Listeriose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Listeriose ist eine Infektionskrankheit, die hauptsächlich durch verseuchte Nahrungsmittel verursacht wird. Für gesunde Menschen ist Listeriose eher harmlos, für Schwangere, geschwächte oder alte Menschen kann die Infektion gefährlich werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Listeriose?

Am häufigsten gelangt Listeria monocytogenes über kontaminierte Nahrungsmittel in den menschlichen Körper, aber auch über den Kontakt mit infizierten Tieren oder mit verunreinigtem Boden kann eine Listeriose-Infektion stattfinden.
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Listeriose wird durch so genannte Listerien übertragen. Das sind Bakterien der Gattung Listeria, die sehr anspruchslos und daher weit verbreitet sind. Sie kommen überwiegend bei Wildtieren, aber auch bei Haustieren vor.

Eine Listerienart kann aber auch den Menschen betreffen: Listeria monocytogenes. Diese Bakterienart ist hoch ansteckend und auf der ganzen Welt verbreitet. Erstmals entdeckt wurde die Listeriose im Jahr 1923 bei Meerschweinchen und Kaninchen auf einer Versuchstierfarm in Cambridge.

1929 wurde der erste Listeriose-Fall beim Menschen dokumentiert. Benannt wurde die Listeriose nach dem britischen Chirurgen Joseph Baron Lister (1827-1912). Laut dem Infektionsschutzgesetz ist die Listeriose seit dem Jahr 2001 eine meldepflichtige Krankheit, egal ob sie beim Menschen oder beim Tier auftritt.

Ursachen

Die beim Menschen auftretende Listeriose wird durch die so gut wie überall vorkommenden Bakterien der Art Listeria monocytogenes ausgelöst. Es handelt sich hierbei um stäbchenförmige, nicht-sporenbildende Bakterien, die bei einer Temperatur von über 25 Grad Celsius Geißeln ausbilden und somit beweglich sind.

Das heimtückische an dieser Bakterienart ist, dass sie sich auch bei kälteren Temperaturen vermehren kann und somit auch im Kühlschrank überlebt. Die Listeriose-Erreger finden sich fast überall - auf Pflanzen, in der Erde, im Wasser. So gelangen sie auch in die Futtermittel der Tiere.

Der Übertragungsweg auf den Menschen kann bei einer Listeriose auf verschiedene Weise erfolgen: Am häufigsten gelangt Listeria monocytogenes über kontaminierte Nahrungsmittel in den menschlichen Körper, aber auch über den Kontakt mit infizierten Tieren oder mit verunreinigtem Boden kann eine Listeriose-Infektion stattfinden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Listeriose verläuft in den meisten Fällen ohne erkennbare Symptome. Gesunde Erwachsene überwinden die Erkrankung oft unbemerkt. Gelegentlich kann es allerdings zu Beschwerden und ernsten Komplikationen kommen. Typisch sind Grippesymptome, zum Beispiel Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Fieber. Wird etwas Reizendes oder Verdorbenes verzehrt, kann eine schwere Magen-Darm-Entzündung auftreten.

Damit einhergehend stellen sich Symptome wie Erbrechen, Durchfall und Fieber ein, die nach einigen Tagen von selbst wieder abklingen. Eine Infektion über infizierte Tiere oder verunreinigten Erdboden kann Pusteln an den Händen und Füßen hervorrufen. Personen mit einem geschwächten Immunsystem leiden im Zusammenhang mit einer Listeriose unter zunehmenden Beschwerden. Zunächst stellt sich ein zunehmendes Unwohlsein ein.

Bereits nach einigen Stunden können Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und eine erhöhte Körpertemperatur hinzukommen. Im Extremfall kann die Erkrankung zu einer Blutvergiftung, Gehirnhautentzündung oder Gehirnentzündung führen. Diese Folgeerkrankungen sind lebensbedrohlich und äußern sich durch weitere Symptome, die von einem wachsenden Krankheitsgefühl begleitet werden.

