Vierfingerfurche

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Vierfingerfuche ist eine Handlinie der Hohlhand, die häufig an Personen mit einer Form der Trisomie auftritt. Das Vorliegen einer Vierfingerfurche besitzt an und für sich keinen pathologischen Wert, da die Handlinie die Funktion der Hand nicht beeinträchtigt. Vierfingerfurchen müssen aus diesem Grund weder an gesunden Personen, noch an Trisiomie-Patienten gezielt behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Vierfingerfurche?

Furchungen in der Handinnenflächen besitzen alle Menschen. In den meisten Fällen handelt es sich um gerundete Furchen, die in individuell geschwungenem Bogen verlaufen.
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Die Hohlhand weist unterschiedliche Handlinien auf, die auch als Handfurchen bezeichnet werden. In der Alternativmedizin ist der Glaube verbreitet, dass aus den Handfurchen Erkrankungen und Dispositionen abgelesen werden können. Tatsächlich existiert eine Art von wissenschaftlich fundiertem Handlesen.

Die Handlinien verraten unter bestimmten Umständen wirklich etwas über mögliche Erkrankungen, so zum Beispiel seltene Handfurchen wie die Vierfingerfurche. Die Transverse palmar crease, wie sie auch genannt wird, ist eine am Handteller lokalisierte Beugefalte mit senkrechtem Verlauf zu den Fingerlängsachsen und parallelem Verlauf zu den Fingergrundgelenken.

Die Furche zieht sich vom Zeigefinger bis zum kleinen Finger und kann symptomatisch für unterschiedliche Krankheiten stehen. Nicht immer ist die Vierfingerfurche allerdings als Hinweis auf eine Erkrankung zu verstehen. In der Normalbevölkerung tritt die Furchung zumindest an einem von 100 Menschen auf. Der Begriff Vierfingerfurche hat den der Affenfurche oder Sperrlinie ersetzt. Affenfurche bezieht sich auf den Zusammenhang, dass Primaten höherer Ordnung oft eine derartige Furchung tragen.

Ursachen

Furchungen in der Handinnenflächen besitzen alle Menschen. In den meisten Fällen handelt es sich um gerundete Furchen, die in individuell geschwungenem Bogen verlaufen. Die Vierfingerfurche ist in der Normalbevölkerung nicht verbreitet und gilt eher als Anomalie statt Norm. Als mögliche Ursachen für die Linie kommen beispielsweise unterschiedliche Trisomien in Frage.

Während die Vierfingerfurche lediglich an einem aus hundert gesunden Menschen auftritt, liegt sie für 75 Prozent aller Menschen mit Trisomien vor. Trisomien sind Verdreifachungen von Chromosomen oder Chromosomenabschnitten, wie sie zum Beispiel das Down-Syndrom, das Pätau-Syndrom, das Edwards-Syndrom, die Trisomie 16, Trisomie 8 sowie das Zellweger-Syndrom, das Aarskog-Scott-Syndrom, das C-Trigonozephalie-Syndrom, das Noonan-Syndrom und das Smith-Magenis-Syndrom kennzeichnen.

Auch Patienten des Wolf-Hirschhorn-Syndroms, des Smith-Lemli-Opitz-Syndroms, des De-Grouchy-Syndroms und des Schinzel-Giedion-Syndroms sowie des Katzenschrei-Syndroms tragen die Furchung häufiger als Personen ohne chromosomale Besonderheiten. Demzufolge kann eine Chromosomenanomalie zwar die Ursache der Erscheinung sein. Ein zwingend pathologischer Zusammenhang besteht allerdings nicht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Vierfingerfurche ist prinzipiell keine Beeinträchtigung. Die Beweglichkeit und Funktion der betroffenen Hand sind in vollem Maß erhalten. Die einzig klinische Relevanz der Furche besteht durch den möglichen Kontext von Chromosomenerkrankungen. Falls die Vierfingerfurche tatsächlich im Rahmen einer Chromosomenaberration auftritt, liegt zusätzlich zu der Furche meist eine Einzelfurche des fünften Fingers vor.

Beide Furchen zusammen legen den Verdacht auf eine pathologische Besonderheit nahe. Die Vierfingerfurche alleine hat an sich noch keinen pathologischen Wert. Auch bei gleichzeitigem Vorliegen einer Vierfingerfurche und Handeinzelfurche am fünften Finger ist eine pathologische Basis nicht automatisch bestätigt.

