Kontaktallergie (Kontaktdermatitis)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Kontaktallergie ist auch in der Medizin als Allergisches Kontaktekzem oder Kontaktdermatitis bekannt. Alle Begriffe meinen ein und dieselbe Erkrankung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Kontaktallergie?

Eine Kontaktallergie ruft zunächst Hautveränderungen hervor. Innerhalb von ein bis drei Tagen nach dem Kontakt mit dem Allergen färbt sich die Haut rot und schwillt an der betroffenen Stelle an.
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Eine Kontaktallergie, allergisches Kontaktekzem oder Kontaktdermatitis ist eine allergische Hautreaktion, die bei direktem Hautkontakt zu einem allergieauslösenden Stoff (Allergen) entsteht.

Typischerweise handelt es sich bei den Allergenen um Stoffe, mit denen die betroffene Person regelmäßig zu tun hat. Dies kann im privaten Bereich wie auch häufig im Berufsleben sein. Als Allergene kommen künstlich hergestellte Stoffe und natürliche Stoffe, wie Pflanzen oder Pflanzenteile in Betracht.

Die Kontaktdermatitis tritt hierbei nicht beim ersten Kontakt mit dem Allergen auf. Die Bildung der Ekzeme erfolgt als verzögerte Reaktion des Immunsystems erst einige Zeit nach dem Kontakt. In der Therapie der Kontaktdermatitis ist die Vermeidung des Kontakts mit dem auslösenden Stoff der entscheidende Faktor. Dies führt nicht selten dazu, dass der bisherige Beruf oder ein langjähriges Hobby nicht mehr ausgeübt werden kann.

Ursachen

Die Ursachen für eine Kontaktallergie finden sich in einer Überempfindlichkeit gegenüber Stoffen, die durch direkten Körperkontakt eine allergische Reaktion hervorrufen können. Dabei sind die Allergie auslösenden Stoffe bei jedem Menschen unterschiedlich.

Meist sind es jedoch Substanzen wie Aromastoffe in Make-Up oder Komsmetikartikeln, Haarfärbemittel und Gerbstoffe. Aber auch Kobaltchlorid, Nickelsulfat, Konservierungsmittel, Reinigungsmittel, Medikamente, Lösungsmittel und Weichmacher können eine Kontaktallergie auslösen.

Aber nicht nur chemische Stoffe führen bei manchen Menschen zu einer Kontaktdermatitis. Auch Pflanzen, wie Arnika und Ringelblumen können, ähnlich wie beim Heuschnupfen, zu einer allergischen Reakton führen.

Bei Frauen führt oftmals Modeschmuck mit Nickelanteilen zu einem allergischem Kontaktekzem. Diese wird dann separat als Nickelallergie näher bezeichnet. Des Weiteren leiden verschiedene Berufsgruppen unter Umständen häufiger an einer Kontaktallergie.

Kosmetikerin: Lösungsmittel, Make-Up, Kosmetikartikel, Parfüm

Friseure: Haarfärbemittel, Haarspray, Haarshampoo

Bäcker und Konditor: Überempfindlichkeit auf Mehl

Handwerker: Zement, Farben, Kunstharz, Klebstoffe, Silikon

Hausmeister oder Reinigungsfachkräfte: Putzmittel, Reinigungsflüssigkeiten, Raumsprays

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Kontaktallergie ruft zunächst Hautveränderungen hervor. Innerhalb von ein bis drei Tagen nach dem Kontakt mit dem Allergen färbt sich die Haut rot und schwillt an der betroffenen Stelle an. Meist bilden sich nässende Bläschen oder Quaddeln, die wiederum Krusten und Schuppen bilden. Begleitend dazu stellt sich ein zunehmendes Jucken und Brennen ein.

Bei längerem Kontakt mit dem Allergen kann sich ein chronisches Kontaktekzem entwickeln. Dabei bildet sich eine Hornhaut, die bei Berührung schmerzt und nach einiger Zeit aufbrechen kann. Schließlich stellt sich eine chronische Hauterkrankung ein, durch welche der Betroffene dauerhaft an Schmerzen, Juckreiz und einem starken Unwohlsein leidet.

In seltenen Fällen sind auch die Schleimhäute betroffen. Dann kommt es im Bereich der Schleimhäute zu Rötungen, Schwellungen und selten zu Geschwüren. Bei Beteiligung der Atemwege sind Atembeschwerden, Schluckbeschwerden und akute Schmerzreaktionen möglich. Gelegentlich kann eine Kontaktallergie einen Asthmaanfall herbeiführen.

