Adrenocorticotropin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Adrenocorticotropin (auch Adrenocorticotropes Hormon, kurz: ACTH) ist besser bekannt als „Stresshormon“, da der Körper es insbesondere in Stresssituationen ausschüttet. ACTH wird im Hypophysenvorderlappen des Gehirns gebildet, und zwar dann, wenn das dem ACTH übergeordnete Corticotropin-releasing Hormon (CRH) den Hypophysenvorderlappen dazu anregt. ACTH stimuliert die Nebennierenrinde zur Bildung von verschiedenen Hormonen, u.a. verschiedener Sexualhormone.
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Was ist Adrenocorticotropin?
ACTH ist ein in dem Hypophysenvorderlappen produziertes Hormon. Es wird verstärkt in Situationen ausgeschüttet, bei denen der Mensch Stress empfindet. Mögliche stressauslösende Faktoren können Verletzung, Krankheiten, allgemeine Lebensumstände (Arbeit, Schule) oder starke Emotionen sein.
So zeigt sich in der Tränenflüssigkeit aufgrund emotionalen Weinens ein hoher ACTH-Wert. Aufgrund des deutlichen Zusammenhangs zwischen Stress und ACTH-Konzentration im Blut wird das ACTH umgangssprachlich als Stresshormon bezeichnet.
Produktion, Herstellung & Bildung
Mineralokortikoiden benötigt der Mensch zur Regulierung des Kalium-Natrium-Gleichgewichts, Glukokortikoiden zur Aufrechterhaltung des Glukosestoffwechsels und Sexualhormone –grob gesagt – zur Fortpflanzung und für den Sexualtrieb. Ist der Mensch keinem Stress ausgesetzt, so nimmt die Konzentration von ACTH über den Tag hinweg ab, so dass abends kurz vorm Einschlafen nur eine sehr geringe ACTH-Konzentration nachweisbar ist.
Ist der Mensch einer permanenten Stresssituation – etwa einer Krankheit oder einer unbefriedigenden Arbeitssituation – ausgeliefert, so ist die Konzentration an ACTH kontinuierlich hoch. Schlechtes Ein- und Durchschlafen ist die Folge. Bei Neugeborenen hat sich die ACTH-Ausschüttung des Gehirns noch nicht eingespielt. Eine hohe ACTH-Konzentration am Abend kann zu einer unbefriedigenden Einschlafsituation in dieser Lebensphase beitragen.
Funktion, Wirkung & Eigenschaften
ACTH ist ein körpereigenes Hormon, das im Hypophysenvorderlappen gebildet wird. Es sorgt für den Ausstoß von verschiedenen Hormonen aus der Nebennierenrinde, z.B. Sexualhormonen und Hormonen zur Aufrechterhaltung des Kalium/Natrium- und des Glukosehaushalts.
Eine kurzfristige sehr hohe Ausschüttung von ACTH in einer Stresssituation – etwa bei einem Angriff auf die eigene Person – löst ACTH im engen Zusammenspiel mit dem besser bekannten Adrenalin eine Flucht oder einen Gegenangriff aus. Der Mensch hat in einer solchen Situation das Gefühl „übermenschlicher Kräfte“, was für die Bewältigung der Situation überlebenswichtig sein kann.
Verschiedene Erkrankungen des Körpers bzw. der ACTH-Ausschüttung können das alltägliche Leben des Menschen stark beeinträchtigen, etwa wenn Schlafstörungen auftreten oder der Patient ständig müde ist. Ein ACTH-Ungleichgewicht ist nur schwer zu diagnostizieren, da die Beschwerden auch im Zusammenhang mit zahllosen anderen Krankheiten auftreten können.
Krankheiten, Beschwerden & Störungen
Der Mensch empfindet dann verstärkt Stress, er kommt schlecht zur Ruhe und leidet schlimmstenfalls an Schlafstörungen. Morbus Cushing bezeichnet einen Tumor der Hypophyse, der hauptsächlich die ACTH-produzierenden Zellen schädigt und sie zu einer verstärkten ACTH-Produktion anregt. In der Folge produziert die Nebenniere verstärkt Cortisol, was wiederum Beschwerden (etwa Störungen des Stoffwechsels, Ausprägung eines Mondgesichts) nach sich ziehen kann.
Liegt ein Sheehan-Syndrom vor – etwa als Reaktion auf eine vorangegangene Entbindung – so produziert die Hypophyse zu wenig ACTH. Die Beschwerden äußern sich in der Regel in sexueller Unlust, fehlendem Milcheinschuss, verstärkt auftretender Blässe. An an ACTH-Mangel leidende Patienten fühlen sich oft müde und abgeschlagen trotz ausreichender Ruhe- und Schlafphasen. Ein ACTH-Ungleichgewicht kann nur schwer diagnostiziert werden und wird nur im Rahmen einer umfangreichen Blutuntersuchung festgestellt werden können.
ACTH wird häufig zur Behandlung von verschiedenen Formen der Epilepsie angewendet. Auf eine Behandlung mit ACTH sprechen besonders die Patienten an, die unter dem West-Syndrom – das ist eine besondere Form der Epilepsie – an. Warum durch die Gabe von ACTH mildernd wirkt, konnte bisher nicht ausreichend erklärt werden, dennoch gehört die Therapie mit ACTH mittlerweile zum Standard; etwa 8 von 10 Kindern sind nach der Gabe von ACTH zunächst anfallsfrei.
Bei 65% der behandelten Kinder treten nach Absetzen von ACTH erneut Krampfanfälle auf. Trotz der guten Prognose ist der Einsatz von ACTH zur Behandlung von Epilepsie nicht unumstritten, da mitunter heftige Nebenwirkungen auftreten können. Zu den Nebenwirkungen zählen etwa eine allgemeine Schwächung des Immunsystems, Bluthochdruck und Erbrechen, Magenblutungen, Herzversagen sowie einer Leukozytose. Frühgeborene Kinder sprechen meist nicht auf eine Behandlung mit ACTH an.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
- Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias, Stuttgart 2009