Darm

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Darm

Der Darm ist ein großes und wichtiges Organ des Verdauungstrakts. Im Zusammenspiel mit dem Magen leistet er die Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen sowie das Aufbewahren und Ausscheiden der Nahrungsreste. Darüber hinaus spielt der Darm im Immunsystem eine bedeutende Rolle.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Darm?

Schmatische Darstellung zu den Arten von Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Divertikulitis, Divertikulose & Darmpolypen. Klicken, um zu vergrößern.

Der Darm ist ein längliches Hohlorgan des Magen-Darm-Traktes. Er erstreckt sich vom Magenpförtner (Pylorus) bis zum After (Anus). Dabei beträgt seine Gesamtlänge ca. 8 m.

Der Darm wird nach funktionellen und anatomischen Gesichtspunkten in mehrere Abschnitte unterteilt: Nach der Magenpassage gelangt die Nahrung zunächst in den Dünndarm, bestehend aus Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und Krummdarm (Ileum).

Dem Krummdarm schließt sich der Dickdarm an, bestehend aus dem "echten" Blinddarm (Caecum) mit dem Wurmfortsatz (Appendix vermiformis; umgangssprachlich "Blinddarm“), dem Grimmdarm (Colon) und dem Mastdarm (Rectum).

Anatomie & Aufbau

Der Darm ist im Wesentlichen ein mit Schleimhaut ausgekleideter muskulöser Schlauch. Sein Wandaufbau ist dreischichtig: Innen befindet sich eine Schleimhaut (Mukosa), deren Gestalt in den einzelnen Darmabschnitten erheblich variiert.

Die mittlere Schicht ist die Tunica muscularis, die sich wiederum aus einer inneren Ringmuskel- und einer äußeren Längsmuskelschicht zusammensetzt. Nach außen wird der Darm von einer häutigen Tunica serosa oder einer bindegewebigen Tunica adventitia abgeschlossen. Die Darmschleimhaut weist im Dünndarm eine erhebliche Oberflächenvergrößerung auf:

Sie ist nicht nur in Falten gelegt, sondern zu insgesamt etwa 4 Millionen Darmzotten ausgestülpt. Diese Darmzotten sind zusätzlich von einem Bürstensaum aus Mikrovilli überzogen. So erreicht die Darmschleimhaut eine Gesamtoberfläche von ca. 500 Quadratmetern.

Funktionen & Aufgaben

Die unterschiedlichen Abschnitte des Darms erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Für die Nährstoffabsorption ist hauptsächlich der Dünndarm verantwortlich. Vor der Resorption muss im Dünndarms eine enzymatische Spaltung der Nährstoffe erfolgen:

Für Kohlenhydrate haben die Saumzellen der Darmschleimhaut selbst die passenden Enzyme parat. Für die Eiweiß- und Fettverdauung braucht der Dünndarm die Unterstützung der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase, deren Sekrete in den Zwölffingerdarm einmünden. Auch Salze, Vitamine und Wasser werden im Dünndarm absorbiert. Die Darmzotten sind gut durchblutet, sodass die gewonnenen Nährstoffe mit dem Blut abtransportiert werden können. Im Dickdarm werden überwiegend nur noch Mineralstoffe und Wasser resorbiert.

Der Mastdarm leistet schließlich die Speicherung des Kots bis zur nächsten Entleerung. Jenseits der Nährstoffabsorption ist der Darm für das Immunsystem von großer Bedeutung: Die Darmflora weist nicht nur eine physiologische Bakterienbesiedlung auf, sondern wird durch die Nahrung täglich mit unzähligen Krankheitserregern konfrontiert. Der Darm erfüllt somit eine wichtige Barriere- und Schutzfunktion. Für die Immunabwehr verteilen sich Lymphozyten diffus oder in Verbänden als Lymphfollikel über den gesamten Darm. Sie werden als GALT ("gut associated lymphoid tissue") zusammengefasst.

Insgesamt befinden sich etwa 75% aller Antikörper produzierenden Zellen im Darm. Die Muskelschicht des Darms ermöglicht die Darmperistaltik, die für das Zerkleinern und Vorantreiben der Nahrung entscheidend ist. Darmperistaltik und Drüsensekretion werden durch das riesige Darmnervensystem (Enterisches Nervensystem, kurz: ENS) reguliert. Das ENS ist Teil des vegetativen Nervensystems, besitzt etwa 4-mal mehr Nervenzellen als das Rückenmark und trägt den Spitznamen "Bauchhirn".

Krankheiten

Zu den häufigsten Darmerkrankungen zählen Darminfektionen, die sich typischerweise in Durchfall, Erbrechen, Blähungen oder Bauchschmerzen äußern. Betrifft eine Infektion den Wurmfortsatz, kann eine operative Entfernung notwendig werden. Sind bestimmte Enzyme im Darm defekt oder ungenügend vorhanden, kommt es zu Nahrungsmittel-Intoleranzen, z. B. der weit verbreiteten Laktoseintoleranz.

