Acamprosat

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Acamprosat wird als Bestandteil der Arzneimittel zur Unterstützung einer Entzugstherapie bei Alkoholabhängigen genutzt. Es hemmt die Reizbarkeit des Gehirns und somit das Verlangen des Betroffenen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Acamprosat?

Acamprosat wird als Bestandteil der Arzneimittel zur Unterstützung einer Entzugstherapie bei Alkoholabhängigen genutzt.

Als Acamprosat wird eine weiße und in Pulverform auftretende Substanz bezeichnet. Sie ist nur in geringem Umgang in Wasser löslich und wird daher zumeist als Tablette gereicht. Das Medikament ist demgegenüber aber auch resistent gegen die Magensäfte und kann ohne Einschränkungen durch die orale Einnahme in den Blutkreislauf gelangen sowie von dort in das Gehirn transportiert werden.

Dort wiederum weisen Alkoholabhängige einen erhöhten Wert des Botenstoffs Glutamat auf. Dieser reizt das Bewusstsein und steigert den Drang nach Suchtstoffen. Das Acamprosat soll dieses Verlangen hemmen. Dafür heftet es sich an die vorhandenen Nervenzellen. Diese können somit nicht mehr durch das Glutamat angesteuert werden. Der Heilungserfolg soll in einer Beruhigung des Gehirns und einer Besänftigung der Nerven liegen, woraus ein gesunkener Bedarf nach Alkoholika resultiert.

Pharmakologische Wirkung

In seiner Struktur gleicht das Acamprosat einem Neurotransmitter. Insofern ist es ideal zum Andocken an den Synapsen der Nervenzellen geeignet. Hier kann es zudem die Balance zwischen hemmenden und verlangenden Botenstoffen wiederherstellen.

Bei Suchtkranken im Allgemeinen und Alkoholabhängigen im Besonderen ist eine Vermehrung des Glutamats erkennbar. Dieses wirkt reizend und steigert das Verlangen nach Spirituosen. Demgegenüber liegt der Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure in einer zu geringen Menge vor. Das Ungleichgewicht der beiden Stoffe erhöht die Dominanz der Krankheit. Der Betroffene wird von seiner Sucht gesteuert. Das Acamprosat dringt nach der Einnahme jedoch durch die Blutbahn in das Gehirn.

Hier besetzt es die Rezeptoren der Nervenzellen. An diesen Stellen kann das Glutamat somit nicht mehr anhaften und wird reduziert. Das Vorkommen der Gamma-Aminobuttersäure bleibt dagegen unberührt. Das natürliche Verhältnis beider Botenstoffe wird auf diese Weise hergestellt. In der Folge sinkt die Belastung des Gehirns und der Nerven. Der Patient erscheint ruhiger und ausgeglichener. Das Verlangen nach Alkohol nimmt ab.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Dem Acamprosat kommt in der Phase nach der Entwöhnungstherapie eines Alkoholabhängigen ein erheblicher Stellenwert zu. Vor der Verschreibung sind eine körperliche Entgiftung sowie eine seelische Suchtbekämpfung daher zu absolvieren.

Erst nach deren Erfolg kann das Acamprosat für eine begrenzte Zeit eingenommen werden. Es kommt drei Mal täglich vor den Mahlzeiten zur Anwendung. Die Dauer ist regelmäßig auf sechs bis 12 Monate befristet. Das Mittel senkt die Reizung des Gehirns und stimuliert die Nervenzellen. Damit geht ein sinkendes Verlangen nach Spirituosen einher. Allerdings wird das Acamprosat nicht jedem Suchtkranken in der Nachfolge einer Entwöhnung verschrieben.

Insbesondere bei einer noch nicht belastbaren Abstinenz könnte ein Rückfall schwere Folgen haben. In dieser Situation würden der Alkohol und das Arzneimittel eine Wechselwirkung eingehen. Damit bliebe zwar die Wirkung jedes einzelnen von ihnen bestehen.

Gerade der Einfluss des Alkohols auf das Gehirn wäre indes fatal und könnte die vorherigen Erfolge der Entwöhnung zunichtemachen. Ebenso kann das Acamprosat nicht zur ursächlichen Suchttherapie eingesetzt werden, sondern muss erst in deren Nachgang zur Anwendung kommen.


