Appetit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Appetit ist die lustvolle Motivation, etwas zu essen, so die Definition von Ernährungspsychologen. Er unterliegt komplexen Steuerungsmechanismen des Nervensystems und hat mit Hunger weder psychologisch noch physiologisch viel gemeinsam.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Appetit?

Appetit ist die lustvolle Motivation, etwas zu essen, so die Definition von Ernährungspsychologen.

Das limbische System steuert sowohl das Hunger- als auch Sättigungszentrum im Gehirn. Die Zentren reagieren auf die Ausschüttung der Hormone Leptin und Ghrelin. Wird die Magenwand gedehnt, senden die Nervenzellen Sättigungssignale an das Zwischenhirn. Auch Informationen über den Nährstoffgehalt werden über Rezeptoren im Darm und Leber ans Gehirn geleitet. Ebenfalls der Blutzuckerspiegel steuert die Weiterleitung von Sättigungsinformationen ans Gehirn.

Anders als Hunger wird Appetit durch optische und geschmackliche Reize sowie durch Geruchsreize ausgelöst. Bei Hunger kommt es in den Zellen zu einem Glukosemangel, was zu einer Reduzierung der Körperwärme führt. Der Hunger ist das Signal, nun Nahrung aufzunehmen.

Wird der Appetit angeregt, erhöht sich die Produktion von Speichel und Magensaft. Wir spüren eine ausgeprägte Lust auf Süßes oder Saures. Appetit ist ein psychischer Zustand und ein lustvolles Verlangen nach einem bestimmten Lebensmittel. Hunger dagegen ist das körperliche Verlangen nach Nahrung und schützt uns vor Unterernährung. Appetit wird im limbischen System erzeugt und kann auch dann entstehen, wenn wir gar keinen Hunger haben.

Funktion & Aufgabe

Beim heutigen Überangebot an Speisen in Industrieländern ist es gar nicht so leicht, zwischen Appetit und Hunger zu unterscheiden. Wer direkt nach dem Mittagessen Lust auf ein Dessert bekommt, hat mit größter Wahrscheinlichkeit keinen Hunger sondern nur Appetit darauf.

Nahrungspräferenzen unterscheiden sich vom Appetit, sie sind meist genetisch bedingt und hilfreich, um möglichst die richtige Nahrung zu sich zu nehmen. Bitteres kann giftig sein und Süßes ist in der Regel ungefährlich. Diese Eigenschaften der Geschmacksrichtungen hatten für die Überlebensstrategie unserer Vorfahren Bedeutung. Heute sind sie weniger entscheidend, stecken aber immer noch in den Genen.

Wir bekommen Appetit auf das Lebensmittel, das wir gerade wahrnehmen. Bilder, angenehme Erinnerungen und Düfte haben also extremen Einfluss auf unsere Esslust. Je intensiver die Vorstellung ist, desto sicherer sind wir, darauf Appetit zu haben. Der Appetit wird auch von familiären und kulturellen Einflüssen geprägt. Wurden wir als Kinder mit bestimmten Speisen belohnt, haben wir meist auch als Erwachsene auf diese Speise besonders viel Appetit. Echter Hunger ist nicht so zielgerichtet wie Appetit, denn nun geht es in erster Linie darum, die nötige Kalorienmenge aufzunehmen.

Der Appetit steuert die Auswahl von Lebensmitteln und spiegelt ein momentanes Bedürfnis wieder. Heutzutage essen wir meist dann noch weiter, wenn wir gar keinen Hunger mehr haben und übergehen das natürliche Sättigungsgefühl.

Essen hat viele psychologische Funktionen übernommen, es macht uns vordergründig glücklich und lenkt von Problemen ab. Es ist leichter, etwas zu essen, als sich um die Lösung eines Problems zu kümmern.

Durch bewusstes, langsames Essen können wir unseren Körper wieder an die Wahrnehmung des Sättigungsgefühls gewöhnen. Wer nicht zunehmen möchte, muss genau zwischen Hunger und Appetit unterscheiden. Denn nicht immer, wenn ein starkes Bedürfnis nach einer Speise auftritt, muss dieses sofort befriedigt werden.


Krankheiten & Beschwerden

Viele Erkrankungen des Körpers und der Psyche beeinflussen unser Essverhalten. Lebererkrankungen erzeugen zum Beispiel eine Abneigung gegen Fette. Wer Fieber hat, den verlangt es nach mineralhaltigen und salzhaltigen Flüssigkeiten. Meist spürt er eine Abneigung gegen kalorienreiche Speisen. Wer von einer [[Magen-Darm-Erkrankungen|Magen-Darm-Erkrankung]| betroffen ist, kann sogar Ekel vor einem bestimmten Geruch oder einer Speise bekommen.

Störungen des Appetits können durch psychische und organische Erkrankungen ausgelöst werden. Babys kennen gar keinen Appetit. Sie essen, wenn sie Hunger haben. Je älter wir werden, desto mehr verlieren wir diese natürliche Fähigkeit, auf unseren Körper zu hören. Heute essen wir oft aus Appetit und selten aus Hunger.

Je jünger der Mensch ist, desto mehr wird die Nahrungsaufnahme durch innere Signale gesteuert. Die äußeren Reize gewinnen erst mit zunehmendem Alter an Bedeutung. Dann reagiert der Mensch deutlich stärker auf appetitanregende Reize. Je weniger Leptin im Blut ist, desto schwächer ist das Hungergefühl.

Essstörungen sind psychische Krankheiten, die sich mit Körpersymptomen zeigen und über einen längeren Zeitraum entwickelt haben. Dazu zählen Magersucht (Anorexie), Bulimie (Ess- und Brechsucht), Fettsucht (Adipositas) und die Binge-Eating-Störung, bei der wiederholt extreme Heißhungerattacken auftreten.

Auch Übergewicht hat häufig seelische Ursachen oder ist durch ein falsch verstandenes Hungergefühl entstanden. Bei übergewichtigen Menschen ist der Sättigungsmechanismus außer Kraft, entstanden durch einen längeren Zeitraum mit übermäßiger Kalorienzufuhr. Betroffene haben Lust auf Essen, obwohl sich in ihrem Blut eine größere Menge Leptin befindet. Das Belohnungssystem von Übergewichtigen reagiert daher, wie bei Suchtkranken, nur noch auf sehr starke Reize. Damit sich das Gefühl der Zufriedenheit einstellt, müssen sie größeren Mengen zu sich nehmen.

Essen hat für viele Menschen auch eine tröstende Funktion. Schon ein weinender Säugling wird mit Nahrung beruhigt, wodurch das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert wird. So steuert auch unsere rationale Einstellung das Essverhalten, was wiederum Einfluss auf die Lebensmittelauswahl und die Größe der Portionen hat.

Quellen

  • Biesalski, H.-K., et al.: Ernährungsmedizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Elmadfa, I., Leitzmann, C.: Ernährung des Menschen. Ulmer, Stuttgart 2004
  • Schauder, P., Ollenschläger G.: Ernährungsmedizin. Elsevier, München 2006

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