Vestibulardrüse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Vestibulardrüse

Die Vestibulardrüse ist Teil des weiblichen Genitals und spielt eine wichtige Rolle in Hinblick auf Befeuchtung und Schutz der Vulva-Schleimhäute. Bei entzündlichen Erkrankungen kann es insbesondere beim Geschlechtsverkehr zu Problemen und Schmerzen kommen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Vestibulardrüse?

Die wichtigste Aufgabe der Vestibulardrüsen stellt die Befeuchtung des Scheidenvorhofs und insbesondere des Scheideneingangs dar.
© Oleg – stock.adobe.com
Die Vestibulardrüse oder große Scheidenvorhofdrüse (glandula vestibularis major) wurde nach dem dänischen Anatomen Caspar Bartholin (1655-1738), der sie erstmals entdeckte. Sie wird daher auch Bartholin-Drüse beziehungsweise Bartholinische Drüse genannt. Sie befindet sich auf beiden Seiten der Scheidenöffnung und zählt zu den sogenannten „akzessorischen Geschlechtsdrüsen“. Hierbei handelt es sich um Drüsen, die zusätzlich zu den Fortpflanzungs-Keimdrüsen (Eierstöcke und Hoden) im Genitalbereich vorkommen. Zu diesen Drüsen gehören neben der Vestibulardrüse bei der Frau außerdem die Skene-Drüse, auch Paraurethraldrüse genannt (glandula paraurethralis) und die kleinen Vorhofdrüsen (glandulae vestibulares minores). Die akzessorischen Geschlechtsdrüsen dienen der Erzeugung und Absonderung von Sekreten. Die Vestibulardrüse trägt insbesondere zur Befeuchtung der Scheidenöffnung bei und spielt damit vor allem beim Geschlechtsverkehr eine wichtige Rolle.

Anatomie & Aufbau

Die etwa bohnengroßen Vestibulardrüsen liegen beidseitig unter den großen Schamlippen (labiae majorae) und münden im unteren Drittel des Scheideneingangs auf der Innenseite der kleinen Schamlippen (labiae minorae) in die Scheidenvorhofregion. Die Drüsenausgänge liegen eingebettet in die Vulva-Schwellkörper und sind nur als winzige Öffnungen sichtbar. Im Normalzustand sind die höchstens 1 cm großen Drüsenkörper unterhalb der äußeren Schamlippen weder sichtbar noch tastbar.

Erst infolge einer entzündlichen Veränderung treten sie als pralle Erhebungen unter der Haut hervor. Die Drüsengänge, die das Sekret vom Drüsenkörper zum Drüsenausgang nahe dem Scheideneingang leiten, sind etwa 2-2,5 cm lang. Benachbart – oberhalb des Scheideneingangs – liegen die Skene-Drüsen und der Ausgang der Harnröhre. Das Drüsengewebe oberhalb der Scheidenöffnung wird aufgrund seiner Prostata-ähnlichen Beschaffenheit auch „weibliche Prostata“ genannt.

Bei den Skene-Drüsen handelt es sich ebenfalls um akzessorische Geschlechtsdrüsen. Sie sondern ein als „weibliches Ejakulat“ bekanntes, dünnflüssiges Sekret ab. Im Gegensatz zum Bartholinischen Sekret dient das Sekret der Skene-Drüsen keinem direkten physiologischen Zweck, es scheint vielmehr ein bei manchen Frauen vorkommendes analoges Pendent zum männlichen Samenerguss während des Orgasmus zu sein.

Funktion & Aufgaben

Die wichtigste Aufgabe der Vestibulardrüsen stellt die Befeuchtung des Scheidenvorhofs und insbesondere des Scheideneingangs dar. Bei sexueller Erregung sondern die Drüsen vermehrt ein Sekret ab, das durch die Drüsengänge zur Vulva-Region, direkt um die Scheidenöffnung, gelangt. Diesen Vorgang nennt man in der Medizin: Lubrikation (lubricare – feucht werden/ befeuchten). Durch die Befeuchtung wird ein schmerzloses Eindringen des Penis beim Geschlechtsakt ermöglicht. Zudem schützt der Sekret Film die empfindliche, dünne Schleimhaut der Vulva vor Rissen und kleinen Verletzungen.

