Thrombozyten
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Thrombozyten, auch genannt Blutplättchen, zählen zu den zellulären Blutbestandteilen und spielen eine wichtige Rolle im Rahmen der Blutgerinnung und somit der Blutstillung. Eine geringe Anzahl an Thrombozyten im Blut hat eine gesteigerte Blutungsneigung zur Folge, hingegen erhöht eine vermehrte Anzahl das Risiko von Gerinnselbildungen in den Gefäßen. Die körpereigene Thromboyztenanzahl kann anhand einer einfachen Blutuntersuchung bestimmt werden.
Was sind Thrombozyten?
Neben den Erythrozyten und den Leukozyten, gehören die Thrombozyten zum zellulären Bestandteil des Blutes. Die flachen, eingedellten, kernlosen Scheiben werden im Knochenmark gebildet.
Ihr Name leitet sich vom Altgriechischen ab und bedeutet entprechend der Thrombozytenform „Gefäß“/„Höhlung“. Die Bildung der Thrombozyten erfolgt durch Abschnürung von sogenannten Megakaryoblasten (auch bekannt als Knochenmarkriesenzellen). Jedes einzelne Blutplättchen unterteilt sich in einen hellen Außenbereich und in ein gut färbbares Zentrum. In diesem Zentrum des Thrombozyt befinden sich Gerinnungsfaktoren und Zellorganellen (Zellstrukturen).
Nach ihrer durchschnittlichen Lebensdauer von etwa 10 Tagen, werden sie in der Milz und Leber abgebaut. Thrombozyten stellen die kleinsten Zellen des menschlichen Körper dar. Ihre Größe beträgt nur etwa 1-4µm – sie sind deshalb nur im Lichtmikroskop erkennbar.
Wofür braucht der Körper Thrombozyten?
Thrombozyten, auch als Blutplättchen bekannt, sind kleine, scheibenförmige Zellen, die im Knochenmark gebildet werden und eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung spielen. Sie sind entscheidend dafür, dass Blutungen gestoppt werden können, wenn Blutgefäße verletzt werden. Sobald eine Verletzung auftritt, strömen Thrombozyten schnell zur Verletzungsstelle und beginnen, sich an die Gefäßwand zu heften. Dieser Vorgang, die sogenannte Thrombozytenadhäsion, ist der erste Schritt in der Bildung eines Blutgerinnsels, das die Blutung stoppt.
Nach der Adhäsion setzen die Thrombozyten verschiedene Substanzen frei, die andere Thrombozyten anziehen und aktivieren. Diese aktivierten Thrombozyten verklumpen und bilden einen Pfropf, der die verletzte Stelle abdichtet. Gleichzeitig setzen sie Gerinnungsfaktoren frei, die eine komplexe Kaskade von Reaktionen in Gang setzen, die zur Bildung eines stabilen Fibrin-Netzwerks führt, das das Blutgerinnsel verstärkt und festigt.
Ohne ausreichend funktionierende Thrombozyten wäre der Körper nicht in der Lage, Blutungen effektiv zu stoppen, was zu gefährlichen Blutungen, auch bei kleineren Verletzungen, führen könnte. Darüber hinaus spielen Thrombozyten auch eine Rolle bei der Heilung von Wunden und der Aufrechterhaltung der Integrität der Gefäßwände, was sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Kreislaufsystems macht.
Wie hoch sind normale Referenzwerte
Die Referenzwerte für Thrombozyten im Blut, auch als Blutplättchen bekannt, sind ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des Blutgerinnungssystems. Im Allgemeinen liegt der normale Referenzbereich für Thrombozyten bei Erwachsenen zwischen 150.000 und 450.000 Thrombozyten pro Mikroliter (µl) Blut. Diese Werte können jedoch leicht variieren, abhängig vom Labor und den verwendeten Messmethoden.
Eine Thrombozytenzahl unterhalb des Normalbereichs wird als Thrombozytopenie bezeichnet. Ursachen können eine verminderte Produktion von Thrombozyten im Knochenmark, eine erhöhte Zerstörung der Thrombozyten oder ein verstärkter Verbrauch, wie bei bestimmten Autoimmunerkrankungen, Infektionen oder Blutungen. Thrombozytopenie kann zu einem erhöhten Risiko für Blutungen führen, da das Blut nicht mehr so effektiv gerinnen kann.
Eine Thrombozytenzahl oberhalb des Normalbereichs wird als Thrombozytose bezeichnet. Diese kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Entzündungen, Infektionen oder bestimmte Krebsarten wie das essentielle Thrombozythämie. Eine Thrombozytose erhöht das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen), die in schweren Fällen zu Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können.
Regelmäßige Blutuntersuchungen, einschließlich der Messung der Thrombozytenzahl, sind wichtig, um Abweichungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Können zu viele Thrombozyten schaden?
Ja, zu viele Thrombozyten, ein Zustand der als Thrombozytose bezeichnet wird, können dem Körper schaden. Eine erhöhte Anzahl von Thrombozyten kann dazu führen, dass das Blut leichter gerinnt, was das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) erhöht. Diese Gerinnsel können sich in den Blutgefäßen bilden und den Blutfluss blockieren, was schwerwiegende Komplikationen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Lungenembolien zur Folge haben kann.
