Ansteckende und übertragbare Tierkrankheiten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine ganze Anzahl ansteckender Krankheiten, die ursprünglich beim Tier vorkommen, können auf den Menschen übertragen werden. Diese Übertragung geschieht entweder direkt durch die Berührung kranker Tiere bei der Behandlung, Wartung und Pflege oder auch bei der Verarbeitung tierischer Rohprodukte (Häute, Haare, Borsten, usw.), an denen die Krankheitserreger haften und durch den Verzehr tierischer Erzeugnisse (Fleisch, Milch), die mit den Krankheitserregern behaftet sind.

Inhaltsverzeichnis

Ansteckende & übertragbare Tierkrankheiten

Eine ganze Anzahl ansteckender Krankheiten, die ursprünglich beim Tier vorkommen, können auf den Menschen übertragen werden.

Die Erreger der auf den Menschen übertragbaren Tierkrankheiten sind Bakterien oder Viren.

Die wichtigsten dieser auf den Menschen übertragbaren Tierkrankheiten sind: der Milzbrand, die Tollwut, Die Bangsche Krankheit, die Psittakose, die Tularämie, die Tuberkulose, die Listerose und der Rotz. Durch eine planmäßige Bekämpfung der Tierkrankheiten auf Grund der Bestimmungen des Tierseuchengesetzes, des Fleischbeschaugesetzes und des Milchgesetzes ist es gelungen, die Gefahr ihrer Übertragung auf den Menschen weitgehend einzuschränken.

Andererseits hat sich die auf Grund der Verordnung zum Schutze übertragbarer Krankheiten eingeführte Meldepflicht von Krankheitsfällen bei Menschen als außerordentlich wertvoll erwiesen, weil nicht nur die Menschen vor der Verbreitung der ansteckenden Krankheiten geschützt werden, sondern weil das Bekanntwerden dieser Krankheitsfälle zur Aufdeckung und damit zur Beseitigung der beim Tier liegenden Ansteckungsquellen führt.

Betrachten wir nun die einzelnen vom Tier auf den Menschen übertragbaren Krankheiten etwas genauer:

Milzbrand

Der Milzbrand unterliegt nach dem Viehseuchengesetz der Meldepflicht. Schon daraus ergibt sich, dass wir es nicht mit einer harmlosen Krankheit zu tun haben. Alle drei Erscheinungsformen des Milzbrandes, der Hautmilzbrand, Lungen- und Darmmilzbrand sind bis auf ganz vereinzelte Fälle bei uns in Deutschland nicht mehr aufgetreten, da die Hauptinfektionsherde, die aus Südamerika und Afrika importierten Tierhäute, kaum mehr verarbeitet werden.

Tollwut

Die Tollwut befällt in erste Linie Hunde und Katzen und in letzter Zeit häufig das Wild (Füchse und Hasen). Der Erreger der Tollwut gehört zu den Viren. Das Virus lebt nach der Infektion bei Mensch und Tier hauptsächlich im Gehirn und Rückenmark. Die Ansteckung erfolgt durch den virushaltigen Speichel, der beim Biss oder durch Belecken oder Berühren in Wunden oder kleineren Verletzungen der Haut gelangt. Die Inkubationszeit (das ist die Zeitspanne zwischen Biss und Ausbruch der Erkrankung) beträgt beim Menschen 3-10 Wochen. Die Krankheit beginnt mit Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Schmerzhaftigkeit, Brennen und Jucken der alten Bissstelle und Schluckbeschwerden.

Man soll daher bei Biss- und Kratzwunden durch die genannten Tiere sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben. Jede Stunde ist dabei kostbar. Besondere Vorsicht ist auch bei Füchsen und Hasen geboten, die, weil sie sich vertraut und zahm zeigen, von Kindern aus dem Wald zum Spielen mitgebracht werden. Sie haben oft die Tollwut, und zwar das sogenannte Stadium der stillen Tollwut. Zum Schutz gegen die Tollwut beim Menschen wird heute bei Verdacht einer Infektion eine Schutzimpfung durchgeführt. Die Bekämpfung der Seuche unter den Tieren ist durch das Tierseuchengesetz geregelt.

Bangsche Krankheit & Brucellose

Die Bangsche Krankheit (Brucellose) oder Abortus bovis Band ist die Krankheit des seuchenhaften Verkalbens beim Rind. Eine Ansteckungsmöglichkeit für den Menschen besteht besonders durch beruflichen Umgang mit seuchenkranken Rindern und Kühen, die den Krankheitserreger mit der vorzeitig ausgestoßenen Frucht, dem Fruchtwasser und mit der Milch unter Umständen über längere Zeit und in großen Mengen ausscheiden können.

Die Krankheitserreger dringen durch kleinste Hautverletzungen über die Schleimhäute und anscheinend auch durch die unverletzte Haut in den menschlichen Körper ein. Aber auch beim Genuss bangbakterienhaltiger Rohmilch kann sich der Mensch die Bangsche Krankheit zuziehen. Sie setzt durchschnittlich ein bis zwei Wochen nach erfolgter Ansteckung mit einem Fieberanfall und mehr oder weniger ausgeprägten Allgemeinbeschwerden ein.

