Zoonose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Infektionen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können, sind häufiger als angenommen. Am meisten verbreitet ist dieses Problem in Afrika und Indien. Doch auch in Europa gibt es Krankheitsfälle, die als Zoonose bezeichnet werden.
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Was ist eine Zoonose?
Unter dem Begriff Zoonose werden alle Infektionskrankheiten zusammengefasst, bei denen einen Übertragung zwischen Tieren und Menschen erfolgt.
Hierbei bilden die Tiere das Erregerreservoir, während in den meisten Fällen der Mensch das Endglied dieser Infektionskette ist. Zu den in Mitteleuropa am stärksten verbreiteten Zoonosen zählen die Salmonellen-Enteritis, der Milzbrand, die Brucellose, die Leptospirose, das Q-Fieber, die Yersiniose und die Listeriose.
Weltweit sind mehr als 200 Zoonosen bekannt. Besonders die in technisch hoch entwickelten Ländern übliche Massentierhaltung hat die Weiterverbreitung vieler Zoonosen gefördert.
Ursachen
Die möglichen Übertragungswege sind vielfältig. So kann eine Zoonose durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, über tierische Lebensmittel wie Milch, Fleisch oder Eier sowie über als Vektoren bezeichnete Krankheitserreger erfolgen. Diese Vektoren rufen die Erkrankung nicht selbst hervor und erkranken auch nicht daran. Ein allgemein bekanntes Beispiel für solche Vektoren sind beispielsweise Zecken, welche die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen.
Wenn die Zecke den Menschen sticht, werden die FSME-Viren auf den Menschen übertragen. Der Stich selbst ist jedoch nicht die Ursache für die Erkrankung. Das ist auch der Grund dafür, dass nicht jeder an FMSE erkrankt, der von einer Zecke gestochen wurde.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Zoonose kann jeden treffen. Oft werden Menschen mit einer Vorerkrankung von starken Beschwerden heimgesucht. Eine Erkrankung kann bei ihnen zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Eine Gehirnhautentzündung und anderes sind möglich. Die Anzeichen sind je nach Ausprägung nicht eindeutig. Meist ist die Haut betroffen oder es ergeben sich Symptome, die an eine Grippe erinnern.
Weit verbreitet sind Hautrötungen. Diese treten allein auf oder sind mit Kopfschmerzen und Müdigkeit verbunden. Auch Übelkeit und Durchfall stellen sich ein. Die geläufigste Zoonose ist die Toxoplasmose. Sie führt zu einer Erkrankung über mehrere Wochen, bevor anschließend eine Genesung ohne jegliche medizinische Hilfe erfolgt.
Sie ist durch fiebrige Zustände und geschwollene Lymphknoten gekennzeichnet. Auch die inneren Organe werden bei einer Zoonose manchmal angegriffen. Kommt es zu einer Übertragung über Lebensmittel ist der Magen-Darm-Trakt betroffen. Erkrankte klagen über Fieber, Bauchschmerzen und Durchfall.
Vielen Menschen ist die Ansteckung über Salmonellen ein Begriff. Sie bedingt eine klassische Darmerkrankung. In einigen Fällen, wie bei der Borreliose, treten auch Gelenk- und Gliederschmerzen auf. Bei schweren Erkrankungen ergeben sich Probleme am Herz, an der Leber und Milz. Manchmal sind Symptome am Nervensystem auszumachen.
Diagnose & Verlauf
Ein ausführliches Gespräch über den bisherigen Krankheitsverlauf ist für die Diagnose einer Zoonose von entscheidender Bedeutung. Diesem Gespräch folgen eine körperliche Untersuchung und eventuell eine Blutuntersuchung. Der Einsatz weiterer Diagnose-Möglichkeiten ist abhängig vom Typ der vermuteten Zoonose. Je nach Symptomatik werden zum Nachweis des für die Zoonose verantwortlichen Erregers z. B. Blutkulturen, Stuhlproben, Knochenmark, Proben aus Abszessen und Lymphknoten herangezogen.
Komplikationen
Welche Komplikationen bei einer Zoonose auftreten, hängt von der Art der Infektion, dem Verlauf der Erkrankung und anderen Faktoren ab. Grundsätzlich sind Viruserkrankungen mit Allgemeinsymptomen wie Fieber verbunden, die bei fehlender Behandlung lebensbedrohlich sein können. So führt eine unbehandelte Vogelgrippe oftmals zu einer schweren Lungenentzündung, während Tollwut eine Hirnhautentzündung hervorrufen kann.
