Analkarzinom (Analkrebs)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Analkrebs bzw. ein Analkarzinom ist ein bösartiger Tumor im Bereich des etwa sechs Zentimeter langen Analkanals. Ein Analkarzinom ist sehr selten, Frauen sind von ihm weitaus häufiger betroffen als Männer. Ein Analkarzinom ist - frühzeitig erkannt - gut heilbar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Analkarzinom?

Analkrebs bzw. ein Analkarzinom ist ein bösartiger Tumor im Bereich des etwa sechs Zentimeter langen Analkanals.

Als Analkanal wird der wenige Zentimeter lange Bereich des Darms bezeichnet, in dem der Dickdarm in den After übergeht. Dieser Bereich ist - anders als der übrige Darm - sehr empfindlich und anatomisch kompliziert.

Die schützende Schleimhaut des Enddarms verschwindet langsam und geht in die Haut des Afters über. Üblicherweise wird ein Analkarzinom der Gruppe der Dickdarmtumoren zugeordnet. Hinsichtlich seiner Biologie und seiner Reaktion auf eine Therapie ähnelt ein Analkarzinom eher einem Hautkrebs.

Ursachen

Als hauptsächliche Ursache für die Ausprägung eines Analkarzinoms werden nicht behandelte Infektionen gesehen. Mechanische Beanspruchungen des Analkanals steigern außerdem das Risiko einer Erkrankung massiv.

Auch Fisteln oder Fissuren, also Veränderungen bzw. kleine, schmerzhafte Risse des Gewebes tragen außerdem dazu bei, ein Analkarzinom auszubilden. Als weitere Ursache werden Kondylome gesehen. Kondylome sind gutartige Wucherungen, die durch die HP-Viren 16 und 18 hervor gerufen werden. HPV wird in der Regel durch Geschlechtsverkehr auf die betroffenen Regionen übertragen.

Eine genetisch bedingte Anfälligkeit, mangelhafte Ernährung und andere typische krebsauslösende Ursachen wie etwa Rauchen oder übermäßiges Konsumieren von Alkohol konnten als Ursache für ein Analkarzinom bisher nicht bestätigt werden.

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Typische Symptome & Anzeichen

Diagnose & Verlauf

Eine Eigendiagnose ist schwierig, da die ersten Symptome leicht mit den Symptomen von Hämorrhoiden verwechselt werden können. Zu diesen Symptomen gehören Schmerzen beim Stuhlgang, Blutbeimengungen im Stuhl, verstärkter Juckreiz im Bereich des Afters, Stuhlinkontinenz oder auffällig geformter Stuhl.

Sollten diese Symptome auftreten, wird ein Arzt zunächst Hämorrhoiden ausschließen. Kann der Arzt das nicht, wird er zunächst eine gründliche körperliche Untersuchung vornehmen. Er tastet mit dem Finger den Analkanal ab. Ein erfahrener Arzt wird ein Analkarzinom mittels dieser Tastuntersuchung entdecken. Wird der Anfangsverdacht auf ein Analkarzinom bestätigt, folgt im Anschluss eine Spiegelung des Enddarms. Kleinere Tumore werden direkt entfernt.

Darüber hinaus wird abgeklärt, in welchem Stadium der Krebs sich befindet, ob er andere Organe befallen hat und welche Größe die einzelnen Herde haben. Die Heilungschancen sind bei einem Analkarzinom sehr gut, vorausgesetzt, der Krebs wurde frühzeitig erkannt und hat noch keine Metastasen gebildet. Die 5-Jahre Überlebenschance liegt bei etwa 80%, im Falle eines Analkarzinoms im Bereich des Afters gar bei 90%.

Im Rahmen einer anschließenden Rehabilitation lernt ein Patient, mit den Folgen seiner Erkrankung zu leben. Leider leiden viele Patienten unter Strahlenschäden, also Verbrennungen im Bereich des unteren Bauches, an Stuhlinkontinenz oder auch an einem künstlichen Darmausgang, der dauerhaft verbleibt.

Komplikationen

Tumore am Analrand werden meist operativ entfernt und dadurch geheilt. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um oberflächliche Tumore handelt. Komplikationen sind in diesen Fällen selten. Andere Analtumore werden in der Regel mit einer kombinierten Radiochemotherapie behandelt. Dabei werden der Tumor sowie die Lymphknoten im Becken und in der Leistengegend bestrahlt.

Gleichzeitig wird der Patient einer Chemotherapie unterzogen. Die dabei zum Einsatz kommenden Zytostatika wirken allerdings nicht nur auf Krebszellen, sondern auf alle sich schnell teilenden Zellen giftig. Bei den Komplikationen, die bei der Behandlung von Analkrebs regelmäßig auftreten, handelt es sich deshalb oft um Nebenwirkungen der Chemotherapie.