Die Symptome einer Kontaktallergie können am gesamten Körper auftreten. Typischerweise sind Hände, Gesicht, Brustbereich, Nacken, Hals und Fußknöchel betroffen. Die Hautreaktionen können sich ausbreiten und mitunter große Teile der Haut betreffen. Wird die Allergie frühzeitig behandelt und das Allergen gemieden, klingen die Beschwerden normalerweise innerhalb einiger Tage ab.

Diagnose & Verlauf

Schematische Darstellung zur Anatomie der Haut sowie die Ursachen und Symptome bei allergischen Hautekzemen. Klicken, um zu vergrößern.

Die Ausbildung einer Kontaktallergie läuft in zwei Abschnitten ab. Der erste Abschnitt wird Sensibilisierungsphase genannt. In dieser Phase kommt der Körper wiederkehrend mit dem Allergen in Kontakt. Den genauen Ablauf und die beeinflussenden Faktoren sind nicht vollständig erforscht. Sicher ist jedoch, dass der Prozess der Sensibilisierung den Vorgängen bei der Abwehr von Infekten entspricht und somit bei jedem Menschen die Grundlagen hierfür vorliegen.

Im Rahmen der Sensibilisierung werden in den Lymphknoten spezielle Zellen aktiviert, welche sich fortan vermehren. In der zweiten Phase, der Auslösephase, kommt es durch erneuten Kontakt mit dem Allergen zu den entsprechenden Symptomen.

Die für die Kontaktdermatitis typischen Hautreaktionen treten hierbei im Regelfall zwei bis drei Tage nach dem erneuten Kontakt mit dem Auslöser auf. Diese zeitliche Verschiebung macht häufig die Zuordnung zu einem bestimmten Stoff schwierig.

Bei der Kontaktdermatitis bilden sich dieselben Symptome, wie bei anderen Ekzemerkrankungen. Zu Beginn der Erkrankung zeigt sich eine Rötung und Schwellung der betroffenen Hautstelle. Im weiteren Verlauf bilden sich Bläschen und Knötchen, die sogenannten Papeln. Später trocknet die Stelle ab und verschuppt.

Wird der Kontakt zu dem allergieauslösenden Stoff nicht vermieden, so kann die Kontaktallergie auch den Verlauf eines chronischen Ekzems nehmen. Hierbei wird das Hautbild gröber und es bilden sich Verhornungen, sogenannte Hyperkeratosen, und Schrunden.

Komplikationen

Bei einer Kontaktallergie kann es zu verschiedenen Reaktionen oder Beschwerden kommen. In der Regel können Komplikationen allgemein vermieden werden, wenn der Betroffene mit dem jeweiligen Stoff den Kontakt vollständig vermeidet. Dies kann allerdings das Leben des Patienten deutlich einschränken und ist auch nicht immer komplett möglich.

Aus diesem Grund wird durch die Kontaktallergie oft die Lebensqualität des Betroffenen deutlich verringert. Dabei kommt es zu einer Rötung der Haut und es treten Juckreize an verschiedenen Stellen des Körpers aus. In der Regel verstärkt sich das Jucken, wenn der Patient die jeweilige Stelle kratzt. Es kann auch zur Ausbildung von Papeln kommen, die ebenso zu einer verringerten Ästhetik führen.

In vielen Fällen kommt es aufgrund der Beschwerden zu Minderwertigkeitskomplexen oder zu einem verringerten Selbstwertgefühl. Die meisten Patienten schämen sich für die Beschwerden und nehmen daher nicht mehr aktiv am Leben teil. Durch den Verzicht auf einen bestimmten Inhaltsstoff kann es auch zu Depressionen und anderen psychischen Beschwerden kommen.

Die Kontaktallergie kann mit Hilfe von Medikamenten eingeschränkt werden. Eine vollständige Heilung ist allerdings oft nicht möglich. Bei der Behandlung kommt es nicht zu Komplikationen und die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch die Kontaktallergie nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn die typischen Symptome der Kontaktallergie die Lebensqualität einschränken, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Oft können Beschwerden vermieden werden, indem der Kontakt mit den auslösenden Stoffen vermieden wird. Ärztlicher Rat ist gefragt, wenn die Ursachen für die Kontaktallergie unbekannt sind oder wenn ungewöhnliche Symptome und Beschwerden auftreten. Vor allem Rötungen und Juckreiz sind Warnzeichen, die einer Abklärung durch den Arzt bedürfen. Ebenso Pusteln und andere Hautveränderungen sowie Atemnot, Fieber und Kreislaufbeschwerden aller Art.