Bei Schwangeren führt die Listeriose außerdem zu Harnwegsinfektionen und Schüttelfrost. Säuglinge leiden oft unter Apathie und einem Hautausschlag, der sich auf den gesamten Körper ausbreiten kann. Auch Krampfanfälle und Atemnot können auftreten.

Diagnose & Verlauf

Eine Diagnose der Listeriose gestaltet sich als äußerst schwierig. Sie ist im Körper des Menschen nur schwer zweifelsfrei festzustellen. Was sich klinisch nachweisen lässt ist ein deutlicher Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozyten).

Allein anhand der Symptome lässt sich die Listeriose nicht eindeutig bestimmen. Für einen exakten Nachweis der Infektionskrankheit ist ein Erregernachweis nötig. Hierbei werden die Listerien entweder im Blut, in der Rückenmarks- oder Hirnflüssigkeit oder in anderen Körperflüssigkeiten nachgewiesen. Eine Antikörperbestimmung ist bei einer Listeriose allerdings nicht aussagekräftig, da im Grunde jeder Mensch schon des Öfteren mit Listerien in Berührung gekommen ist und somit auch in einem gesunden Körper Antikörper gegen Listerien zu finden sind.

Bei gesunden Menschen verläuft eine Listeriose im Normalfall völlig unbemerkt und ohne erkennbare Symptome. Bei immungeschwächten Menschen sowie bei Schwangeren und Neugeborenen treten Krankheitszeichen auf wie zum Beispiel hohes Fieber, starker Kopfschmerz, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Schwere Komplikationen wie beispielsweise eine Blutvergiftung, eine Hirnhautentzündung oder eine Gehirnentzündung können mit einer Listeriose einhergehen.

Komplikationen

Durch die Listeriose kann es zu verschiedenen Komplikationen oder Beschwerden kommen. Die Betroffenen leiden dabei in der Regel an den gewöhnlichen Beschwerden einer Grippe oder eines Magen-Infektes. Es kommt dabei vor allem zu Fieber und zu einer starken Übelkeit. Nicht selten leiden die Betroffenen auch an Erbrechen und an Durchfall.

Die Lebensqualität wird durch die Beschwerde deutlich verringert. Durch den Flüssigkeitsverlust kommt es auch zu einer Müdigkeit und zu einer Abgeschlagenheit des Patienten. Weiterhin treten auch Schmerzen am Kopf und an den Gelenken auf. Sollte die Listeriose nicht behandelt werden, so kann diese im schlimmsten Falle auch zu einer Entzündung im Gehirn oder zu einer Blutvergiftung führen.

Dabei können beide Beschwerden tödlich verlaufen und die Lebenserwartung des Betroffenen deutlich verringern. In der Regel kann die Listeriose relativ einfach mit Antibiotika behandelt werden, wenn die Behandlung frühzeitig erfolgt. Komplikationen treten dabei meistens nicht auf.

Bei Betroffenen mit einem schwachen Immunsystem können die Beschwerden stärker ausfallen. Die Lebenserwartung selbst wird durch die Listeriose allerdings nicht eingeschränkt. Im Falle einer Entzündung des Gehirns oder der Gehirnhaut ist eine schwerwiegende Therapie notwendig, damit es nicht zum Tode des Patienten kommt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder Erschöpfung sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu Verdauungsproblemen, Apathie oder Appetitlosigkeit, ist ein Arztbesuch notwendig. Nehmen die Beschwerden zu oder breiten sie sich weiter aus, ist eine medizinische Versorgung des Betroffenen notwendig.

Bei Auffälligkeiten des Hautbildes, der Bildung von Pusteln oder Verfärbungen auf der Haut sollte ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zu Fieber, Schwindel oder Übelkeit, besteht Anlass zur Besorgnis. Bei Erbrechen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen oder anderen grippeähnlichen Symptomen ist Vorsicht geboten. Halten die Beschwerden über mehrere Tage unvermittelt an, benötigt der Betroffene eine ärztliche Versorgung.

