Urethrozystozele

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Urethrozystozele tritt die vordere Wand der Scheide tiefer und lässt die ventral dazu liegende Harnblase und die Harnwege damit nach unten gleiten. Das Phänomen liegt häufig an einer Schwäche des Halteapparats im Beckenboden. Wenn Männer von dem Abgleiten der Blase und Harnwege betroffen sind, liegt meist ein Leistenbruch vor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Urethrozystozele?

Die Ursache der Urethrozystozele ist ein Prolaps der vorderen Scheidenwand, der sich in einer Schwäche des Halteapparats manifestiert.
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Bei einem Proplaps verlagert sich ein bestimmtes Organ aus der physiologischen Lage. Der Prolaps kann verschiedenste Organe betreffen und basiert auf einem äußerst variablen Spektrum aus Ursachen, die je vom betroffenen Organ abhängen. Die Zystozele liegt bei einem Prolaps der Harnblase vor. Die Blase verlagert sich bei diesem Phänomen in einen sogenannten Bruchsack. Wenn neben der Blase die Harnröhre mit betroffen ist, ist von einer Urethrozystozele die Rede.

Jeder Prolaps ist ein pathologisches Phänomen. Von einer Urethrozystozele sind fast ausschließlich Frauen betroffen. Die Scheidenwand spielt in diesem Zusammenhang eine ursächliche Rolle. Sowohl die Harnblase, als auch die Harnwege sind anatomisch ventral der Vagina angesiedelt. Wenn die vordere Scheidenwand tiefer rutscht, kann sich daraus ein Prolaps von Harnblase und Harnwegen im Sinne einer Urethrozystozele ergeben.

In den meisten Fällen ist die Folge eine Inkontinenz der Blase. Die Urethrozystozele wird klinisch oft als Zystozele mit Urethrozele beschrieben, wobei ein Prolaps der vorderen Scheidenwand meist als Ursache angegeben wird.

Ursachen

Die Ursache der Urethrozystozele ist ein Prolaps der vorderen Scheidenwand, der sich in einer Schwäche des Halteapparats manifestiert. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Patienten um Frauen, deren Harnblase und Harnwege in die vordere Scheidenwand eingestülpt liegen. Bei einigen Patientinnen ist der Prolaps der Blase und der Harnwege derart signifikant, dass die Organe am Scheideneingang sichtbar sind oder sogar noch weiter nach vorne rutschen.

In den meisten Fällen ist die Urethrozystozele das Sekundärgeschehen eines Uterus- oder Scheidenprolapses. Dieses Geschehen geht meist auf eine Schwäche der Muskulatur im kleinen Becken zurück. Auch eine Schwäche des Bandapparats und des Musculus levator ani oder Diaphragma urogenitale im Beckenboden kann eine ursächliche Rolle spielen. Die Haltevorrichtungen der Organe können zum Beispiel im Rahmen einer Bindegewebsschwäche, nach körperlicher Überanstrengung, durch Übergewicht oder multiple Vaginalgeburten insuffizient werden.

In diesem Zusammenhang entsteht zunächst ein Deszensus, der die Organe absinken lässt. Aus diesem Deszensus kann sich das Phänomen der Urethrozystozele entwickeln. Falls der Patient ein Mann ist, steht das Phänomen meist mit Schenkelhernien oder Leistenhernien in ursächlichem Zusammenhang. In diesem Fall handelt es sich um einen Bruch, in den sich die Organe einstülpen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In der Frühphase einer Urethrozystozele sinken die Harnblase und Harnwege der Patientin aus ihrer physiologischen Lage in ventrale Richtung ab. Nur in seltenen Fällen verursacht dieses Phänomen bereits in der Frühphase Schmerzen oder andere Beschwerden. Im Verlauf stellen sich Symptome wie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr ein.

Darüber hinaus kann die Harnblase in ihrer Funktion gestört werden und damit Miktionsstörungen hervorrufen. Häufig leiden die Patientinnen auch an wiederholt auftretenden Harnwegsinfekten. Blasenentleerungsstörungen sind allerdings das Leitsymptom und können sich zum Beispiel in einem Harnverhalt oder in häufigem Wasserlassen mit verminderter Harnmenge manifestieren.

