Cromoglicinsäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Cromoglicinsäure ist ein Wirkstoff, der hauptsächlich zur Prophylaxe vor allergischen Erkrankungen angewendet wird. Der Wirkstoff wird im Allgemeinen in Form von Inhalationssprays, Kapseln zur Inhalation, Augen- und Nasentropfen sowie Nasensprays appliziert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Cromoglicinsäure?

Cromoglicinsäure wird hauptsächlich zur Prophylaxe vor allergischen Erkrankungen genutzt. Es wird in Form von Inhalationssprays, Kapseln zur Inhalation, Augen- und Nasentropfen sowie Nasensprays appliziert.

Cromoglicinsäure gehört zur Wirkstoffgruppe der Cromone. Bekannte Derivate des Chromons sind neben der Cromoglicinsäure die Flavone (gelbe Pflanzenfarbstoffe) und auch bestimmte herzwirksame Glykoside, wie z. B. das Khellinin.

Diese Derivate werden aus Doldengewächsen isoliert, während Cromoglicinsäure synthetisch hergestellt wird. Aufgrund seiner besseren Wasserlöslichkeit verwendet man in den Arzneimitteln das Dinatriumsalz der Cromoglicinsäure. Ungelöst liegen Cromoglicinsäure und dessen Salz als weißer, kristalliner Feststoff vor. Der Wirkstoff wird in Lösung zur Vorbeugung allergischer Reaktionen immer nur lokal in Form von Tropfen, Sprays oder inhalatorisch appliziert.

Eine enterale Aufnahme (über den Darm) ist nicht möglich. Der Grund dafür ist in der geringen Lipophilie (Fettlöslichkeit) von Cromoglicinsäure oder seinem Salz zu suchen. Cromoglicinsäure wirkt direkt an den Mastzellen und verhindert die Bildung von Entzündungsmediatoren, wie z. B. das Histamin. Da Cromoglicinsäure eine sehr kurze Halbwertzeit besitzt, muss es zur Vorbeugung vor allergischen Reaktionen mindestens viermal täglich angewendet werden.

Pharmakologische Wirkung

Cromoglicinsäure verhindert die Freisetzung von Entzündungsmediatoren durch die Hemmung der Chloridkanäle der aktivierten Mastzellen. In den Mastzellen sind gewisse Botenstoffe, wie Histamin oder Heparin, gespeichert, die für die körpereigene Abwehr verantwortlich sind.

Besonders Histamin ruft bei der Abwehrreaktion Entzündungsreaktionen hervor. Bei einer allergischen Reaktion werden diese Botenstoffe in einem erhöhten Maße zur Bekämpfung von normalerweise ungefährlichen Substanzen freigesetzt. Cromoglicinsäure wirkt, zwar nicht sofort, aber nach mehrwöchiger Anwendung, hemmend auf die Freisetzung der Entzündungsmediatoren. Daher ist eine alleinige Anwendung von Cromoglicinsäure bei einer bestehenden akuten allergischen Reaktion ungeeignet.

Diese Allergie kann nur durch eine langfristige Behandlung mit Cromoglicinsäure erfolgreich bekämpft werden. Geeignet ist der Wirkstoff jedoch zur Vorbeugung vor einer Allergie. Die Entfaltung der Wirkung kann aber 2-4 Wochen dauern. Deshalb sollte die Behandlung mehrere Wochen vor einer zu erwartenden Allergie-Saison beginnen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Cromoglicinsäure ist ein langfristig wirkendes Antiallergikum. Typische mit Cromoglicinsäure behandelte Erkrankungen sind z. B. Asthma bronchiale, die allergische Rhinitis (Heuschnupfen), die allergische Konjunktivitis (Bindehautentzündung) und allergische Reaktionen der Verdauungsorgane.

Wie bereits erwähnt, dient die Behandlung meist zur Prophylaxe, weil die Wirkung erst mit einer erheblichen Zeitverzögerung eintritt. Systemisch wirkt Cromoglicinsäure kaum, weil es zu weniger als 10 Prozent vom Körper resorbiert wird. Daher kann das Medikament meist nur lokal an den betroffenen Stellen angewendet werden. Zur Vorbeugung und Behandlung von asthmatischen Erkrankungen findet jedoch auch eine kombinatorische Anwendung von Cromoglicinsäure mit Reproterol statt.