Verbreitet sind Haarausfall, Nagelschäden und Schleimhautprobleme. Außerdem werden oftmals Müdigkeit, Erschöpfung, Übelkeit und Depression beobachtet. Bei Frauen ist der vorzeitige Eintritt der Wechseljahre möglich. Die Zytostatika können darüber hinaus die Blutbildung im Knochenmark beeinträchtigen. Ob und in welchem Ausmaß diese Komplikationen auftreten, hängt von der Dosierung sowie von der individuellen Disposition des Patienten ab.

Obwohl die Behandlung heute deutlich schonender ist als noch vor einigen Jahren, kann auch die Bestrahlung der betroffenen Areale zu Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu Durchfällen und schweren Beschwerden beim Wasserlassen. Des Weiteren treten Hautentzündungen im Analbereich auf. Diese Nebenwirkungen sind aber in der Regel nicht von Dauer und klingen mehrere Wochen nach Beendigung der Radiotherapie wieder ab. In den Fällen, in denen die kombinierte Radiochemotherapie nicht greift, wird meist die Anlage eines künstlichen Darmausgangs erforderlich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Analkarzinom ist ein bösartiger Tumor, der umgehend behandelt werden muss. Ein Arztbesuch wird spätestens dann angeraten, wenn Beschwerden wie Stuhlunregelmäßigkeiten, Juckreiz oder Schmerzen beim Stuhlgang auftreten. Regelmäßige Verstopfung und andere Probleme beim Stuhlgang sollten ebenfalls abgeklärt werden, um ein Analkarzinom und andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts oder des Darmausgangs auszuschließen. Bei eindeutigen Anzeichen eines Karzinoms im Analbereich empfiehlt sich ein umgehender Arztbesuch.

Sollte in relativ kurzer Zeit eine Wucherung entstehen, die womöglich sogar mit Blutabgang oder Empfindungsstörungen in der betroffenen Region einhergeht, ist medizinischer Rat gefragt. Dies gilt insbesondere dann, wenn weitere Beschwerden wie starke Schmerzen oder Abgeschlagenheit auftreten. Generell sollten Wucherungen, Fisteln oder Zysten, deren Ursache nicht klar ist, medizinisch untersucht und gegebenenfalls entfernt werden.

Wer bereits einmal von Analfissuren, Hämorrhoiden oder einem Analkarzinom betroffen war, sollte regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen. Bei ersten Anzeichen einer erneuten Erkrankung im Analbereich muss der Hausarzt konsultiert werden. Weitere Ansprechpartner sind der Gastroenterologe und der Koloproktologe.

Behandlung & Therapie

In den meisten Fällen erfolgt zunächst eine operative Entfernung der Tumoren. In vielen Fällen wird es nötig, einen künstlichen Darmausgang zu legen, der nicht in allen Fällen nach erfolgter Therapie zurück verlegt werden kann. Im Anschluss an die Operation erfolgt eine Chemotherapie in Kombination mit einer Bestrahlung.

Bestandteil einer Chemotherapie sind Zytostatika, Medikamente also, die das Wachstum von Zellen unterbinden. Zytostatika sind Zellgifte und wirken unter anderem auch auf die Bildung von Schleimhäuten und auf die Blutbildung.

Der Patient leidet daher an den typischen Nebenwirkungen – Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall -, die eine Chemotherapie mit sich bringt. Da eine Chemotherapie bei einer Analkarzinomerkrankung nicht dauerhaft wirksam ist, wird zusätzlich bestrahlt. Auch hierbei ist leider mit Nebenwirkungen zu rechnen.

Aussicht & Prognose

Da es sich beim Analkarzinom um eine Krebserkrankung handelt, hängt der weitere Verlauf dieser Erkrankung stark vom Zeitpunkt der Diagnose und der Behandlung ab. In der Regel kommt es dann zu einem positiven Krankheitsverlauf, wenn die Behandlung des Analkarzinoms schon frühzeitig beginnt. Komplikationen treten weitgehend bei einer späten Diagnose auf, wenn sich gegebenenfalls Metastasen gebildet haben.

Die Patienten leiden durch das Analkarzinom in erster Linie an einem blutigen Stuhlgang. Bei vielen Menschen führt ein blutiger Stuhlgang zu Panikattacken oder zu Schweißausbrüchen. Ebenso kann es zu Schmerzen beim Stuhlgang und zu einem Jucken im After kommen. Diese Beschwerden sind sehr unangenehm und schränken die Lebensqualität des Patienten erheblich ein. Ebenso ist der Stuhlgang unregelmäßig.