Lediglich bei manifest klinischen Symptomen des Patienten lässt sich durch die Besonderheiten der Handflächen über eine Trisomie spekulieren. Welche Symptome bei einer Trisomie vorliegen, hängt von der Länge und der Art des verdreifachten Chromosomenabschnitts ab. In den meisten Fällen treten bei Chromosomenanomalien dieser Art unterschiedliche Fehlbildungen von Geweben oder Organen auf, die sich im Schweregrad deutlich voneinander unterscheiden können.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Das Vorliegen einer Vierfingerfurche muss nicht zwingend einen diagnostischen Wert haben. Da die Furche auch an kerngesunden Menschen auftreten kann, darf allein aufgrund einer Vierfingerfurche keinesfalls auf eine Chromsomenanomalie geschlossen werden. Trisomien werden in der Regel anhand der charakteristischen Symptome, organspezifischer Diagnostik und molekulargenetischer Analyse diagnostiziert.

Abnormale Handzeichnungen wie die Vierfingerfurche lassen sich blickdiagnostisch erkennen und können in die Fallbeschreibung mit aufgenommen werden, falls bereits eine Trisomie diagnostiziert wurde. Die Prognose hängt für Patienten mit einer Trisomie von der Art und der Länge des verdreifachten Chromosomenabschnitts ab. Liegt die Vierfingerfurche unabhängig von Trisomien vor, so beeinträchtigt sie weder die Funktion der Hand, noch die Gesundheit des Patienten.

Komplikationen

Bei einer Vierfingerfurche muss es nicht in jedem Fall zu Komplikationen oder zu Beschwerden kommen. Die Erkrankung kann auch vollständig ohne Beschwerden und Einschränkungen auftreten, sodass die Betroffenen ihre Hand ohne Weiteres bewegt können. Allerdings kann das mehrmalige Auftreten einer Vierfingerfurche zu Beschwerden bei der Bewegung und damit zu Einschränkungen im Alltag führen.

In vielen Fällen leiden die Betroffenen bei der Erkrankung auch an Fehlbildungen der inneren Organe, sodass hierbei verschiedene Untersuchungen notwendig sind. Diese Fehlbildungen können allerdings sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, sodass eine allgemeine Voraussage hierbei nicht möglich ist. Die Vierfingerfurche kann auch zu ästhetischen Beschwerden führen, sodass sich die Betroffenen mit den Beschwerden unwohl fühlen oder sich dafür schämen.

Bei Kindern kann die Erkrankung eventuell auch zu Mobbing oder zu Hänseleien führen und damit auch Depressionen und andere psychische Beschwerden verursachen. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch die Vierfingerfurche im Allgemeinen verringert. Auch die Behandlung richtet sich dabei nach den genauen Beschwerden und kann diese einschränken.

Besondere Komplikationen treten dabei auch nicht auf. Meistens können die Beschwerden gelindert werden. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird bei dieser Erkrankung erst dann eingeschränkt, wenn es zu schweren Fehlbildungen der inneren Organe gekommen ist.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei der Vierfingerfurche handelt es sich um eine optische Veränderung in der Handfläche des Menschen. Diese kann unmittelbar nach der Geburt über Sichtkontakt wahrgenommen werden. Grundsätzlich stellt die Handlinie keinen Krankheitswert dar. Es handelt sich dabei keinesfalls um eine eigenständige Erkrankung. Vielmehr ist die Vierfingerfurche ein Symptom einer vorliegenden gesundheitlichen Störung und kann auf eine Trisomie hindeuten. Die Wahrnehmung der optischen Auffälligkeit sollte daher unverzüglich mit einem Arzt besprochen werden. Der Betroffene selbst kann naturbedingt nicht reagieren, daher sollten Eltern unverzüglich einen Arzt aufsuchen, sobald sie die Besonderheit der Handlinie bemerken.

In den meisten Fällen findet eine Geburt im stationären Umfeld oder in Anwesenheit einer Hebamme statt. Da unmittelbar nach der Niederkunft eine umfangreiche gesundheitliche Untersuchung des Neugeborenen stattfindet, wird unter optimalen Bedingungen die Vierfingerfurche bei dieser von dem medizinisch ausgebildeten Personal bemerkt. Weitere Schritte werden in Rücksprache mit den Eltern beschlossen und medizinische Tests durchgeführt.

Ein Handlungsbedarf besteht daher in einer Vielzahl der Fälle nur, wenn bei den ersten Untersuchungen nach der Geburt die optische Veränderung in der Handinnenfläche unbemerkt bleiben sollte. Kommt es im weiteren Wachstumsprozess des Kindes zu Auffälligkeiten oder Besonderheiten des Verhaltens sowie der Optik, sollte die Rücksprache mit einem Arzt gesucht werden.

Behandlung & Therapie

Eine Vierfingerfurche allein stellt keinerlei Indikation für eine Therapie. Sogar im Rahmen von Trisomien wird die Vierfingerfurche nicht weiter behandelt, da die abnorme Handzeichnung keine Beeinträchtigung der Motorik bedingt. Im größeren Rahmen von Trisomien treten allerdings zahlreiche andere Symptome auf, die zwingend eine Therapie erfordern.

