Alkoholunverträglichkeit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 30. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Alkoholunverträglichkeit
Einen Kater am Morgen, Wärmegefühle und Gesichtsröte nach Alkoholkonsum kennt wohl jeder. Was aber, wenn diese Symptome schon nach sehr wenig Alkohol, nicht mehr als einem Viertel, auftreten? Dann spricht man von einer pathologischen Alkoholintoleranz und umgangssprachlich von einer Alkoholunverträglichkeit.
Was ist eine Alkoholunverträglichkeit?
Eine Unverträglichkeit auf Alkohol, das klingt für Nichtbetroffene zunächst wie eine Ausrede eines trockenen Alkoholikers oder Abstinenzlers. Bis er den Betroffenen unter leichtem Alkoholeinfluss erlebt.
Da kommen dann eine Betrunkenheit, wie sie erst bei 2 Promille zu erwarten wäre, ein stark gerötetes und angeschwollenes Gesicht, Herzrasen, Magenschmerzen, Hitzewallungen und ein tagelanger Kater vor, wenn das Essen eine Alkoholmenge enthielt, die andere kaum wahrnehmen würden oder nur ein Schluck getrunken wurde.
Bekannt sind diese starken Reaktionen von Asiaten, deren Alkoholintoleranz auf eine genetische Ursache zurückgeführt wird, und bei Leberschädigungen. Aber auch gesunde Menschen in Westeuropa, die keine Medikamente nehmen müssen, können unter diesen heftigen, allergieähnlichen, Reaktionen auf Alkohol leiden.
Ursachen
Die Ursachen der Alkoholunverträglichkeit liegen zumeist in Genmutationen und einer durch diese reduzierten Leistung der alkohol- und aldehydabbauenden Enzyme Alkoholdehydrogenase (ADH) und Aldehyd-Dehydrogenase 2 (ALDH). Aufgrund der mangelnden Leistungen von ADH und ALDH steigt der Alkoholspiegel schneller an und sinkt er langsamer ab als bei nicht von diesem Gendefekt betroffenen Menschen.
Problematisch ist nicht nur die Alkoholunverträglichkeit, sondern auch die durch diesen erhöhte Konzentration an Alkohol und Acetaldehyd im Körper. Denn ein zu hoher Alkoholspiegel im Blut stellt eine Vergiftung des Körpers dar, was dem Betroffenen weiteren Schaden zufügen kann.
Wissenschaftlich bewiesen ist heute, dass asiatische Bevölkerungsgruppen, also Vietnamesen, Japaner, Koreaner und Chinesen häufiger unter einer Alkoholintoleranz leiden als Europäer und Amerikaner. Nicht ausreichend erforscht sind die Gründe dieser signifikanten Erhöhung. Evolutionsbiologen vermuten den starken Selektionsdruck des Mittelalters als Ursache.
Während im europäischen Mittelalter Menschen mit einer ausgeprägten Alkoholbeständigkeit gefragt waren, spielte im damaligen asiatischen Raum Alkohol eine weniger dominante Rolle. Ein weiterer Grund könnte sein, dass seit der Antike in Europa Getränke oftmals mit Alkohol gemischt waren, so z.B. Wein oder Bier. In Asien hingegen wurde meist Tee getrunken. Dies könnte zu einer Genmutation in Europa geführt haben.
Weitere Ursachen der Alkoholunverträglichkeit sind Leber- und Nierenschädigungen, beispielsweise durch einen früher erhöhten Alkoholkonsum, und Autoimmunerkrankungen. Insbesondere Betroffene der Schilddrüsenerkrankung Hashimoto berichten von heftigen Reaktionen auf Alkohol. Eine seltene Ursache der Alkoholintoleranz ist temporär bedingt und tritt unter Medikamenteneinnahme zu Tage.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Alkoholunverträglichkeit äußert sich typischerweise durch Kopfschmerzen und Übelkeit. Werden größere Mengen Alkohol getrunken, kommt es zu Rötungen und Schwellungen im Gesicht. Begleitend dazu steigt die Herzfrequenz an – es kommt zum Herzrasen und selten auch zu Herzrhythmusstörungen. Auch die Durchblutung der Gefäße nimmt zu und es kommt zu einer gesteigerten Wärmeabstrahlung, einer sogenannten Hyperthermie.
