Schenkelhernie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Schenkelhernie handelt es sich um einen Bruch der Eingeweide. Er erfolgt unterhalb des Leistenbandes und macht sich mit Schmerzen bemerkbar, die nicht unbedingt auf die verletzte Region hindeuten. So können die Beschwerden zum Bespiel zunächst den Oberschenkel betreffen. Eine Schenkelhernie muss stets operativ behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schenkelhernie?

Weil sich die Organe nicht selbstständig zurückbilden, muss immer operiert werden bei einer Schenkelhernie. Ansonsten würde das Risiko bestehen, dass der Darm in der Bruchpforte eingeklemmt und das Gewebe verletzt wird.
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Im Rahmen einer Schenkelhernie kommt es zu einer Ausstülpung eines Bruchsacks durch eine Stelle im Gewebe. Vor allem wenn der Druck erhöht ist, lässt sich die Schenkelhernie im Bauchraum nicht nur ertasten, sondern oft auch sehen. Der Bruch selber setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Zu diesen gehören eine Bruchpforte, Bruchsack sowie der Bruchinhalt. Eine Schenkelhernie äußert sich durch eine Bruchpforte, die eine Größe von maximal einem Zentimeter aufweist.

Sie kann unter dem Leistenband lokalisiert werden. Weil sich im Bruchsack Teile des Darms befinden können, muss eine Schenkelhernie immer operiert werden. Ansonsten kann der Darm zwischen den Strukturen eingeklemmt werden, woraus weitere Beschwerden resultieren würden. Insgesamt sind Frauen häufiger von einer Schenkelhernie betroffen als Männer. Bei 40 Prozent der Patienten können während der Erstellung der Diagnose bereits eingeklemmte Darmabschnitte vorgefunden werden.

Neben einer Schenkelhernie kann gleichzeitig eine andere Hernie auftreten. Eine solche Erscheinung tritt bei etwa 50 Prozent aller Patienten auf. Hier liegt nicht nur eine Schenkelhernie vor, sondern ebenfalls eine Leistenhernie.

Ursachen

Die Ursache der Schenkelhernie kann in einer Schwachstelle des Gewebes innerhalb der Bauchwand gefunden werden. Stabilisiert wird die Bauchwand durch verschiedene Strukturen, wie Faszien und Aponeurosen. Die Leistenregion wird jedoch nicht überall und gleichmäßig gestützt. Stattdessen weisen einige Stellen einen Mangel an Aponeurosen und Muskeln auf. Diese sind somit von Natur aus anfälliger für einen Eingeweidebruch und lassen sich als natürliche Schwachstelle verstehen.

Eine solche Bruchstelle liegt im Rahmen der Schenkelhernie auf der Rückseite des Leistenbands vor. Bei einem steigenden Druck mit einem gleichzeitig auftretenden schwachen Bindegewebe, kann es schließlich zu einer Schenkelhernie kommen. Laut Experten existieren einige Faktoren, welche die Entstehung einer solchen Erscheinung begünstigen. Dazu zählen zum Beispiel häufigere Schwangerschaften, ein bestehendes Übergewicht sowie eine Kollagenschwäche, die sich mit fortschreitendem Alter entwickelt.

Einige andere Erkrankungen äußern sich durch eine Kollagenschwäche, wie das Marfan-Syndrom. Nach einer Leistenoperation können bestimmte angewendete Verfahren die Wahrscheinlichkeit ebenfalls vergrößern.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Schenkelhernie verursacht nicht immer Beschwerden. Wenn ein Patient unter Schmerzen leidet, lassen diese sich häufig nicht direkt einer Schenkelhernie zuordnen, stattdessen strahlen sie zum Beispiel in den Oberschenkel aus. Vor allem bei einer starken Belastung können sich Schwellungen bemerkbar machen. Wenn der Bruchsack bereits eingeklemmt ist, können Schmerzen entstehen, die sich auf die Leiste, den Bauch sowie die Innenseiten der Oberschenkel beschränken.

Solche Beschwerden resultieren oft aus der Tatsache, dass die betroffenen Strukturen Bewegung ausgesetzt sind. Vor allem bei Frauen lässt sich nicht ausschließen, dass ebenfalls die Eierstöcke ihre Position durch die Schenkelhernie verlieren. Eine Schenkelhernie wird grundsätzlich erworben. In den meisten Fällen sind Frauen betroffen. Bei Männern treten die Beschwerden insbesondere nach einer Operation in der Leistengegend auf.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Schwellungen im Bereich der Leistung unterhalb des Leistenbandes sollten immer durch einen Arzt abgeklärt werden. Eine solche Erscheinung kann auf eine Schenkelhernie hinweisen. Vor der körperlichen Untersuchung erfolgt ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt. Hier sollten Informationen über den Zeitraum der Beschwerden, vorherige Operationen sowie eventuelle Begleiterkrankungen bereitgestellt werden.

