Colitis ulcerosa

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Colitis ulcerosa ist eine chronische Darmentzündung, die in Schüben auftreten kann. Sie beginnt zumeist im Mastdarm und breitet sich im Verlauf auf den gesamten Dickdarm aus. Typische Anzeichen sind eitrige und schleimige Durchfälle, die auch manchmal von Blut begleitet werden. Ausserdem zeigen sich starke Bauchschmerzen und Gewichtsverlust. Colitis ulcerosa sollte von einem Arzt untersucht und behandelt werden, um weitere Komplikationen auszuschliessen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Colitis ulcerosa?

Chronisch - entzündliche Darmerkrankungen und die betroffene Regionen bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn im Vergleich.

Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die den Dickdarm (Colon) befällt. Dabei entstehen Geschwüre (Ulzerationen) in der Darmschleimhaut, welche sich vom Mastdarm bis zum Übergang des Dickdarms zum Dünndarm (Ileozökalklappe) hinziehen können. An dieser Stelle, der Ileozökalklappe, endet der Befall des Darms, weil bei der Colitis ulcerosa nur der Dickdarm betroffen ist. Das steht im Gegensatz zu einer anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, dem Morbus Crohn.

Die Crohn'sche Krankheit kann den kompletten Magen-Darm-Trakt befallen, wodurch sich die Abgrenzung zur Colitis ulcerosa ergibt. Die Schübe treten bei der Colitis ulcerosa immer wieder auf und werden durch viele Faktoren (Stress, falsche Ernährung) begünstigt. Auch wenn von der Erkrankung Männer und Frauen ungefähr gleich häufig befallen werden, gibt es eine Erkrankungshäufigkeit in jüngerem Alter der Erwachsenen.

Trotz allem können schon Kleinkinder und auch ältere Menschen davon betroffen werden. Die Colitis ulcerosa kann durch ihre langdauernde Aktivität ein Auslöser für Dickdarmkrebs sein.

Ursachen

Die Ursachen für die Colitis ulcerosa liegen noch im Dunkeln. Man nimmt eine familiäre, genetische Anfälligkeit an. Dabei spielt vor allem eine Autoimmunreaktion der Darmschleimhaut auf bestimmte Stoffe eine große Rolle. Diese übersteigerte Reaktion der Schleimhaut äußert sich dann in den Geschwüren, die für die Colitis ulcerosa typisch sind.

Es wurden auch Hinweise gefunden, dass verschiedene genetische Veränderungen ein Auftreten der Erkrankung begünstigen. Es steht ein bestimmtes molekularbiologisches Protein, der so genannte NF-κB-Transkriptionsfaktor, in Verdacht permanent aktiv zu sein und somit die Colitis ulcerosa auszulösen.

Ist die Erkrankung erst einmal diagnostiziert, kann eine Lebensführung mit ungünstiger Hygiene oder anderen Umwelteinflüssen für ständiges Aufflackern (Schübe) der Erkrankung sorgen. Zu den Einflüssen zählen auch die Ernährung und die Lebensumstände, wie Stress, Sorgen und psychische Belastungen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In den meisten Fällen verläuft die Colitis ulcerosa schubweise, das heißt es wechseln sich Phasen mit starken Symptomen und symptomfreie Intervalle ab. Die Schwere der Symptome hängt davon ab, welcher Teil des Dickdarms betroffen ist und in wie weit fortgeschritten die Erkrankung bereits ist. Leitsymptom der Colitis ulcerosa sind blutig-schleimige Durchfälle.

Die Betroffenen haben in schweren Fällen bis zu Mal am Tag mit Durchfall zu kämpfen und leiden zusätzlich unter dauerhaftem Stuhldrang. Meist beginnt die Erkrankung jedoch schleichend mit wenig Symptomen und einer geringeren Anzahl an Durchfällen. Vor, während oder nach dem Stuhlgang kann es zu krampfartigen Schmerzen, insbesondere im linken Unter- und Mittelbauch kommen.

Diese krampfartigen Schmerzen werden als Tenesmen bezeichnet. Durch den Blutverlust über den Stuhl kann es im Verlauf zum Eisenmangel und zur Blutarmut, der sogenannten Anämie kommen. Während eines akuten Schubs treten häufig zusätzlich Begleitsymptome wie Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit und körperliche Schwäche auf.

Im Kindesalter können auch Wachstumsstörungen hinzukommen. Neben den Symptomen die den Darm betreffen, kann die Colitis ulcerosa seltener auch an Organen außerhalb des Darms zu Entzündungen führen. Mediziner sprechen dabei von extraintestinalen Symptomen. Hierbei können Gelenkbeschwerden, Augenentzündungen, Hautveränderungen oder Entzündungen der Gallengänge in der Leber auftreten.

Verlauf

Der Krankheitsverlauf der Colitis ulcerosa kann von häufigen Schüben und Remissionsphasen (Erholung) geprägt sein. Bei den Schüben wird unterschieden in akut, schwer (fulminant) und chronisch. Bei letzterem tritt zwar eine Besserung, aber keine wirklich beschwerdefreie Zeit (Remission) ein. Dieser chronische Verlauf tritt meist dann auf, wenn der Darm nicht mehr genügend auf die Therapie anspricht und eine Höherdosierung der Medikamente aufgrund einer Unverträglichkeit nicht (mehr) möglich ist. Das erschwert den Krankheitsverlauf der Colitis ulcerosa sehr.