Das saure Milieu des Sekrets erschwert das Eindringen und die Vermehrung von Bakterien und Pilzen und bietet somit auch einen gewissen Infektschutz. Zu Beginn der Pubertät – und damit potentieller geschlechtlicher Aktivität – beginnt auch die Produktion des Bartholinischen Sekrets in den Vestibulardrüsen. Mit zunehmendem Alter lässt die Funktion der Drüse wieder nach. Verantwortlich hierfür ist die hormonelle Umstellung des weiblichen Organismus.

Insbesondere Frauen ab den Wechseljahren produzieren deutlich weniger Bartholin-Sekrete, wodurch es teilweise zu sexuellen Schwierigkeiten führen kann. Entscheidender für Probleme mit mangelnder Lubrikation sind jedoch vor allem verminderte Scheidensekrete innerhalb der Vagina. Durch Anwendung verträglicher Gleitgels kann diesem Problem erfolgreich begegnet werden. Auch einige Säugetiere verfügen über Vestibulardrüsen zur Vorbereitung des Geschlechtsaktes – darunter weibliche Wiederkäuer und Katzen.

Die männliche Entsprechung zur Bartholinischen Drüse ist die Bulbourethraldrüse. Diese ist ebenfalls etwa erbsengroß und mündet direkt in die Harnröhre des Mannes. Als Präejakulat (umgangssprachlich auch als „Lusttropfen“ bekannt) dient das Drüsensekret analog zur Flüssigkeit der weiblichen Vestibulardrüsen zur Befeuchtung der Scheide und trägt damit ebenfalls zu einer leichteren Penetration bei.


Krankheiten & Beschwerden

Durch Infektionen mit Bakterien (häufig durch Chlamydien, Staphylokokken, Gonorrhoe oder aus dem Darmbereich übertragene E. Coli-Bakterien) kann es zu schmerzhaften Entzündungen der Vestibulardrüse, einer so genannten Bartholinitis, kommen. Betroffen sind insbesondere junge Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter. Etwa 2 Prozent der Frauen entwickelt im Laufe des Lebens einmal eine Bartholinitis.

Entzündet sind meist zunächst nur die Drüsengänge, die Infektion kann sich aber auch auf die Drüsen selbst ausbreiten. Infolgedessen kann es zu Rötungen und Schwellungen kommen, in schwereren Fällen können sich große, verhärtete Zysten oder eitrige Abszesse bilden. Die im Normalzustand etwa bohnengroßen Drüsen können bis auf die Größe eines Tischtennisballes anschwellen. Ursache hierfür ist ein Rückstau der Flüssigkeit, die von den Drüsen gebildet wird, aber durch geschwollene Drüsenausgänge nicht mehr abfließen kann.

Bei Abszessen kann es sich auch um eine Eiteransammlung handeln. In diesem Milieu können sich eingeschlossene Bakterien leicht vermehren. Dieser Umstand führt dazu, dass auch nach abgeklungenen akuten Beschwerden eine Entzündung durch verbleibende Erreger immer wieder ausbrechen kann (chronische Bartholinitis). Um einer Chronifizierung vorzubeugen und den Heilungsprozess zu beschleunigen sollte eine Bartholinitis immer gynäkologisch abgeklärt werden.

In der Regel genügt eine Antibiotika-Behandlung, bei starker Zystenbildung kann jedoch auch ein chirurgischer Eingriff zur Öffnung der Abflusswege angezeigt sein. Bei älteren Frauen mit Knotenbildung im Bereich der Vestibulardrüse muss außerdem ausgeschlossen werden, dass es sich bei den Zysten um bösartige Tumore handelt.

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

Das könnte Sie auch interessieren