Wermut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 30. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wermut oder Wermutkraut (botanisch: Artemisia absinthium L.) gehört zur Pflanzenfamilie der Korbblütler. Im Volksmund ist er auch bekannt als Absinth oder Wurmkraut.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen & Anbau von Wermut

Die bis zu 120 Zentimeter hohe Pflanze besitzt silbergrau behaarte Blätter und duftet stark aromatisch.

Wermut wächst als ausdauernder Halbstrauch mit einem kräftigen Wurzelstock bevorzugt auf trockenen, kalkhaltigen Böden.

Die bis zu 120 Zentimeter hohe Pflanze besitzt charakteristische, silbergrau behaarte Blätter und duftet stark aromatisch. Wermut blüht zwischen Juli und September. Seine Blütenstände bestehen aus zahlreichen, kleinen, kugelförmigen Körbchen, in denen gelbe Röhrenblüten zu finden sind.

Wermut wächst in Höhenlagen bis zu 3500 Meter. Er ist in Europa, Asien, Nordafrika und inzwischen auch in Nord- und Südamerika verbreitet. Als Arzneipflanze wird Wermut örtlich angebaut.

Wermut in der Natur finden

Wermut (Artemisia absinthium) ist eine Pflanze, die wegen ihrer bitteren Eigenschaften und ihrer Verwendung in der traditionellen Medizin und als Zutat in Absinth bekannt ist. Wermut ist in Eurasien heimisch und hat sich in viele andere Teile der Welt verbreitet. Hier sind einige Hinweise, wie man Wermut in der Natur findet und erkennt:

  • Standort: Wermut bevorzugt trockene, offene Standorte. Man findet ihn häufig an Wegrändern, auf Brachland, in trockenen Wiesen und auf kalkhaltigen Böden.
  • Wuchsform: Wermut ist eine mehrjährige Pflanze, die bis zu 1-2 Meter hoch wachsen kann. Die Pflanze weist typischerweise einen aufrechten Wuchs mit verholzenden Stängeln an der Basis auf.
  • Blätter: Die Blätter sind silbrig-grün, fein geteilt und haben eine fast samtige Textur aufgrund der feinen Haare, die sie bedecken. Die Blattunterseite ist oft noch heller oder silbriger als die Oberseite.
  • Blüten: Von Juli bis September trägt Wermut kleine, kugelförmige, gelbliche Blüten, die in Gruppen (Trauben) entlang des Stängels angeordnet sind.
  • Duft: Ein charakteristisches Merkmal von Wermut ist sein starker, aromatischer Duft, der als intensiv bitter und etwas herb beschrieben werden kann.

Beim Sammeln oder Verwenden von Wermut aus der Wildnis ist es wichtig, die Pflanze korrekt zu identifizieren, da es viele ähnlich aussehende Artemisia-Arten gibt. Außerdem sollte man beachten, dass Wermut in einigen Regionen als invasive Art betrachtet wird und sein Sammeln reguliert sein könnte. Im Zweifelsfall ist es ratsam, einen Experten zu konsultieren, um eine sichere Identifizierung zu gewährleisten.

Wirkung & Anwendung

Wermut enthält ätherisches Öl, dessen Hauptbestandteil das giftige Thujon ist. Im Wermutkraut finden sich Bitterstoffe in hoher Konzentration, darunter hauptsächlich Absinth. Nachgewiesen wurden weiterhin verschiedene Flavonoide. Vermutet werden darüber hinaus geringe Mengen an Azytelen.

In Deutschland wird das Wermutkraut geerntet und angebaut, dessen Qualität im Europäischen Arzneibuch festgeschrieben ist. Verwendung finden die Zweigspitzen blühender Pflanzen. Sie kommen zum einen als geschnittene Droge für Teezubereitungen in den Handel. Als Phytopharmaka sind darüber hinaus Trockenextrakte (in Form von Dragees oder Tabletten) sowie wässrige oder wässrig-alkoholische Auszüge (als Tinkturen oder Tropfen) im Angebot.

Neben der Verwendung von Wermut als medizinische Droge wird Wermutkraut in einigen Regionen schwer verdaulichen Speisen als Gewürz zugesetzt. Am bekanntesten ist vermutlich die Verwendung von Wermut zur Bereitung von Wermutwein und Absinth – eines nicht ungefährlichen, hochprozentigen alkoholischen Getränks.

Mögliche Nebenwirkungen bei einer Überdosierung von Wermut sind Benommenheit bis hin zum Delirium, Unwohlsein und Erbrechen. In schweren Fällen kann es zu Nierenschäden kommen. Zurückzuführen ist dies auf die toxische Wirkung des im Wermut enthaltenen Thujons.

Welche Inhaltsstoffe kommen in Wermut vor?

