Bartholinitis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Bartholinitis ist eine relativ schmerzlose Vergrößerung einer Drüse im Vaginalbereich. Bei Infektionen kommt es zu entzündlichen Abszessen, die in den meisten Fällen einfach zu entfernen sind.
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Was ist Bartholinitis?
Von einer Bartholinitis sind die beiderseits des Eingangs der Vagina befindlichen Bartholin-Drüsen betroffen. Sie produzieren Flüssigkeit auf die Schleimhaut der (inneren) Oberfläche der großen Schamlippen, um die Vagina zu sekretieren (d.h. befeuchten).
Dabei verstopfen mitunter die Öffnungen dieser Drüsen, wodurch Flüssigkeit zurück in die Drüse gelangt. Die dadurch hervorgerufene Bartholinitis ist eine bis zu hühnereigroße Schwellung (Zyste) im unteren Bereich der Schamlippen.
Im Falle einer Infektion bildet sich ein entzündlicher Abszess, der behandelt werden muss. Die Bartholinitis ist weit verbreitet, vor allem bei jüngeren Frauen unter 30.
Ursachen
Experten gehen davon aus, dass die Ursache für Bartholinitis ein Flüssigkeitsstau in den Drüsen ist. Sekret kann sich vor allem ansammeln, wenn die Öffnung der Drüse (Kanal) durch Hautfalten oder aufgrund von Infektionen behindert wird. Diese werden durch verschiedene Bakterien hervorgerufen.
Bartholinitis wird beispielsweise durch Darmbakterien wie Escherichia coli verursacht, die durch falsche Hygiene in den Vaginalbereich gelangen können. Auch eine Infektion mit Neisseria gonorrhoeae, Tripper auslösenden Bakterien oder mit Chlamydia trachomatis kann zu Bartholinitis führen. Gerade Chlamydieninfektionen bleiben bei Frauen oft unentdeckt, da kaum Symptome vorhanden sind.
Die Bakterien nisten sich jedoch intrazellulär ein, wo sie als Energieparasiten chronische Entzündungen wie Bartholinitis hervorrufen können. Durch günstige klimatische Bedingungen oder ein geschwächtes Immunsystem kann sich ebenfalls das, bei bis zu 30 % der Menschen im Körper vorhandene, Bakterium Staphylococcus aureus ausbreiten und Bartholinitis auslösen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei einer Bartholinitis treten in erster Linie schmerzhafte Entzündungen im unteren Drittel der kleinen oder großen Schamlippen auf. Diese Schwellungen treten meist nur auf einer Seite auf und sind sehr (druck-)schmerzhaft. Die Betroffenen verspüren vor allem beim Sitzen oder Gehen Schmerzen, die im Verlauf der Erkrankung an Intensität zunehmen können.
Manchmal kommt es im betroffenen Bereich zu Rötungen und Juckreiz. Eine mögliche Begleiterscheinung ist Fieber, das sich durch Schweißausbrüche, Müdigkeit und andere charakteristische Symptome äußert. Eine Bartholinitis kann anhand ihrer auffälligen Erscheinung erkannt werden. Die Drüsenvergrößerung erreicht die Größe eines Hühnereis und ist meist stark gerötet, wobei dies vom Verlauf und etwaigen Begleiterkrankungen abhängt.
Wird die Bartholinitis umgehend behandelt, bleibt die Wucherung fast hautfarben und schwillt weniger stark an. Wenn im Bereich der vergrößerten Drüse eine Infektion entsteht, treten meist weitere Beschwerden auf. Es kann dann zu einer schmerzhaften Entzündung kommen.
Oft nässt die Bartholinitis oder es kommt sogar zu Blutungen. Begleitend dazu treten pochende Schmerzen auf, die auf den gesamten Intimbereich und in schweren Fällen bis in den Unterleib ausstrahlen können. Anhand dieser Symptome kann die Erkrankung eindeutig diagnostiziert werden.
Diagnose & Verlauf
Bleibt die Zyste bei einer Bartholinitis klein und tritt keine Infektion auf, wird die Erkrankung oft nicht bemerkt. Bei einem weiteren Anwachsen wird zunächst eine kleine Schwellung auf einer Seite des Scheideneingangs wahrgenommen, die schmerzfrei ist.
Innerhalb weniger Tage kann sich eine Bartholinitis jedoch zu einer ausgewachsenen Infektion mit einem schmerzhaften Knoten entwickeln, was Beschwerden beim Gehen oder Sitzen bereitet. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können ebenfalls auf eine Bartholinitis hinweisen.
