Berufsallergien (Bäckerasthma und Friseurekzem)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Berufsallergien werden ausgelöst durch berufsspezifische Allergene. Um Berufsallergien wie Bäckerasthma oder Friseurekzem zu bekämpfen, ist häufig eine Allergenmeidung notwendig.
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Was sind Berufsallergien?
Als Berufsallergien werden allergische Erkrankungen bezeichnet, die sich in der Folge einer bestimmten beruflichen Tätigkeit aufgrund von Kontakten mit berufsspezifischen Substanzen zeigen. Beispiele für solche Berufsallergien sind die Erkrankungen Bäckerasthma und Friseurekzem.
Das sogenannte Bäckerasthma ist ein allergisches Atemwegleiden, das vor allem Bäcker betrifft. Beim Friseurekzem handelt es sich um ein allergisches Hautleiden, das zu den häufigen Berufsallergien bei Friseuren zählt.
Ein Friseurekzem zeigt sich in überwiegender Zahl an den Händen von Betroffenen. Weibliche Friseure sind statistisch gesehen ca. zweimal so häufig vom Friseurekzem betroffen wie Männer. Berufsallergien können in vielen Fällen dazu führen, dass Betroffene sich beruflich anders orientieren müssen oder frühzeitig berentet werden.
Ursachen
Berufsallergien werden in der Regel hervorgerufen durch den berufsspezifisch gehäuften Kontakt mit bestimmten Arbeitsstoffen. Bei Berufsallergien kommt es aufgrund der häufigen Kontakte mit eigentlich ungiftigen Substanzen zu einer zunehmenden Sensibilisierung, aus der sich schließlich Berufsallergien entwickeln können.
Möglich ist es auch, dass bei Betroffenen bestimmte Allergien latent bereits vor ihrem Berufseinstieg vorlagen, diese aber erst aufgrund der gehäuften Substanzkontakte als Berufsallergien akut werden. Mediziner gehen außerdem davon aus, dass es eine genetisch bedingte Anfälligkeit für die Entwicklung bestimmter Berufsallergien gibt. Nicht immer ist daher eindeutig zu entscheiden, ob für Berufsallergien verantwortliche Kontaktsubstanzen wirklich die Ursache dieser Berufsallergien oder lediglich deren Auslöser sind.
Zu den spezifischen Auslösern, die zu Bäckerasthma führen können, zählen beispielsweise Mehl und Enzyme. Feiner Mehlstaub verteilt sich in Backstuben häufig in der Atemluft und kann so zu Bäckerasthma führen. Das Friseurekzem wird häufig ausgelöst durch Substanzen wie Haarshampoo, Mittel zur Haarfärbung bzw. -blondierung, Farben oder auch durch verwendete Gummihandschuhe.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
In der Regel hängen die Symptome und Beschwerden von Berufsallergien sehr stark von der genauen Allergie ab. Aus diesem Grund kann hierbei keine allgemeine Voraussage der Symptome getroffen werden. In einigen Fällen sind die Beschwerden allerdings so stark, dass sie im Endeffekt zum Tod des Betroffenen führen können. Beim Bäckerasthma leiden die Betroffenen in erster Linie an einer starken Atemnot.
Es kommt dabei zu Atembeschwerden und weiterhin zu einer dauerhaften Müdigkeit und Abgeschlagenheit des Patienten. Häufig treten dabei auch Schlafbeschwerden auf. Viele Patienten weisen auch krankhafte Atemgeräusche auf. Ein Hustenschleim tritt aus und es kommt zu einer Kurzatmigkeit, sodass auch die Belastbarkeit des Patienten erheblich verringert wird.
Viele Betroffene können durch das Bäckerasthma ihrem Beruf nicht mehr nachgehen. Beim Friseurekzem leiden die Patienten häufig auch Rötungen der Haut. Die Haut selbst ist dabei von einem Juckreiz bedeckt, welcher sich durch das Kratzen weiterhin verstärkt. Auch ein starker Ausschlag kann dabei auf der Haut auftreten und sich negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken.
