Atelektase

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Atelektase bezeichnet ein luftleeres Lungengewebe. Dabei handelt es sich um kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern eher um einen Zustand, der aus einer anderen Grunderkrankung resultiert. Das Beschwerdebild kann die komplette Lunge, in den meisten Fällen allerdings umschriebene Lungenabschnitte betreffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Atelektase?

Die Ursachen für eine angeborene Atelektase sind beispielsweise zentralnervöse Fehlfunktionen, Fehlbildungen oder ein Surfactantmangel, der bei Frühgeborenen auftreten kann.
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Bei der Atelektase sind entweder Lungenteile oder die gesamte Lunge luftentleert. Aus dem Griechischen übersetzt bedeutet der Begriff „unvollständige Ausdehnung“. Dieser Zustand betrifft insbesondere die Lungenbläschen (Alveolen). Diese haben eine sehr wichtige Funktion, da hier der Sauerstoffaustausch stattfindet. Wenn die Lungenbläschen in sich zusammenfallen, steht der entsprechende Bereich nicht mehr für den Sauerstoffaustausch zur Verfügung.

Daher ist die Atelektase ein Zustand, der ernst genommen werden muss. Die Mediziner unterscheiden dabei zwischen der primären und der angeborenen Atelektase. Die erworbene Form entsteht durch eine andere Erkrankung, während die angeborene Form ausschließlich Neugeborene beziehungsweise Frühgeborene betrifft.

Ursachen

Die Ursachen für eine angeborene Atelektase sind beispielsweise zentralnervöse Fehlfunktionen, Fehlbildungen oder ein Surfactantmangel, der bei Frühgeborenen auftreten kann. Beim Surfactant handelt es sich um ein von der Lunge produziertes Gemisch aus Wasser, Proteinen und Fetten, welches dazu dient, die Oberflächenspannung der Flüssigkeitsschicht in den Lungenbläschen herabzusetzen, damit eine Entfaltung möglich ist. Es gibt verschiedene Formen der Atelektase:

  • Bei der Kompressionsatelektase wird der kollabierte Bereich der Lunge abgedrückt und dadurch an der Entfaltung gehindert. Dies kann verschiedene Ursachen haben, beispielsweise ein Tumor, eine Verletzung der Lunge oder Brustwand, eine Eiter-, Wasser- oder Blutansammlung oder geschwollene Lymphknoten.
  • Bei einer Kontraktionsatelektase ist der Auslöser für den Belüftungsmangel eine Vernarbung der Lunge, die Folge einer Lungenerkrankung ist, beispielsweise der Tuberkulose.
  • Bei einer Mikroatelektase wurde das Lungengewebe an der entsprechenden Stelle zu schlecht durchblutet, was beispielsweise in einer Schocksituation passieren kann. Dadurch konnte es nicht genügend Surfactant bilden. Die Oberflächenspannung der Flüssigkeit zieht die Lunge in den Lungenbläschen dadurch an dieser Stelle zusammen.
  • Die Obstruktionsatelekase (Unterart der Resorptionsatelektase) entsteht, wenn ein Lungenast abgeklemmt ist und die Luft, die dahinter gefangen ist, in das Blut aufgenommen wird, beispielsweise durch einen Tumor, einen verschluckten Gegenstand oder geschwollene Lymphknoten.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einer Atelektase ist die Lungenfunktion eingeschränkt, da kein Gasaustausch mehr stattfinden kann. Dadurch sinkt im Blut der Sauerstoffgehalt. Der Körper versucht nun, diesen Zustand zu kompensieren. Er beschleunigt die Atmung und steigert die Herzfrequenz. Aufgrund des erniedrigten Sauerstoffspiegels verfärbt sich manchmal die Haut bläulich.

Die aus einer Atelektase resultierenden Symptome sind unter anderem davon abhängig, wie groß der entsprechende betroffene Lungenabschnitt ist. Eine weitere Rolle spielt, ob die Atelektase akut oder allmählich entstanden ist. Des Weiteren prägen die individuellen Ursachen das Beschwerdebild. Tritt die Atelektase plötzlich auf, beispielsweise durch verstopfte Atemwege, kommt es zu einer starken Atemnot und in manchen Fällen zu stechenden Schmerzen im Brustkorb.