Unerkannt können diese Unverträglichkeiten genauso wie bakterielle Fehlbesiedlungen ein Reizdarmsyndrom hervorrufen. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Darmkrebs stellt in Deutschland die zweithäufigste bösartige Tumorerkrankung dar. Fast 90% aller Darmkrebsfälle sind aus Drüsen hervorgehende Adenokarzinome des Dickdarms.

Als Vorstufe des Darmkrebses gelten Polypen - gutartige Wucherungen, die zu bösartigen Tumoren entarten können. Besonders gefährlich sind außerdem Darminfarkte, da sie häufig zu spät erkannt werden und Darmgewebe schnell abstirbt. Insgesamt existiert noch eine Vielzahl weiterer Darmstörungen. Erstsymptome für eine Erkrankung des Darms sind meist Stuhlveränderungen und/ oder Schmerzen.


10 Dinge, die Sie über den Darm wissen sollten

Welche Funktion hat der Darm im Körper?

Der Darm ist ein zentraler Bestandteil des Verdauungssystems und verantwortlich für die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser aus der Nahrung. Er verarbeitet die Nahrung, zersetzt sie in kleinste Bestandteile und gibt die Nährstoffe in den Blutkreislauf ab, um den Körper zu versorgen.

Was ist die Darmflora und warum ist sie wichtig?

Die Darmflora, auch Mikrobiom genannt, besteht aus Billionen von Mikroorganismen, die im Darm leben. Diese Bakterien und andere Mikroben spielen eine wichtige Rolle bei der Verdauung, der Immunabwehr und der Produktion wichtiger Vitamine. Ein gesundes Mikrobiom schützt vor schädlichen Keimen und Entzündungen.

Wie beeinflusst der Darm das Immunsystem?

Rund 70% des Immunsystems befinden sich im Darm. Die dort lebenden Bakterien trainieren das Immunsystem, schädliche Eindringlinge zu erkennen und abzuwehren. Ein gesunder Darm kann so das Risiko von Infektionen und chronischen Entzündungen senken.

Kann die Psyche durch den Darm beeinflusst werden?

Ja, der Darm und das Gehirn sind über die sogenannte Darm-Hirn-Achse miteinander verbunden. Studien zeigen, dass das Mikrobiom die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin beeinflusst. Ein Ungleichgewicht im Darm kann daher zu Stimmungsschwankungen und sogar zu Angststörungen beitragen.

Welche Symptome weisen auf Darmprobleme hin?

Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall können auf Darmprobleme hinweisen. Auch Müdigkeit, Hautprobleme und ein geschwächtes Immunsystem können Anzeichen eines unausgeglichenen Darms sein.

Wie wichtig ist die Ernährung für die Darmgesundheit?

Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fermentierten Lebensmitteln unterstützt das Mikrobiom und die Verdauung. Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel können dagegen die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und Entzündungen fördern.

Kann Stress den Darm beeinträchtigen?

Stress wirkt sich stark auf den Darm aus und kann die Beweglichkeit und Durchblutung beeinträchtigen. Chronischer Stress kann zu Reizdarmsyndrom und anderen Beschwerden führen, da das Mikrobiom empfindlich auf Stress reagiert.

Wie können Probiotika die Darmgesundheit fördern?

Probiotika sind lebende Bakterien, die helfen können, das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen. Sie können Verdauungsprobleme lindern und das Immunsystem stärken, insbesondere nach Antibiotikatherapien, die das Mikrobiom belasten.

Welche Rolle spielt der Darm bei der Entgiftung?

Der Darm ist ein wichtiges Entgiftungsorgan. Er filtert schädliche Substanzen und leitet sie mit den Ausscheidungen aus. Eine gesunde Darmfunktion ist daher entscheidend, um Toxine und Abfallstoffe effektiv aus dem Körper zu entfernen.

Warum ist regelmäßige Bewegung wichtig für den Darm?

Bewegung regt die Darmperistaltik an und fördert eine gute Verdauung. Sport kann Verstopfung vorbeugen und die Darmgesundheit unterstützen, indem er die Durchblutung verbessert und die Stressbelastung reduziert, was wiederum dem Mikrobiom zugutekommt.

10 Tipps für einen gesunden Darm

Ballaststoffreiche Ernährung

Eine ballaststoffreiche Ernährung ist essenziell für die Darmgesundheit. Ballaststoffe aus Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten fördern die Darmbewegung und unterstützen das Wachstum gesunder Darmbakterien. Sie sorgen für eine regelmäßige Verdauung und helfen, Verstopfung vorzubeugen.

