Tularämie (Hasenpest)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Tularämie handelt es sich um eine hochansteckende, in Deutschland sehr selten vorkommende Infektion, die durch Säugetiere auf den Menschen übertragen werden kann. Aufgrund des pestähnlichen Verlaufes und dem vorwiegenden Vorkommen bei Wildkaninchen und Hasen spricht man auch von der Hasenpest.
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Was ist Tularämie?
Tularämie wird ausgelöst durch das Bakterium Francisella tularensis, demnach handelt es sich um eine bakterielle Infektion. Da die Krankheit von kleinen Säugetieren auf den Menschen übertragbar ist spricht man hier von einer Zoonose.
In Deutschland ist die Krankheit nur sehr selten vertreten, das vorwiegende Vorkommen liegt in Nordosteuropa, Asien und Nordamerika. Je nachdem um welche Eintrittsstelle des Erregers es sich handelt treten verschiedene Erscheinungsbilder der Tularämie auf. Das Krankheitsbild kann je nach Eintrittsstelle des Erregers unterschiedlich sein, einige Beispiele sind:
Ulzeroglanduläre Tularämie: Geschwürbildung an der Eintrittsstelle sowie plötzliches Fieber
Glanduläre Tularämie: Schwellungen der Lymphknoten
Abdominale Tularämie: Typhusähnliches Krankheitsbild, Milz und Leber schwellen an, Durchfall und Schmerzen im Bauchbereich (Organe der Bauchhöhle sind befallen)
Intestinale Tularämie: Bauchschmerzen und Durchfall, Erbrechen und Übelkeit
Ursachen
Die Parasiten, die den Erreger in sich tragen können durch einen Stich das Bakterium sowohl auf den Menschen als auch auf Säugetiere übertragen. Weitere Wege einer Infektion mit Tularämie kommen durch Kontakt mit infizierten Säugetieren zustande. Dieser Kontakt kann in Form von Bissen oder Kratzern infizierter Tiere geschehen, ebenfalls ist es möglich den Erreger durch direkten Kontakt mit Ausscheidungen oder Blut infizierter Tiere aufzunehmen.
Um sich mit Tularämie zu infizieren ist jedoch kein direkter Kontakt nötig, der Erreger der Tularämie kann auch über die Luft oder kontaminiertes Wasser aufgenommen werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Hasenpest führt bei Tieren und Menschen zu unterschiedlichen Symptomen. Die namensgebenden Nagetiere entwickeln meist einige Tage nach der Infektion eine Septikämie, die sich über den ganzen Körper ausbreitet. Die betroffenen Tiere zeigen als typische Begleiterscheinungen Fieber, eine erhöhte Atemfrequenz und vergrößerte Lymphknoten sowie eine vergrößerte Milz.
Darüber hinaus wirken die Tiere stark geschwächt. Meistens sterben die Nager etwa zwei Wochen nach der Infektion an einer Blutvergiftung. Infizierte Hunde sterben in der Regel nicht an der Hasenpest, sie können nach einer Infektion aber staupeänhliche Symptome entwickeln. Beim Menschen geht eine Infektion mit dem Bakterium Francisella tularensis meist zeitnah mit Symptomen einher, die im einem grippalen Infekt ähneln.
Die Patienten leiden zunächst an Fieber und Kopfschmerzen. Oftmals treten zu diesen Symptomen noch Übelkeit und Erbrechen hinzu. Bei vielen Betroffenen kommt es außerdem zu einer Schwellung der Lymphknoten an der Stelle, an der das Bakterium in den Körper gelangt ist. Wird die Infektion nicht erkannt und mit Antibiotika behandelt, kann sich ein lebensbedrohlicher Zustand einstellen.
Dieser wird oftmals durch starken Schüttelfrost und Bauchschmerzen angekündigt. Bei vielen Patienten tritt auch eine starke Rachenentzündung auf. Die Hasenpest geht beim Menschen nicht mit Symptomen einher, die für diese Krankheit spezifisch sind, weshalb sie nur durch eine Blutananlyse zweifelsfrei festgestellt werden kann.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnosestellung der Tularämie ist oft nicht eindeutig zu stellen und bleibt teilweise sogar ganz aus, da der Verlauf der Krankheit teilweise dem eines grippalen Infektes ähnelt.