Personen, die etwaige Pusteln oder Rötungen als kosmetische Makel empfinden, sollten den Hausarzt konsultieren. Weitere Ansprechpartner sind der Hautarzt oder ein Internist. Auch ein Allergologe kann hinzugezogen werden. Mit Kindern wird bei den genannten Symptomen am besten zum Kinderarzt gegangen. Starke Atemnot und ernste Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems sind ein medizinischer Notfall. Der Betroffene sollte umgehend den Notarzt rufen oder das nächste Krankenhaus aufsuchen. Bei einem Bewusstseinsverlust muss der Rettungsdienst alarmiert werden. Die Kontaktallergie wird anschließend in einem Krankenhaus behandelt und der Patient mit einem Allergiepass und Notfallmedikamenten ausgestattet.

Behandlung & Therapie

Eine Kontaktallergie wird bei akutem Auftreten in der Regel mit glucocorticoidhaltigen Salben behandelt. Alternativ kann auch eine UV-Therapie Linderung verschaffen. Diese wird zumeist dann eingesetzt, wenn es bei dem Patienten andere Erkrankungen gibt, die die Anwendung von Glucocorticoiden unmöglich macht.

Die Behandlung der Kontaktdermatitis ist nur dann erfolgversprechend, wenn gleichzeitig auch der allergieauslösende Stoff gemieden wird. Das Wichtigste in der Therapie einer Kontaktdermatitis ist es daher, ihren Auslöser zu finden. In einigen Fällen zeigt sich auch nach einiger Zeit trotz Behandlung und Vermeidung des Kontakts zu dem Allergen, das als Ursache vermutet wird keine Besserung des Ekzems.

Der Pricktest ist ein Allergietest, um z.B. allergische Reaktion gegenüber Pollen oder Tierhaaren zu prüfen. Hierbei werden mögliche allergische Substanzen auf die Haut aufgetropft und diese anschließend mit einer Lanzette leicht angestochen. Nach 20 Minuten werden die Hautrötung und die Quaddelgröße beurteilt.

Es muss dann davon ausgegangen werden, dass es noch weitere Stoffe gibt, die die Allergie auslösen. In diesem Fall muss untersucht werden, um welche weiteren Stoffe es sich handeln könnte. Bei immer wiederkehrenden Kontaktallergien kann die Ursache eine mangelnde Vermeidung des Kontakts zum Allergen sein. Im Einzelfall ist es häufig schwierig das Allergen zu meiden, wenn der Umgang damit zum Beispiel aus beruflichen oder privaten Gründen beinahe täglich erforderlich ist.

Es ist auch möglich, dass die Beschwerden nicht auf eine reine Kontaktallergie zurück zu führen sind. Manchmal treten die Kontaktallergie und andere allergische Reaktionen oder andere Formen von Ekzemen zeitgleich auf, was die Diagnosestellung und Behandlung erschwert.


Aussicht & Prognose

Die Aussichten, bei einer Kontaktallergie (Kontaktdermatitis) eine vollständige Heilung zu finden, sind unterschiedlich gut. Heilungsaussichten können vorliegen, wenn die Ursache der Kontaktallergie festgestellt werden kann. Ist das der Fall, kann eine fachgerechte Behandlung erfolgen. In deren Verlauf muss es das Bemühen sein, die Verursacher der Kontaktdermatitis zu meiden oder eliminieren. Das ist oft nicht, oder nur bedingt möglich.

In den meisten Fällen besteht eine Kontaktdermatose ein Leben lang. Durch Gaben von Kortikoiden kann das Ekzem in Schach gehalten werden. Bei chronischen Kontaktallergien können Bestrahlungen mit UV-Licht hilfreich sein. Vor allem an den Händen kann das eine Besserung einleiten. Da jedoch bei einer Kontaktdermatitis das Immunsystem involviert ist, ist die Prognose meist nicht so positiv. Der Kontakt zum Allergen kann oft nicht komplett gemieden werden.

Die Heilungsaussichten sind von mehreren Parametern abhängig. Kann die auslösende Substanz vollständig aus dem Leben gehalten werden, ist die Abheilung der Kontaktdermatitis möglich. Eine Kontaktallergie ist von der Anwesenheit des Allergens abhängig. Bei beruflich bedingten Kontaktdermatosen kann ein Berufswechsel angeraten oder zwingend notwendig sein.

