Vermehrter Durst
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Vermehrter Durst, starker Durst, verstärkter Durst oder Polydipsie sind im medizinischen Zusammenhang zumeist Symptombegriffe, die auf eine Erkankung hinweisen können. Starker Durst kommt besonders bei Stoffwechselerkrankungen zum Tragen. Eine allgemeine Definition über Durst finden sie hier: Was ist Durst?.
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Was ist starker Durst?
Zunächst einmal ist Durst ein normales und gesundes Verlangen, Wasser aufzunehmen. Da der menschliche Körper Wasser bzw. Flüssigkeit für ein normales Funktionieren des Stoffwechsels und anderer lebenswichtiger Prozesse benötigt, ist das Gefühl des Durstes ein überlebenswichtiger Zustand.
Ein erwachsener Mensch braucht in der Regel 3 Liter für den täglichen Bedarf. Je nach körperlicher Aktivität oder Umgebung (zum Beispiel Wüste vs. Arktis), kann der Bedarf höher oder niedriger sein. Ebenso kann der Durst abhängig von Mineralien, wie Salzen, sein, die direkt oder über die Nahrung aufgenommen wurden. Ist der Salzgehalt höher als benötigt, wächst auch der Durst. Diesen Ausgleich von Salzen und Flüssigkeit nennt man auch Osmotischer Druck bzw. Osmose.
Ursachen
Eher normale und ungefährliche Ursachen für einen stärkeren Durst sind Schwitzen, körperliche Bewegung und Umgebungstemperatur. Vermehrter Durst kann aber auch bei Fieber, Durchfall, Erbrechen, Verbrennungen und Blutverlust auftreten, da es hierbei zumeist zu einem Flüssigkeitsverlust kam.
Stark gesteigerter Durst beruht jedoch oftmals auch auf Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder auf Hormonstörungen. Ebenso können auch Krankheiten im Zusammenhang mit der Schilddrüse und den Nieren für einen gesteigerten Durst stehen. Auch psychische Ursachen liegen manchmal dem starkem Durstempfinden zugrunde. Mit dem verstärktem Durst geht oftmals auch häufiges Wasserlassen einher.
Polydipsie, also krankhaft gesteigerter Durst, wird durch verschiedene Stoffwechselstörungen verursacht. Dazu zählen vor allem der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und der Diabetes insipidus, bei dem ein Mangel an einem bestimmten Hormon vorliegt. Oftmals entsteht auch nach starken Alkoholkonsum ein starkes Durstgefühl, welches umgangssprachlich auch als "Brand" bekannt ist.
Krankheiten mit diesem Symptom
Diagnose & Verlauf
Jedes ungewöhnliche, anhaltende, nicht durch stärkeren Flüssigkeitsverlust nachvollziehbare Durstgefühl bedarf einer raschen Diagnosestellung bezüglich seiner Ursache.
Ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten über Dauer und Intensität des Durstes sowie Ernährungsverhalten und mögliche Vorerkrankungen erlaubt dem Mediziner oftmals bereits erste Rückschlüsse auf auslösende Faktoren. Genaueste laborärztliche Untersuchungen von Blut und Urin kristallisieren die häufigsten hinter diesem Symptom liegenden Erkrankungen, wie beispielsweise ein gestörter Mineralstoffhaushalt oder die Zuckerkrankheit heraus.
Ein ursächlich nicht behandeltes starkes Durstgefühl zieht bereits nach wenigen Stunden starke Kopfschmerzen und Bluthochdruck nach sich, nachfolgend erleidet der Betroffene einen Kreislaufzusammenbruch und deutliche Anzeichen der Austrocknung. Nach zwei bis drei Tagen drohen Bewusstlosigkeit und Tod.
Komplikationen
Ein vermehrter Durst muss nicht zwingend auf eine medizinische Komplikation hindeuten und kann auch bei heißem Wetter oder nach einer anstrengenden sportlichen Aktivität auftreten. In diesen Fällen ist eine Behandlung durch den Arzt notwendig und der Durst verschwindet, wenn der Patient genug Flüssigkeit zu sich genommen hat. Sollte der vermehrte Durst allerdings langfristig auftreten und auch mit genug Flüssigkeitszufuhr nicht verschwinden, deutet er auf eine andere Krankheit hin und muss auf jeden Fall behandelt werden.
In der Regel tritt der vermehrte Durst vor allem bei Zuckerkrankheiten auf. In diesen Fällen kann der Arzt relativ schnell und einfach einen Test durchführen, um diese Krankheit festzustellen. Falls der vermehrte Durst aufgrund von Diabetes auftritt, so kann er mit einem geregelten Blutzuckerspiegel unter Kontrolle gebracht werden. Auch eine Ernährungsumstellung kann hilfreich sein und den Körper dabei unterstützen. Eine operative Behandlung ist in der Regel nicht vorgesehen.
Des Weiteren kann es sich um eine Störung der Nieren handeln. Hier ist ebenso der Besuch eines Arztes notwendig. Meistens führt der vermehrte Durst zur Austrocknung der Haut und der Lippen, was vor allem im Winter schädlich für die Haut sein kann. Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um Folgeschäden zu vermeiden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Vermehrter Durst kann in den meisten Fällen selbstständig gelindert werden, indem ausreichend getrunken wird. Bleibt der Durst aber trotz allem bestehen, sollte ein Arzt die Ursache abklären. Dies gilt insbesondere dann, wenn der vermehrte Durst über mehrere Tage oder Wochen anhält, mit Begleitsymptomen einhergeht oder sich allgemein negativ auf die körperliche und seelische Verfassung auswirkt.
