Hydrotherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Begriff der Hydrotherapie werden sämtliche Heilbehandlungen im Zusammenhang mit Wasser zusammengefasst. Die heilende Wirkung beruht dabei entweder auf der spezifischen mineralischen Zusammensetzung des Wassers oder auf den Temperaturunterschieden während einer Anwendung. Wasser ist als das Lebenselixier ein äußerst vielseitiges Heilmittel.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Hydrotherapie?

Unter dem Begriff der Hydrotherapie werden sämtliche Heilbehandlungen im Zusammenhang mit Wasser zusammengefasst.

In der Neuzeit gelten Vincenz Prießnitz und Pfarrer Sebastian Kneipp als die bekanntesten Vertreter der Hydrotherapie. Weltweit sind unzählige wassertherapeutische Anwendungen bekannt, deren Durchführung und Wirkung auch immer vom jeweiligen Kulturkreis beeinflusst sind.

Wassertherapie dient dazu, die körpereigene, unspezifische Immunabwehr zu stärken und den Kreislauf anzuregen. Neben diesen beiden Hauptwirkungen sind aber noch viele weitere wohltuende und gesundheitsfördernde Eigenschaften der Hydrotherapie bekannt. Hydrotherapie verwendet nicht nur Wasser in flüssiger Form, sondern auch in den beiden anderen Aggregatzuständen fest und dampfförmig.

Die Römer bauten erstaunlich großzügige Bäderlandschaften, weil schon damals geglaubt wurde, dass Wasser eine heilende Wirkung hat. Als der eigentliche Vater der Hydrotherapie gilt der römische Ehrenbürger Antonius Musa, der bereits um das Jahr 25 vor Christus den damals herrschenden Kaiser Augustus mit kalten Bädern behandelte. Diese Sonderform der Hydrotherapie wird auch als Balneologie bezeichnet und spielt bis heute eine wichtige Rolle bei der Anwendung von Wasser zu therapeutischen Zwecken. Kneipp ergänzte seine Wasserheilmethoden durch Zusatz von Heilkräutern. Der Begriff Hydrotherapie bezieht sich ausschließlich auf die äußere Anwendung von Wasser. Die orale Aufnahme von Wasser, beispielsweise im Rahmen von Trinkkuren, wird nicht als Hydrotherapie bezeichnet.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Anwendung von Wasser zu Therapiezwecken ist außerordentlich vielfältig. Kaltes Wasser wirkt vor allem allgemein belebend, entzündungshemmend und fördert die Durchblutung der inneren Organe. Warmes und heißes Wasser fördert insbesondere die Durchblutung von Haut und Skelettmuskulatur und wirkt ausgleichend und entspannend. Hydrotherapie hat Wirkungen auf Physis und Psyche und lässt sich sehr gut mit anderen Therapieverfahren kombinieren, wodurch die therapeutische Wirkung nochmals gesteigert werden kann.

Durch die Verbesserung der Durchblutung wird der Lymphfluss angeregt, außerdem geht man davon aus, dass die Körperzellen besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Hydrotherapie kann zu Wellnesszwecken oder zu Therapiezwecken eingesetzt werden. In der Prophylaxe setzt die gelenkschonende Hydrotherapie auf die Vermeidung und Behandlung von Krankheiten des Bewegungsapparates. Aquatraining erfreut sich als Wassergymnastik steigender Beliebtheit und kann als Verordnung des Kur- oder Badearztes sinnvoll eingesetzt werden, um das Fortschreiten von degenerativen Gelenkerkrankungen zu verhindern.

Während die sogenannte Kneippkur also lediglich Teil eines Wellnessangebotes ist, bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen einer medizinisch notwendigen Therapie unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für eine Hydrotherapie. Es sind stets mehrere Therapieeinheiten über einen längeren Zeitraum erforderlich, um die gewünschten Effekte der Linderung und Heilung zu erzielen. Besonders in der Geriatrie und der Rehabilitation sind die Therapieergebnisse der Hydrotherapie absolut überzeugend.