Jedoch kann anhand der häufig vorkommenden Symptome, wie Geschwürbildung an Haut und Schwellung der Lymphknoten, auf eine Tularämie zurückgeschlossen werden. Eine direkte Diagnose ist jedoch nur mittels Tierversuch möglich. Hierzu wird eine Blutprobe entnommen und einem Versuchstier injiziert. Ist der Erreger vorhanden so lässt sich dies anhand der Antikörper-Bildung des Versuchstieres nachweisen, allerdings sollte hier beachtet werden, dass aufgrund der Ähnlichkeit vom Tularämie- zum Thymus-Erreger, eine Fehl-Diagnose gestellt werden kann.
Beim Menschen beträgt die Inkubationszeit 1 – 10 Tage, nach dieser Zeit treten die typischen Symptome auf. Wird die Tularämie frühzeitig erkannt und angemessen mit Antibiotika behandelt kommt es kaum zu Komplikationen, bleibt die Krankheit jedoch unbehandelt so führt sie in 30% aller Fälle zum Tod. Ist die Krankheit jedoch einmal überstanden so besteht lebenslange Immunität gegenüber dem Tularämie-Erreger.
Komplikationen
Bei fehlender oder unzureichender Behandlung kann die Tularämie verschiedene Beschwerden hervorrufen, aus denen ernsthafte Komplikationen hervorgehen können. Typisch für die Hasenpest ist die auffällige Lymphknotenschwellung an der Infektionsstelle, die gelegentlich mit Fieber und einem generellen Krankheitsgefühl verbunden ist. Bei einem schweren Verlauf steigt das Fieber auf über 40 Grad Celsius und ruft Herz-Kreislauf-Beschwerden, Dehydration und andere Komplikationen hervor.
Einige Patienten leiden zudem an Bauchschmerzen und Migräne, beides mit einem starken Unwohlsein und einer Abnahme der Lebensqualität verbunden. Die charakteristische Rachenentzündung kann sich ausbreiten und unter Umständen eine Entzündung der Nasennebenhöhlen oder sogar eine Lungenentzündung hervorrufen. Die Hasenpest begünstigt außerdem die Entstehung von Geschwüren auf der Haut, die sich ebenfalls entzünden können oder Blutungen und Narben hervorrufen.
Die medikamentöse Behandlung mittels Antibiotika wie Doxyclin oder Gentamycin geht manchmal mit Neben- und Wechselwirkungen einher. Problematisch sind vor allem Magen-Darm-Beschwerden, da diese mit den Symptomen der Tularämie korrelieren und somit starke Schmerzen und Fieber hervorrufen können. Eine langfristige Einnahme der entsprechenden Präparate kann die inneren Organe, vor allem Leber, Nieren und Herz, empfindlich schädigen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Tularämie ist der Betroffene in jedem Falle auf eine medizinische Untersuchung und Behandlung angewiesen, da es dabei auch nicht zu einer selbständigen Heilung kommen kann. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf. Im schlimmsten Fall kann es durch die Tularämie sogar zum Tod des Betroffenen kommen, sodass schon bei den ersten Beschwerden und Anzeichen der Krankheit ein Arzt zu kontaktieren ist. Ein Arzt ist bei der Tularämie dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einer erhöhten Atemfrequenz leidet und wenn die Milz des Patienten deutlich vergrößert ist.
Weiterhin können auch die Beschwerden einer gewöhnlichen Grippe auf diese Krankheit hinweisen. Die meisten Patienten leiden an starken Schmerzen im Bauch und auch an einer Entzündung im Hals oder im Rachen. Verschwinden die Beschwerden der Grippe nicht nach einigen Tagen, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Bei der Tularämie kann entweder ein Allgemeinarzt oder direkt ein Krankenhaus aufgesucht werden.
Behandlung & Therapie
Eine Behandlung von Tularämie geschieht mit einem Antibiotikum, hierbei kann es sich um Doxyclin, Ciprofloxacin oder Gentamycin handeln, wobei die größten Erfolge mit Streptomycin zu verzeichnen sind. Von Sulfonamiden und Penicillin sollte abgesehen werden, da hier eine Resistenz seitens des Erregers besteht. Das Antibiotikum der Wahl sollte 10 – 17 Tage eingenommen um einen Rückfall und ein gänzliches Auskurieren der Tularämie zu gewährleisten.