Verabreichung und Dosierung

Acamprosat ist ein Medikament, das verwendet wird, um Alkoholabhängigen dabei zu helfen, den Alkoholkonsum nach der Entgiftung einzustellen. Es wirkt, indem es das chemische Gleichgewicht im Gehirn, das durch langfristigen Alkoholkonsum gestört wurde, wiederherstellt und hilft, das Verlangen nach Alkohol zu reduzieren. Bei der Verabreichung und Dosierung von Acamprosat sind jedoch einige wichtige Punkte zu beachten:

  • Dosierung: Die übliche Dosierung von Acamprosat beträgt 666 mg dreimal täglich, wobei die genaue Dosis vom Körpergewicht des Patienten abhängen kann. Patienten, die weniger als 60 kg wiegen, erhalten möglicherweise eine niedrigere Dosis.
  • Einnahme: Acamprosat sollte regelmäßig und gemäß den Anweisungen des Arztes eingenommen werden. Es ist wichtig, das Medikament kontinuierlich zu nehmen, selbst wenn der Patient sich gut fühlt und kein Verlangen nach Alkohol verspürt. Die Tabletten sollten unzerkaut mit Wasser eingenommen werden.
  • Behandlungsdauer: Die Dauer der Behandlung mit Acamprosat kann variieren, normalerweise wird sie für bis zu 12 Monate empfohlen, abhängig von den individuellen Bedürfnissen des Patienten und dem klinischen Urteil des behandelnden Arztes.
  • Vorsichtsmaßnahmen: Acamprosat sollte nicht von Personen verwendet werden, die allergisch gegen den Wirkstoff sind oder schwere Nierenprobleme haben. Außerdem ist es wichtig, dass der Arzt über alle anderen Medikamente, die der Patient einnimmt, und über bestehende Gesundheitsprobleme informiert wird, um Wechselwirkungen und Kontraindikationen zu vermeiden.
  • Überwachung und Unterstützung: Eine regelmäßige medizinische Überwachung ist erforderlich, um die Wirksamkeit der Behandlung und das Auftreten von Nebenwirkungen zu überwachen. Zusätzlich sollte der Patient psychologische Unterstützung und Beratung erhalten, um die besten Chancen für eine erfolgreiche Abstinenz zu gewährleisten.

Die korrekte Anwendung von Acamprosat kann eine wirksame Komponente in einem umfassenden Behandlungsprogramm für Alkoholabhängigkeit sein, erfordert jedoch eine sorgfältige Überwachung und Anpassung durch medizinisches Fachpersonal.

Risiken & Nebenwirkungen

Zudem muss vor der Einnahme des Acamprosats die körperliche Verfassung des Patienten begutachtet werden. Neigt dieser zu einem geschwächten Magen-Darm-Trakt, so ist mit Erbrechen und Durchfall als Nebenwirkung zu rechnen. Ebenso kann der Betroffene aber auch lediglich an einzelnen Tagen an einer Empfindlichkeit des Magens leiden.

Hier wäre durch den Arzt zu entscheiden, ob das Acamprosat stundenweise ausgesetzt oder auf herkömmliche Weise eingenommen werden soll. Darüber hinaus kann das Mittel auch die Nervenzellen der Haut stimulieren. In diesen Fällen können Juckreiz und Rötungen in der Folge auftreten. Seltener werden dagegen Ausschläge verzeichnet. Oftmals wird das Gefühl in den Fingern und Händen leicht verändert.

Das Zugreifen nach dem Hausschlüssel oder der Händedruck gegenüber einem Freund kann nunmehr von einem leichten Spannen oder Kitzeln begleitet werden. Sämtliche Nebenwirkungen sollten jedoch nach wenigen Tagen rückläufig sein.

Kontraindikationen

Acamprosat ist ein Medikament, das häufig zur Unterstützung der Alkoholabstinenz nach Entzug eingesetzt wird. Es ist jedoch nicht für jeden geeignet, und es gibt spezifische Kontraindikationen, die bei der Verschreibung beachtet werden sollten:

  • Niereninsuffizienz: Eine der wichtigsten Kontraindikationen für die Verwendung von Acamprosat ist eine eingeschränkte Nierenfunktion. Da Acamprosat renal ausgeschieden wird, kann bei Patienten mit Niereninsuffizienz das Risiko einer Akkumulation des Medikaments und damit verbundener Toxizität erhöht sein. Es wird nicht empfohlen bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung.
  • Allergie gegen Acamprosat: Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Acamprosat oder einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments sollten dieses nicht verwenden, da dies zu schweren allergischen Reaktionen führen kann.
  • Schwangerschaft und Stillzeit: Die Sicherheit von Acamprosat während Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht vollständig geklärt. Es sollte daher bei schwangeren oder stillenden Frauen nur unter strenger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses eingesetzt werden.
  • Kinder und Jugendliche: Die Sicherheit und Wirksamkeit von Acamprosat bei Personen unter 18 Jahren ist nicht nachgewiesen. Daher wird die Anwendung bei dieser Altersgruppe nicht empfohlen.
  • Psychiatrische Erkrankungen: Obwohl Acamprosat primär zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit eingesetzt wird, sollten Patienten mit schweren aktuellen psychiatrischen Problemen, einschließlich Depressionen oder Suizidalität, sorgfältig überwacht werden, da Acamprosat diese Zustände nicht direkt behandelt und eine spezifische Behandlung erforderlich sein kann.