Dadurch besteht ein erhöhtes Risiko für eine Unterkühlung, die sich wiederum durch Zittern, Frieren, einen langsamen Puls und eine Blaufärbung von Lippen und Fingern bemerkbar macht. Der Verdauungstrakt kann den Alkohol nicht mehr verarbeiten, wodurch es zu Magenschmerzen, Durchfall und Verstopfung kommen kann. Äußerlich ist eine Alkoholintoleranz daran zu erkennen, dass sich nach dem Alkoholkonsum rasch Rötungen im Gesicht einstellen und ein glasiger Blick auftritt.
Es kann auch zu Gangstörungen und Funktionsausfällen kommen. Eine Alkoholintoleranz ruft außerdem typische Symptome einer allergischen Reaktion hervor. Oft leiden die Betroffenen an Schwindel, Fieber oder Hautirritationen. Zu den typischen Anzeichen zählen außerdem Muskel- und Gliederschmerzen sowie ein lang anhaltender Kater. Die Alkoholintoxikation ist mit einem starken Unwohlsein und Magen-Darm-Beschwerden verbunden. In schweren Fällen kommt es zu Entzugserscheinungen wie dem charakteristischen Fingerzittern und einem erhöhten Blutdruck.
Diagnose & Verlauf
Es gibt keine eindeutige Diagnostik zur Alkoholintoleranz. Denn obwohl einige ganzheitlich denkende Mediziner die Alkoholintoleranz zu den Lebensmittelallergien rechnen, wurde die Anerkennung und Erforschung dieser bisher unterlassen. Während viele Lebensmittelallergien eindeutig durch den Prick-Test und andere Allergietests festgestellt werden können, sind Betroffene einer Alkoholintoleranz auf Eigendiagnostik angewiesen.
Hierzu ist eine gute, realistische Selbstbeobachtung erforderlich: Nur, weil man ein Mal heftig auf Alkohol reagierte, leidet man noch nicht unter einer Alkoholintoleranz. Auch die Umstände können entscheidend sein, so hat man vielleicht an diesem Tag zu wenig gegessen. Reagiert man aber stets heftig und weitaus extremer als Andere auf schon sehr kleine Mengen Alkohol, so sollte man diesen meiden und von einer Unverträglichkeit ausgehen.
Komplikationen
Eine Alkoholunverträglichkeit tritt nur bei wenigen Menschen auf und ist in Europa und dem Westen eher wenig verbreitet. Wer an einer Alkoholunverträglichkeit leidet, sollte auf den Genuss von Alkohol lieber verzichten. Bei der Einnahme von Alkohol folgen in der Regel Symptome wie Gesichtsrötungen oder eine starke Wärmeabstrahlung.
Der Betroffene fühlt sich krank und ihm wird warm. Der Körper kann den Alkohol nicht richtig abbauen, was bei manchen Menschen auch zu Panik führen kann. In wenigen Fällen folgt auf eine Alkoholunverträglichkeit auch eine erhöhte Herzfrequenz, Kopfschmerzen und auch Probleme mit dem Magen. Diese entstehen vor allem dann, wenn die Alkoholunverträglichkeit durch einen Missbrauch an Alkohol entwickelt wurde.
Allerdings kann die Alkoholunverträglichkeit auch genetisch bedingt sein und auch dann auftreten, wenn der Betroffene noch nie Alkohol zu sich genommen hat. Es existiert keine wirklich anerkannte Behandlung, da die Leber nicht trainiert werden kann, Alkohol besser abzubauen. Der Betroffene sollte daher keinen Alkohol zu sich nehmen und bei alkoholischen Getränken immer die alkoholfreie Variante vorziehen.
Damit wird vor allem die Leber geschont. In der Regel ähneln sich die Symptome zu denen, welche auch bei einem gesunden Menschen auftreten. Allerdings ist bei Menschen mit Alkoholunverträglichkeit dafür eine nur sehr gering Menge an Alkohol notwendig.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Treten nach dem Alkoholkonsum immer wieder Anzeichen einer Unverträglichkeit auf, sollte zeitnah ein Arzt konsultiert werden. Ein sofortiger Arztbesuch empfiehlt sich, wenn starke körperliche Beschwerden wie Fieber, Bruststechen oder Magenkrämpfe hinzukommen. Auch bei Symptomen wie Durchfall, Juckreiz oder Hautveränderungen sollte medizinischer Rat eingeholt werden, damit die Ursache rasch abgeklärt und eine geeignete Therapie begonnen werden kann. Bei leichten Beschwerden empfiehlt sich ein Allergietest beim Hausarzt.