Fast immer ist eine Zoonose mit Hautrötungen und Begleiterscheinungen wie Juckreiz oder Blutungen verbunden. Auch eine Blutvergiftung kann im Rahmen einer Krankheitsübertragung von Tier auf Mensch auftreten. Zu welchen Beschwerden es im Detail kommt, hängt davon ab, wie schwer die Infektion ausfällt und wie schnell sie behandelt wird. Eine frühzeitige Behandlung kann ernste Komplikationen meistens verhindern, bei Tollwut oder Vogelgrippe sind aber immer Folgesymptome und mitunter auch Spätfolgen zu erwarten.
Bei der Zoonose-Therapie gehen die Risiken hauptsächlich von den verordneten Arzneimitteln aus. Antibiotika ruft gelegentlich Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder Hautirritationen hervor, und bei längerer Einnahme ist auch eine dauerhafte Schädigung der inneren Organe möglich. Bei der symptomatischen Behandlung hängen die Komplikationen von dem jeweils verordneten Medikament ab.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes sollte grundsätzlich ein Arzt konsultiert werden. Insbesondere Menschen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem sollten die Unterstützung und Hilfe einer medizinischen Versorgung in Anspruch nehmen, sobald sie Beeinträchtigungen ihres Wohlbefindens wahrnehmen. Insbesondere bei ihnen sollte schnellstmöglich bei Veränderungen gehandelt werden. Ein diffuses Krankheitsgefühl, Mattigkeit oder Abgeschlagenheit gehören bereits zu den Beschwerden, die untersucht werden sollten. Bei Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall besteht ebenfalls Anlass zur Besorgnis. Störungen des Schlafs, eine erhöhte Körpertemperatur und Bauchschmerzen sind einem Arzt vorzustellen. Halten diese Unregelmäßigkeiten über mehrere Tage an oder nehmen sie an Intensität und Umfang zu, ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren.
Schwellungen der Lymphknoten, Unregelmäßigkeiten des Magen-Darm-Traktes oder Störungen des Herzrhythmus müssen ärztlich versorgt werden. Bei einem schweren Krankheitsverlauf kann es bei einer Zoonose zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen kommen. Daher sind insbesondere Risikopatienten aufgefordert, Veränderungen ihrer Gesundheit mit einem Arzt zu besprechen. Zeigen sich Kopfschmerzen, eine innere Unruhe oder Gelenkschmerzen, besteht Handlungsbedarf. Kognitive Veränderungen und Verhaltensauffälligkeiten sind ebenfalls einem Arzt vorzustellen. Appetitlosigkeit oder ein Verlust des Körpergewichts gehören zu den Beschwerden, bei denen eine ärztliche Versorgung nötig ist. Andernfalls kann es zu einer Unterversorgung des Organismus und zu Folgeerkrankungen kommen.
Behandlung & Therapie
Auch die Therapie einer Zoonose hängt von deren Art ab. Bei bakteriellen Zoonosen erfolgt die Behandlung im Normalfall durch Gabe geeigneter Antibiotika. Meist wird diese für mehrere Wochen verordnet, bei befallenen Organen sogar länger.
In der Regel wird ein wirksames Antibiotikum labortechnisch ermittelt. Bei den meisten den Verdauungstrakt betreffenden Infektionen erfolgt die Therapie ausschließlich symptomatisch durch Ausgleich von Flüssigkeits- sowie Salzverlusten.
In diesen Fällen sind Antibiotika bis auf einige Ausnahmen (Hirnhautentzündungen, Septikämien, Dauerausscheider, Babys) nicht angebracht, da sie den Krankheitsverlauf zwar verkürzen, die Keimausscheidung jedoch verlängern.
Vorbeugung
Da einer Zoonose viele Ursachen zugrunde liegen können, gibt es keine allgemein gültigen Maßnahmen zur Prävention. Eine gute Hygiene ist generell ein wichtiger Schutz vor Infektionskrankheiten jeglicher Form. Schon regelmäßiges und gründliches Waschen der Hände mit heißem Wasser und Seife kann viele Infektionen vermeiden.
Die hygienische Lagerung sowie Zubereitung von Lebensmitteln sind ebenso bedeutsame Maßnahmen zur Vorbeugung. Gegen einige Zoonosen wie Täniose oder Toxoplasmose hilft das Erhitzen oder Einfrieren der Lebensmittel. Prionen, die z. B. die neue Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verursachen, sind jedoch sehr widerstandsfähig und lassen sich durch solche Mittel nicht abtöten. Einigen Zoonose-Erregern kann durch eine Desinfektion zu Leibe gerückt werden. Dazu gehören beispielsweise Influenza-Viren.
In den meisten Fällen erfolgt eine Infizierung mit einer Zoonose über Lebensmittel. Es ist jedoch auch Vorsicht geboten, wenn bei einem Haustier eine Zoonose festgestellt wird. Hier ist am besten mit dem Tierarzt abzuklären, in welcher Form eine Übertragung des Erregers erfolgen kann und wie lange das Tier ansteckend ist. Nach dem Kontakt mit einem zoonoseinfizierten Tier ist gründliches Händewaschen unerlässlich. Käfige, Katzenklos usw. müssen bei einem an einer Zoonose erkrankten Tier täglich gereinigt werden.