Im späten Stadium liegt häufig eine Inkontinenz des Harns vor. Die meisten Patientinnen bleiben sogar im Spätstadium des Phänomens asymptomatisch und bemerkten den Prolaps der Organe höchstens in extremen Fällen, in denen die Organe bis zum Scheideneingang gleiten.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Vor allem die Diagnose einer Zystozele der Blase lässt sich durch einfache Palpation stellen. Bei dem Phänomen ist an der vorderen Wand der Scheide eine mehr oder minder deutliche Vorwölbung zu ertasten, die zur Diagnosestellung in der Regel ausreicht. Wenn die Patienten zum Pressen aufgefordert wwerden, sinkt die Vorwölbung in die Tiefe und tritt dabei noch deutlicher hervor. In den meisten Fällen wird der Verdacht auf eine Urethrozystozele mittels Ultraschall abgesichert. Die Prognose gilt als hervorragend.

Komplikationen

Bei der Urethrozystozele leiden die Betroffenen in erster Linie an starken Schmerzen. Diese können dabei auch in der Nacht und in Form von Ruheschmerzen auftreten und sich damit sehr negativ auf den Alltag des Patienten auswirken. Häufig breiten sich die Schmerzen auch in die benachbarten Regionen des Körpers aus und können auch dort zu starken Beschwerden führen.

Vor allem beim Geschlechtsverkehr treten die Schmerzen auf, sodass es auch zu Spannungen mit dem eigenen Partner kommen kann. Weiterhin ist auch das Wasserlassen häufig mit Schmerzen verbunden. Die Betroffenen leiden dabei ebenso häufig an Infekten der Harnwege. Es kommt weiterhin zu einer Inkontinenz, welche sich ebenso negativ auf den Alltag des Patienten auswirkt.

Durch die Beschwerden der Urethrozystozele leiden viele Patienten auch an psychischen Beschwerden oder an Depressionen. Einige Betroffene schämen sich auch für die Beschwerden. Die Behandlung der Urethrozystozele richtet sich stark nach ihrer Ursache.

In einigen Fällen können die Beschwerden durch verschiedene Trainings oder mit Hilfe von Medikamenten gelöst werden. In schwerwiegenden Fällen sind operative Eingriffe notwendig. Besondere Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. Weiterhin wirkt sich die Urethrozystozele in den meisten Fällen nicht negativ auf die Lebenserwartung des Patienten aus

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Betroffene ist bei einer Urethrozystozele in der Regel immer auf eine medizinische Behandlung und Untersuchung angewiesen, da es bei dieser Erkrankung nicht zu einer selbständigen Heilung kommen kann. Je früher dabei ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf dieser Krankheit. Daher ist es sehr empfehlenswert, schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen dieser Krankheit einen Arzt zu kontaktieren.

Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an starken Schmerzen während des Geschlechtsverkehres leidet. Diese Schmerzen können sich auch in den Bauch ausbreiten. Weiterhin deuten auch Störungen beim Wasserlassen oder sehr häufig auftretende Infekte der Harnwege auf diese Krankheit hin und müssen von einem Arzt dann untersucht werden, wenn sie über einen längeren Zeitraum und ohne einen besonderen Grund auftreten.

Die Betroffenen müssen häufig Wasser lassen und leiden dadurch nicht selten auch an psychischen Verstimmungen. Die Urethrozystozele kann von einem Urologen behandelt werden. Der weitere Verlauf hängt dabei sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und vom Fortschritt der Krankheit ab, sodass keine allgemeine Voraussage getroffen werden kann.

Behandlung & Therapie

Bei der Therapie einer Urethrozystozele werden die Organe wieder in ihre physiologisch natürliche Position zurückgebracht. Dieser Vorgang erfordert in den meisten Fällen einen operativen Eingriff. Ursachenabhängig muss zusätzlich gegebenenfalls eine weiterführende Behandlung stattfinden. Bei Frauen entspricht diese weiterführende Behandlung in den meisten Fällen einem Training des Halteapparats, so zum Beispiel stabilisierendem Beckenbodentraining.

Bei Männern muss ein gegebenenfalls ursächlicher Leistenbruch zusätzlich behandelt werden. Diese Behandlung findet im Rahmen der Repositionierungsoperation statt und stellt vor allem sicher, dass die Hernie zukünftig nicht mehr heraustreten kann. Die Behandlung einer indirekten Hernie gleicht in diesem Fall nicht der Therapie von direkten Hernien.

Die Öffnung eines direkten Bruchs wird operativ verschlossen. Indirekte Brüche sind darauf angewiesen, dass der Arzt eine Öffnung für den Samenstrang bestehen bleiben lässt. Prinzipiell gehen beide Operationen in ihrer Verfahrensweise auf den Italiener Bassini zurück.


