Benzodiazepine

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Benzodiazepine gehören zu einer Stoffklasse charakteristischer bizyklischer organischer Verbindungen, die in der Medizin häufig als Beruhigungs- oder Schlafmittel zur Anwendung kommen. Ihre Wirkung beruht auf der Verstärkung von sogenannten inhibitorischen Neurotransmittern. Häufige Anwendungen von Benzodiazepinen können jedoch zu Abhängigkeitsverhältnissen führen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Benzodiazepine?

Benzodiazepine gehören zu einer Stoffklasse charakteristischer bizyklischer organischer Verbindungen, die in der Medizin häufig als Beruhigungs- oder Schlafmittel zur Anwendung kommen.

Alle Benzodiazepine besitzen eine bicyclische Grundstruktur aus einem siebengliedrigen ungesättigten Ring, an dem noch ein Benzolring anelliert ist.

Der ungesättigte siebengliedrige Ring enthält zwei Stickstoffatome. Einige Vertreter dieser Verbindungen haben als Arzneimittel eine große Bedeutung. Alle Medikamente auf Benzodiazepin-Basis haben an der 5-Position zum ungesättigten Ring einen weiteren Benzolring gebunden und werden nach der chemischen Nomenklatur als 1H-Benzo-1,4-diazepine bezeichnet. Die einzelnen 1H-Benzo-1,4-diazepine entfalten oft eine beruhigende Wirkung und werden deshalb häufig als Tranquilizer oder Schlaf fördernde Mittel eingesetzt.

Je nach weiteren funktionellen Gruppen gibt es eine relativ große Anzahl an Arzneimitteln dieser Stoffklasse. Alle Benzodiazepine haben einen dämpfenden Einfluss auf das Nervensystem. Sie unterscheiden sich jedoch in Dauer und Intensität der Wirkung. Diese wird durch die Halbwertzeit, also der Abbauzeit der einzelnen Substanzen im Körper bestimmt.

Pharmakologische Wirkung

Benzodiazepine wirken nicht direkt, sondern sie verstärken die Wirkung von GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) durch die Beeinflussung der GABA-Rezeptoren. GABA ist ein inhibitorischer Neurotransmitter, der an den Rezeptor gebunden die Nervenerregung durch den verstärkten Zustrom von Chlorid-Ionen in die Nervenzellen hemmt.

Dieser hemmende oder inhibitorische Einfluss führt zu einer allgemeinen Beruhigung der Nervenfunktionen. Die Benzodiazepine verändern die GABA-Rezeptoren so, dass sie z. B. GABA besser binden können und so dessen Wirksamkeit erhöhen. Die Dauer der Wirksamkeit ist natürlich von der Halbwertzeit des entsprechenden Benzodiazepins abhängig. Allgemein wirken die Benzodiazepine angstlösend, entspannend, aggressionsdämpfend und Schlaf fördernd. Je nach eingesetzter Substanz ist die eine oder andere Wirkung dominierend.

Bei einer hohen Dosis oder einer Empfindlichkeit gegen Benzodiazepine kann es auch zu Müdigkeit, Benommenheit, Niedergeschlagenheit oder Kopfschmerzen kommen. Es wurden viele Arzneimittel auf Benzodiazepin-Basis mit unterschiedlichen Wirkungsmustern entwickelt, um ein möglichst breites Anwendungsspektrum mit geringen Nebenwirkungen abzudecken. Für den Einsatz von Benzodiazepinen sind zwei Parameter ausschlaggebend, der Wirkeintritt und die Wirkdauer.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Die Wirkungsweise als Modulator für den inhibitorischen Neurotransmitter GABA eröffnet der Stoffklasse der Benzodiazepine ein großes Anwendungsgebiet. So werden die Benzodiazepine häufig bei Angststörungen, Unruhezuständen, Schlafstörungen, Erregungszuständen, bei Muskelverspannungen oder auch Epilepsien eingesetzt.

Auch bei Schizophrenie und Alkoholentzug haben sich Benzodiazepine bewährt. Aber auch für den allgemeinen Einsatz als Beruhigungs- und Schlafmittel stehen Benzodiazepine zur Verfügung. Benzodiazepine sind die am häufigsten verwendeten Beruhigungs- oder Schlafmittel. In Deutschland nehmen jährlich bis zu 17 Prozent der Bevölkerung Benzodiazepinpräparate ein. Die Wahl des richtigen Mittels ergibt sich aus der zugrunde liegenden Störung. Das Verhältnis zwischen Wirkeintritt und Wirkzeit hat Einfluss auf bestimmte Nebenwirkungen.

So möchte man bei Einschlafstörungen eine schnelle Wirkung erzielen. Die Wirkzeit soll jedoch nicht allzu lang sein, um Müdigkeit und Benommenheit nach dem Schlaf zu vermeiden. Bei Durchschlafproblemen sind Wirkstoffe mit mittlerer Wirkzeit angebracht. Sollten jedoch Angststörungen, Epilepsien oder Muskelverspannungen behandelt werden, sind Wirkstoffe mit langer Wirkdauer erwünscht.

Auch vor Operationen oder diagnostischen Eingriffen, wie Magen- oder Darmspiegelung werden häufig zur Angstlösung Benzodiazepine eingesetzt. Alle Medikamente auf Benzodiazepin-Basis sind rezeptpflichtig und werden in der Regel in Tablettenform verabreicht.


Risiken & Nebenwirkungen

Benzodiazepine haben aber auch erhebliche Nebenwirkungen bei zu langem oder zu intensivem Einsatz. Bei hohen Konzentrationen an Benzodiazepine kann es zu Gedächtnis-, Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeitsstörungen kommen. Auch über Kopfschmerzen und Benommenheit wird berichtet. Zu lange Behandlung mit Benzodiazepinen führt häufig zu Gewöhnungseffekten und Toleranzbildung.

Deshalb ist die Gefahr einer Medikamentenabhängigkeit gegeben. Nach einem Dauerkonsum kann auch das schnelle Absetzen der Medikamente zu psychischen Störungen bis zur Suizidgefahr führen. Die Behandlung mit Benzodiazepinen sollte aus diesen Gründen nicht übertrieben werden.

Besonders die gleichzeitige Einnahme von Benzodiazepinen mit Alkohol oder Barbituraten ist sehr gefährlich und verursacht oft eine akute und langfristige Verstärkung psychischer Erkrankungen.

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