Transkranielle Gleichstromapplikation
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Gehirn ist die Steuerzentrale des Körpers und arbeitet mit größter Präzision, um Sinneseindrücke zu verarbeiten und alle Funktionen zu koordinieren und zu dirigieren. Hier laufen alle Fäden zusammen. Störungen der Hirnfunktion haben deshalb schwerwiegende Folgen für die Körperfunktionen. Es kommt zu Ausfällen und Defiziten, die das alltägliche Leben der Betroffenen schwer beeinträchtigen. Ein besonderes Verfahren verspricht hier Hilfe und Linderung der Symptome.
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Was ist die transkranielle Gleichstromapplikation?
Die Methode heißt transkranielle Gleichstromapplikation und ist ein nicht-invasives Verfahren zur Stimulation des Gehirns. Es wurde bereits wiederholt zur Behandlung von Schmerzen oder Depressionen eingesetzt, jedoch wurde die Wirksamkeit bisher noch nicht wissenschaftlich getestet.
Im Fachjargon wird es tDCS (transcranial direct current stimulation) genannt. Dabei werden Elektroden an der Kopfhaut angebracht, durch die ein schwacher Gleichstrom auf das Gehirn wirkt. Die Methode ist schmerzfrei, gut verträglich und wird zur Rehabilitation, besonders von Sprache, Motorik und kognitiven Fähigkeiten, eingesetzt. Der Effekt wird durch die Polarität bestimmt. Die Dauer dieser Anwendung variiert zwischen 10 und 30 Minuten.
Sie wird vom behandelnden Arzt, Neuropsychologen oder Psychologen durchgeführt, kann aber auch, nach vorheriger Schulung, durch den Patienten selbst oder seinen Angehörigen erfolgen. Wichtig ist, dass das Gerät, das zum Einsatz kommt, eine CE-Zertifizierung hat und den Anforderungen des Deutschen Medizinproduktgesetzes entspricht. Doch wo genau wird die transkranielle Gleichstromapplikation eingesetzt?
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Wirkung war noch 2 Wochen nach Beendigung der Therapie spürbar. Auch Patienten, die nach einem Schlaganfall Sprachstörungen erlitten haben, konnte durch transkranielle Gleichstromstimulation geholfen werden. Eine weitere Studie mit Menschen, die an Schizophrenie und Halluzinationen leiden, ergab, dass die Halluzinationen nach der tDCS-Therapie deutlich verringert wurden. Dieser positive Effekt hielt noch bis zu 3 Monate nach Beendigung der Therapie an. Die Methode wurde auch an Patienten mit chronischer Neuropathie getestet.
Hier zeigte sich, dass die Schmerzen durch die Therapie deutlich verringert wurden und auch nach Therapieende noch viel moderater waren. Weiterhin wurde die transkranielle Gleichstromstimulation bei Depression getestet. Die Aktivität des präfrontalen Kortex ist verändert. Viele depressive Patienten sprechen jedoch nicht auf eine herkömmliche Behandlung gemäß den Leitlinien an. Hier kann die tDCS Erleichterung verschaffen. Auch an Parkinson-Patienten mit leichten kognitiven Defiziten wurde die Methode getestet. Hier wurde ebenso eine Verbesserung nachgewiesen.
Die Behandlung mit der transkraniellen Gleichstromstimulation ist also vielseitig anwendbar und verspricht, gemäß den Studienergebnissen, eine Erleichterung für die betroffenen Patienten. Sie dauert in der Regel zwischen 10 und 30 Minuten. Der Stromfluss hat eine Intensität von 1 mA bis 2 mA und durchfließt Elektroden von ca. 35 cm2. Die Polarität der Elektroden bestimmt den gewünschten Effekt, die Bahnung oder Hemmung einer Hirnfunktion.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Die tDCS ist schmerzfrei und wird in der Regel von den Patienten gut vertragen. Es wir lediglich ein leichtes Kribbeln oder Jucken auf der Kopfhaut verspürt. Nebenwirkungen sind nicht bekannt. In seltenen Fällen wurde nach der Anwendung über Kopfschmerzen oder Müdigkeit geklagt. Patienten mit Parkinson, Schizophrenie, Halluzinationen, chronische Neuropathie und Ausfällen der Motor- und Sprachfunktionen nach Schlaganfall kann mit der transkraniellen Gleichstromapplikation geholfen werden. Die Symptome werden gemildert werden, wodurch die Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität erfahren und ihren Alltag besser meistern können.
Dies sind medizinische Indikationen und die Geräte müssen strengsten medizinischen Anforderungen entsprechen. Auch sollten sie nur von Ärzten oder entsprechend geschulten Personen betrieben werden. Inzwischen gibt es jedoch auch frei verkäufliche Geräte, die damit werben, das Kurzzeitgedächtnis und die Reaktionsfähigkeit von gesunden Menschen zu verbessern. Sie sind besonders beliebt Computerspielern. Auch das Militär soll sie verwenden. Diese Geräte entsprechen jedoch in keinster Weise den medizinischen Standards. Unsachgemäße Handhabung kann eine gegenteilige Wirkung haben. Tatsächlich wurde auch eine Studie mit Gesunden durchgeführt, um die Wirkung zu testen. Das Ergebnis war, dass sich die Hirnfunktion nach Anwendung der frei auf dem Markt erhältlichen Geräte verschlechtert hatte.
Die transkranielle Gleichstromapplikation verbessert die Motorfunktionen,leichte kognitive Ausfälle sowie Sprachstörungen zum Beispiel bei Parkinson oder nach Schlaganfällen und mildert Halluzinationen. Es laufen noch weitere Studien, um die Wirksamkeit gründlich zu testen. Allerdings muss die Behandlung unter medizinischer Aufsicht, von autorisierten Ärzten oder Kliniken, durchgeführt werden und die Geräte müssen die strengen Auflagen erfüllen.
Vom Erwerb der frei verkäuflichen Geräte sollte Abstand genommen werden. Sie sind nicht mit den Geräten zu vergleichen, die in der Medizin zum Einsatz kommen. Die erhoffte Wirkung trat hier nicht ein. Von Stimulation des gesunden Gehirns sollte Abstand genommen werden. Gesunden Menschen ist angeraten, ihr Gehirn auf herkömmliche Weise,zu trainieren. Für Patienten mit den oben beschriebenen Symptomen jedoch verspricht die transkranielle Gleichstromapplikation Hilfe und Unterstützung.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage, de Gruyter, Berlin 2014