Vorbeugung

Der Urethrozystozele lässt sich in gewissem Maß vorbeugen. Frauen können präventiv zum Beispiel Beckenbodentraining besuchen. Über die Trainingseinheiten kräftigen sie ihre Beckenbodenmuskulatur, die für den Haltapparat der Harnblase und Harnwege eine bedeutende Rolle spielt. Die Organe werden in ihrer anatomischen Lage stabilisiert und die Wahrscheinlichkeit für ein ventrales Abgleiten reduziert sich. Für Männer gelten im Bezug auf die Urethrozystozele dieselben Vorbeugemaßnahmen wie für Leistenhernien und Hernien des Schenkels.

Nachsorge

Nach der erfolgreichen Therapie einer Urethrozystozele sollte immer eine intensive Nachsorge stattfinden, da nur hierdurch entstehende Folgeerkrankungen sowie das erneute Entstehen einer Urethrozystozele rechtzeitig erkannt und behandelt werden können. Die Nachsorgebehandlung besteht aus regelmäßigen gynäkologischen und, falls eine Harninkontinenz aufgetreten ist, urologischen Untersuchungen.

Hierbei sollten auch Bildgebungen (CT, Ultraschall, Zystographie) erfolgen, da eine erneute Urethrozystozele insbesondere in frühen Stadien nur hierdurch sicher erkannt werden kann. Liegt eine bleibende Harninkontinenz vor, muss diese urologisch therapiert werden. Eine durch die Behandlung der Urethrozystozele entstandene Vernarbung in der Schleimhaut der Vagina sollte gynäkologisch behandelt werden.

Falls aus der Behandlung Probleme beim Geschlechtsverkehr resultieren, sollte dies ebenfalls mit dem behandelnden Gynäkologen besprochen werden, der bestimmte Gegenmaßnahmen empfehlen und/oder spezielle Medikamente und Salben verschreiben kann. Ist in Folge der Behandlung der Urethrozystozele eine dauerhafte Unfruchtbarkeit entstanden, muss diese ebenfalls gynäkologisch behandelt werden, sofern möglich.

Da aus einer sexuellen Unfruchtbarkeit ebenso wie aus einer dauerhaften Harninkontinenz außerdem massive soziale und psychische Probleme resultieren können, kann zusätzlich eine psychotherapeutische Begleitung notwendig und hilfreich sein. Insbesondere, wenn Depressionen als Spätfolge der Erkrankung entstehen, müssen diese psychotherapeutisch aber auch psychatrisch (mediakamentös) behandelt werden. Eine Verhaltenstherapie kann im Falle sexueller Einschränkungen zusätzlich helfen und sollte daher erwogen werden.

Das können Sie selbst tun

Eine Urethrozystozele wird in der Regel operativ und medikamentös behandelt. Nach einem operativen Eingriff muss sich die Patientin schonen und den Arzt über etwaige körperliche Beschwerden informieren. Bei starken Schmerzen, Problemen beim Wasserlassen oder Krämpfen ist der Arzt zu konsultieren. Selbiges gilt, wenn plötzlich Schwindel oder andere Anzeichen einer inneren Blutung auftreten.

Nach dem operativen Eingriff sollten die Patientinnen mindestens zwei bis vier Wochen zu Hause bleiben. Körperliche Aktivität kann im späteren Verlauf zu einer schnelleren Genesung beitragen. Zu Beginn besteht die wichtigste Maßnahme darin, den Körper mit ausreichend Flüssigkeit und wichtigen Nährstoffen zu versorgen und viel zu schlafen. Diese Maßnahmen genügen in der Regel, um die konservative Therapie optimal zu unterstützen.

Sollte es zu starken Beschwerden kommen, muss ein Krankenhaus aufgesucht werden. Notwendig ist dies auch zum Ende der Behandlung noch einmal. Der Arzt wird die Scheidenwand und gegebenenfalls Harnröhre und Harnblase noch einmal genau untersuchen. Sollte es bereits zu einer Harninkontinenz gekommen sein, müssen weiterhin Erwachsenenwindeln oder Slipeinlagen getragen und der Beckenboden durch Beckenbodentraining gezielt gestärkt werden.

Quellen

  • Finke, F., Piechota, H., Schaefer, R.M., Sökeland, J., Stephan-Odenthal, M., Linden, P.: Die urologische Praxis. Uni-Med, Bremen 2007
  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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