Bei milden Allergiebeschwerden können Kortison-Salben genügen. Bei heftigen und chronifizierten Hautdermatosen kann die angegriffene Haut jedoch anfälliger für Bakterien- oder Pilzbefall werden. Sie ist deutlich öfter von Infektionen betroffen als gesunde Haut.

Vorbeugung

Eine Vorbeugung gegen die Ausbildung von Kontaktallergien ist nach derzeitigem Stand der Forschung nicht möglich. Es ist nie absehbar, welche Person auf welchen Stoff mit der Entstehung einer Kontaktdermatitis reagiert.

Wer zu Allergien neigt sollte versuchen, seine Haut durch Schutzhandschuhe und Kleidung zu schützen, insbesondere beim Umgang mit Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln.

Außerdem ist die Verwendung von pH-neutralen Produkten empfehlenswert. Viele allergenreiche Produkte aus dem täglichen Leben, wie Seifen, Deodorants und Weichspüler kann man durch andere Produkte ersetzen. Ganz ausschließen lässt sich jedoch die Entstehung einer Kontaktallergie nicht.

Nachsorge

Der behandelnde Arzt informiert Erkrankte über zielführende Verhaltensweisen im Rahmen der Erstdiagnose. Darüber hinaus tritt er aber nur bei akuten Problemen auf. Der Patient trägt für eine Beschwerdefreiheit ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Planmäßige Nachuntersuchungen, wie man sie von Tumorerkrankungen kennt, sind selten und hängen mit immer wiederkehrenden, schweren Beschwerden zusammen.

Besonders anfangs kann es sich als zeitaufwändig erweisen, alle Auslöser korrekt zu bestimmen. Komplikationen liegen dann vor, wenn die Haut über längere Zeit angegriffen ist. Oft hilft dann nur eine akute Behandlung mit Antibiotika. Zur Alltagsunterstützung zählt besonders die Wissensvermittlung. Der Betroffene erfährt, wie er sich bei einer allergischen Reaktion verhalten muss.

Salben und Tabletten sollten auf Vorrat vorliegen. Die Beschwerden lassen sich am besten vermeiden, indem sie erst gar nicht auftreten. Dazu muss der Patient die typischen Auslöser umgehen beziehungsweise aus seiner Umgebung entfernen. Hilfsmittel wie Handschuhe und Kleidung verhindern Infektionen. Für den Erfolg der Maßnahmen ist das Handeln des Patienten maßgeblich.

Das können Sie selbst tun

Die beste Form der Selbsthilfe besteht bei einer Kontaktallergie darin, das Allergen zu identifizieren und soweit als irgend möglich zu meiden. Wenn sich die Suche nach dem Auslöser schwierig gestaltet, kann ein Allergietagebuch weiterhelfen. In diesem Tagebuch hält der Betroffene seine Tätigkeiten und die beobachteten Symptome fest. Die Aufzeichnungen müssen mehrere Wochen geführt werden und lassen dann oftmals statistische Zusammenhänge zwischen einer bestimmten Verrichtung und einer allergischen Reaktion erkennen. Diese Auswertungen helfen dem behandelnden Arzt dabei, das mögliche Allergen einzugrenzen.

Verbreitet sind allergische Reaktionen auf Duft- und andere Hilfsstoffe in Kosmetikprodukten und Haushaltsreinigern. In diesem Fall sollten nur noch Pflegeprodukte verwendet werden, die als "hypoallergen" gekennzeichnet sind. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot sowohl an Pflegeprodukten als auch an dekorativer Kosmetika, die unter Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Allergikern formuliert worden sind. Bei einer Allergie auf Reinigungsmittel reicht es meist schon, bei der Verrichtung von Hausarbeiten Handschuhe zu tragen.

Sofern sich aufgrund einer Kontaktallergie die Gefahr abzeichnet, dass der gegenwärtige Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann, ist es äußerst wichtig, dass sich der Patient nicht nur medizinisch, sondern auch juristisch beraten lässt. Ein Betroffener sollte zeitnah seine Gewerkschaft oder einen Fachanwalt für Sozialrecht kontaktieren. In größeren Städten bieten karitative Einrichtungen oftmals eine kostenlose Rechtsberatung für Menschen in solchen Situationen an.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Plewig, G. et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Heidelberg 2012
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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