Ob eine Schenkelhernie vorliegt, lässt sich in der Regel im Rahmen einer Tastuntersuchung feststellen. Diese erfolgt sowohl im Sitzen als auch im Stehen. Sobald der Patient die Strukturen anspannt und presst, kann der Bruchsack gespürt werden. Bei einem bestehenden Übergewicht erweist sich der Tastbefund manchmal als schwierig. Hier kann eine Ultraschalluntersuchung weiterhelfen.

Komplikationen

In erster Linie leiden die Betroffenen bei dieser Erkrankung an starken Schmerzen. Die Schmerzen treten dabei im Bereich des Oberschenkels auf und können dabei auch in das gesamte Bein ausstrahlen. Dadurch kommt es auch zu starken Bewegungseinschränkungen und auch zu Einschränkungen im Alltag. In vielen Fällen kommt es leider zu einer verzögerten Behandlung, da die Krankheit keine charakteristischen Symptome zeigt.

Aufgrund der dauerhaften Schmerzen kann eventuell auch die Entwicklung des Kindes beeinträchtigt sein, sodass es zu Beschwerden im Erwachsenenalter des Patienten kommt. Weitere Beschwerden treten in der Regel nicht auf. Aufgrund von Ruheschmerzen kann es in der Nacht zu Schlafbeschwerden und dadurch möglicherweise zu einer Gereiztheit und zu psychischen Beschwerden beim Patienten kommen. Die Behandlung der Schenkelhernie erfolgt in der Regel mit Hilfe eines operativen Eingriffes.

Dabei kommt es nicht zu besonderen Komplikationen. Die Beschwerden werden dadurch gelindert und die Krankheit vollständig besiegt. Meistens leidet der Betroffene nach dem Eingriff nicht an weiteren Einschränkungen in der Bewegung. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird von der Schenkelhernie nicht negativ beeinflusst. Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so kann eventuell auch das Gewebe des Darmes verletzt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Schenkelhernie verläuft anfänglich oft ohne eindeutige Symptome. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die typischen Schmerzen im Bereich der Leiste auftreten. Die Beschwerden machen sich meist bei körperlicher Belastung bemerkbar und können bis in den Oberschenkel ausstrahlen. Betroffene Personen sollten die Symptome vom Hausarzt untersuchen lassen. Falls die Schmerzen rasch stärker werden oder von weiteren Symptomen begleitet werden, wird bestenfalls direkt ein Arzt konsultiert. Wenn Risikofaktoren wie ein erhöhtes Lebensalter, eine Bindegewebesschwäche oder eine Schwangerschaft vorliegen, muss der Arzt eingeschaltet werden.

Auch starkes Übergewicht sowie chronischer Husten können durch anhaltenden Druck auf die Eingeweide eine Schenkelhernie auslösen. Wer zu den Risikogruppen zählt, muss auf etwaige Krankheitszeichen achten und im Zweifelsfall mit dem Hausarzt sprechen. Eine Schenkelhernie wird von dem Allgemeinarzt, einem Internisten oder einem Gastroenterologen behandelt. Je nach Symptombild können weitere Fachärzte konsultiert werden.

Wird der Schenkelbruch frühzeitig erkannt und operiert, sollten die Beschwerden nach einigen Wochen abgeklungen sein. Eine enge Rücksprache mit dem Arzt während der Nachsorge hilft dabei, etwaige Begleiterscheinungen abzuklären. Mit Kindern, die Anzeichen eines Schenkelbruchs zeigen, muss zum Kinderarzt gegangen werden. Bei starken Beschwerden, die sich rasch intensivieren ist der Rettungsdienst zu konsultieren.

Behandlung & Therapie

Weil sich die Organe nicht selbstständig zurückbilden, muss immer operiert werden bei einer Schenkelhernie. Ansonsten würde das Risiko bestehen, dass der Darm in der Bruchpforte eingeklemmt und das Gewebe verletzt wird. Dabei kann zwischen verschiedenen Operationsmethoden differenziert werden. Zum einen lässt sich eine offene Operation vornehmen, zum anderen eine minimalinvasive mithilfe der Schlüssellochtechnik durchführen.

Bei der letzten Methode erfolgt der chirurgische Einsatz über einen nur kleinen Einschnitt des Gewebes. Im Rahmen einer offenen Operation öffnet der Arzt den Bruchsack. Das Verfahren kann entweder am Leistenbereich oder in der Gegend des Oberschenkels ansetzen. Nach dem Abtragen des Bruchsacks werden die anderen Strukturen in ihre ursprüngliche Position geschoben und die Bruchpforte sowie Wunde anschließend geschlossen. Eine isolierte Operation erfolgt ohne die Öffnung des Leistenkanals. Stattdessen setzt der Schnitt in der Nähe des Leistenbandes an.