Treten Kopfschmerzen auf, kommt es zu einer erhöhten Reizbarkeit oder einem diffusen Krankheitsgefühl, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Da die Folgeerkrankungen der Listeriose zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen können, sollte bereits bei den ersten Anzeichen ein Arzt konsultiert werden. Ein allgemeines Unwohlsein, eine innere Schwäche oder eine Abnahme des gewohnten Leistungsniveaus gelten als ungewöhnlich. Sie sollten ärztlich abgeklärt werden, damit frühzeitig eine Behandlung zur Linderung der Beschwerden eingeleitet werden kann. Schüttelfrost, Anfallsleiden oder Atemnot sind Warnhinweise des Organismus. Ihnen sollte unverzüglich nachgegangen werden, um die Ursache zu ermitteln und notwendige Schritte zur Verbesserung der gesundheitlichen Verfassung einzuleiten.

Behandlung & Therapie

Listeriose ist zwar therapierbar, allerdings ist die größte Problematik hierbei das rechtzeitige Erkennen der Krankheit. Meist erfolgt die Diagnose der Listeriose viel zu spät, so dass eine Behandlung mit Antibiotika nicht mehr anschlägt.

Bei einer rechtzeitigen Diagnose helfen gegen den Erreger Listeria monocytogenes gängige Antibiotika wie zum Beispiel Amoxicillin, Gentamicin, Ampicillin oder Erythromycin. Oft wird zusätzlich ein Aminoglykosid eingesetzt, alternativ auch Cotrimoxazol. Bei einer Listeriose ist die Gefahr eines Rückfalls relativ hoch, deshalb ist es besonders wichtig, das Antibiotikum mindestens drei Wochen am Stück einzunehmen. Nur so können auch wirklich alle Listerien im Körper abgetötet werden.

Das größte Problem bei einer Listeriose ist, dass vor allem wenn immunschwache Patienten behandelt werden sollen, oftmals eine Behandlung mit Antibiotika sehr belastend für den Körper ist. Somit ist eine Unterstützung durch eine körpereigene Immunreaktion nicht immer gewährleistet und die Therapie der Listeriose gestaltet sich schwieriger als bei immunstarken Menschen.

Bei einer massiven Listeriose, die mit einer Gehirnentzündung oder einem Hirnabszess einhergeht, wird eine Antibiotika-Behandlung von sechs Wochen empfohlen, bei einer Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) sind es vier bis sechs Wochen.


Aussicht & Prognose

Die Listeriose zählt zu den meldepflichtigen Erkrankungen mit den meisten Todesfällen. Rund sieben Prozent der Erkrankten versterben an den Folgen der Listeriose. Ist der Patient gesund, verläuft die Listeriose meist ohne langanhaltende Beschwerden. Oft heilt die Krankheit gänzlich unbemerkt wieder ab. Schlechter ist die Prognose, wenn Vorerkrankungen wie eine Immundefizienz vorliegen. Bei einer Immundefizienz kann die Listeriose zu Störungen des Immunsystems führen. Bei immungeschwächten Personen liegt die Sterblichkeitsrate bei 20 bis 30 Prozent.

Tritt die Listeriose während der Schwangerschaft auf, kann dies zu einer Früh-, Fehl- oder Totgeburt führen. Bei einer Übertragung an das Kind kann zudem die sogenannte Neugeborenen-Listeriose auftreten. Betroffene Säuglinge leiden unter geistigen und körperlichen Schäden und sterben in 30 bis 50 Prozent der Fälle an der Erkrankung.

Im Rahmen der Listeriose kann sich eine Blutvergiftung oder eine Gehirnhautentzündung entwickeln. Ein komplizierter Verlauf verschlechtert die Prognose erheblich. Etwa 20 Prozent aller Patienten, die eine Sepsis erleiden, versterben an der Blutvergiftung. Gehirnhautentzündungen führen in rund 13 Prozent der Fälle zum Tod. Auch bei chronischen Erkrankungen wie Tumoren oder AIDS besteht eine schlechtere Prognose. Ebenso nach Organtransplantationen oder während einer medikamentösen Behandlung mit Glucocorticoiden. Bei Senioren kann eine Listeriose ernste Komplikationen hervorrufen, die mitunter sogar lebensbedrohlich sein können.