Löst sich der Knoten nach zwei oder drei Tagen Selbstbehandlung (z.B. Sitzbädern) nicht oder treten starke Schmerzen auf, sollte unverzüglich ein Arzt zur Behandlung der Bartholinitis aufgesucht werden. Bei älteren Frauen über 40 sollten in diesem Zusammenhang andere mögliche Diagnosen (z.B. Krebs) überprüft werden. Zur Diagnose einer Bartholinitis wird neben einer Becken-Prüfung auch ein Abstrich aus der Scheide oder dem Gebärmutterhals entnommen, um die Bartholinitis-Erreger zu testen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
In der Regel führt die Bartholinitis zu relativ starken und unangenehmen Beschwerden im Bereich der Vagina und vor allem an den Schamlippen. Aus diesem Grund sollte dann ein Arzt aufgesucht werden, wenn es in dieser Region unerwartet zu Schmerzen oder zu Schwellungen kommt. Die Schamlippen können dabei auch gerötet oder sogar von einem Juckreiz betroffen sein. Nicht selten schämen sich die Patientinnen für die Bartholinitis. Eine Behandlung durch den Arzt ist unerlässlich.
Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können ein Symptom der Bartholinitis darstellen und sollten auf jeden Fall von einem Arzt untersucht werden. In den meisten Fällen kann die Bartholinitis allerdings reaktiv gut behandelt werden. Sie verursacht auch im Sitzen oder im Gehen Beschwerden oder führt zu Schmerzen. Auch dabei muss dann ein Arzt aufgesucht werden. In der Regel kann die Bartholinitis direkt vom Frauenarzt behandelt werden. Besondere Komplikationen oder andere Beschwerden treten dabei nicht ein und es kommt in den meisten Fällen zu einem vollständig positiven Krankheitsverlauf.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung einer Bartholinitis ist abhängig von der Größe der Zyste, den Schmerzen und dem Infektionsgrad der Zyste. Manchmal kann die Behandlung zu Hause vorgenommen werden. Dazu sollte drei oder vier Tage lang mehrmals am Tag ein Bad in einer Wanne mit etwas warmem Wasser (Sitzbad) genommen werden, um eine kleinere infizierte Zyste zum Platzen zu bringen.
In schwerwiegenderen Fällen einer Bartholinitis ist eine chirurgische Drainage mittels lokaler Anästhesie oder Sedierung notwendig. Für die Behandlung legt der Arzt zum Abtropfen einen kleinen Schnitt an der Zyste und legt dann einen kleinen Gummi-Schlauch (Katheter) in den Einschnitt. Dieser bleibt bis zu sechs Wochen an seinem Platz, um bis zur vollständigen Abheilung der Bartholinitis die Drüsen offen zu halten und eine komplette Entwässerung zu ermöglichen.
Diese Behandlung der Bartholinitis wird oft durch eine Medikation mit Antibiotika begleitet, vor allem wenn die Bartholinitis aufgrund einer sexuell übertragbaren Infektion verursacht wurde.
Im Falle häufigerer Zystenbildung wird eine sogenannte Marsupialisation durchgeführt. Dafür werden auf jeder Seite des Scheideneinganges kleine Drainage-Einschnitte vorgenommen, um eine permanente Öffnung von jeweils etwa 6 mm zu schaffen. Helfen diese Verfahren nicht, kann eine chirurgische Entfernung der Bartholin-Drüse angeraten sein.
Aussicht & Prognose
Eine Bartholinitis hat eine sehr günstige Prognose, wenn die Zyste klein ist und ohne einen entzündlichen Prozess auftritt. In diesen Fällen wird meist keine medizinische Behandlung benötigt. Oftmals wird die schmerzfreie Zyste von der Patientin gar nicht bemerkt. Je größer die Zyste ist, desto wahrscheinlicher ist ein notwendiger medizinischer Eingriff.
Die Zyste wird im Normalfall in einer routiniert ablaufenden Operation innerhalb weniger Minuten vollständig entfernt. Die Patientin ist im Anschluss an die Wundheilung beschwerdefrei und gilt als geheilt. Der Prozess nimmt wenige Tage oder Wochen Zeit in Anspruch. Trotz der Genesung kann sich im Laufe eines Lebens erneut eine Bartholinitis ausbilden. Besonders betroffen sind jüngere Frauen in einem Alter unter 30 Jahre.