Ein Anzeichen für eine Alkoholunverträglichkeit sind wiederholt auftretende Beschwerden nach dem Genuss von Alkohol. Ein Arztbesuch ist erforderlich, wenn die genannten Symptome ungewöhnlich stark oder immer wieder auftreten. Risikogruppen wie Schwangere und Menschen mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sollten mit entsprechenden Symptomen umgehend zum Arzt gehen, um gesundheitliche Komplikationen zu vermeiden.
Kommen schwere Symptome wie Erbrechen, Atemnot oder Herz-Kreislauf-Beschwerden hinzu, sollte ein Krankenhaus aufgesucht werden. Bei dem Verdacht auf einen anaphylaktischen Schock muss unverzüglich ein Rettungsdienst eingeschaltet werden. Begleitend dazu müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden, da womöglich akute Lebensgefahr besteht.
Behandlung & Therapie
Aus nachvollziehbaren Gründen gibt es keine Maßnahmen gegen Alkoholunverträglichkeit:
Würde man ein solches Mittel auf den Markt bringen, so würde man damit gleichzeitig den Nichtbetroffenen ermöglichen, mehr Alkohol zu sich zu nehmen.
Denn die Enzyme ALDH und ADH reagieren zwar auf Medikamente, sie können jedoch nicht selbst regulieren, ob der Alkoholpegel noch im Rahmen liegt oder übersteigert ist. Medikamente, die bei einer Alkoholintoleranz dessen Konsum ermöglichen oder nach versehentlicher Einnahme die schweren Symptome abwenden können, würden daher nicht zugelassen und sind entsprechend nicht Bestandteil der Forschung.
Aussicht & Prognose
In der Regel führt die Alkoholunverträglichkeit nicht zu besonderen Komplikationen oder Beschwerden, wenn der Betroffene auf Alkohol verzichtet. Dieser Verzicht kann für einige Menschen zwar den Alltag und die Lebensqualität einschränken, stellt allerdings keine Einschränkung für die Gesundheit des Betroffenen dar.
Sollte der Patient allerdings trotz einer Alkoholunverträglichkeit Alkohol zu sich nehmen, so kann es zu Rötungen der Haut und zu Schwellungen im Gesicht kommen. Ebenso kommt es zu einem schnelleren Herzschlag und die Patienten leiden oft an starken Magenbeschwerden und Schmerzen im Bauch. Weiterhin kommt es auch zu einem relativ lang anhaltenden Kater. Auch Kopfschmerzen und Gliederschmerzen treten beim Patienten auf.
Die Alkoholunverträglichkeit kann relativ einfach durch einen Allergietest festgestellt werden, sodass es hierbei nicht zu einer verspäteten Diagnose oder Behandlung kommten muss.
Die Behandlung selbst findet in der Regel durch den Ausschluss von Alkohol aus dem täglichen Leben statt. Damit können die Beschwerden und Symptome der Alkoholunverträglichkeit vollständig isoliert werden. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit nicht verringert. Ob sich die Alkoholunverträglichkeit möglicherweise im weiteren Verlauf des Lebens spontan zurückbildet, kann in der Regel nicht vorausgesagt werden.
Vorbeugung
Betroffenen ist daher anzuraten, sich präventiv auf ihre Unverträglichkeit einzustellen. Aufgrund des sehr unterschiedlichen Toleranzrahmens, so vertragen einige Betroffene wenige Milliliter und andere keinen Schluck, muss auf die individuell richtige Menge geachtet werden.
Wichtig für viele Betroffene ist der Hinweis, dass Alkohol entgegen der landläufigen Meinung nicht verkocht. Tatsächlich bleibt bei jeder Zubereitungsart ein so großer Rest Alkohol übrig, dass Betroffene bei scheinbarem „Genuss“ Symptome erleiden können.
Nach der Diagnose Alkoholunverträglichkeit stehen Patienten in einer hohen Eigenverantwortung. Sie müssen den Konsum von alkoholischen Getränken und Lebensmitteln begrenzen oder gar gänzlich einstellen. Der Entscheid für eine Einnahme stellt eine Willensentscheidung dar. Medikamente gegen Alkoholunverträglichkeit existieren nicht.
Sie würden die Toleranz von Alkohol heben, was angesichts der Gesundheitsrisiken kontraproduktiv ist. Untersuchungen eines Arztes haben keinen Einfluss auf das Entstehen. Sie können nur den Ist-Zustand dokumentieren. Der Nachsorge kommt damit keine erhebliche Bedeutung zu.