Die Behandlung richtet sich in diesem Fall nach der Art der Trisomie und den vorliegenden Symptomen. Kausale Behandlungen stehen für Patienten mit Trisomien bislang nicht zur Verfügung. Da die Ursache der Erkrankungen in einer Vervielfachung des genetischen Materials liegt, können höchstens Fortschritte in der Gentherapie im Laufe der nächsten Dekaden kausale Behandlungsoptionen eröffnen.

Bislang gestaltet sich die Therapie von Trisomie-Patienten rein symptomatisch. Im Fokus steht dabei zunächst die Korrektur von organischen Dysplasien, die im Rahmen unterschiedlicher Trisomien ab gewissem Schweregrad einen lebenswichtigen Therapieschritt darstellt. Neben invasiven Maßnahmen stehen zur symptomatischen Behandlung einiger Trisomie-Symptome konservativ medikamentöse und vor allem supportive Therapieschritte zur Verfügung. Lediglich eine Heilung kann aufgrund der bislang fehlenden Kausaltherapie nicht erzielt werden.


Vorbeugung

Einer Vierfingerfurche lässt sich nicht vorbeugen. Eine Prävention ist prinzipiell auch nicht erforderlich, da die Anomalie als singuläre Erscheinung keinen Krankheitswert aufweist. Um Trisomien vorzubeugen, kann genetische Beratung in der Phase der Familienplanung sinnvoll sein.

Nachsorge

Im Allgemeinen muss die Vierfingerfurche nicht behandelt werden. Eine Nachsorge ist dementsprechend nicht notwendig. Bei Patienten, die an Erbkrankheiten wie beispielsweise dem Zellweger-Syndrom oder dem Aarskog-Syndrom leiden, kommt unter Umständen ein operativer Eingriff infrage. Abhängig ist dies von der Ausprägung der Vierfingerfurche und etwaigen anderen Fehlbildungen.

Die Vierfingerfurche selbst hat bei Behandlung und Nachsorge keine Priorität. Die wichtigste Nachsorge-Maßnahme besteht darin, die weiteren Symptome der Grunderkrankung zu überwachen und dem Patienten oder den Eltern weitere Maßnahmen an die Hand zu geben, um mit dem Krankheitsbild besser umgehen zu können. Die Nachsorge bei einer Vierfingerfurche übernimmt der Allgemeinarzt.

Er stellt die Vierfingerfurche fest und kann den Patienten an einen geeigneten Facharzt verweisen. Meistens sind Erbkrankheiten an anderen, deutlicheren Symptomen zu erkennen. Die Vierfingerfurche ist ein typisches Anzeichen, welches in die Diagnose miteinbezogen werden muss. Nachdem die ursächliche Erkrankung diagnostiziert wurde, können die weiteren Therapiemaßnahmen besprochen werden.

Aufgrund der Vielzahl der möglichen Erkrankungen, die mit einer Vierfingerfurche einhergehen können, muss die Nachsorge immer individuell ausgewählt werden. Die Nachsorge wird vom zuständigen Arzt festgelegt. Insofern die Vierfingerfurche ohne ursächliche Erkrankung auftritt, ist keine Nachsorge vonnöten.

Das können Sie selbst tun

Eine Vierfingerfurche ist keine körperliche Beeinträchtigung. Eine Behandlung des äußerlichen Merkmals ist nicht notwendig, insofern die Furche nicht ungewöhnlich stark ausgeprägt ist und dadurch die Beweglichkeit der Hand einschränkt.

Eltern, die bei ihrem Kind eine Vierfingerfurche bemerken, sprechen am besten mit dem Kinderarzt. Durch weitere Untersuchungen kann festgestellt werden, ob der Vierfingerfurche eine genetische Veränderung wie etwa die Trisomie 21 zugrunde liegt. Meist genügen jedoch die äußerlichen Anzeichen, um eine solche Erkrankung selbst feststellen bzw. ausschließen zu können. Sollte die Vierfingerfurche unabhängig von einer Erkrankung auftreten, müssen keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Das Kind kann später über die Ursache der Vierfingerfurche aufgeklärt werden. Sollte die Vierfingerfurche im Rahmen einer Erkrankung auftreten, muss diese zunächst behandelt werden.

Die Affenfurche selbst bedarf keiner Behandlung. Sie tritt bei bis zu vier Prozent der europäischen Bevölkerung auf und hat keine weitere Bewandtnis für die Gesundheit des Kindes. Dennoch sollten etwaige Auffälligkeiten beobachtet und gegebenenfalls ein Facharzt konsultiert werden. Insbesondere im Bereich der genetischen Erkrankungen dauern die Forschungen an und neue Erkenntnisse, die einen Zusammenhang zwischen der Vierfingerfurche und körperlichen Erkrankungen herstellen, sind nicht ausgeschlossen.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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