Urin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Urin ist ein steriles Blutserumkonzentrat. Über den Harn entledigt sich der Organismus verschiedener Stoffwechselendprodukte. Ein gesunder Erwachsener produziert täglich zwischen 1 bis 1,5 Liter Urin.
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Was ist Urin?
Der Harn ist ein Ausscheideprodukt, welcher in den paarig angelegten Nieren in einem komplizierten Resorptions- und Filtrationsprozess permanent gebildet wird. Der Urin entsteht durch die Filterfunktion der Nieren. Durch den Blutkreislauf strömt fortlaufend Blut durch die Nierenarterie in die Nieren und wird dort von Giftstoffen, Schlacken und Stoffwechselendprodukten befreit.
Aus täglich bis zu 150 Liter des sogenannten Primärharns werden durch Diurese und Filtration etwa 1,5 Liter Endharn gebildet, dieser wird dann im Laufe von 24 Stunden über die Blase ausgeschieden. Von den Nieren erfolgt die Urinweiterleitung über die Harnleiter direkt in die Harnblase. Die Blase hat die Funktion eines Urinsammelbeckens und ist mit einer besonders schützenden Schleimhaut ausgestattet.
Erst ab einem gewissen Füllzustand melden die Rezeptoren an der Innenwand der Blase, dass eine Harnentleerung nötig ist. Dieser physiologische Vorgang der Entleerung der Harnblase über die Harnröhre und den äußeren Blasenschließmuskel wird auch als Miktion bezeichnet. Neben den Stoffwechselendprodukten, die der Körper über den Urin ausscheidet, enthält Urin hauptsächlich Wasser als nicht mehr benötigte Körperflüssigkeit.
Anatomie & Aufbau
Hauptbestandteil des Urins ist Wasser. Darin befinden sich in wässriger Lösung vor allem die Stoffwechselendprodukte Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin. Man spricht auch von den sogenannten harnpflichtigen Substanzen. Harnstoff ist das Endprodukt des Eiweißstoffwechsels, Harnsäure das Endprodukt des Zellkernstoffwechsels und Kreatinin das Endprodukt des Muskelstoffwechsels. Daneben enthält Harn Vitamine, organische Säuren, Hormone , Proteine und Farbstoffe, sogenannte Urochrome, die dem Endharn sein charakteristisches bernsteinfarbenes Aussehen verleihen. Die Harnbereitung erfolgt gemäß dem anatomischen Aufbau der Niere in 3 Schritten. Die anatomische Funktionseinheit der Niere wird als Nephron bezeichnet.
Jedes Nephron besteht aus dem Glomerulum, der Filtereinheit und der Henle Schleife, dem Tubulussystem. Jede menschliche Niere verfügt über etwa 1 Million solcher Nephrone. Bei der glomerulären Filtration, der ersten Stufe der Harnbereitung, wird das Blut in den Glomeruli abgepresst und von grob-molekularen Eiweißkörpern gereinigt.
Bei der tubulären Rückresorption, der zweiten Stufe der Harnbereitung, werden aktiv Stoffwechselschlacken, Elektrolyte oder Abbauprodukte von Medikamenten aus dem strömenden Blut in den Primärharn sezerniert. In der dritten und letzten Stufe der Harnbereitung, der tubulären Sekretion, werden etwa zwei Drittel des gewonnenen Primärharns rückresorbiert, also zurückgewonnen.
Funktion & Aufgaben
Die Hauptfunktion des Urins besteht darin, die von der Niere darin gelösten Stoffwechselendprodukte über die Blase auszuscheiden. Bei den 3 Schritten der Harnbereitung achtet ein ausgeklügeltes System stets auf die Einhaltung der sogenannten Homöostase.
Damit ist die konstante Aufrechterhaltung von verschiedenen Vitalparametern gemeint, ohne die der Stoffwechsel nicht funktionieren könnte. Das betrifft insbesondere den pH-Wert des Blutes, welcher immer bei etwa 7,4 liegt. Durch Anpassung der einzelnen Schritte in der Harnbereitung gelingt es diesen und andere Vitalparameter stets konstant zu halten.
Die dazu erforderlichen übergeordneten Prozesse werden von bestimmten Hirnarealen gesteuert. Die Anpassung erfolgt insbesondere über die ausgeschiedene Menge des Urins. Je nach Gesamtlage des Organismus kann der ausgeschiedene Harn eher sauer oder basisch sein.
Eine Verringerung der Trinkmenge verringert auch das Volumen des ausgeschiedenen Endharns, der dann auch konzentrierter ist und deshalb eine tief gelbe bis bräunliche Farbe aufweist. Werden große Mengen Urin ausgeschieden, so kann dieser auch wasserklar sein. Entsprechend wenige feste Bestandteile und harnpflichtige Substanzen befinden sich dann darin.
Krankheiten & Beschwerden
Die Zusammensetzung des Urins und die Verteilung der einzelnen Inhaltsstoffe geben schnell Aufschluss, insbesondere über Erkrankungen des Urogenitaltraktes. So enthält Urin bei Entzündungen der Blase oder der ableitenden Harnwege typischerweise Leukozyten oder Nitrit, als sicherer Indikator für pathogene nitritbildende Bakterien.
Auch Blut im Urin kann auf entzündliche Prozesse oder aber sogar auf einen bösartigen Nierentumor, Hypernephrom, hindeuten. In der traditionellen Harnschau des Altertums konnten bereits aus dem Aussehen des Urins Rückschlüsse auf krankhafte Zustände im Körper gezogen werden.
Die Harnschau ist heute in Vergessenheit geraten und vollständig ersetzt durch eine sogenannte Mehrstreifendiagnostik. Ein solcher Urinteststreifen enthält bis zu 12 verschiedene Einzelparameter, die nach einem kurzen Eintauchen in eine Urinprobe getestet werden können. Darunter befinden sich beispielsweise Testfelder für Erythrozyten, Nitrit, Protein, Leukozyten oder Urobilinogen.
Auch allgemeine Stoffwechselerkrankungen, beispielsweise Diabetes mellitus, lassen sich durch den Endharn diagnostizieren. Sobald die sogenannte Nierenschwelle von Glucose, 180 Milligramm pro Milliliter Blut, überschritten wird, tritt der Blutzucker in den Urin über und ist dann im Urin nachweisbar, ein sicheres diagnostisches Zeichen für die Zuckerkrankheit.
Typische Beschwerden für Erkrankungen des Urogenitalsystems sind beispielsweise Brennen beim Wasserlassen, eine verminderte oder vermehrte Harnausscheidung, Harndrang bis hin zu Übelkeit und Erbrechen bei Nierenbeteiligung.
Kann die Niere krankheitsbedingt ihre Filterfunktion nicht mehr erfüllen, dann kommt es zur Anhäufung von harnpflichtigen Substanzen im Blut, was auch als Urämie bezeichnet wird. Nur eine Dialyse kann dann das Leben eines Patienten noch retten.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
- Sökeland, J., Rübben, H.: Taschenlehrbuch Urologie. Thieme, Stuttgart 2008