Ornithose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Ornithose zählt zu den sogenannten Zoonosen - eine Krankheitsübertragung zwischen Tier und Mensch ist möglich. Menschen erkranken allerdings vergleichsweise selten.
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Was ist eine Ornithose?
Die Ornithose ist eine Infektionskrankheit, die beim Menschen sehr selten auftritt. Hervorgerufen wird die Ornithose in vielen Fällen durch das sogenannte Bakterium Chlamydia psittaci.
Dieser Bakterienart verdankt die Erkrankung auch deren alternative Bezeichnung Psittakose'. Darüber hinaus wird die Ornithose gelegentlich auch als Vogelzüchterlunge oder Papageienkrankheit betitelt. Als Tierseuche unterliegt die Ornithose innerhalb Deutschlands der Meldepflicht.
Für die Erkrankung verantwortliche Erreger siedeln sich zunächst in Organen wie Milz und Leber an. Gelegentlich können aufgrund dieser Tatsache leichte Symptome einer Gelbsucht auftreten, die vom Patienten aber meist unbemerkt bleiben.
Erste spürbare Symptome einer Ornithose ähneln dann meist den Beschwerden, die eine Grippeerkrankung hervorruft; hierzu zählen beispielsweise Kopf- und Halsschmerzen, Schnupfen und/oder Fieber. Darüber hinaus führt die Ornithose häufig zu Beschwerden, die typischerweise bei Lungenentzündungen auftreten; so wie vor allem ein trockener Husten.
Ursachen
Eine Infektion mit für eine Ornithose verantwortlichen Keimen ist sowohl über direkten Kontakt als auch per Tröpfchenübertragung (wie beispielsweise während des Ausmistens von Vogelkäfigen) möglich. Infektiöse Keime dringen über die Atemwege in den Körper eines Betroffenen ein. Sind die Keime in den Organismus des Patienten vorgedrungen, vermehren sie sich in dessen Zellen.
Die Inkubationszeit (der Zeitraum zwischen Infektion mit Keimen und Krankheitsausbruch) der Ornithose beträgt dabei ca. 10 - 20 Tage.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die durch den Erreger Chlamydia psitacci verursachte Ornithose zeigt zumeist einen plötzlichen Beginn mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schüttelfrost. Auch Muskelschmerzen gehören zu dem grippeähnlichen Symptomkomplex. Bei einem Großteil der Infizierten entwickelt sich zudem in den ersten Krankheitstagen ein uncharakteristischer Ausschlag am Körper. Ein Teil der Patienten gesundet nach dieser grippeähnlichen Krankheitsepisode wieder.
Ist dies nicht der Fall, bildet sich eine interstitielle Lungenentzündung. Dabei ist nicht das Funktionsgewebe der Lunge, sondern das Gewebe zwischen den Lungenbläschen von der Entzündung betroffen. Man spricht hier auch von einer atypischen Pneumonie. Die Betroffenen leiden unter einem trockenen und anhaltenden Reizhusten, der hin und wieder von Schmerzen im Brustkorb begleitet wird. Im weiteren Verlauf kann die Lungenentzündung zu einer Hämoptoe führen, bei der die Patienten bluthaltiges Sekret abhusten.
Viele Patienten klagen ferner über starke Kopfschmerzen als Begleitsymptom. Bei mehr als der Hälfte aller Patienten mit Ornithose ist die Milz geschwollen (Splenomegalie), eine Leberschwellung tritt hingegen nur in Ausnahmefällen auf. Ein weiteres Krankheitszeichen, das auf eine Ornithose hindeutet, ist ein MALT-Lymphom im Bereich der Tränenkanäle. Es handelt sich dabei um eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems.
Diagnose & Verlauf
Bei entsprechender Symptomatik kann die Tatsache, dass ein Betroffener häufigen Kontakt zu Vögeln hat, bereits erste Hinweise auf das Vorliegen einer Ornithose geben. Allerdings kann die Erkrankung auch bei Menschen auftreten, bei denen eine entsprechende Verbindung nicht unmittelbar zu ziehen ist.
Der weiteren Diagnostik bei Verdacht auf Ornithose dienen beispielsweise Röntgenaufnahmen des Brustkorbs eines Patienten; liegt eine Ornithose vor, so ist dies etwa anhand von Strukturen der Lunge zu erkennen. Zu den Laborwerten, die auf eine Ornithose hindeuten, zählt beispielsweise eine leichte Zunahme weißer Blutkörperchen.
Der Krankheitsverlauf der Ornithose gestaltet sich je nach Patient verschieden und ist beispielsweise abhängig von Lebensalter und Intaktheit des Immunsystems eines Betroffenen. Im Schnitt kommt es ca. während der vierten Krankheitswoche zu einem allmählichen Rückgang des Fiebers. Der Zeitraum bis zur endgültigen Genesung wird unter anderem beeinflusst von Schwere der Symptomatik und Behandlungsbeginn. Unbehandelt können vor allem schwere Formen der Ornithose zum Tod des Betroffenen führen.