Vorbeugung
Gegen Tularämie besteht bereits ein Impfstoff, jedoch ist dieser auf dem deutschen Markt nicht verfügbar. Ein Vorbeugen gegen Tularämie ist aber auch durch Einhalten einfacher Verhaltensregeln möglich.
So sollte beim Kontakt mit Wildtieren stets auf das Tragen von Einmalhandschuhen geachtet werden und der Umgang mit verdächtigen Tieren gänzlich gemieden werden. Zudem sollte bei der Verarbeitung von Wildtieren, wozu unter anderem das Häuten und Ausnehmen zählen, staubdichte Atemmasken getragen werden. Besondere Risikogruppen stellen hier Tierärzte, Waldarbeiter und Jäger dar.
Nachsorge
Bei der Tularämie (Hasenpest) wird der Umfang der Nachsorgemaßnahmen von der Art des Krankheitserregers und der Schwere des Krankheitsverlaufs bestimmt. Krankheitserreger der Tularämie können im Wesentlichen der Subtyp „F. tularensis“ und der Subtyp „holarctica“ sein. Der Subtyp „F. tularensis“ ist in Nordamerika verbreitet. In 30 bis 60 Prozent aller unbehandelten Krankheitsfälle führt der Erreger zum Tod des Erkrankten.
Im Todesfall fokussiert sich die Nachsorge auf die Trauerbewältigung. Für die Angehörigen ersten Grades ist ärztlich eine psychologische Beratung beziehungsweise Betreuung empfohlen. Der Subtyp „holarctica“ kommt fast ausschließlich in Europa vor. Die Wahrscheinlichkeit, an einer vom Subtyp „holarctica“ verursachten Tularämie zu sterben, tendiert gegen null.
Die Therapie der Tularämie wird sowohl beim Subtyp „F. tularensis“ als auch beim Subtyp „holarctica“ grundsätzlich klinisch medikamentös begonnen (Ciprofloxacin als Monotherapie). Nach dem klinischen Aufenthalt wird bei der Nachsorge die medikamentöse Therapie circa 14 Tage fortgesetzt. Um den Erfolg der Therapie zu kontrollieren, sind in der Nachsorge auch Blutanalysen vorgesehen.
Oft kommt es beim Subtyp „holarctica“ sogar zu einer Spontanheilung. Beim Subtyp „F. tularensis“ hingegen ist regelmäßig ein schwerer Krankheitsverlauf zu erwarten. Sekundär können hier Symptome wie Endokarditis, schwere Septikämie, Pneumonien sowie Leber- und Nierenversagen auftreten. Neben dem Fortsetzen der medikamentösen Therapie steht dann im Mittelpunkt der Nachsorge zusätzlich die Versorgung der Symptome.
Das können Sie selbst tun
Eine Tularämie wird mittels Antibiotika wie Streptomycin oder Gentamicin behandelt. Die Medikamente müssen streng nach den Vorgaben des Arztes eingenommen werden. Zudem ist eine frühzeitige Einleitung der Therapie wichtig, um einen schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden.
Die ärztliche Behandlung lässt sich durch Bettruhe und eine angepasste Ernährung unterstützen. Der geschwächte Körper benötigt ausreichend Flüssigkeit und Nährstoffe, insbesondere in der akuten Phase der Erkrankung. Später sollte Schonkost verzehrt werden, um den gereizten Magen-Darm-Trakt nicht weiter zu belasten. Weil das Leiden zu Bindehautbeschwerden führen kann, darf nicht Auto gefahren werden. Auch das Bedienen schwerer Maschinen ist untersagt. Bei äußerlichen Entzündungen oder Geschwüren helfen Pflegemittel aus der Apotheke. In Rücksprache mit dem Arzt können Salben aus natürlichen Stoffen probiert werden.
Schwangere Frauen, bei denen die Hasenpest diagnostiziert wurde, müssen sich an eine Fachklinik wenden. Da der Einsatz starker Antibiotika in der Schwangerschaft nicht zugelassen ist, müssen alternative Behandlungsmethoden gewählt werden.
Grundsätzlich gelten bei der Hasenpest also Schonung und Ruhe, in Verbindung mit der Befolgung der ärztlichen Vorgaben. Betroffene können sich in Internetforen oder in einem Fachzentrum mit anderen Erkrankten austauschen. Wichtig ist auch die Unterstützung des Partners oder einer anderen Bezugsperson.
Quellen
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004