Eine langsam entstehende Atelektase, bei der nur kleine Bereiche der Lunge betroffen sind, ruft lediglich milde Beschwerden hervor. Dazu gehören Kurzatmigkeit und schnelleres aus dem Atem kommen, insbesondere bei einer Anstrengung. Große kollabierte Bereiche der Lunge hingegen können zu einem Kreislaufschock führen, bei dem der Blutdruck stark absinkt und das Herz sehr schnell schlägt.

Symptome der angeborenen Atelektase zeigen sich häufig bereits kurz nach der Geburt oder in den ersten Lebensstunden. Die Haut verfärbt sich bei den betroffenen Frühchen bläulich. Sie atmen zudem schnell, wobei die Bereiche zwischen Rippen und oberhalb des Brustbeins beim Einatmen eingezogen werden und sich die Nasenflügel verstärkt bewegen.

Diagnose & Verlauf

Der Arzt stellt den Verdacht gewöhnlich bereits anhand der typischen Symptome, die auf eine Atelektase hindeuten. Meist führt auch die Grunderkrankung zur Annahme, dass eine Lungenfunktionsstörung vorliegt. Bei einem Frühchen wird grundsätzlich mit Atemproblemen gerechnet. Daher werden die Atmung, Farbe der Haut, Herzfrequenz, Muskelspannung und Reflexe des Babys unmittelbar nach der Geburt aufmerksam beobachtet.

Die noch unreife Lunge gehört zu den häufigsten Gründen für Komplikationen. Die Röntgenuntersuchung sichert die Diagnose. Dabei kann zudem der Grad der unreifen Lunge ermittelt werden. Bei einer erworbenen Atelektase gilt es, die Grunderkrankung zu erkennen. Dies geschieht durch eine Anamnese (ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen), um ihn zu den Beschwerden und bekannten Erkrankungen zu befragen. Anschließend wird die Lunge abgehört.

Liegt eine Atelektase vor, sind die Atemgeräusche abgeschwächt. Beim Abklopfen des Brustkorbs mit den Fingern wird ein gedämpftes Geräusch festgestellt. Die zusätzliche Röntgenuntersuchung sichert wieder die endgültige Diagnose. Je nach Ursache, beispielsweise ein Lungentumor, Flüssigkeits- oder Blutergüsse im Brustkorb, folgen weitere Untersuchungen wie die Untersuchung des Bluts, eine Computer- oder Magnetresonanztomografie.

Komplikationen

Eine Atelektase hat verschiedene Ursachen und kann zu verschiedenen Komplikationen führen. Zum einen kann die Atelektase in eine Entzündung der Lunge (Pneumonie) führen. Diese Entzündung kann sich in den schlimmsten Fällen über den gesamten Körper ausbreiten und so zu einer Blutvergiftung bzw einer Sepsis führen. Die Sepsis kann in einen septischen Schock ausarten.

Dabei kommt es zu einem starken Abfall des Blutdrucks kommen, was zu einer Mangelversorgung verschiedener Organe mit Blut führen. Dadurch kann es zu einem Versagen dieser Organe kommen. Anfällig sind dabei insbesondere Lunge und Niere. Des Weiteren wird das Risiko erhöht, dass sich Ödeme bilden.

Diese Wasseransammlungen in der Lunge können sich chronifizieren und es kann zu einer Narbenbildung (Fibrosierung) des Lungengewebes kommen. Die Lunge kann sich infolgedessen nicht mehr richtig ausbreiten, der Betroffene bekommt schlecht Luft und hat eine Atemnot. Die Sauerstoffversorgung des Körpers wird nicht mehr korrekt gewährleistet, es kommt zu einer sogenannten zentralen Zyanose.