Es gibt verschiedene Schweregrade der Verlaufsformen. Dabei handelt es sich um den milden Verlauf, bei dem nur die Schleimhaut geschwollen ist. Der mittlere Verlauf ist gekennzeichnet von Ulcerationen (Geschwüren) und Blutungen, die aber nicht stark sind.

Bei schwierigen Verläufen ist die Darmschleimhaut in größerer Ausbreitung entzündet und verändert sich dadurch stark. Es kann zur Entstehung von so genannten Pseudopolypen und Abszessen kommen. Die schwerste akute Verlaufsform ist der Megacolon (toxische Dickdarmerweiterung), der lebensgefährlich werden kann, weil eine Bauchfellentzündung und Darmdurchbruch drohen.

Komplikationen

Durch die häufigen Durchfälle leiden die Patienten zum Teil an massiven Wasser-, Blut- und Eiweißverlusten, wobei dadurch vor allem bei Jugendlichen Wachstumsstörungen auftreten können. Colitis ulcerosa kann sich unter Umständen auch auf die gesamte Darmwand ausbreiten. Dabei besteht die Gefahr, dass der Darm überdehnt wird und platzt.

Darüber hinaus ist es möglich, dass die Entzündung dann im ganzen Bauchraum auftritt, was als toxisches Megakolon bezeichnet wird und äußerst gefährlich ist. Ein toxisches Megakolon geht mit sehr starken Schmerzen und Blähungen einher, es besteht außerdem die Gefahr, dass Bakterien ins Blut gelangen und zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen. Als weitere Komplikationen können Blutungen auftreten, die sehr stark und lebensbedrohlich sein können.

Da die Patienten dabei sehr viel Blut verlieren können, müssen sie operiert werden oder Bluttransfusionen bekommen. Des Weiteren besteht bei Menschen, die an einer Colitis ulcerosa leiden, ein größeres Risiko an Dickdarmkrebs zu erkranken, der sich meistens etwa zehn bis 15 Jahre nach dem Auftreten der Colitis ulcerosa entwickelt. In einigen Fällen treten auch Engstellen oder Narben im Darm auf, die als Stenosen bezeichnet werden.

Darüber hinaus können sich Organe krankhaft verändern, wobei es sich hauptsächlich um Haut- und Augenerkrankungen sowie Gelenksentzündungen handelt. In seltenen Fällen kann es auch zu Gefäß-, Lungen- und Herzbeteiligung kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wie bei allen chronischen Erkrankungen ist zunächst die Diagnose durch einen Facharzt wichtig. Falls also dauerhafte Durchfälle und blutige Stühle beobachtet werden, ist der Gang zum Internisten unumgänglich. Das gilt auch, wenn Schmerzen im Unterbauch kaum noch zu ertragen sind. Steht die Diagnose fest, lässt sich die Krankheit gut behandeln. Dann liegt es einzig am Betroffenen, wie gut er damit leben kann. Strenge Diät und die Einnahme der verordneten Medikamente führen zur Minderung der Symptome.

Nicht jeder Durchfall oder blutige Stuhl bedarf einer ärztlichen Behandlung. Tritt das Symptom nur kurzfristig auf, ist der Gang zum Fachmann nicht erforderlich. Wichtig ist dann nur, dass der weitere Verlauf beobachtet wird. Auch krampfartige Bauchschmerzen sind kein zwingendes Zeichen für eine Colitis ulcerosa.

Jeder Mensch kennt sich selbst am besten und weiß die Symptome einzuschätzen. Bei Unsicherheiten oder Ängsten sollte der Gang zum Arzt aber keineswegs aufgeschoben werden. Nur er wird die korrekte Diagnose stellen und bei Bedarf eine Behandlung beginnen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie der Colitis ulcerosa kann medikamentös und chirurgisch erfolgen. Neben Mesalazin und Sulfasalazin kommt auch Kortison, entweder lokal oder systemisch, zum Einsatz. Zur Unterstützung werden Darmflora unterstützende Probiotika gegeben.

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Immunsuppressoren, TNF-Alphablocker und Biologika als neuere Therapieformen. In Einzelfällen bei schweren Schüben können Antibiotika hilfreich sein. Bei schwereren Verläufen kann eine chirurgische Entfernung des Dickdarms eine dauerhafte Linderung bringen.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der Colitis ulcerosa ist abhängig vom Krankheitsverlauf, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten sowie dem Beginn der Behandlung. Die Colitis ulcerosa hat bei über 80 Prozent der Patienten einen chronisch-rezidivierend oder chronisch intermittierenden Krankheitsverlauf.

Bei den meisten Patienten verläuft die Erkrankung daher in Schüben. Dabei kommt es zu Phasen mit und ohne Entzündungen. Zwischen den Schüben erleben die Vielzahl der Patienten eine vollständige Genesung und damit eine Heilung ihrer Schleimhäute. Einige Patienten sind bis zum nächsten Schub über mehrere Jahre vollständig beschwerdefrei.