Nach dem Zurückschieben der Strukturen wird die Bruchpforte mithilfe einer Naht verschlossen. Ein geschlossener chirurgischer Einsatz gilt als besonders schonend. Er lässt sich jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen anwenden. Der Arzt nimmt kleine Schnitte vor, über welche er sein Operationsbesteck einführt. Ein Laparoskop hilft dabei, die Orientierung zu bewahren. Um die Bruchpforte der Schenkelhernie zu stabilisieren, empfiehlt sich die Verwendung eines Netzes aus Kunststoff.


Vorbeugung

Eine Schenkelhernie lässt sich nur eingeschränkt vorbeugen. Letztendlich gehört ein verminderter Kollagenanteil zu einer natürlichen Alterserscheinung. Allerdings scheinen wiederholte Geburten und Übergewicht das Risiko zu erhöhen. Dementsprechend sollten überflüssige Pfunde abgebaut und auf eine gesunde Ernährung geachtet werden.

Nachsorge

Nach der Hernienoperation können Patienten die Klinik in der Regel nach ein bis sieben Tagen entlassen. Die Entfernung des Nahtmaterials erfolgt nach vier bis zehn Tagen. Bereits innerhalb von zwei Tagen ist das Duschen möglich, Baden und direkte Sonneneinstrahlung auf die Narben sollten für rund zwei Wochen vermieden werden.

Die Ausnahme bilden große Narbenhernien, bei denen das Tragen einer Bauchbinde für drei Monate zu empfehlen ist. Für circa zwei bis drei Wochen nach der Operation sollten Patienten sich körperlich schonen. Während dieser Zeit sollten sie auf Anstrengungen verzichten, welche die einfachen Tätigkeiten des täglichen Lebens, wie zum Beispiel Körperpflege und Hausarbeit, überschreiten.

Anschließend erfolgt die langsame Steigerung der körperlichen Belastung. Je nach Art der Tätigkeit kann nach rund drei Wochen die Arbeit wieder aufgenommen werden, nach vier Wochen können erste sportliche Aktivitäten erfolgen. Gewichte von über zehn Kilogramm können erst nach sechs Wochen sicher gehoben werden. Bis zu 14 Tage nach dem operativen Eingriff ist mit Wundschmerzen zu rechnen, die durch Schmerzmittel gut behandelt werden können.

Bei länger andauernden Beschwerden sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Während der Heilungsphase sollten Überanstrengungen im Bereich der Leisten vermieden werden, wie sie etwa bei zu starkem Pressen während des Stuhlgangs vorkommen. Zur Erleichterung ist die Einnahme von leichten Abführmitteln empfehlenswert.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Schenkelhernie benötigt der Betroffene grundsätzlich ärztliche Hilfe und Unterstützung. Die Möglichkeiten der Selbsthilfe genügen nicht, um eine Linderung oder Genesung zu erreichen. Der Patient sollte eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt pflegen.

Da ein operativer Eingriff notwendig ist, hilft eine Stärkung des körpereigenen Abwehrsystems bei einer schnellen und guten Heilung. Um den Wundheilungsprozess nach besten Möglichkeiten zu unterstützen, ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung wichtig. Der Organismus benötigt ein stabiles Immunsystem, um sich gegen mögliche Krankheitserreger oder Keime erwehren zu können. Eine ausreichende Sauerstoffzufuhr und Bewegung stärken den Körper ebenfalls. Damit dem Organismus eine optimale Regenerierung ermöglicht wird, sind ausreichende Pausen und die Einhaltung einer guten Schlafhygiene anzuraten. Überanstrengungen, körperliche Belastungen oder Stress sind zu vermeiden oder sollten abgebaut werden.

Da bei der Erkrankung Komplikationen auftreten können, die mit Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten verbunden sind, sollten Fehlhaltungen und einseitige körperliche Beanspruchungen frühzeitig im Alltag korrigiert werden. Dafür ist selbständig die Aufmerksamkeit auf die Bewegungsabläufe zu richten und starre Körperhaltungen sollten nur kurzfristig eingenommen werden. Muskelbeschwerden oder Verspannungen können durch ausgleichende Bewegungen reduziert werden. Physiotherapeutische Übungen sind bei einer Linderung der Beschwerden zu empfehlen. Darüber hinaus helfen eine ausreichende Wärmezufuhr und Massagen als Vorbeugung vor muskulären Unregelmäßigkeiten.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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