei einem Facharzt und lindert die Beschwerden vollständig.

Behandlung & Therapie

Die Therapie der Tornwaldt-Zyste richtet sich nach dem Verlauf der Erkrankung. Eine asymptotische Tornwaldt-Zyste bedarf in der Regel keiner spezifischen Therapie, zumal sie in den meisten Fällen sowieso unentdeckt bleibt. Generell wird die Tornwaldt-Zyste im Rahmen eines operativen Eingriffs entfernt oder gespalten. Dadurch verbessert sich der Leidensdruck für die Patienten meist erheblich. Problematisch sind allerdings potenzielle Rezidive oder sekundäre Infektion in der Gegend des Eingriffs.


Vorbeugung

Eine konkrete Prävention der Tornwaldt-Zyste ist nicht erforscht, denn die Krankheit liegt bereits von Geburt an bei den erkrankten Patienten vor.

Nachsorge

Eine Tornwaldt-Zyste bedarf keiner langfristigen Nachsorge. Die Zyste kann meist operativ entfernt werden. Nach dem Eingriff ist zunächst eine stationäre Behandlung notwendig. Der Patient muss ungefähr ein bis zwei Wochen im Krankenhaus verbringen, abhängig vom Verlauf der Operation. In der Regel genügt eine kurzfristige Beobachtung, bevor der Patient die Klinik wieder verlassen darf.

Sollten sich Komplikationen zeigen, ist jedoch die Überweisung an eine dermatologische Spezialklinik notwendig. Um Rezidive frühzeitig zu erkennen, sind regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen angezeigt. Patienten sollten sich mit dem zuständigen Hautarzt in Verbindung setzen, wenn Komplikationen auftreten oder sich ungewöhnliche Symptome zeigen. Die Gefahr für eine Sekundärinfektion ist relativ groß und eine regelmäßige ärztliche Abklärung deshalb umso wichtiger.

Im Rahmen der Nachsorge wird außerdem die medikamentöse Behandlung kontrolliert und bei Bedarf neu eingestellt. Sollten sich Begleitsymptome wie zum Beispiel Entzündungen im Bereich des Eingriffs oder Schmerzen entwickeln, benötigt der Patient eine medikamentöse Begleitbehandlung in Form von Schmerzmitteln oder Entzündungshemmern. Darüber hinaus kann eine Tornwaldt-Zyste zu Empfindungsstörungen führen. Im Rahmen der Nachsorge sind deshalb oft auch Massagen oder alternative Maßnahmen wie beispielsweise Akupunktur sinnvoll. Die genauen Maßnahmen werden zwischen Dermatologe und Patient besprochen.

Das können Sie selbst tun

Patienten mit Tornwaldt-Zyste leiden nicht grundsätzlich unter Beschwerden. Symptome treten jedoch bei einigen Betroffenen im Verlauf der Erkrankung auf und beeinträchtigen die Lebensqualität.

Den durch die Tornwaldt-Zyste verursachten Schmerzen wirken die Betroffenen zunächst mit einer medikamentösen Behandlung entgegen, deren Ablauf der Arzt vorgibt. Dabei halten sich die Patienten mit Tornwaldt-Zyste streng an die ärztlichen Vorgaben. Das Gleiche gilt für im Zusammenhang mit der Tornwaldt-Zyste auftretende Kopfschmerzen. Mit der Erkrankung assoziierter Mundgeruch lässt sich durch adäquate Mundhygiene zum Teil reduzieren, jedoch nicht gänzlich beseitigen, da die Ursache in Form der Tornwaldt-Zyste fortbesteht.

Leiden Patienten an starken Symptomen, die ihre Lebensqualität deutlich mindern, sollte eine zeitnahe operative Entfernung der Tornwaldt-Zyste angestrebt werden. Im Vorfeld der Operation achten die Betroffenen verstärkt auf körperliche Schonung und einen möglichst gesunden Lebensstil. Eine chirurgische Entfernung ist die wohl effektivste Möglichkeit zur Therapie der Tornwaldt-Zyste.

Nach der Operation geben sich die Patienten ausreichend Zeit zur Regeneration und achten auf eine komplikationsfreie Heilung der Narben. Währenddessen verzichten die Personen üblicherweise auf Sport und achten außerdem darauf, sich nicht mit ansteckenden Erkrankungen der Atemwege zu infizieren. Denn eine solche Infektion könnte den Heilungsprozess nach der Entfernung der Tornwaldt-Zyste beeinträchtigen.

Quellen

  • Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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