Fermentierte Lebensmittel essen

Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut, Kimchi und Kefir enthalten natürliche Probiotika, die das Gleichgewicht der Darmflora fördern. Die darin enthaltenen „guten“ Bakterien helfen, die Darmflora zu stärken und die Abwehrkräfte zu unterstützen.

Ausreichend Wasser trinken

Eine gute Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für die Verdauung, da sie den Stuhl aufweicht und die Passage durch den Darm erleichtert. Mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Tag helfen dabei, die Darmfunktion optimal zu unterstützen und Verstopfung zu vermeiden.

Zucker und verarbeitete Lebensmittel reduzieren

Stark verarbeitete Lebensmittel und Zucker können die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und die Vermehrung schädlicher Bakterien fördern. Sie sollten möglichst vermieden werden, um Entzündungen im Darm vorzubeugen und die Verdauung zu schonen.

Stressmanagement praktizieren

Stress beeinflusst den Darm negativ und kann Verdauungsbeschwerden auslösen. Stressbewältigungstechniken wie Yoga, Meditation und Achtsamkeit helfen, die Darmgesundheit zu schützen, indem sie das vegetative Nervensystem beruhigen und die Stressbelastung mindern.

Regelmäßige Bewegung

Bewegung fördert die Darmperistaltik, also die Muskelbewegungen, die den Stuhl durch den Darm befördern. Sportarten wie Spazierengehen, Laufen oder Radfahren regen die Verdauung an und beugen Verstopfung vor. Bereits moderate Bewegung unterstützt eine gesunde Darmfunktion.

Schlafqualität verbessern

Guter Schlaf ist entscheidend für die Regeneration des Darms und das Gleichgewicht der Darmflora. Schlafmangel kann die Darmflora stören und das Risiko für Verdauungsprobleme erhöhen. Regelmäßige Schlafgewohnheiten und eine ausreichende Schlafdauer fördern daher die Darmgesundheit.

Antibiotika nur bei Bedarf einnehmen

Antibiotika können die Darmflora empfindlich stören, da sie sowohl schädliche als auch nützliche Bakterien abtöten. Sie sollten daher nur bei medizinischer Notwendigkeit eingenommen werden. Nach einer Antibiotikakur kann die Einnahme von Probiotika helfen, die Darmflora zu regenerieren.

Probiotika und Präbiotika einbauen

Probiotika (lebende Bakterien) und Präbiotika (Ballaststoffe, die das Wachstum der Bakterien fördern) stärken die Darmflora. Präbiotika wie Inulin aus Chicorée oder Knoblauch bieten den Bakterien im Darm eine ideale Nahrungsgrundlage, was deren Gesundheit unterstützt.

Auf den Körper hören

Jeder Mensch reagiert anders auf bestimmte Lebensmittel und Gewohnheiten. Es ist daher wichtig, auf die eigenen Verdauungssignale zu achten und bei Beschwerden wie Blähungen oder Bauchschmerzen Anpassungen vorzunehmen. Ein bewusster Umgang mit Ernährung und Lebensstil hilft, die Darmgesundheit individuell zu fördern.

Typische & häufige Erkrankungen

Darm-Hirn-Achse: Wie der Darm das Gehirn beeinflusst

Die Darm-Hirn-Achse ist die enge, bidirektionale Verbindung zwischen dem Darm und dem Gehirn, die durch ein komplexes Netzwerk von Nerven, Hormonen und Signalstoffen entsteht. Diese „Kommunikationsachse“ ist von zentraler Bedeutung für die Gesundheit, da sie zeigt, wie eng die Verdauung und die Psyche verknüpft sind. Der Darm und das Gehirn stehen in ständigem Austausch – und der Zustand des einen beeinflusst unmittelbar das Wohlbefinden des anderen.

Eine zentrale Rolle in der Darm-Hirn-Achse spielt das enterische Nervensystem, oft auch „Bauchhirn“ genannt. Dieses autonome Nervensystem umfasst Millionen von Nervenzellen, die den Darm steuern und Informationen über den Verdauungszustand direkt ans Gehirn weiterleiten. Durch diesen intensiven Austausch kann der Darm sogar Stimmungen und Emotionen beeinflussen. Man schätzt, dass etwa 90 Prozent des „Glückshormons“ Serotonin im Darm produziert wird. Ist der Darm gesund, wird auch ausreichend Serotonin ausgeschüttet, was die Stimmung und das emotionale Wohlbefinden unterstützt.