Wermut ist eine Pflanze, die reich an verschiedenen bioaktiven Verbindungen ist, welche ihr einzigartige aromatische, therapeutische und bittere Eigenschaften verleihen. Diese Inhaltsstoffe haben Wermut zu einem wichtigen Bestandteil in der traditionellen Medizin und bei der Herstellung von Likören wie Absinth gemacht.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe in Wermut umfassen:

  • Ätherische Öle: Thujon ist die bekannteste und am intensivsten erforschte Komponente des ätherischen Öls von Wermut. Es verleiht der Pflanze ihren charakteristischen Duft und Geschmack. Weitere Bestandteile des ätherischen Öls sind Borneol, Pinene und Cineol, die alle zur antimikrobiellen und antifungalen Wirkung von Wermut beitragen.
  • Bitterstoffe: Wermut enthält eine Vielzahl von Bitterstoffen, darunter Absinthin und Anabsinthin, die für die starken bitteren Eigenschaften der Pflanze verantwortlich sind. Diese Bitterstoffe können die Verdauung fördern, indem sie die Sekretion von Verdauungssäften stimulieren.
  • Flavonoide: Diese Pflanzenstoffe tragen zu den antioxidativen Eigenschaften von Wermut bei und können den Körper vor oxidativem Stress schützen.
  • Tannine: Sie haben adstringierende Eigenschaften und können bei der Behandlung von Hauterkrankungen und leichten Entzündungen hilfreich sein.
  • Phenolsäuren: Darunter fallen Verbindungen wie die Kaffeesäure, die antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen haben.

Diese Kombination von Inhaltsstoffen macht Wermut zu einer vielseitigen Heilpflanze, die traditionell zur Unterstützung der Verdauung, zur Behandlung von leichten Magen-Darm-Beschwerden und zur äußerlichen Anwendung bei Hautproblemen eingesetzt wird. Jedoch sollte die Verwendung von Wermut wegen der potenziell neurotoxischen Wirkung von Thujon mit Vorsicht erfolgen, besonders in konzentrierter Form oder in großen Mengen.

Bedeutung für die Gesundheit

Bereits in der Antike wurde Wermut als Heilpflanze genutzt. Wermut galt als appetitanregend und förderlich für die Verdauung. Hildegard von Bingen beschrieb im Mittelalter ausführlich die Verwendung von Wermut in der traditionellen Heilkunde. Belegt ist weiterhin die Verwendung von Wermut als Wurmkur, worauf auch die englischsprachige Bezeichnung des Wermuts als „wormwood“ hinweist.

Als Ausschuss der Europäischen Arzneimittel-Zulassungsstelle entscheidet, das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) über die Einordnung pflanzlicher Drogen und deren Zulassung als pflanzliche Arzneimittel. Wermutkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.

Erwiesen hat sich die Wirksamkeit von Wermut zur Appetitanregung, bei Verdauungsbeschwerden sowie zur Anregung der Leberfunktion. Wermut wird daher vor allem bei der Behandlung vorübergehender Appetitlosigkeit, bei Blähungen, Gastritis und anderen krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt eingesetzt.

Wer unter Gallensteinen oder anderen Gallenstörungen leidet, sollte vor einer Behandlung einen Arzt konsultieren. Menschen mit Allergien gegen Korbblütler dürfen keine Zubereitungen mit Wermut verwenden. Ebenso wird Schwangeren und stillenden Müttern abgeraten. Auch für Kinder und Jugendliche empfiehlt sich die Anwendung von Wermut nicht, da noch keine Erkenntnisse zur Unbedenklichkeit vorliegen.

Bei der Verwendung handelsüblicher Phytopharmaka sind die Dosierungsanweisungen der Hersteller zu beachten. Für einen Teeaufguss wird ein Teelöffel Wermutkraut mit zirka 150 Milliliter siedendem Wasser übergossen, 10 bis 15 Minuten bedeckt ziehen gelassen und anschließend abgeseiht. Empfohlen werden täglich drei Tassen frisch zubereiteter Tee. Um den Appetit anzuregen sollte der Teeaufguss aus Wermut etwa eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten getrunken werden, bei akuten Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten.


Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Die Verwendung von Wermut kann, besonders in hohen Dosen oder bei langfristiger Anwendung, zu Nebenwirkungen führen. Ein Hauptanliegen ist der Gehalt an Thujon, einer Substanz, die in hohen Konzentrationen neurotoxisch wirken kann.

Nebenwirkungen: Zu den möglichen Nebenwirkungen von Wermut, insbesondere wenn er in großen Mengen oder über einen längeren Zeitraum konsumiert wird, gehören:

  • Verdauungsbeschwerden, einschließlich Übelkeit und Erbrechen, besonders bei Personen, die empfindlich auf bittere Kräuter reagieren.
  • Allergische Reaktionen, die von Hautausschlägen bis zu schweren allergischen Reaktionen reichen können, besonders bei Personen mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Komponenten der Pflanze.

Wechselwirkungen: Wermut kann auch mit bestimmten Medikamenten interagieren und deren Wirkung beeinflussen:

  • Die Kombination von Wermut mit anderen sedierenden Mitteln oder Neurotransmitter beeinflussenden Medikamenten kann zu verstärkten Effekten oder unerwünschten Nebenwirkungen führen.
  • Aufgrund seiner Wirkung auf das Verdauungssystem kann Wermut die Aufnahme und Wirksamkeit von oral eingenommenen Medikamenten beeinflussen.

Wegen dieser potenziellen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen ist es ratsam, bei der Verwendung von Wermut Vorsicht walten zu lassen. Schwangere und stillende Frauen sollten auf den Konsum von Wermut verzichten, da nicht genügend Informationen über die Sicherheit in diesen Zuständen vorliegen. Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten vor der Anwendung von Wermut mit einem Gesundheitsdienstleister sprechen, um mögliche Wechselwirkungen zu klären.

Quellen

  • "Medicinal Plants of the World" von Ben-Erik van Wyk
  • "Encyclopedia of Herbal Medicine: 550 Herbs and Remedies for Common Ailments" von Andrew Chevallier
  • "Healing with the Herbs of Life" von Lesley Tierra

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