Wechseldusche
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Wechseldusche ist eine Sonderform der therapeutischen Wasseranwendung, Hydrotherapie. Die Anwendung erfolgt typischerweise morgens nach dem Aufstehen in Form von Wechselgüssen mit kaltem und warmem Wasser, dabei kann der ganze Körper oder nur einzelne Extremitäten, also Arme oder Beine, abwechselnd benetzt werden.
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Was ist eine Wechseldusche?
Wechselbäder, zu denen auch die Wechseldusche gehört, haben bereits eine lange balneologische Tradition nicht nur im westlichen Kulturkreis. Geschichtlich überliefert ist die Anwendung von Hydrotherapie aus den Thermen des Römischen Reiches, sowie aus Japan und China. In unserem Kulturkreis ist diese Form der Wasseranwendung zur Therapie besser bekannt unter dem Begriff der Kneipp`schen Wechseldusche. Denn das Behandlungsverfahren erlebte im 19.Jahrhundert durch den Priester und Naturarzt Sebastian Kneipp aus Bad Wörishofen eine Renaissance.
Noch heute sind die Wechselduschen nach Pfarrer Kneipp fester Bestandteil des Therapieangebotes in den Kneippkur-Vereinen, die es flächendeckend überall in Deutschland gibt. Die Wasseranwendung der Wechseldusche nach Kneipp ist eine etwas modifizierte Form in Kombination mit Bewegung. Kneipp sieht die Hydrotherapie, wozu auch die Wechseldusche gehört, eingebettet in ein übergeordnetes Therapiekonzept, welches er zu Lebzeiten als Ordnungstherapie bezeichnet hat.
Gemäß den Angaben von Pfarrer Kneipp, die auch heute noch gültig sind, wirken Wechselduschen abhärtend und gefäßtrainierend. Wechselduschen können über einen längeren Zeitraum oder als Kuranwendung auch zuhause mit wenig Aufwand problemlos praktiziert werden.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Prozedur sollte mindestens dreimal wiederholt werden, sodass am Ende jeweils dreimal kalt und dreimal warm geduscht wurde. Wichtig ist die Beendigung des Zyklus mit der kalten Phase. Traditionell wird beim Wechselduschen nicht mit dem Duschkopf, sondern mit einem etwa daumendicken Wasserstrahl gearbeitet. Dieser sollte zur Seite hin abknicken, damit er nicht zu stark ist und keine Massagewirkung ausübt. Begonnen werden sollte bei der Wechseldusche mit dem Wasserstrahl stets an den Beinen.
Es werden kleine, kreisförmige Bewegungen vollzogen, wobei der Wasserstrahl von den Unterschenkeln über die Oberschenkel bis zur Körpermitte wandert und von dort aus weiter zu den oberen Extremitäten. Auch Gesicht und Kopf sowie die Bauchregion dürfen mitbehandelt werden. Die Wechseldusche versteht sich ihrem Wesen nach vor allem als Mittel zur Prophylaxe. Diese vorbeugende Wirkungsweise gegen Krankheiten ergibt sich aus der gefäßtrainierenden, abhärtenden Wirkung sowie aus einer Steigerung der unspezifischen Immunabwehr. Beide Effekte können beispielsweise auch durch ein Saunabad mit anschließender Kaltdusche beobachtet werden.
Um einen signifikanten Effekt zu erzielen müssen hydrotherapeutische Anwendungen allerdings regelmäßig und über einen längeren Zeitraum zur Anwendung kommen. Der immunstimulierende Effekt von Wechselduschen zeigt sich beispielsweise derart, dass im Jahresverlauf deutlich weniger Erkältungskrankheiten auftreten. Die Hautdurchblutung wird durch regelmäßiges Wechselduschen gesteigert, dadurch wird sie straffer, was sich auch auf kosmetische Einschränkungen wie Cellulite positiv auswirken kann.
Patienten mit einem zu niedrigen Blutdruck profitieren durch die kreislaufanregende Wirkung in besonderem Maße von den Wechselduschen. Bei hohem Blutdruck, Hypertonie, sollte vor der Anwendung von Wechselduschen der Arzt befragt werden. Denn während der Kaltphase beim Duschen kann der Blutdruck Spitzen von systolisch 200 oder mehr erreichen. Dieses Phänomen des vorübergehenden steilen Blutdruckanstiegs ist auch bei der Sauna bekannt, wenn nach dem Verlassen der Saunakabine ein kalter Tauchgang erfolgt.
Wechselduschen dienen auch der schnelleren Erholungsphase von Leistungssportlern nach dem Training. Außerdem scheinen Patienten mit chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung, COPD, durch einen Anstieg von Lymphozyten im Blut von der Wechseldusche als therapeutische Anwendung besonders zu profitieren. Stimmungsaufhellende Effekte konnten durch Wechselduschen auch bei leichteren Formen der Depression beobachtet werden.
Wechselduschen werden jedoch insgesamt nicht dem medizinischen Bereich sondern dem Bereich Wellness und Prophylaxe zugeordnet. Balneologische Anwendungen sind als Hausmittel zeitlos und aufgrund der Heilwirkung von Wasser immer aktuell. Ein direkter Verwandter der Wechseldusche ist das Eisbaden, eine extreme Form der Balneotherapie, die, aus Skandinavien stammend, auch bei uns zunehmend Anhänger findet.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Kreislauflabile Patienten sollten in jedem Fall vor der ersten Anwendung einer Wechseldusche ärztlichen Rat einholen. Wer unter zu niedrigem Blutdruck, Hypotonie, leidet, darf das Wasser niemals zu heiß einstellen und sollte die Sitzung zeitlich möglichst kurz halten. Nicht die Dauer einer Wechseldusche, sondern die regelmäßige, tägliche und vor allem korrekte Anwendung führen zum Therapieerfolg. Unsicherheiten in der Anwendung von Wechselduschen zum persönlichen Gebrauch können durch eine Kontaktaufnahme mit einem örtlichen Kneippverein schnell ausgeräumt werden.
Quellen
- Augustin, M., Schmiedel, V.: Leitfaden Naturheilkunde, Urban & Fischer, München 2012
- Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin 2005
- Federspiel, F., Herbst, V.: Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Berlin 2005