Daneben werden durch die Atelektase die Lungengefäße eingeengt, was zu einer Belastung des rechten Herzens führen kann, welches als Folge geschwächt werden kann. Im Verlauf kommt es zu einer Vergrößerung des rechten Herzens (Rechtsherzhypertrophie) und eventuell zu einem Versagen des gleichen Herzens (Rechtsherzinsuffizienz). Betroffene sind in der Lebensqualität stark eingeschränkt und erleiden eine Abnahme der Leistung.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Verdacht auf eine Atelektase ist ein Grund für einen sofortigen Arztbesuch. Ob es sich um das Syndrom handelt, lässt sich anhand einer Reihe von Warnzeichen feststellen. Typische Symptome sind Atembeschwerden, stechende Schmerzen im Brustkorb und ein beschleunigter Pulsschlag. Jedes dieser Symptome sollte von einem Mediziner abgeklärt werden, um eine ernste Ursache ausschließen oder das Syndrom diagnostizieren zu können.

Ärztlicher Rat ist spätestens dann gefragt, wenn typische Symptome (Kreislaufbeschwerden, ein starkes Gefühl der Enge im Brustkorb, ein stark erhöhter Puls u.a.) auftreten. Patienten mit einer angeborenen Atelektase sollten regelmäßig Rücksprache mit ihrem Hausarzt halten. Auch hier gilt: bei ersten Symptomen eines akuten Syndrom den Notarzt kontaktieren.

Wird die Atelektase frühzeitig erkannt und behandelt, lassen sich schwere Folgen zuverlässig vermeiden. Sollten bereits Lungenschädigungen aufgetreten sein und der Patient kollabiert, müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden. Die Behandlung durch den Rettungsdienst muss umgehend erfolgen, um schwere Folgen wie eine Cor pulmonale oder eine Pneumonie der Lunge zu vermeiden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung richtet sich bei einer Atelektase in erster Linie nach den Ursachen. Das Ziel besteht darin, die Lungenfunktion wieder herzustellen und eine Versorgung des Körpers mit genügend Sauerstoff zu sichern. Bei einem Lungentumor wird meist durch eine Operation die Geschwulst entfernt. Bei einem Pneumothorax, bei dem in den Zwischenrippenspalt Luft eingedrungen ist und dadurch ein Abschnitt der Lunge in sich zusammenfällt, ist manchmal ein chirurgischer Eingriff notwendig.

Milde Formen hingegen erfordern oftmals keine Behandlung. Ist ein Fremdkörper in den Atemwegen, muss dieser entfernt werden. Bei einem Schleimpfropf erfolgt eine Absaugung. Bei der angeborenen Atelektase, die meist auf einer unzureichenden Lungenreife basiert, muss der Mangel an Surfactant ausgeglichen werden, indem das Frühgeborene die Substanz als Medikament erhält. Bei sehr ausgeprägten Atemproblemen wird das Baby künstlich beatmet.

Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Atelektase ist abhängig von der vorliegenden Grunderkrankung. Bei einem Fremdkörper in der Lunge oder in den Atemwegen besteht in den meisten Fällen eine gute Heilungsaussicht. In einem Eingriff können die Fremdkörper entfernt werden und die Atmung ist wieder unversehrt möglich. Dies ist abhängig von der Größe des Fremdkörpers und des von ihm beschädigten Gewebes.

Der Heilungsweg einer Lungenentzündung ist hingegen umfangreicher. Neben einer medikamentösen oder stationären Behandlung kann sie einen tödlichen Verlauf haben. Gelingt es nicht, den Organismus mit ausreichendem Sauerstoff zu versorgen, drohen zudem weitere Komplikationen, die sich negativ auf die Gesamtprognose ausrichten.

Herzbeschwerden können auftreten, die zu einer akuten gesundheitlichen Situation führen können. Bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall drohen dem Patienten lebenslange Beeinträchtigungen durch Lähmungen oder Funktionsstörungen. Darüber hinaus besteht auch hier die Gefahr eines frühzeitigen Ablebens. Bei anhaltenden Funktionsstörungen der Lunge kann es zu einer künstlichen Beatmung kommen.