Bei zehn Prozent der Erkrankten kommt es zu einem chronisch kontinuierlichen Krankheitsverlauf. Hier bildet sich die Entzündung nach dem Schub nicht vollständig zurück. Dennoch kann es in besonders schweren Fällen auch zu einer sehr ungünstigen Prognose kommen. In akuten Situationen tritt durch einen plötzlichen blutigen und anhaltenden Durchfall eine Lebensbedrohung auf. Das Sterberisiko steigt damit erheblich an.

Grundsätzlich steigt zudem bei Patienten einer Colitis ulcerosa das allgemeine Krebsrisiko. Je länger ein Patient bereits an der Colitis ulcerosa erkrankt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines Darmkrebses als Folgeerkrankung aus. Das lindert die Prognoseaussichten erheblich. Kommt es durch die Erkrankung zu einer Entfernung des Darms, steigt die Vulnerabilität für eine weitere Entzündungserkrankung des Darmausgangs an.


Nachsorge

Eine regelmäßige Nachsorge ist bei Colitis ulcerosa schon deswegen angeraten, weil die Betroffenen ein erhöhtes Darmkrebsrisiko haben können. Es kann außerdem zu operationsbedingten Abszessen oder erneuten Entzündungsschüben kommen. Diese müssen umgehend behandelt werden.

Bei einigen Colitis-ulcerosa-Patienten ist das Darmkrebsrisiko erhöht. Statistiken zufolge entwickeln ungefähr fünf Prozent der Menschen mit Colitis ulcerosa später Darmkrebs. Abhängig ist das Risiko, daran zu erkranken, von der Erkrankungsdauer oder den Bereichen des Darms, die chronisch entzündet sind. Es handelt sich um eine ernsthafte Erkrankung des Dickdarms, die lebenslang bestehen bleibt. Eine Colitis ulcerosa verursacht immer wieder entzündliche Schübe.

Bei jedem entzündlichen Schub des Dickdarms muss ein Arzt beurteilen, welche Maßnahmen zu treffen sind. Oftmals sind operative Maßnahmen und eine postoperative Nachsorge notwendig. Zwischen den entzündlichen Schüben kann durch Immunsuppressiva und spezielle Ernährungsmaßnahmen weitgehende Beschwerdefreiheit erreicht werden. Dennoch handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die weitreichende Folgen hat. Es können nämlich auch andere Organe von Auswirkungen einer Colitis ulcerosa betroffen sein.

Die behandelnden Mediziner müssen auch die extraintestinalen Begleiterkrankungen im Auge behalten. Diese können ebenfalls zu Komplikationen führen, die behandlungsbedürftig sind. Zu den extraintestinalen Begleiterkrankungen zu gehören offene Hautgeschwüre, Augenentzündungen oder Gallen-Probleme. Ohne regelmäßige Arztbesuche und eine fachkundige Nachsorge können die Erkrankten nicht beschwerdefrei leben.

Das können Sie selbst tun

Da bei der Ursachenforschung der chronischen Darmerkrankung noch viele ungekannte Komponenten vorhanden sind, können derzeit keine umfassenden Tipps zur Selbsthilfe gegeben werden.

Als hilfreich wird eine stressfreie Lebensführung angesehen. Ein geregelter Tagesablauf, ausreichende Ruhe- und Erholungsphasen sowie eine gesunde Ernährung stehen dabei im Mittelpunkt. Die Nahrungsaufnahme sollte vitaminreich sein. Auf Fette und schwer verdauliche Lebensmittel ist zu verzichten.

Entschlackungen können genutzt werden und der Darm sollte zwischen den Mahlzeiten genügend Pause erhalten. Bestehen emotionale oder seelische Belastungszustände, hilft es, sich ein stabiles Umfeld aufzubauen, sodass jederzeit ein Ansprechpartner vorhanden ist. Zusätzlich sollte der Betroffene in diesen Fällen keine Scheu haben, einen Therapeuten aufzusuchen.

Bewegung und sportliche Aktivitäten unterstützen das Wohlbefinden ebenso, wie eine positive Lebenseinstellung. Optimismus und Zuversicht sind förderlich, um den Organismus zu unterstützen. Bei der Einnahme von Medikamenten sollte darauf geachtet werden, dass diese Darm möglichst nicht belasten. Schadstoffe und Gifte, wie Nikotin, Alkohol oder Drogen sind zusätzlich zu vermeiden.

Auf den Genuss von Chili oder anderen scharfen Inhaltsstoffen ist ebenfalls zu verzichten. Das Lebenstempo ist den Möglichkeiten des Betroffenen anzupassen, damit unnötige Stressoren vermieden werden. Lebensumstände, die als unzufrieden oder belastend empfunden werden, sind zu überprüfen und können mit Mut sowie Zuversicht verändert oder umstrukturiert werden.

Quellen

  • Biesalski, H.-K., et al.: Ernährungsmedizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Kasper, H., Burghardt, W.: Ernährungsmedizin und Diätetik. Urban & Fischer, München 2009
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013

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