Können Erkrankte allerdings nicht die Finger von alkoholischen Produkten lassen und treten immer wieder die bekannten Beschwerden der Alkoholunverträglichkeit auf, kann ein Arzt eine Therapie anordnen. Sie hilft Betroffenen im Alltag eine Willensstärke zu entwickeln, die erst zu gar keiner Einnahme führt. Da Versuchungen während des ganzen Lebens vorliegen, ist dieses äußerst sinnvoll.
Formen der Nachsorge außerhalb des psychisch-sozialen Feldes sind nicht möglich. Letztendlich bedingt auch die Tatsache, dass ein Leben ohne Alkohol einfach glückt, die fehlende Bedeutung der Nachsorge. Getränke oder Gerichte ohne den Zusatz der Flüssigkeit sind massenhaft im Handel vorhanden. Werden sie selber zubereitet, können Betroffene meist ohne Geschmackseinbußen auf den Alkoholanteil verzichten.
Nachsorge
Nach der Diagnose Alkoholunverträglichkeit stehen Patienten in einer hohen Eigenverantwortung. Sie müssen den Konsum von alkoholischen Getränken und Lebensmitteln begrenzen oder gar gänzlich einstellen. Der Entscheid für eine Einnahme stellt eine Willensentscheidung dar. Medikamente gegen Alkoholunverträglichkeit existieren nicht.
Sie würden die Toleranz von Alkohol heben, was angesichts der Gesundheitsrisiken kontraproduktiv ist. Untersuchungen eines Arztes haben keinen Einfluss auf das Entstehen. Sie können nur den Ist-Zustand dokumentieren. Der Nachsorge kommt damit keine erhebliche Bedeutung zu. Können Erkrankte allerdings nicht die Finger von alkoholischen Produkten lassen und treten immer wieder die bekannten Beschwerden der Alkoholunverträglichkeit auf, kann ein Arzt eine Therapie anordnen.
Sie hilft Betroffenen im Alltag eine Willensstärke zu entwickeln, die erst zu gar keiner Einnahme führt. Da Versuchungen während des ganzen Lebens vorliegen, ist dieses äußerst sinnvoll. Formen der Nachsorge außerhalb des psychisch-sozialen Feldes sind nicht möglich.
Letztendlich bedingt auch die Tatsache, dass ein Leben ohne Alkohol einfach glückt, die fehlende Bedeutung der Nachsorge. Getränke oder Gerichte ohne den Zusatz der Flüssigkeit sind massenhaft im Handel vorhanden. Werden sie selber zubereitet, können Betroffene meist ohne Geschmackseinbußen auf den Alkoholanteil verzichten.
Das können Sie selbst tun
Das wirksamste Mittel bei einer Alkoholunverträglichkeit ist der Verzicht auf alkoholhaltige Getränke und Speisen. Je nach Ausprägung der Intoleranz muss der Alkoholkonsum dann entweder stark reduziert oder komplett eingestellt werden. Es empfiehlt sich, Art und Ausprägung der Symptome in einem Beschwerdetagebuch zu notieren.
Auf diese Weise lässt sich ermitteln, ob die Beschwerden mit Alkohol in Zusammenhang stehen und welche Inhaltsstoffe für die körperlichen Symptome verantwortlich sind. Im Gespräch mit dem Arzt können anschließend geeignete Maßnahmen gegen die Alkohol-Intoleranz ergriffen werden.
Gegen die eigentlichen Beschwerden helfen die typischen Maßnahmen: viel trinken, Bewegung und Hausmittel wie Ingwer- oder Kamillentee. Außerdem lässt sich eine Alkohol-Intoleranz abmildern, indem nur ungezuckerte, gekühlte Getränke konsumiert werden. Frische Luft und Mineralwasser beugen einem Kater ebenso vor wie eine erfrischende Dusche und eine vollwertige Mahlzeit vor dem Schlafengehen.
Tritt die Alkoholunverträglichkeit im Zusammenhang mit einer Histamin-Unverträglichkeit auf, können Nahrungsergänzungsmittel wie Cromoglicinsäure und Antihistaminika eingenommen werden. Generell sollte mit einer ausgeprägten Alkoholunverträglichkeit jedoch auf übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden. Kommt es ganz plötzlich zu starken Beschwerden, empfiehlt sich der Gang zum Arzt.
Video: Alkoholunverträglichkeit
Quellen
- Faller, A., et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2012
- Reichl, F.-X.: Taschenatlas der Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2002
- Tretter, F.: Suchtmedizin kompakt. Schattauer, Stuttgart 2008