In den meisten Fällen wird ein Analkarzinom durch einen operativen Eingriff entfernt. Dabei kommt es meistens zu einem positiven Krankheitsverlauf. Ebenso sind die Betroffenen weiterhin auf eine Chemotherapie angewiesen, um den Krebs vollständig einzuschränken. Dabei kommt es in der Regel zu verschiedenen Nebenwirkungen. Ob es durch das Analkarzinom zu einer Verringerung der Lebenserwartung kommt, kann nicht im Allgemeinen vorausgesagt werden.

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Vorbeugung

Obwohl ein direkter Zusammenhang zwischen einer gesunden Lebensweise und dem Ausschluss eines Analkarzinoms bisher nicht bestätigt werden konnte, ist eine gesunde Lebensweise, also gesunde Ernährung, viel Sport und Bewegung, sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin ratsam. Außerdem sollte auf eine Sexualhygiene beim Analverkehr geachtet werden. Kondome verhindern das Übertragen von HP-Viren und sollten daher stets verwendet werden. Bei den ersten Anzeichen, die auf ein Analkarzinom hindeuten, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Nachsorge

Das Analkarzinom (Analkrebs) ist eine Erkrankung, deren Behandlung in die Hände des Arztes gehört. An der Nachsorge wird der Patient in Absprache mit dem Mediziner ebenfalls beteiligt. Der Arzt, mit dem die Nachsorge besprochen wird, kann ein Proktologe, Onkologe, der behandelnde Chirurg und auch der Hausarzt sein.

In der Nachsorge geht es darum, den Analbereich von den Folgen der Behandlung wie Operation und Strahlentherapie zu regenerieren, einen eventuellen Rückfall zeitnah zu erkennen und auch das körperliche und seelische Wohlbefinden des Patienten wiederherzustellen. Hierfür gibt es ein Bündel von Maßnahmen, die im Rahmen eines individuellen Nachsorgekonzepts auf den Patienten maßgeschneidert werden.

Die Nachsorgetermine bei den behandelnden Ärzten sind konsequent einzuhalten. Pflege und Reinigung der strapazierten Analregion sind eng mit den Ärzten abzustimmen. Generell ist jedoch der Verzicht auf scharfe Tenside oder feuchtes Toilettenpapier sinnvoll. Eine Stuhlregulierung in der Nachsorge ist wichtig, da sich sowohl Verstopfung als auch Durchfall negativ auf die Regeneration des Gewebes auswirken.

Die Stuhlregulierung gelingt häufig mit ausreichender Trinkmenge und einer ballaststoffreichen Ernährung, die in Absprache mit den Medizinern mit Flohsamenschalen ergänzt werden kann. Das Immunsystem kann durch gesunde Ernährung, Bewegung und ausreichend Schlaf stabilisiert werden. Das psychische Wohlbefinden können Gespräche mit dem Psychoonkologen, Psychologen oder auch Freunden oft deutlich verbessern. Auch Selbsthilfegruppen bieten wertvolle Unterstützung.

Das können Sie selbst tun

Wenn der Verdacht auf ein Analkarzinom vorliegt, sollte schnellstmöglich ein Arzt konsultiert werden. Analkrebs bedarf einer sofortigen Behandlung, nicht nur medikamentös und operativ, sondern auch durch therapeutische Maßnahmen. Der Patient kann die Behandlung unterstützen, indem er die Vorgaben des Arztes bezüglich Diät, Körperhygiene und körperlicher Anstrengung einhält.

Nach einem operativen Eingriff gelten für den Betroffenen Schonung und Bettwärme. Durch eine Umstellung der Ernährung kann vermieden werden, dass die Operationswunde durch zu festen Stuhl erneut aufreißt. Typischerweise wird in den ersten Tagen nach einer OP eine schonende Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Schonkost und magerem Fleisch empfohlen. Um die Tätigkeit des Magen-Darm-Traktes anzuregen, sollte ausreichend Wasser getrunken werden. Auch der Heilungsverlauf muss nach der Operation in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Dies gelingt durch eine engmaschige ärztliche Überwachung.

Nachdem die Behandlung abgeschlossen wurde, sollten die jährlichen Untersuchungen zur Darmkrebsvorsorge in Anspruch genommen werden. Vor allem ältere Patienten und Patienten mit chronischen Erkrankungen des Darms sollten sich regelmäßig untersuchen lassen. So können etwaige Rezidive frühzeitig erkannt und behandelt werden, bevor eine Metastasierung stattfindet.

Quellen

  • Largiadèer, F., et al.: Checkliste Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
  • Winkler, R., Otto, P., Schiedeck, T.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011

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