Bei der Verschreibung von Acamprosat ist es wichtig, eine vollständige medizinische und psychische Anamnese des Patienten zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass keine Kontraindikationen vorliegen. Eine sorgfältige Abwägung der potenziellen Risiken und Vorteile ist entscheidend, um die bestmögliche Unterstützung für den Patienten sicherzustellen.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Acamprosat wird zur Unterstützung der Alkoholabstinenz bei Patienten eingesetzt, die von Alkoholabhängigkeit genesen. Obwohl es im Allgemeinen als sicher angesehen wird und speziell entwickelt wurde, um mit Alkohol keine nachteiligen Wechselwirkungen einzugehen, gibt es einige potenzielle Interaktionen mit anderen Medikamenten, die beachtet werden sollten:

  • Naltrexon: Acamprosat wird oft in Kombination mit Naltrexon verwendet, einem anderen Medikament, das zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit eingesetzt wird. Es gibt keine bekannten negativen Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Medikamenten, und sie werden oft gemeinsam verwendet, um die Wirksamkeit der Behandlung zu verbessern.
  • Benzodiazepine: Obwohl Acamprosat keine direkten Wechselwirkungen mit Benzodiazepinen aufweist, ist Vorsicht geboten, da beide Substanzen das zentrale Nervensystem beeinflussen können. Patienten, die Benzodiazepine einnehmen, sollten engmaschig überwacht werden, wenn sie mit der Einnahme von Acamprosat beginnen.
  • Antidepressiva: Da viele Patienten mit Alkoholabhängigkeit gleichzeitig an Depressionen leiden, ist es nicht ungewöhnlich, dass sie Antidepressiva einnehmen. Es gibt keine spezifischen negativen Wechselwirkungen zwischen Acamprosat und den gängigen Antidepressiva, jedoch sollte jeder Patient individuell bewertet werden.
  • Andere Substanzen, die die Nierenfunktion beeinflussen: Acamprosat wird über die Nieren ausgeschieden. Medikamente, die die Nierenfunktion beeinträchtigen oder eine Nephrotoxizität aufweisen, könnten die Elimination von Acamprosat beeinflussen und sollten mit Vorsicht verwendet werden.
  • Schmerzmittel:' Einige Schmerzmittel, insbesondere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), können die Nierenfunktion beeinträchtigen. Die gleichzeitige Verwendung dieser Medikamente mit Acamprosat kann das Risiko für Nierenschäden erhöhen, daher sollte eine Kombinationstherapie sorgfältig überwacht werden.

Obwohl Acamprosat relativ wenige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aufweist, ist es wichtig, dass Ärzte die vollständige Medikamentenliste des Patienten überprüfen, bevor sie mit der Behandlung beginnen. Dies stellt sicher, dass keine unerwünschten Wechselwirkungen auftreten, die den Patienten gefährden oder die Wirksamkeit des Medikaments beeinträchtigen könnten.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Acamprosat bei der Behandlung von Alkoholabhängigkeit nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist, stehen verschiedene andere Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, die ebenfalls wirksam sein können:

  • Naltrexon: Dieser Wirkstoff reduziert das Verlangen nach Alkohol sowie die euphorischen Effekte, die Alkohol konsumieren kann, was hilft, Rückfälle zu verhindern. Naltrexon ist als Tablette oder als einmal monatlich verabreichte Injektion verfügbar.
  • Disulfiram: Disulfiram unterstützt die Alkoholabstinenz, indem es eine sehr unangenehme Reaktion hervorruft, wenn der Patient Alkohol trinkt. Dies umfasst Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen, die den Wunsch nach Alkohol verringern sollen.
  • Topiramat: Ursprünglich als Medikament gegen Epilepsie entwickelt, hat sich gezeigt, dass Topiramat auch das Verlangen nach Alkohol reduzieren und die allgemeine Trinkmenge verringern kann.
  • Baclofen: Obwohl es traditionell als Muskelrelaxans verwendet wird, haben Studien gezeigt, dass Baclofen das Verlangen und die Aufnahme von Alkohol bei einigen Patienten mit Alkoholabhängigkeit verringern kann.
  • Psychologische Therapien: Neben medikamentösen Behandlungen sind psychologische und verhaltensbezogene Therapien wie kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Motivierende Gesprächsführung und Gruppentherapie wichtige Bestandteile der Behandlung der Alkoholabhängigkeit. Diese Methoden helfen, Verhaltensmuster zu verstehen und zu ändern, die zur Alkoholabhängigkeit beitragen.
  • Unterstützende Programme: Selbsthilfegruppen wie Anonyme Alkoholiker (AA) bieten Unterstützung und Gemeinschaft für Menschen, die mit Alkoholabhängigkeit leben. Solche Gemeinschaften können eine wertvolle Ressource für emotionale Unterstützung und praktische Tipps im täglichen Kampf gegen die Abhängigkeit sein.

Es ist wichtig, dass die Behandlung der Alkoholabhängigkeit individuell angepasst wird, da die Wirksamkeit der verschiedenen Therapien von Person zu Person variieren kann. Ein umfassender Behandlungsplan, der von medizinischen Fachkräften überwacht wird, ist entscheidend, um den besten Weg zur Erholung für jeden Patienten zu finden.

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