Reproterol wirkt Bronchien-erweiternd und kann zunächst die beim Asthma bronchiale auftretende akute Atemnot lindern. Die Langzeitanwendung des kombinierten Medikaments bei bestehendem Asthma führt langfristig zu guten Behandlungserfolgen, da hier die entzündungshemmende Wirkung und die schnelle Linderung der Luftnot in einem Arzneimittel zusammengefasst sind.

Aufgrund der schlechten Resorption und der kurzen Halbwertzeit von Cromoglicinsäure muss das Medikament über Wochen mehrmals täglich appliziert werden. Zur Behandlung von Nahrungsmittelallergien kann Cromoglicinsäure auch oral in Form von Kapseln aufgenommen werden. Auch hier entfaltet der Wirkstoff seinen Einfluss lokal an der Darmschleimhaut nach Auflösung der Kapseln im Darm.

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Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Cromoglicinsäure, einem Mastzellstabilisator zur Vorbeugung allergischer Reaktionen, sind mehrere wichtige Punkte zu beachten. Cromoglicinsäure wird in verschiedenen Darreichungsformen angeboten, darunter Augentropfen, Nasensprays, Inhalationslösungen und Kapseln zur oralen Anwendung. Die richtige Wahl der Form hängt von der Art der Allergie ab, z. B. allergische Rhinitis, allergisches Asthma oder Nahrungsmittelallergien.

Die Wirkung von Cromoglicinsäure setzt erst nach einer gewissen Zeit ein, da es präventiv wirkt, indem es die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen blockiert. Deshalb sollte die Therapie regelmäßig angewendet werden, auch wenn keine akuten Symptome vorliegen. Bei der Inhalation zur Asthmabehandlung wird in der Regel eine Dosis von 10 bis 20 mg viermal täglich empfohlen, wobei die genaue Dosierung vom Arzt festgelegt wird. Bei Nasensprays oder Augentropfen kann die Verabreichung mehrmals täglich erfolgen, abhängig von der Schwere der Symptome.

Die Behandlung sollte nicht abrupt abgebrochen werden, da dies zu einer Verschlechterung der Symptome führen kann. Stattdessen wird eine schrittweise Reduktion der Dosis empfohlen. Zudem ist die Anwendung von Cromoglicinsäure nur zur Vorbeugung sinnvoll und nicht zur akuten Behandlung von allergischen Reaktionen geeignet. Bei Unklarheiten sollte stets ärztlicher Rat eingeholt werden, um die optimale Dosierung und Anwendungsform zu gewährleisten.

Risiken & Nebenwirkungen

Cromoglicinsäure wird sehr gut vertragen. Auch bei Langzeitanwendungen wurden nur selten Nebenwirkungen beobachtet. Jedoch sollte man bedenken, dass jeder Wirkstoff bei einer entsprechenden körperlichen Konstitution zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen kann.

Die im Folgenden erwähnten Nebenwirkungen können somit als Grundrisiko angesehen werden. Bei der Anwendung von Augentropfen kann es in seltenen Fällen zu Augenbrennen, Fremdkörpergefühl oder auch Schwellung der Augenbindehaut kommen. Nasensprays mit Cromoglicinsäure können unter Umständen zu Kopfschmerzen oder Geschmackssinn-Störungen führen.

Auch bei inhalatorischer oder oraler Anwendung kommt es in Einzelfällen zu Überempfindlichkeitsreaktionen, wie Hautausschlag, Nesselsucht, Magen-Darm-Probleme oder Atemverkrampfung. Obwohl der Wirkstoff allergischen Erkrankungen vorbeugt, tritt in sehr seltenen Fällen auch ein allergischer Schock auf. Unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind bisher nicht bekannt.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Cromoglicinsäure betreffen vor allem Personen mit Überempfindlichkeit oder Allergien gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile des Präparats. Eine allergische Reaktion auf Cromoglicinsäure selbst ist selten, kann aber in Form von Hautausschlägen, Atembeschwerden oder Schwellungen auftreten, was die Anwendung des Medikaments ausschließt.