Komplikationen
Darüber hinaus kommt es aber nur bei besonders schweren Verläufen zu weiteren Komplikationen. In diesen Fällen breiten sich die Krankheitserreger im Körper aus und befallen auch andere Organe. Dann droht die Gefahr einer Myokarditis (Herzmuskelentzündung) und in besonders schweren Fällen, wenn sich auch noch der Herzbeutel entzündet, eine Perimyokarditis.
Bei diesen Erkrankungen leidet der Patient unter Atemnot, Schmerzen und Druckgefühlen in der Brust, insbesondere hinter dem Brustbein sowie an Herzrasen und Herzrhythmusstörungen. Aufgrund des Sauerstoffmangels verfärben sich die Lippen, manchmal auch die gesamte Gesichtshaut, bläulich. Außerdem kann es zu einer Vergrößerung von Leber und Milz kommen.
Eine weitere seltene Komplikation ist die Endokarditis. Bei dieser Krankheit entzündet sich die Herzinnenhaut, meist gemeinsam mit den Herzklappen. Die Betroffenen entwickeln hohes Fieber, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen. Der Arzt kann zudem oft veränderte Herzgeräusche feststellen. Außerdem kommt es oftmals zu einer Störung der Nierenfunktion.
Gelegentlich befallen die Erreger der Ornithose auch das Zentrale Nervensystem und verursachen eine Meningitis (Hirnhautentzündung). Derart schwere Komplikationen sind aber in aller Regel nur zu erwarten, wenn die Ornithose nicht rechtzeitig behandelt wird oder der Patient unter einem stark geschwächten Immunsystem leidet.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Symptome wie Gliederschmerzen, grünlicher Durchfall und Fieber auftreten, liegt womöglich eine Ornithose zugrunde. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, rasch stärker werden oder das Wohlbefinden des Erkrankten erheblich beeinträchtigen.
Besteht bereits ein konkreter Verdacht, etwa wenn die Beschwerden nach dem Kontakt mit einem möglicherweise infizierten Tier auftreten, wird am besten sofort der Allgemeinarzt aufgesucht. Womöglich liegt den Symptomen eine Tierseuche zugrunde, welche unbehandelt tödlich verlaufen kann. Deshalb muss ein Arzt die Diagnose Ornithose stellen und den Patienten gegebenenfalls an einen Facharzt verweisen.
Dieser wird dem Patienten Antibiotika verschreiben, wodurch die Symptome innerhalb von zwei bis drei Wochen abklingen sollten. Zeigen die Medikamente keine Wirkung, empfiehlt sich ein erneuter Arztbesuch. Notwendig ist eine tiefergehende Abklärung insbesondere bei Anzeichen einer Hepatitis oder Herz-Rhythmus-Störungen. Diese Symptome weisen auf einen schweren Verlauf hin, welcher unter Umständen zum Herzstillstand und dadurch zum Tod führen kann. Eine frühzeitige Behandlung durch den Hausarzt oder einen Facharzt für Infektionskrankheiten verhindert einen ernsten Verlauf. Mit Kindern sollte zunächst der Kinderarzt hinzugezogen werden.
Behandlung & Therapie
Die therapeutische Behandlung einer Ornithose umfasst in der Regel eine möglichst frühzeitige Antibiotikagabe (Antibiotika dienen der gezielten Bekämpfung von Bakterien). Welche Art von Antibiotikum ein behandelnder Arzt im Einzelfall gegen eine vorliegende Ornithose verschreibt, hängt unter anderem von Faktoren wie der Konstitution des Patienten ab.
Im Falle der Ornithose, die durch das Bakterium Chlamydia psittaci hervorgerufen wird, raten Mediziner häufig zur Einnahme von Antibiotika in Form sogenannter Makrolide oder Tetrazykline. Diese Antibiotikatypen sind in der Regel besonders wirksam zur Bekämpfung des für die Ornithose verantwortlichen Bakteriums, das dadurch charakterisiert ist, dass es innerhalb der Zellen eines Patienten wächst und lebt.
Makrolide und Tetrazykline stören den Eiweißhaushalt des Bakteriums Chlamydia psittaci, das in der Folge nicht weiter wachsen kann und abstirbt. Je nach Symptomatik kann die Gabe von Antibiotika im Einzelfall beispielsweise durch Maßnahmen zur Linderung akuter Beschwerden (wie etwa starke Kopfschmerzen) ergänzt werden.
Aussicht & Prognose
Bei rechtzeitiger und zudem angepasster Therapie mit dem Einsatz von Antibiotika ist die Prognose einer Ornithose sehr gut. Bevor es zur Anwendung von antibiotischen Medikamenten bei dieser Erkrankung kam, lag die Rate der Sterblichkeit bei 15 bis 20 Prozent. Seither ist diese zurückgegangen und liegt inzwischen bei weniger als einem Prozent. Leichte Infektionen verlaufen häufig asymptomatisch und heilen gut aus, aufgrund des Überdauerns von Krankheitserregern an bestimmten Rückzugsorten kann die Erkrankung aber unterschiedlich lange andauern.