Das Friseurekzem führt häufig auch zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen. Viele Patienten fühlen sich aufgrund der Beschwerden nicht mehr schön und leiden daher an Minderwertigkeitskomplexen oder an einem verringerten Selbstwertgefühl.
Diagnose & Verlauf
Um Berufsallergien wie das Bäckerasthma oder das Friseurekzem eindeutig diagnostizieren zu können, muss bei auftretenden Symptomen in der Regel zunächst ein zuständiger Facharzt aufgesucht werden; bei dem Verdacht auf Bäckerasthma kann dies beispielsweise ein Facharzt für Lungenerkrankungen sein, beim Verdacht auf ein Friseurekzem ein Hautarzt.
Der Betroffene wird durch den Arzt meist zunächst zu seiner Krankengeschichte sowie zu beruflicher Situation und Arbeitsplatz befragt. Es folgen spezifische Allergietests zur Feststellung von etwaigen Berufsallergien. Auf der Grundlage der ärztlichen Einschätzung entscheiden dann häufig Berufsgenossenschaften, ob tatsächlich Berufsallergien vorliegen.
Bäckerasthma ist in vielen Fällen nicht vollständig heilbar, wohl aber durch Meidung der allergenen Stoffe und eine angemessene Therapie deutlich zu verbessern. Ein Friseurekzem kann sich nach Meidung des Substanzkontaktes wieder zurückbilden, tritt bei erneutem Kontakt aber meist erneut auf.
Komplikationen
Eine Komplikation des Bäckerasthmas ist die unspezifische bronchiale Hyperreagibilität. Diese löst plötzliche Atembeschwerden aufgrund des Einatmens bestimmter Stoffe aus, klingt jedoch nach einigen Stunden wieder ab. Die durch die Allergie verursachte Atemwegserkrankung kann aber auch zu akuten oder chronischen Beschwerden führen.
Der Patient leidet dann unter starken Atembeschwerden, die ihn im Alltag und folglich im Beruf sehr einschränken. Bei diesem Krankheitsverlauf wird das Bäckerasthma unter Umständen sogar lebensbedrohlich: Die verringerte Sauerstoffzufuhr, beispielsweise durch starkes Anschwellen der Atemwege, kann zu einem Versagen des Herz-Kreislauf-Systems führen.
Eine Versorgung mit Medikamenten oder Sauerstoff ist dann unabdingbar. Die durch die Berufsallergie verursachten Atemwegserkrankungen führen teilweise auch zu einem erhöhten Auftreten von viralen oder bakteriellen Bronchialerkrankungen. Diese heilen auch langsamer ab als bei Patienten, die nicht am Bäckerasthma leiden.
Das Friseurexzem wird zu einer großen Belastung, wenn die Hautirritationen in kurzer zeitlicher Abfolge auftreten. Auch ein starkes Ekzem ist ein Zeichen für einen komplizierten Verlauf der Erkrankung. Medizinische Maßnahmen sind bei häufigen Rötungen, Juckreiz und Ausschlag unbedingt notwendig. Die Symptome dieser Berufsallergie klingen in diesem akuten Stadium nicht mehr eigenständig ab, sind aber behandelbar.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn es am Arbeitsplatz immer wieder zu allergischen Symptomen kommt, sollte ein Arzt konsultiert werden. Der Mediziner kann anhand eines Allergietests feststellen, ob es sich um eine typische Berufsallergie handelt und weitere Maßnahmen vorschlagen. Ein Arztbesuch empfiehlt sich spätestens dann, wenn die Beschwerden die Leistungsfähigkeit oder das Wohlbefinden beeinflussen. So sollten zum Beispiel starker Husten, eine laufende Nase oder Hautrötungen, die auf keine andere Ursache zurückzuführen sind, grundsätzlich abgeklärt werden.