Zudem sollten Patienten mit einer akuten Bronchospastik oder schwerem Asthma vorsichtig sein, da Cromoglicinsäure nicht zur Behandlung von akuten Symptomen geeignet ist. Es wird nur als prophylaktisches Mittel verwendet und kann bei akuten Atembeschwerden keine ausreichende Hilfe bieten.

Auch bei bestimmten Formen von Leber- oder Nierenerkrankungen sollte die Verwendung von Cromoglicinsäure vorsichtig erfolgen, da der Wirkstoff teilweise über diese Organe ausgeschieden wird. In solchen Fällen ist eine Rücksprache mit einem Arzt erforderlich, um das Risiko zu minimieren.

Bei Kindern unter zwei Jahren und schwangeren oder stillenden Frauen sollte die Anwendung ebenfalls nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da die Sicherheit und Wirksamkeit in diesen Gruppen nicht vollständig etabliert ist. Besonders in der Schwangerschaft wird die Anwendung nur empfohlen, wenn der potenzielle Nutzen das Risiko für das ungeborene Kind überwiegt.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Cromoglicinsäure zeigt im Allgemeinen nur wenige Interaktionen mit anderen Medikamenten, was sie zu einer relativ sicheren Option in der Langzeittherapie macht. Dennoch sollten einige potenzielle Wechselwirkungen beachtet werden. Da Cromoglicinsäure primär lokal wirkt und nur in geringen Mengen systemisch aufgenommen wird, sind die Risiken für schwerwiegende systemische Interaktionen gering.

Bei der gleichzeitigen Anwendung von inhalativen Kortikosteroiden oder Beta-2-Sympathomimetika zur Asthmatherapie gibt es keine bekannten negativen Wechselwirkungen, und die Medikamente können zusammen angewendet werden. Cromoglicinsäure kann sogar die Wirkung dieser Mittel unterstützen, indem es die allergischen Auslöser blockiert und so den Bedarf an diesen Medikamenten reduziert.

Es ist jedoch ratsam, bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Mastzellstabilisatoren oder Medikamenten, die das Immunsystem beeinflussen, vorsichtig zu sein. Bei der Anwendung von Antihistaminika gibt es keine bekannten negativen Interaktionen, da diese Medikamente unterschiedliche Wirkmechanismen haben und sich ergänzen können.

Patienten, die unter bestimmten Nieren- oder Leberfunktionsstörungen leiden und Medikamente einnehmen, die über diese Organe abgebaut werden, sollten Rücksprache mit einem Arzt halten, da Cromoglicinsäure in geringen Mengen systemisch metabolisiert wird. In solchen Fällen kann eine engmaschige Überwachung ratsam sein, um mögliche kumulative Effekte auszuschließen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Cromoglicinsäure nicht vertragen wird oder keine ausreichende Wirkung zeigt, gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Kontrolle von allergischen Reaktionen und Asthma. Eine gängige Alternative sind Antihistaminika, die die Wirkung von Histamin blockieren und dadurch allergische Symptome wie Juckreiz, Niesen und Augenreizungen reduzieren. Diese Medikamente sind in verschiedenen Formen erhältlich, darunter Tabletten, Nasensprays und Augentropfen, und wirken schnell bei akuten Symptomen.

Für die langfristige Kontrolle von allergischem Asthma oder schwereren allergischen Reaktionen werden oft inhalative Kortikosteroide eingesetzt. Diese wirken entzündungshemmend und unterdrücken das Immunsystem, um die Entzündungsreaktion in den Atemwegen zu reduzieren. Sie sind wirksamer bei der Prävention von Asthmaanfällen als Cromoglicinsäure, müssen jedoch regelmäßig und über einen längeren Zeitraum angewendet werden.

Eine weitere Alternative sind Leukotrien-Antagonisten, wie Montelukast, die entzündungsfördernde Leukotriene blockieren. Diese Medikamente sind vor allem bei Asthma und allergischen Reaktionen hilfreich, insbesondere wenn andere Therapien nicht ausreichen.

Für schwerere Fälle, insbesondere bei schweren allergischen Reaktionen oder Asthma, können biologische Therapien wie Omalizumab in Betracht gezogen werden. Diese wirken gezielt auf Immunprozesse, indem sie IgE-Antikörper blockieren, die eine zentrale Rolle in allergischen Reaktionen spielen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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