Generell ist im Umgang mit Haus- sowie Nutztieren auf eine artgerechte, hygienische Haltung zu achten. Läuse, Zecken und Milben sollten so bald als möglich entfernt und wurmanfällige Tiere regelmäßig entwurmt werden. Zudem können einige Infektionen mit einer Zoonose durch entsprechende Schutzimpfungen verhindert werden.
Viele Menschen infizieren sich auf Reisen mit einer Zoonose. Deshalb empfiehlt es sich, schon vorab genaue Informationen über das Reiseziel einzuholen und entsprechende Schutzmaßnahmen in Form von Impfungen oder Notfallmedikamenten zu ergreifen.
Nachsorge
Je nachdem, wie stark die Beschwerden ausgeprägt waren, ist der Körper durch eine durchlittene Zoonose sehr geschwächt. Daher empfiehlt sich in der Nachsorge alles, was dem Patienten dabei hilft, sich wieder zu regenerieren. Dazu gehört in erster Linie ein gesunder Lebensstil. Gerade in der Nachsorgezeit sind lange Spaziergänge an der frischen Luft und andere körperliche Aktivitäten angezeigt.
Sie bringen den Kreislauf des Patienten in Schwung, ohne ihn aber gleichzeitig zu überfordern. Selbstverständlich sollte der Patient auch sein Immunsystem nicht unnötig belasten. Von langen Discoabenden, Rauchen oder übermäßigem Alkoholkonsum ist daher abzuraten. Empfehlenswert ist stattdessen ein geregelter Schlaf- und Wachrhythmus mit festgelegten Ruhe- und Aufstehzeiten.
Auch eine gesunde Ernährung gehört zur Nachsorge. Zu fettes und zu kalorienreiches Essen belastet den Körper unnötig. Leichte, frisch gekochte Mahlzeiten aus biologisch angebauten Lebensmitteln sind anzuraten. Die Ernährung sollte viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe enthalten. Dazu sind zwei Liter Wasser täglich empfehlenswert, um die Leber und die Nieren des Patienten zu entlasten und mögliche Giftstoffe auszuschwemmen.
Wenn der Patient zur Behandlung seiner Zoonose ein Antibiotikum eingenommen hat, könnte das zu einer Schädigung der Darmflora geführt haben. Weil ein großer Teil der menschlichen Immunzellen im Darm sitzen, sind in diesem Fall daher Gaben von Probiotika angezeigt. Ein naturheilkundlich orientierter Arzt oder Heilpraktiker kann entsprechende Produkte empfehlen.
Das können Sie selbst tun
Die Behandlung einer Zoonose gehört in jedem Fall in ärztliche Hände. Je nachdem, an welcher Art von Zoonose der Patient leidet, ist die Therapie möglicherweise langwierig und schwierig. Eine gute Compliance ist jetzt wichtig: Besonders wenn Antibiotika verschrieben wurden, muss der Patient die angeratene Dosis und Dauer der Behandlung unbedingt einhalten. Gleichzeitig kann auch der Patient auf mögliche unerwünschte Nebenwirkungen der Antibiotikatherapie achten, wie beispielsweise Pilzinfektionen auf der Haut. Je schneller sie entdeckt werden, desto schneller können sie auch behandelt und eliminiert werden.
Eine Zoonose und deren Behandlung kann den Körper sehr schwächen. Deshalb sollten die Patienten in der Zeit der Erkrankung und der Rekonvaleszenz darauf achten, den Heilungsverlauf aktiv zu unterstützen, indem sie zum einen den Körper nicht zusätzlich mit Giftstoffen (Alkohol, Nikotin, Abgase, Drogen etc.) belasten und zum anderen sich ausreichend Ruhezeiten gönnen. Eine gesunde Ernährung hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Genesung. Viel Bewegung an der frischen Luft aktiviert das Immunsystem zusätzlich.
Künftige Infektionsquellen für eine Zoonose sind nach Möglichkeit auszuschalten. Dazu gehört die hygienische Zubereitung von einwandfreien Lebensmitteln ebenso wie die regelmäßige Entwurmung der eigenen Haustiere und der Schutz gegen Zecken im Freien. Gerade bei einem Waldspaziergang sind lange Beinkleider und die Benutzung eines Repellents zum Schutz gegen Zecken anzuraten, insbesondere in Deutschlands FSME-Risikogebieten.
Quellen
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Suttorp et al.: Infektionskrankheiten verstehen, erkennen, behandeln. Thieme, Stuttgart 2003