Papageienkrankheit & Ornithose

Im Wellensittich, dem niedlichen kleinen Papageienvogel, der als Haustier und lustiger Gesellschafter viel gehalten wird, suchte man bisher den Hauptträger der Viruskrankheit Psittakose, Ornithose oder Papageienkrankheit. Neuere Forschungen haben jedoch ergeben, dass auch andere Vogelarten das Virus übertragen, und man spricht heute schon mehr von der Ornithose (Vogelkrankheit). Die Krankheitserscheinungen sind bei den Vögeln recht uncharakteristisch. Gewöhnlich ist erst beim toten Vogel die einwandfreie Krankheitsdiagnose zu stellen.

Der Mensch steckt sich durch Einatmen des virushaltigen Staubes, den die lebhaften Tiere in die Umgebung verbreiten, an. Auch das Küssenlassen und andere ähnliche närrische Sitten bei solchen Tierhaltern, die vergessen, dass Tiere eben tierisch und damit unhygienisch leben, dürften manche Ansteckung verursacht haben. Wir verzeichnen ein verstärktes Auftreten der Psittakose im Winter, was man mit dem engeren Zusammenleben zwischen Mensch und Tier erklärt.

Der Mensch erkrankt nach einer Inkubationszeit von 7 bis 14 Tagen unter grippeähnlichen Erscheinungen, wobei die Temperatur schnell bis 40 Grad steigt. Bei günstigem Verlauf dauert die Krankheit 3-4 Wochen mit anschließendem viele Wochen andauerndem Genesungsstadium. Bei der Diagnose ist die Vorgeschichte, die auf ein Zusammenleben des Patienten mit Wellensittichen oder anderen Vögeln hinweist, von Bedeutung. Kinder und Jugendliche erkranken kaum.

Tularämie & Hasenpest

Die Tularämie oder Hasenpest, genannt nach dem Ort der ersten Krankheitsfeststellung beim Menschen in Tulare (Kalifornien), tritt seuchenhaft hauptsächlich bei wildlebenden Hasen und Kaninchen auf, bei denen sie fast immer tödlich verläuft. Zumeist in abgeschwächter Form befällt die Krankheit auch den Menschen. Die Übertragung der Krankheitserreger kann sowohl durch unmittelbare Berührung mit kranken Tieren und deren Ausscheidungen oder Blut als auch durch blutsaugende Insekten erfolgen.

Die Tularämie beginnt beim Menschen meist mit einem plötzlichen Anfall von Fieber, Kopfschmerzen und Rückenschmerzen.

An der Eintrittsstelle der Erreger kommt es oft zur Bildung eines kleinen schlecht abheilenden Geschwürs. Von hier aus entwickelt sich dann eine schmerzhafte, mitunter in Vereiterung übergehende Schwellung der benachbarten Lymphknoten. Erkrankungen der Brust- und Bauchhöhlenorgane können auftreten. Nach durchschnittlich 2-3 Wochen klingt das fieberhafte Stadium der Krankheit ab. Die oben erwähnten Allgemeinbeschwerden halten aber länger an und bedingen eine lange Genesungszeit.

Tuberkulose

Auch Haustiere wie Schafe oder Rinder können Krankheiten übertragen.

Die Tuberkulose (Rindertuberkulose) des Rindes als übertragbare Krankheit auf den Menschen soll nur erwähnt werden, aber nicht darauf eingegangen werden. Ganz besonders für den Bauernhaushalt und für den Feriengast auf dem Land gilt die dringende Warnung, keine ungekochte Milch zu trinken. Der verantwortungsbewusste Arzt und Tierarzt warnt mit dem Wort „Rindertuberkulose ist Kindertuberkulose“. In Molkereien verarbeitete Milch enthält keine Tuberkulosekeime.


Listeriose

Etwas mehr als früher tritt heute die Listeriose beim Menschen auf, die von fast allen Haustieren, am häufigsten aber von Schafen, Rindern, Kaninchen, Hühnern und Schweinen übertragen wird. Ansteckungsgefahr von erkrankten Tieren besteht besonders für Kleinkinder und Schwangere. Selten erkrankt die Mutter, doch die Listeriose wurde häufig als Ursache für Tot- oder Frühgeburten festgestellt.

Die Keime werden mit dem Urin der Tiere, mit der Milch oder bei tierischen Aborten mit dem Wochenfluss ausgeschieden. Die Infektion des Menschen erfolgt durch den Mund oder durch Berühren und führt eine der Hirnhautentzündung ähnliche Erkrankung herbei. Wie bei den meisten Infektionen ist auch hier die peinlichste Sauberkeit beim Menschen und sofortige Behandlung erkrankter Tier der beste Schutz.

Nähere Ausführungen über den Rotz, eine der gefährlichsten vom Tier übertragbaren Krankheiten, muss hier nicht weiter erläutert werden, da sie in Deutschland auf Grund von Maßnahmen bezüglich Tierseuchen so gut wie ausgerottet ist.

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