Kann die Lungentätigkeit in dem benötigten Umfang nicht wiederhergestellt werden, kann die Heilung des Patienten nur über eine Organtransplantation erfolgen. Diese ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden und birgt einen langen Weg der Genesung. Ist er erfolgreich, muss eine Anpassung des Alltags an die veränderten Bedingungen erfolgen. Dennoch ist es möglich, viele Lebensjahre weitestgehend beschwerdefrei zu sein.


Vorbeugung

Einer erworbenen Atelektase kann nicht vorgebeugt, sondern lediglich teilweise entgegengewirkt werden. Schwangere mit dem Verdacht auf eine Frühgeburt erhalten ein Medikament, welches die Reifung der Lunge des Ungeborenen vorantreibt. Durch wehenhemmende Mittel wird zudem versucht, die Geburt hinauszuzögern.

Nachsorge

Inwieweit eine Nachsorge notwendig wird, hängt von der Grunderkrankung ab. Grundsätzlich baut sich aber selbst nach einer Heilung keine Immunität auf. Die Vielschichtigkeit der Ursachen erlaubt eine erneute Ansteckung. Treten die typischen Symptome auf, ordnen Ärzte zur Diagnose eine Röntgenaufnahme an. Auch das Abklopfen am Brustkorb kann manchmal Klarheit verschaffen.

Verursacht die Ersterkrankung Fremdkörper in der Lunge oder an den Atemwegen und wurde bei der Behandlung kein Gewebe beschädigt, entfällt die Nachsorge. Der Patient wird entlassen und muss keine weiteren Folgen fürchten. In vielen anderen Fällen kommt der Nachsorge hingegen eine große Bedeutung zu.

Dann ist die Lunge meist so umfangreich angegriffen, dass kein normaler Alltag mehr möglich ist. Schon kleine Belastungen können Betroffene kaum bewältigen. Da eine abschließende Heilung nur über eine Lungentransplantation erfolgt, werden im privaten und beruflichen Alltag Hilfen benötigt.

Die Nachsorge zielt darauf, mit allen erforderlichen Mitteln Komplikationen zu verhindern. Da die Atelektase erworben und angeboren vorliegen kann, sind die Behandlungsmethoden anzupassen. Patienten, bei denen die Ursachen nicht behoben werden, benötigen eine Dauerbehandlung. Oft kann man die Beschwerden mit der Hilfe von Medikamenten abstellen. Regelmäßige Arztbesuche werden dann notwendig.

Das können Sie selbst tun

Personen, die an einer Atelektase leiden, bedürfen einer umfassenden ärztlichen Behandlung. Meist ist eine Operation vonnöten, die von den Betroffenen durch Schonung und die Einhaltung sonstiger ärztlicher Vorgaben unterstützt werden kann.

Zudem muss sichergestellt werden, dass die Medikation optimal eingestellt ist. Vor allem bei der Gabe von Schmerzmitteln ist eine gut einstellte Medikation wichtig, um dem Patienten die Beschwerden zu nehmen und dadurch auch den Heilungsverlauf positiv zu beeinflussen. Sollten sich ungewöhnliche Symptome einstellen, muss der Arzt informiert werden.

Bei milden Formen der Alektase ist oft keine umfassende Behandlung erforderlich. Meist genügt es, den Fremdkörper aus den Atemwegen zu entfernen und die Lunge für einige Tage bis Wochen nicht zu überanstrengen. Die angeborene Alektase muss vom Kinderarzt abgeklärt werden. Die Eltern sollten das betroffene Kind gut beobachten und sicherstellen, dass es ausreichend Luft bekommt.

Bei starken Atemproblemen ist in jedem Fall eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Da dies auch für die Eltern eine erhebliche Belastung darstellt, sollte therapeutische Unterstützung eingeholt werden. Der zuständige Arzt kann oft auch den Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe herstellen. Dort können sich die Eltern mit anderen Betroffenen austauschen.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Steffen, H.-M. et al.: Internistische Differenzialdiagnostik. Schattauer, Stuttgart 2008

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