Sollten sich die Symptome eindeutig auf einen bestimmten Stoff am Arbeitsplatz zurückführen lassen, ist eine sofortige Krankschreibung erforderlich. In Zusammenarbeit mit dem Arzt sollten zudem die entsprechenden Versicherungsstellen kontaktiert werden, um die finanzielle Absicherung während des beruflichen Ausfalls zu gewährleisten.
Bei akuten Asthmaanfällen und Kreislaufbeschwerden am Arbeitsplatz sollte ein Notarzt gerufen werden. Betroffene sollten die Arbeitsstelle umgehend verlassen und die Symptome medizinisch versorgen lassen, um eine Verschlechterung des Allgemeinzustands zu verhindern. In schweren Fällen müssen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes Erste-Hilfe-Maßnahmen geleistet werden.
Behandlung & Therapie
Im Zuge einer Therapie von Berufsallergien, wie dem Bäckerasthma und dem Friseurekzem, werden häufig Ansätze kombiniert, die zur Ursachenbekämpfung und zur Symptombekämpfung eingesetzt werden:
Je nach Form und Ausprägung vorliegender Kontaktallergien kann es zur Ursachenbekämpfung notwendig werden, den Kontakt zu Substanzen zu meiden, die die Berufsallergien auslösen. Zu diesem Zweck kann es gegebenenfalls wichtig sein, den individuellen Arbeitsplatz verschiedenen Schutzmaßnahmen zu unterziehen.
Eine ergänzende Symptombekämpfung kann bei Bäckerasthma und Friseurekzem durch die Gabe verschiedener Medikamente erfolgen. Um ein Friseurekzem zu therapieren, werden beispielsweise häufig Kortisonpräparate eingesetzt, die in Form von Cremes oder Puder regelmäßig auf die von einem Friseurekzem betroffenen Hautstellen aufgetragen werden.
Auch Bäckerasthma kann symptomatisch etwa behandelt werden mit einer längerfristigen Gabe von Kortison (in der Medizin auch als Glukokortikoid bezeichnet). Das Kortison wird hier beispielsweise über einen Inhalator aufgenommen, sodass die Atemwege gezielt erreicht werden können.
Aussicht & Prognose
Da Berufsallergien durch bestimmte Stoffe ausgelöst werden, mit denen Betroffene bei ihrer Arbeit zu tun haben, ist die Prognose ungünstig, wenn sie sich weiter diesen Stoffen aussetzen. Wenn ein Bäcker auf Bestandteile einer Backmischung allergisch reagiert, hilft es in der Regel nur, diese Stoffe zu meiden oder den Kontakt stark zu reduzieren, was in der Backstube kaum möglich ist.
Ähnlich verhält es sich bei Friseuren. So lange sie den Kontakt zu den allergieauslösenden Substanzen reduzieren oder ganz vermeiden, gehen auch die Beschwerden zurück. Bei beiden Berufsgruppen treten aber die Beschwerden sofort wieder auf, wenn sie wieder mit den Allergieauslösern in Berührung kommen.
Ein Bäckerasthma kann durch die Atembeschwerden lebensgefährlich sein, weil es durch die Anschwellung der Atemwege zum Herz-Kreislauf-Versagen kommen kann. In diesem Fall muss sofort Sauerstoff zugeführt werden. Zudem ist durch die Allergie die Anfälligkeit für virale oder bakterielle Bronchialinfekte höher.
Bei Friseuren kommt es beim Kontakt zu den allergieauslösenden Substanzen meistens zum Kontaktekzem an den Händen und beim Dauerkontakt gehen die Beschwerden nicht mehr zurück. Wenn es nur die Hände betrifft, kann es manchmal reichen, bei bestimmten Arbeiten wie Färben oder Dauerwellen Handschuhe zu tragen. In schlimmeren Fällen müssen beide Berufsgruppen den Beruf wechseln.