Einfache Wasseranwendungen können auch in eigener Regie zu Hause problemlos durchgeführt werden. Ein hydrotherapeutischer Behandlungsversuch ist insbesondere bei Durchblutungsstörungen, Atemwegsbeschwerden, Erschöpfungszuständen, gefäßbedingten Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen und Abwehrschwäche Erfolg versprechend. Auch viele Beschwerden und Leiden des gesamten Stütz- und Bewegungsapparates sprechen gut auf Hydrotherapie an. Besonders überzeugende und nachhaltige Therapieergebnisse wurden bei Arthritis, Arthrose sowie Gelenk- und Muskelschmerzen erzielt.

Heutige gängige, erprobte und typische Anwendungsformen der Hydrotherapie sind beispielsweise Druckstrahlanwendungen, Kneipp`sche Wassergüsse, Dampfsaunen, Wickel, Bäder, Wassertreten, Bürstenmassagen, Ganzkörperwaschungen und Wechselduschen. Um den gesamten Organismus zu behandeln, kann es sinnvoll sein, die Hydrotherapie in ein übergeordnetes Therapiekonzept zu integrieren. Zusammen mit vollwertiger Ernährung, Techniken zur Entspannung und Sport erfasst und behandelt die Hydrotherapie einen Patienten in seiner ganzen Körper-Geist-Seele-Einheit.

Alle genannten Formen der Hydrotherapie sollten zunächst unter fachlicher Anleitung eines Arztes oder medizinischen Bademeisters ausprobiert und durchgeführt werden. Erst danach erfolgt die Durchführung in eigener Regie, soweit keine Assistenz einer zweiten Person erforderlich ist. Besonders bei kalten Güssen muss immer herzfern an den Extremitäten damit begonnen werden, bevor der Wasserstrahl langsam zur Körpermitte wandert.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Trotz der überzeugenden Wirkungen, der wenigen bekannten Nebenwirkungen und der leichten Durchführbarkeit ist die Hydrotherapie dennoch nicht für jedermann uneingeschränkt empfehlenswert. Im Zweifelsfall beim Vorliegen bestimmter akuter und chronischer Erkrankungen sollte vor einer Wasseranwendung immer der Arzt befragt werden.

Wer beispielsweise unter einem akuten grippalen Infekt, Hautentzündungen, Krampfadern oder bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen leidet, sollte auf jegliche Form der Hydrotherapie verzichten, zumindest so lange, bis die Beschwerden abgeklungen sind. Behandlungsbedürftige Komplikationen sind bei allen Anwendungen der Hydrotherapie selten. Wenn schwerwiegende Komplikationen auftreten, so stehen diese meist in direktem Zusammenhang mit einer Überlastung des Herz-Kreislauf-Systems oder der Atmung.

Patienten mit Erkrankungen der Leber, der Nieren oder der Schilddrüse sollten Wasseranwendungen nur unter ärztlicher Aufsicht durchführen. Heute werden bei der Hydrotherapie oft Badezusätze, ätherische Öle oder Kräutergemische verwendet, die von manchen Patienten nicht gut vertragen werden und zu allergischen Reaktionen führen können. Ein weiteres Gefahrenpotenzial ergibt sich durch die oft ermüdende und sedierende Wirkung bestimmter Formen der Wasseranwendung. Diese Kreislauferscheinungen können durchaus noch Stunden bis Tage nach einer Hydrotherapie vorhanden sein. Vorsichtshalber sollten deshalb empfindliche Personen nach einer Wärme- Hydrotherapie keine Maschinen oder Fahrzeuge bedienen.

Quellen

  • Bierbach, E.: Naturheilpraxis Heute. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2013
  • Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin Heidelberg 2005
  • Kraft, K., et al.: Lehrbuch Naturheilverfahren. Thieme, Stuttgart 2010

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