Tödlich verlaufen meist schwere Infektionen, die auch einen Klinikaufenthalt notwendig machen. Es ist bei einer Ornithose wichtig und notwendig, die Behandlung mit Antibiotika bis zum Ende durchzuführen. Ein vorzeitiger Abbruch der Therapie, zu dem viele Patienten bei einer Verbesserung der Symptome neigen, kann einen Rückfall begünstigen. Die Behandlung kann nur zu einer erfolgreichen Prognose führen, wenn sie konsequent durchgeführt wird. Üblicherweise ist die Medikamenteneinnahme für einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen vorgesehen.
Die mit der Erkrankung einhergehenden möglichen Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden mit Bauchkrämpfen sowie Durchfall und Erbrechen oder aber auch die atypische Lungenentzündung treten in Abhängigkeit vom Immunstatus und Alter des Patienten auf und lassen sich mit entsprechenden Medikamenten ebenfalls gut in den Griff bekommen. Auch hier ist der rechtzeitige Therapiebeginn für die Prognose ausschlaggebend.
Vorbeugung
Vor allem Personen, die in Freizeit oder Beruf häufig mit Vögeln und/oder Vogelmist konfrontiert sind, empfehlen Mediziner im Falle bekanntermaßen infizierter Tiere das Tragen eines Atemschutzes, um einer Ornithose vorzubeugen. Trotz Atemschutz kann auch das Meiden eines direkten Kontakts mit Fäkalien infizierter Vögel zu einer Vermeidung der Ornithose beitragen.
Nachsorge
Die Nachsorge zielt unter anderem auf eine Alltagsunterstützung und Dauerbehandlung der Beschwerden. Beide Aspekte besitzen aber nach einer therapierten Ornithose keine Relevanz. Betroffene werden vollständig geheilt. Sie kehren in ihren Alltag zurück. Statistisch gesehen sterben unter einem Prozent der Erkrankten in kurzer Zeit an der Ornithose.
Optional können Ärztein der Nähe zum Lebensende eine palliative Nachsorge anbieten. Innerhalb dieser erhalten die Betroffenen Schmerzmittel, die eine beschwerdefreie Zeit ermöglichen. Elementare Lebensfragen lassen sich mit einem Seelsorger oder Psychotherapeuten erörtern.
Darüber hinaus spielt die Verlaufskontrolle zur Vermeidung eines Wiederauftritts eine bedeutende Rolle. Dieses kennt man etwa von Tumorerkrankungen. Patienten stellen sich in einem bestimmten Rhythmus vor, bei dem Ärzte nach Krebsneuerkrankungen suchen. Sie versprechen sich aus einer Diagnose im Frühstadium die bestmöglichen Handlungsoptionen. Eine solche Form der ärztlichen Nachsorge spielt bei einer Ornithose ebenfalls keine Rolle.
Vielmehr können aber Betroffene selbst eine erneute Ansteckung vermeiden. Der Arzt informiert über geeignete Vorbeugemaßnahmen, die vom Patienten selbstverantwortlich umzusetzen sind. So ist der direkte Kontakt zu Vogelfäkalien zu meiden. Eine sorgsame Körperhygiene empfiehlt sich grundsätzlich bei jedem Umgang mit Vögeln.
Das können Sie selbst tun
Die bei der Ornithose notwendige Antibiotikabehandlung kann durch verschiedene Maßnahmen unterstützt, nicht jedoch durch diese ersetzt werden. Das Antibiotikum sollte daher für einen Behandlungserfolg nach Anweisung eingenommen und zudem nicht eigenständig dosiert oder abgesetzt werden.
Den Symptomen der entstandenen Atemwegserkrankung kann aber wie bei einer Erkältung oder einer Grippe mit einfachen Mitteln entgegengewirkt werden. Hierzu zählen vor allem das regelmäßige Feuchthalten der Schleimhäute durch Inhalationen mit Salzwasser, warme Fußbäder zum Ankurbeln des eigenen Immunsystems sowie kalte Wadenwickel oder Umschläge beim Auftreten von hohem Fieber. Ebenso ist es notwendig, ausreichend zu trinken und die Ernährung besonders vitaminreich und vor allem in der schweren Phase der Erkrankung kalorien- und fettarm zu gestalten. Ideal sind zum Beispiel heißer Ingwertee mit Honig, kleine Obstsnacks sowie heiße Gemüsesuppen. Auch die oft empfohlene Hühnersuppe ist sinnvoll, gleichwohl aber der sichere Nachweis für ihre immunfördernde Wirkung bisher noch fehlt.
Eine Unterstützung der Immunabwehr kann darüber hinaus auch durch Schlaf beziehungsweise Ruhe erfolgen. Ausdauernde Bewegungen sowie physischer und psychischer Stress sind zu vermeiden. Kurze Spaziergänge an der frischen Luft sind ohne Fieber hingegen förderlich. Auch im Krankenzimmer sollte regelmäßig gelüftet und bei Bedarf die Luftfeuchtigkeit mit Luftbefeuchtern oder Wasserschalen erhöht werden.
Quellen
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016