Vorbeugung
Es ist schwierig, Berufsallergien vorzubeugen. Um das Risiko von Berufsallergien einzuschränken, kann es allerdings sinnvoll sein, sich vor der Berufswahl entsprechenden Allergietests zu unterziehen, um vorliegende Allergien feststellen zu können. Wenn bereits Allergien oder eine hohe Anfälligkeit für Allergien bekannt sind, kann es zur Vermeidung von Berufsallergien empfehlenswert sein, Berufe zu meiden, bei denen es zu gehäuftem Allergenkontakt kommt.
Nachsorge
Für die Nachsorge einer Berufsallergie ist es entscheidend, den allergieauslösenden Stoff zu vermeiden. Bei Bäckerasthma und dem Friseurekzem ist es oft nicht möglich, den Arbeitsplatz so zu verändern, dass der Betroffene nicht mit den Allergenen in Kontakt kommt. In diesem Fall kommt eine berufliche Neuorientierung infrage. Dabei sucht der Allergiker sich einen anderen Beruf, absolviert eine weitere Ausbildung oder macht eine Umschulung, um später eine neue Tätigkeit ausüben zu können, bei der er nicht mit den Allergenen konfrontiert wird.
Die berufliche Rehabilitation kann von der gesetzlichen Unfallversicherung oder einem anderen Träger finanziell unterstützt werden. Sie gilt als Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben. Damit finanzielle Hilfe gewährt wird, ist in der Regel ein fachliches Gutachten erforderlich und der Allergiker muss einen entsprechenden Antrag stellen. Der Arzt, der die Berufsallergie diagnostiziert, bespricht mit dem Patienten in der Regel die konkrete Vorgehensweise.
Die Dauer der beruflichen Rehabilitation kann schwanken. Bei einigen Maßnahmen handelt es sich um verhältnismäßig kurze Kurse, die nur wenige Wochen beanspruchen, während andere Maßnahmen auf ein halbes oder ein ganzes Jahr angelegt sind. Eine völlig neue berufliche Ausbildung kann auch längere Zeit in Anspruch nehmen. Die berufliche Rehabilitation wird von anerkannten Einrichtungen durchgeführt.
Das können Sie selbst tun
Berufsallergien wie das Bäckerasthma oder das Friseurekzem können den Arbeitsalltag, aber auch das Freizeit-Leben der Betroffenen maßgeblich beeinträchtigen. Wer im Alltag immer wieder mit Berufsallergien zu kämpfen hat, sollte die Überlegung anstellen, ob nicht ein Berufswechsel sinnvoll wäre. Ist ein Wechsel nicht möglich, sollte der Allergenkontakt wenn möglich minimiert oder gänzlich verhindert werden.
Im Friseurberuf sollte das Tragen von Handschuhen zur Gewohnheit werden. Wenn ein Bäcker bei der Arbeit mit einem Mundschutz ausgestattet ist, kann er sich so vor der Staubbelastung in der Bäckerstube schützen. Wer als Bäcker arbeitet, sollte ebenso für eine Reinigung der durch aggressiven Mehlstaub belastenden Luft sorgen und in weiterer Folge für eine Staubentlastung sorgen. Die Reinigung der Luft kann mittels einer Absaugevorrichtung erfolgen, die für eine Filterung der belasteten Raumluft sorgt.
Als Vorbeugemaßnahme sollten Friseure und Friseurinnen im Vorfeld auf eine gute Pflege der Haut achten, um die Haut von vornherein besser schützen zu können und Hautprobleme zur Abheilung zu bringen. Wenn die Selbsthilfemaßnahmen im Arbeitsleben keine großen Erfolge zeigen, kann auch ein innerbetrieblicher Wechsel zu anderen Tätigkeiten in Betracht gezogen werden. So könnte der Kontakt mit den auslösenden Allergenen und die damit einhergehenden Symptome verringert werden, um die Lebensqualität des Betroffenen und seine Freude an der Tätigkeit wieder zu steigern.
Quellen
- Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
- Plewig, G. et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Heidelberg 2012
- Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie on Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013