Palpation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Palpation bezeichnet das Betasten und entspricht einem der ältesten und grundlegendsten Untersuchungsverfahren. Die bekannteste Palpation ist die der Arterien zur Messung des Pulsschlags. Es werden aber auch Organe oder Gewebsstrukturen betastet, um krankhafte Veränderungen auszumachen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Palpation?

Die Medizin meint mit der Palpation die Untersuchung durch Abtasten.

Der Begriff der Palpation stammt von dem lateinischen Verb „palpare“ ab. Wörtlich übersetzt bedeutet palpare streicheln. Die Medizin meint mit der Palpation so die Untersuchung durch Abtasten. Sowohl direkt zugängliche Strukturen auf der Körperoberfläche, als auch indirekt zugängliche Strukturen unter der Haut oder anderen Deckschichten lassen sich abtasten.

Dieses Untersuchungsverfahren ist die Basis aller Untersuchungstechniken der klinischen Praxis und gehört zu den ältesten Verfahren überhaupt. Wie die Auskultation, die Perkussion und die Inspektion zählt auch die Palpation zu den körperlichen oder klinischen Untersuchungen. Unter diesen Oberbegriff fasst der Mediziner alle Untersuchungsmethoden, die er mit seinen eigenen Sinnen und keinen oder kaum zusätzlichen Hilfsmitteln durchführt.

Im Rahmen des manuellen Betastens will der Arzt erste Hinweise auf krankhafte Vorgänge in den inneren Organen oder Gewebestrukturen ausmachen. Die Inspektion meint dagegen die Blickbetrachtung des nackten Körpers. Die Auskultation ist das Abhorchen und bei der Perkussion klopft der Arzt den Körper ab. Oft wird die Palpation mit einer dieser weiteren klinischen Untersuchungen kombiniert.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die mit häufigste und bekannteste Palpation ist die der Arterien, die der Ermittelung des Pulsschlags dient. Eine Palpation kann beispielsweise aber auch am Augapfel stattfinden. An dieser Körperstelle kann das Betasten dem Arzt bei der Beurteilung des Augendrucks helfen. Auch der Bauch oder der Unterbauch werden häufig palpiert, um krankhafte Vorgänge in den Bauchorganen zu erkennen.

Der Gynäkologe palpiert dagegen regelmäßig die weibliche Brust. Diese Betastung findet insbesondere in der Woche nach der Menstruation statt und lässt den Arzt unter Umständen Knoten erkennen. Während der Schwangerschaft tastet der Gynäkologe außerdem den Uterus ab, um dessen Größenwachstum zu kontrollieren. Palpationen werden auch an den Speicheldrüsen und den Ausführungsgängen dieser Drüsen durchgeführt. So lassen sich manuell beispielsweise Steine ausmachen. An der Leber gibt die Palpation dem Arzt dagegen Aufschluss über die Konsistenz und Größe des Organs. Diese beiden Eigenschaften können unter Umständen pathologische Vorgänge reflektieren.

Bei der Palpation der Lymphknoten erkennt der Arzt in verschiedenen Körperregionen vielleicht Tumore oder Entzündungen. Neben den genannten lassen sich auch Körperbestandteile wie die Aorta, die Gelenke, die Hoden, die Prostata oder die Muskeln und Sehnen auf krankhafte Veränderungen hin palpieren. Bei der Palpation beurteilt der Arzt in der Regel fünf verschiedene Eigenschaften. Neben der Größe untersucht er die Festigkeit, die Nachgiebigkeit, die Beweglichkeit und zusätzlich die Schmerzempfindlichkeit der Körperstruktur. In der Fachsprache sind diese fünf Eigenschaften auch als Dimension, Konsistenz, Elastizität, Mobilität und Druckdolenz bekannt.

Anhand dieser fünf Eigenschaften kann der Arzt durch die Palpation des Blinddarms beispielsweise eine Blinddarmentzündung ausschließen oder nahe legen. Palpieren findet entweder manuell oder bimanuell statt. Manuell meint in diesem Zusammenhang das Betasten mit einer Hand. Bei der bimanuellen Palpation findet die Betastung dagegen beidhändig statt. Bimanuelle Palpationen tasten meist Bauchorgane ab. Eine der Hände schlüpft dabei in untersuchende Rolle. Die andere Hand bringt der untersuchenden Hand das jeweilige Organ näher und ermöglicht so erst das Betasten.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Palpationen können für den Patienten mit Schmerzen einher gehen. Zuweilen treten sogar starke Schmerzen auf, da das betastete Organ oder die betastete Körperstruktur absolut indolent ist, was die Druckdolenz angeht. Auch Entzündungen oder anderweitige Erkrankungen des Gewebes können beim Abtasten Schmerzen verursachen.

Diese Schmerzen sind in der Regel aber nur von kurzer Dauer und legen sich meist, sobald der Druck wieder nachlässt. Da die Druckdolenz ein wichtiger Anhaltspunkt bei der Palpation ist, kann Druckschmerz zur Diagnosestellung letztlich sogar hilfreich sein. Mit Risiken und Nebenwirkungen für den Patienten ist eine Betastung in der Regel nicht verbunden. Bestimmte Palpationen können sich allerdings unangenehm anfühlen. Das gilt zum Beispiel für die Palpation der Prostata. Diese Prostatabetastung findet meist rektal statt. Der Arzt dringt dazu also in den Anus ein, was für viele Menschen mit einem unangenehmen Gefühl verbunden ist. Der Protatapalpation gehen zusätzlich oft Einläufe voraus, die den Darm entleeren sollen.

Auch diese Prozedur empfinden die meisten Patienten nicht als sonderlich angenehm. Vor der Prostatapalpation darf der Patient im Regelfall außerdem keine Nahrung zu sich nehmen. Trotz dieser Umstände empfinden Patienten die Betastung insgesamt meist weniger belastend, als vorab angenommen. Die Palpation wird manchmal als wenig sensitive und unspezifische Methode bezeichnet. Das Ergebnis einer Betastung hängt stark vom Können, vom Gespür und der Erfahrung des durchführenden Mediziners ab.

Hat ein Arzt nie zuvor eine Prostata abgetastet, dann wird er krankhafte Gewebsveränderungen der Prostata beispielsweise nur schwer erkennen können. Wer wenig Erfahrung hat, wird außerdem kaum einschätzen können, auf welche Krankheitsbilder aufgespürte Veränderungen hindeuten könnten. Anders als in grauer Vorzeit reicht eine Palpation daher heute nicht zur Diagnosestellung aus, sondern dient meist lediglich der Klärung, welche anschließenden Diagnostikverfahren Sinn machen könnten.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
  • Neurath, M., Lohse, A.: Checkliste Anamnese und klinische Untersuchung. Thieme, Stuttgart 2015

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