Vorbeugung

Einer Listeriose lässt sich nicht wie bei vielen anderen Infektionskrankheiten durch eine Impfung vorbeugen. Bislang existiert kein wirksamer Impfstoff gegen Listeriose. Deshalb ist als wichtigste prophylaktische Maßnahme die Hygiene im Umgang mit Lebensmitteln anzusehen. Menschen mit erhöhtem Krankheitsrisiko sollten Lebensmittel wie zum Beispiel rohes Fleisch und Fisch, Rohmilch und Rohmilcherzeugnisse meiden. Als sicherste Maßnahme gegen eine Listeriose-Infektion gilt das ausreichende Erhitzen der Lebensmittel.

Nachsorge

Infektionskrankheiten brauchen nach ihrer Ausheilung oft eine gute Nachsorge. Sie gilt der Stärkung des Immunsystems, der Regeneration der Betroffenen und vor allem dem Ziel, ein Wiederaufflammen der Erkrankung zu vermeiden. Je nach Erkrankungsgrad sieht die Nachsorge bei einer Listeriose etwas anders aus und wird im Idealfall mit dem behandelnden Arzt besprochen.

Da diese vor allem den Magen-Darm-Bereich betrifft, können die Abwehrkräfte durch eine Menge Maßnahmen gestärkt werden, die selbst in der Hand der Patienten liegen. Hierzu gehören eine gesunde Ernährung, eine ausreichende Trinkmenge und genügend Schlaf. Wichtig ist zudem, mit sportlichen Aktivitäten nicht zu früh zu beginnen, wenn Betroffene dafür noch nicht leistungsfähig genug ist.

Oft ist der Darm durch die Medikamente, die im Rahmen der Infektion gegeben wurden, in seiner Funktion beeinträchtigt. Dies gilt insbesondere bei der Gabe von Antibiotika. Hier hilft bei der Nachsorge eine nicht belastende Ernährung, die sich aus leichter Kost zusammensetzt. Naturjoghurt eignet sich beispielsweise, eine gestörte Darmflora wiederaufzubauen.

Das können Sie selbst tun

Listeriose ist seit 2001 eine meldepflichtige Krankheit. Schon alleine deshalb sollte bei Verdacht auf eine Infektion mit Listerien unverzüglich der Arzt aufgesucht und die Symptome nicht selbst therapiert werden. Den besten Beitrag zur Selbsthilfe, den der Patient leisten kann, besteht in der Vorbeugung sowie darin, eine Wiederansteckung aus derselben Gefahrenquelle zu vermeiden.

Listeriose wird sowohl beim Menschen als auch beim Tier durch kontaminierte Nahrungs- bzw. Futtermittel ausgelöst. Da die Krankheit vom Menschen auf Tiere und umgekehrt übertragen werden kann, sollten Bauern und Tierpfleger, die Wiederkäuer betreuen, besonders vorsichtig sein. Gefährlich sind besonders Nahrungsmittel, die mit Erde verschmutzt sind. Obst und Gemüse muss deshalb immer gründlich gewaschen und von Rückständen befreit werden. Tieren darf kein mit Erde kontaminiertes Heu oder Gras verfüttert werden. Besondere Gefahrenquellen für den Menschen sind darüber hinaus bestimmte Nahrungsmittel wie Rohmilchkäse, Weichkäse, Butter und Wurst, insbesondere Salami, Teewurst und Mettwurst. Wer an Listeriose erkrankt ist, sollte den Verzehr besonders riskanter Lebensmittel einstellen und auf andere Nahrung ausweichen. Ungefährlich sind zum Beispiel gekochte Getreideprodukte wie Reis oder Nudeln. Listerien halten sich außerdem nicht auf [[Tomate]n, Äpfeln und Karotten, warum diese Obst- und Gemüsesorten bevorzugt werden sollten.

Da Listeriose besonders Personen mit geschwächtem Immunsystem betrifft, kann auch eine gesunde Lebensweise dazu beitragen, einer Erkrankung vorzubeugen oder die Heilung zu beschleunigen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004
  • Thomas, C. (Hrsg.): Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer, Stuttgart 2010

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