Bei einem wiederholten Auftreten ändert sich die Prognose nicht. Sie ist erneut von den individuellen Gegebenheiten abhängig. Die Patientin ist jedoch aufgrund ihrer Vorerfahrungen häufig für die ersten Symptome sensibilisiert und nimmt schneller eine Behandlung in Anspruch. Dies hat einen positiven Einfluss auf die Heilungsaussicht.
Besonders ungünstig ist die Prognose, wenn die Patientin zusätzlich eine Infektion erleidet. Diese muss ebenfalls medikamentös behandelt werden. Die Entfernung der Zyste reicht dann nicht aus. Der Heilungsweg ist verzögert und bei einem geschwächten Immunsystem können Komplikationen auftreten.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung einer Bartholinitis empfiehlt sich die Praktizierung von Safer Sex unter Verwendung eines Kondoms sowie eine gründliche Hygiene des weiblichen Intimbereiches, um das Eindringen Bartholinitis auslösender Darmbakterien zu verhindern.
Nachsorge
Nach einer Bartholinitis muss der Intimbereich zunächst vor weiteren Reizungen geschützt werden. Durch die Vermeidung von parfümierten und aggressiven Pflegeprodukten kann die wunde Stelle gut verheilen, ohne dass es zu einer erneuten Rötung mit Juckreiz und anderen Beschwerden kommt. Nach einer schweren Bartholinitis empfiehlt sich die Anwendung von Sitzbädern oder Umschlägen mit antiseptischen oder lindernden Lösungen.
Bewährt haben sich auch wundreinigende Spülungen für die Anwendung im Intimbereich. Betroffene Frauen sollten zunächst alle ein bis zwei Wochen den Gynäkologen aufsuchen und die notwendigen Kontrolluntersuchungen vornehmen lassen. Nach einem Monat kann wieder zu dem üblichen Turnus zurückgekehrt werden, insofern der Mediziner keine weiteren Abszesse oder Rötungen feststellt.
Die weitere Nachsorge konzentriert sich darauf, die Auslöser der Bartholinitis zu ermitteln. Betroffene Frauen sollten zunächst die Bettwäsche wechseln und Shampoos und Duschgele auf Allergene prüfen. Außerdem sollte in den Wochen und Monaten nach einer akuten Bartholinits auf eine strikte Intimhygiene geachtet werden.
Mögliche Auslöser wie Chlamydien oder Streptokokken finden sich insbesondere auf öffentlichen Toiletten, die am besten gemieden werden. Sollte es trotz aller Maßnahmen zu einer erneuten Entzündung kommen, empfiehlt sich ein Besuch beim Frauenarzt.
Das können Sie selbst tun
Bei einer Bartholinitis kommt es nur selten zur Selbstheilung, die Krankheit muss, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, unbedingt ärztlich behandelt werden. Wurde die Krankheit durch Gonokokken, die Erreger der Geschlechtskrankheit Gonorrhoe (Tripper) ausgelöst, ist eine Behandlung mit Antibiotika angezeigt. Möglichkeiten zur Selbsthilfe stehen hier nicht zur Verfügung.
Sexuell aktive Personen können jedoch einer Infektion vorbeugen. Da Gonokokken beim Geschlechtsverkehr sehr leicht übertragen werden, lässt sich eine Infektion nur durch Enthaltsamkeit hundertprozentig verhindern. Das Risiko einer Ansteckung kann jedoch durch Präventionsmaßnahmen deutlich gesenkt werden. Dazu zählt vor allem die konsequente Verwendung von Kondomen, die nicht nur beim Vaginal-, sondern auch beim Anal- und Oralverkehr sowie bereits während des Vorspiels verwandt werden sollten.
Eine Bartholinitis im Frühstadium, die nicht durch Gonokokken ausgelöst wurde, kann von den Betroffenen auch selbst therapiert werden. Hilfreich sind hier vor allem entzündungshemmende und schmerzlindernde Salben aus der Apotheke. Darüber hinaus können die Symptome durch Sitzbäder gemildert werden. Bäder mit hochkonzentriertem Salzwasser wirken stark antibakteriell und sind meist sehr effektiv, wenn der Intimbereich aber bereits gereizt ist, können solche Bäder sehr schmerzhaft sein. Die Salzdosis sollte deshalb langsam gesteigert werden. Hilfreich sind außerdem Sitzbäder mit Kamillentee oder Kamillentekonzentrat.
Eine Bestrahlung mit Rotlicht kann dazu beitragen, dass sich der Entzündungsherd vom gesunden Gewebe abkapselt.
Quellen
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
- Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
- Uhl, B.: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Thieme, Stuttgart 2013