Das Mikrobiom, also die Vielzahl von Mikroorganismen im Darm, beeinflusst ebenfalls die Kommunikation mit dem Gehirn. Darmbakterien produzieren verschiedene Substanzen, darunter Neurotransmitter wie GABA, Dopamin und Serotonin, die direkt auf die Hirnaktivität wirken können. Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom – etwa durch schlechte Ernährung, Stress oder Antibiotika – kann die Darmflora negativ beeinflussen und die Produktion dieser Neurotransmitter verringern. Dies führt möglicherweise zu Stimmungsschwankungen, Angstzuständen oder sogar Depressionen.

Ein ungesunder Darm kann auch die sogenannte Darm-Hirn-Schranke schwächen, die eine Schutzbarriere für das Gehirn darstellt. Chronische Entzündungen im Darm können das Immunsystem aktivieren und entzündliche Signalstoffe in den Blutkreislauf freisetzen, die bis ins Gehirn gelangen und dort Entzündungsprozesse auslösen können. Diese Entzündungen stehen im Verdacht, die Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer zu begünstigen und die psychische Gesundheit negativ zu beeinflussen.

Die Erforschung der Darm-Hirn-Achse hat wichtige gesundheitliche Implikationen. Maßnahmen wie eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung, Stressbewältigung und die Einnahme von Probiotika können helfen, das Mikrobiom in Balance zu halten und damit das seelische Wohlbefinden zu fördern. Da der Darm direkt auf das zentrale Nervensystem wirkt, unterstützt seine Pflege auch die mentale Gesundheit und Resilienz. Die Darm-Hirn-Achse zeigt, dass der Darm mehr als ein Verdauungsorgan ist – er ist ein zentraler Bestandteil unseres emotionalen und psychischen Wohlbefindens und verdient entsprechende Beachtung in der Gesundheitsvorsorge.

Darm und Immunsystem: Die unsichtbare Verteidigung

Der Darm spielt eine zentrale Rolle im Immunsystem und ist eines der wichtigsten Verteidigungssysteme des Körpers. Rund 70 Prozent aller Immunzellen befinden sich im Darm. Er bildet damit eine erste Barriere gegen schädliche Mikroorganismen und verhindert, dass Krankheitserreger und Giftstoffe in den Blutkreislauf gelangen. Diese komplexe Immunabwehr funktioniert durch ein Zusammenspiel von Darmzellen, nützlichen Bakterien und spezialisierten Immunzellen, die im Darm ansässig sind.

Die Darmflora, also das Mikrobiom, unterstützt die Immunabwehr entscheidend. Nützliche Darmbakterien besiedeln die Darmschleimhaut und schützen sie vor schädlichen Mikroben, indem sie ihnen den Platz zum Andocken nehmen. Die „guten“ Bakterien produzieren zudem Stoffe, die die Darmschleimhaut stärken und verhindern, dass Krankheitserreger durch die Darmwand in den Körper eindringen. Eine ausgewogene Darmflora wirkt wie ein Schutzschild gegen Infektionen und Entzündungen.

Eine besondere Funktion des Darms im Immunsystem ist seine Fähigkeit zur Immunmodulation. Die im Darm befindlichen Immunzellen erkennen Krankheitserreger und können eine gezielte Immunantwort einleiten, wenn der Körper bedroht wird. Gleichzeitig müssen sie in der Lage sein, zwischen schädlichen und nützlichen Mikroorganismen zu unterscheiden, um die Darmflora zu schonen. Diese Fähigkeit zur Feinabstimmung schützt vor übermäßigen Entzündungsreaktionen, die zu Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa führen könnten.

Ein gesundes Mikrobiom kann das Immunsystem insgesamt stärken und die Anfälligkeit für Infektionen reduzieren. Antibiotikatherapien, ungesunde Ernährung oder chronischer Stress können die Balance der Darmflora jedoch stören und das Immunsystem schwächen. In solchen Fällen kann es zu einem sogenannten „Leaky Gut“-Syndrom kommen, bei dem die Darmschleimhaut durchlässig wird und Schadstoffe ins Blut gelangen. Diese Stoffe lösen Entzündungen im Körper aus und können das Immunsystem überreizen, was zu chronischen Erkrankungen und Allergien führen kann.

Um die Darmgesundheit und damit das Immunsystem zu stärken, sind eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf übermäßige Antibiotikagaben entscheidend. Fermentierte Lebensmittel und Probiotika können helfen, eine geschädigte Darmflora wieder aufzubauen und die natürliche Barrierefunktion zu unterstützen. Ballaststoffe aus Gemüse, Obst und Vollkornprodukten dienen als Nahrung für die nützlichen Bakterien und fördern deren Wachstum. Die Pflege der Darmgesundheit ist daher nicht nur wichtig für die Verdauung, sondern auch für die allgemeine Immunabwehr und den Schutz vor Krankheiten. Der Darm stellt eine unsichtbare, aber essenzielle Barriere dar, die die Gesundheit des gesamten Körpers unterstützt und bewahrt.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007

Das könnte Sie auch interessieren