Starker Durst, der mit Gewichtsverlust oder vermehrtem Wasserlassen verbunden ist, bedarf in jedem Fall einer ärztlichen Untersuchung. Womöglich liegt den Beschwerden eine schwere Erkrankung wie etwa Diabetes mellitus Typ 2 zugrunde, die rasch abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden muss. Oftmals ist auch ein neues Medikament oder eine Umstellung der Lebensgewohnheiten für den vermehrten Durst verantwortlich.
Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn das Durstgefühl auf keine bestimmte Ursache (körperliche Aktivitäten, Alkoholkonsum, Durchfall, u.a.) zurückzuführen ist und sich negativ auf das Allgemeinbefinden auswirkt. Mit Kindern und Jugendlichen, die über vermehrten Durst klagen, sollte umgehend zum Arzt gegangen werden. Das gilt insbesondere dann, wenn das Durstgefühl rasch zunimmt und mit Symptomen wie Erschöpfung, Schwindel und Konzentrationsschwäche verbunden ist.
Behandlung & Therapie
Ist der verstärkte Durst auf keine normalen Ursache, wie Schwitzen, zurückzuführen, so sollte ein Arzt konsultiert werden. Oftmals liegt dann eine Erkrankung wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Diabetes insipidus (Wasserharnruhr) vor und sollte behandelt werden. Dabei wird der Arzt eine intensive Befragung zum vermehrten Durst und zum Wasserlassen durchführen. Danach wird er eine weitreichende körperliche Untersuchung einleiten.
Dazu gehört eine Blutuntersuchung sowie die labortechnische Untersuchung von Urin. Bei der Blutprobe wird auch der Hormonhaushalt auf Auffälligkeiten geprüft. Steht dann endgültig die Ursache für den vermehrten Durst fest, so kann eine individuelle Therapie bzw. Behandlung beginnen. Dazu sollte, wie bereits angemerkt, zunächst die Grunderkrankung behandelt werden, sofern vorhanden.
Bei Diabetes mellitus sollte angestrebt werden, die Blutzuckerwerte wieder zu normalisieren. Bei Diabetes insipidus ist es notwendig den Elektrolythaushalt auf Normalwerte zu regulieren. Ist dies erfolgreich, wird auch das verstärkte Durstgefühl wieder auf ein gesundes Maß zurück kommen.
Aussicht & Prognose
Vermehrter Durst ist ein natürliches Signal des Körpers, mehr zu trinken. Es kann sich jedoch auch um die ersten Anzeichen eines Diabetes mellitus handeln. Daher ist es wichtig für die Prognose, die zugrunde liegenden Ursachen des vermehrten Durstgefühls zu ermitteln.
Übermäßiger Durst kann auf eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme oder einen größeren Flüssigkeitsverlust hinweisen. Beiden kann der Betroffene durch angemessenes Trinkverhalten entgegenarbeiten. Ältere Menschen können sich die benötigte tägliche Trinkmenge in Sichtweite hinstellen. Ihr Durstgefühl schwindet oder wird bewusst übergangen. Kinder haben generell vermehrten Durst. Sie sollten viel Flüssigkeit angeboten bekommen. Bei beiden ist die Prognose gut, wenn die Flüssigkeitsmenge ausreicht.
Die tägliche Flüssigkeitsmenge muss jedoch erhöht werden, wenn es zu Durchfallerkrankungen kommt. Der Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten sollte zeitnah ausgeglichen werden. Je nach Dauer der Durchfallerkrankung ist die Prognose von vermehrt auftretendem Durst gut. Handelt es sich jedoch um die Folgen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Lebensmittel-Allergie, sollte dem nachgegangen werden.
Vermehrter Durst kann ein Symptom von Diabetes-Erkrankungen sein. Unter ärztlicher Aufsicht und bei adäquater Behandlung kann die Prognose gut sein. Die zugrunde liegende Erkrankung verschlechtert sich jedoch mit der Zeit. Bei dialysepflichtigen Nierenerkrankungen ist vermehrter Durst durch die zwangsweise verringerte Trinkmenge normal. Hier ist die Prognose aufgrund der Grunderkrankung schlechter.
Das können Sie selbst tun
Bei vermehrtem Durst können verschiedene Maßnahmen und Hausmittel helfen. Zunächst bietet es sich an, das Durstgefühl durch regelmäßige und vor allem ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu stillen. Bewährte Durstlöscher sind neben Mineralwasser und Saft auch Tee mit Minze oder Fenchel, Sauerampfer-Tee und ungesüßter Zitronensaft. Auch ein Tee aus frischen Rosinen gilt als wichtiger Nährstofflieferant und gutes Mittel gegen Durst.
Während der Schwangerschaft kann vermehrter Durst auch durch Himbeerblättertee und gesunde Fruchtsäfte aus Bananen, Orangen und Aprikosen gelindert werden. Gewürzt werden können die genannten Getränke unter anderem mit Zimt oder Ingwer. Beide Pflanzen senken den Blutdruck und lindern den Durst auf natürliche Weise. Ansonsten hilft regelmäßige Bewegung und vor allem sportliche Betätigung. Wer viel schwitzt, reguliert den Durst ganz automatisch und sollte schnell eine Besserung der Beschwerden feststellen.
Bleibt der vermehrte Durst allerdings weiterhin bestehen, liegt womöglich eine Erkrankung zugrunde. Dann empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt, um die Ursachen abzuklären und eine drohende Dehydration zu vermeiden. Begleitend dazu kann ein Beschwerdetagebuch erstellt werden, in dem Auftreten und Intensität der Durstgefühle festgehalten wird.
Quellen
- Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
- Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009