Abdruckmaterial
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Zur Diagnostik und Therapie-Planung wird in der Zahnmedizin eine dimensionsgetreue Abformung der Zähne vorgenommen. Solche Situationsmodelle liefern eine exakte Kopie der Zahnstruktur und der dort angrenzenden Kieferabschnitte. Durch Abformung wird vom Kiefer oder einer bestimmten Zahnreihe ein Abguss, besser gesagt, eine Negativform anfertigt, wobei bestimmte Abdruckmaterialien wie z. B. Alginat oder Gips verwendet werden, um aus dieser Form eine umgekehrte Kopie zu gewinnen, die Negativform des Kiefers. Aus diesem aus dem Abdruck entstandenen Modell wird dann die Defektprothese oder auch der Zahnersatz durch einen Zahntechniker gefertigt.
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Was sind Abdruckmaterialien?
In der Zahnmedizin wird zwischen elastischen und starren Abdruckmaterialien unterschieden. Das starre Material Gips z. B. wird dafür genutzt, die Stellung der Zähne genauer zu bestimmen, elastische Abformmaterialien wiederum dienen der eigentlichen Herstellung der Zahnmodelle, sind dabei aus natürlichen oder synthetischen Polymeren, bei denen eine Verfestigung durch chemische oder physikalische Bedingungen zustande kommt.
Um einen Abdruck erstellen zu können, braucht der Zahnarzt Material, das eine weiche Oberfläche aufweist, damit der zu untersuchende und zum Abdruck dienende Bereich durch Kontakt die exakte und detailgetreue Form hinterlassen kann. Nachdem der Patient auf das Abdruckmaterial gebissen hat, muss dieses leicht von den Zähnen zu trennen sein und zugleich die Form bewahren, also während des Abnehmens nicht zerstört werden. Dafür dienen verschiedene Materialien, die duro- oder thermoplastisch sind bzw. aus einer erstarrten Flüssigkeit bestehen.
Formen, Arten & Typen
Der Zahn- und Kieferabdruck muss demnach zeichnungsgenau sein und darf keine Veränderung der Oberflächenform aufweisen. Daher bedient sich die Zahnmedizin verschiedener Abdruckmaterialien, die diese Bedingungen erfüllen. Solche sind Gips, Wachs, Alginat, Silikon, Hydrokolloid und Polyäther.
Es ist wichtig, dass Abdruckmaterialien eine gute Fließfähigkeit besitzen und dabei Feuchtigkeit vertragen, um die gewünschte Genauigkeit der Grenzen aller Zahnstrukturen zu erhalten. Nur so kann später aus dem Abdruck ein Zahnersatz gefertigt werden, der genau in den Mundbereich passt.
Weiterhin muss das Material nach dem Abdruck schnell aushärten können, während zugleich genug Zeit bleiben muss, um das Material verarbeiten zu können. Jede Abformung wird nach der Entnahme und Verfestigung mit Gips ausgegossen. Der Zahnarzttechniker erstellt aus dem Gipsmodell die Prothese bzw. den Zahnersatz.
Aufbau & Funktionsweise
Eines der viel verwendeten Materialien ist Alginat. Es gehört zu den elastisch natürlichen Materialien, besteht aus Tang und Meeresalgen und ermöglicht einen elastisch-irreversiblen Abdruck. Alginat wird mit Wasser vermischt und bildet so eine Paste, die zu einem elastischen Gel wird. Physiologisch ist das Material unbedenklich und ermöglicht durch seine Struktur hohe Genauigkeit und die gewünschte Detailtreue.
Um Substanzen voneinander zu trennen und so zu verhindern, dass sie sich vermischen oder verbinden, werden auch bei der Modellherstellung Alginat-Lösungen verwendet. Das Modell aus Gips wird dann mit der Isolierung aus Alginat bestrichen und bestimmte Formen mit Acryl erstellt, die problemlos vom Gipsmodell gelöst werden können. Der Abdruck aus Alginat muss jedoch schnell mit Gips ausgegossen werden, da das Material das Volumen durch Feuchtigkeitsverlust verändert.
Hydrokolloide wiederum bilden in Kombination mit Wasser Kolloide und sind so formbar. Auch diese haben als Basis Alginat. Das gelförmige Material wird erwärmt und dadurch zähflüssig. Während der Abdruck mit Hydrokolloid genommen wird, verwandelt es sich wieder in einen schwach elastischen Zustand, da der Abformlöffel mit Wasser gekühlt wird. Die Detailtreue ist wie bei anderen Abdruckmaterialien gegeben, allerdings muss das Modell sofort mit Gips ausgegossen werden, da Hydrokolloid nicht lagerfähig ist und einen hohen Feuchtigkeitsverlust aufweist. Wird der Abdruck nicht schnell genug gefertigt, kann es zu einer Vermischung mit dem Gips kommen und die Darstellung des Mundraums wird verfälscht. Andererseits sind Abformmassen aus Hydrokolloid, im Gegensatz zu Alginat-Mischungen, wiederverwendbar. Das Gel wird im Wasserbad wieder in seinen flüssigen Zustand zurückversetzt.
Wichtige synthetische Materialien sind auch Polyäther und Silikone, die auf chemischer Basis ihren Zweck in der Zahnmedizin erfüllen. Silikone werden in A-Sillikone und K-Sillikone unterschieden, also in additions- und kondensationsvernetzende Silikonabformassen. Sie werden sowohl zum Abdruck präparierter Zähne als auch zur Darstellung der Schleimhautareale genutzt und können gut desinfiziert werden. Materialien aus Polyäther wiederum besitzen hydrophile Materialeigenschaften und können gerade im sehr wässrigen Mund die Zahnstellung gut wiedergeben.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Generell ermöglichen Abdruckmaterialien das Wiederherstellen eines kräftigen Gebisses. Karies, künstliche Zahnkronen, Brücken und auch Zahnspangen können so passgenau angefertigt werden, sodass die Patienten sowohl die Kaukraft als auch die Zahnästhetik erhalten können.