Es gibt zwei Hauptformen der Thrombozytose: Primäre (essentielle) Thrombozytose und sekundäre Thrombozytose. Bei der primären Thrombozytose handelt es sich um eine seltene myeloproliferative Erkrankung, bei der das Knochenmark übermäßig viele Thrombozyten produziert. Dieser Zustand kann zu einem unkontrollierten Wachstum von Thrombozyten führen, was das Risiko für ernsthafte Blutgerinnungsstörungen erhöht.
Die sekundäre Thrombozytose hingegen ist häufiger und tritt als Reaktion auf andere Erkrankungen oder Zustände auf, wie Entzündungen, Infektionen, Blutverlust oder Krebs. In diesem Fall steigt die Thrombozytenzahl als Teil der körpereigenen Abwehrreaktion an.
Zu viele Thrombozyten können auch paradoxerweise zu Blutungsproblemen führen. Bei sehr hohen Thrombozytenwerten kann es zu einer Dysfunktion der Thrombozyten kommen, was die Gerinnungsfähigkeit beeinträchtigt und das Risiko für Blutungen erhöht. Daher ist es wichtig, die Ursache für eine Thrombozytose zu identifizieren und gegebenenfalls eine gezielte Behandlung einzuleiten, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
Blutwerte, Blutuntersuchung & Thrombozyten messen
Bei gesunden, erwachsenen Frauen und Männern finden sich etwa 150.000-350.000 Blutplättchen pro µl Blut. Die Bestimmung der Thrombozytenzahl erfolgt im Rahmen eines Blutbildes - mit der Hilfe vollautomatischer Partikelzählgeräte.
So kann die Ärztin/der Arzt ermitteln, ob die Anzahl der Thrombozyten im Normbereich liegt. Eine Untersuchung wird beispielsweise empfohlen, bei Symptomen einer erhöhten Blutungsneigung, vor Operationen, nach großen Blutverlusten, oder bei Verdacht auf Vorliegen eines Thrombus (Verstopfung der Blutbahn).
Anhand der Blutungszeit (Zeit von der Verletzung bis zum Stillstand der Blutung) kann die Funktion der Thrombozyten getestet werden.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Nach der Verletzung eines Gefäßes, zum Beispiel durch eine Schnittwunde, lagern sich die Thrombozyten an die Bindegewebsfasern der Wundränder an. Man nennt diesen Vorgang Thrombozytenadhäsion.
Die einzelnen Thrombozyten verformen und ballen sich zusammen – dies wird als Thrombozytenaggregation bezeichnet. Dadurch kommt es zur Bildung eines Propfes. Die Ausbildung dieses „Wundpflasters“ hat den Wundverschluss und somit eine Verringerung des Blutverlustes zum Ziel. Durch gleichzeitig freisetzende Botenstoffe starten die Thrombozyten die Blutgerinnung - dadurch kommt es zu einer weiteren Stabilisierung des blutstillenden Propfes.
Sind die Thrombozyten in ihrer Funktion gestört, oder in ihrer Anzahl vermindert, dauert es im Falle einer Verletzung wesentlich länger bis die Blutung zum Stillstand kommt.
Zusätzlich verfügen die Thrombozyten über eine wichtige Funktion im Rahmen der Immunabwehr. Durch die sogenannte Endozytose, (Aufnahme von zellfremden Material in die Zelle) nehmen sie Fremdstoffe aus dem Blut auf, bevor diese zur Auslösung einer Krankheit führen.
Krankheiten
Eine Verminderung der Thrombozytenzahl (unter 150.000/µl) wird als Thrombozytopenie bezeichnet und geht mit einer verstärkten Blutungsneigung einher. Im Falle einer Verletzung kommt es dann zu längeren oder vermehrten Blutungen, aufgrund einer verzögerten Blutstillung.
In leichten Fällen klagen PatientInnen auch über ein vermehrtes Auftreten von blauen Flecken oder häufigem Nasenbluten. Charakteristisch ist zudem das Auftreten von Petechien – darunter versteht man punktförmige Haut- und Schleimhautblutungen. In schweren Fällen (Thrombozytenkonzentration unter 1.000/µl) kann es zum Auftreten von schweren, mitunter lebensgefährlichen Blutungen kommen.
Folgende Faktoren können eine Thrombozytopenie auslösen: Leukämie, Chemotherapie, Infektionskrankheiten wie Malaria, Ringelröteln oder Helicobacter pylori, Schwangerschaft usw. Die Therapie der Thrombozytopenie richtet sich nach der auslösenden Ursache. Eine lebensbedrohende Verminderung der Thrombozyten kann durch die Gabe von Thrombozytenkonzentraten ausgeglichen werden.
Hingegen wird eine gesteigerte Anzahl an Thrombozyten im Blut (über 1.000.000/µl) als Thrombozytose bezeichnet. In diesem Zusammenhang ist das Risiko einer Gerinnselbildung mit der Folge eines Gefäßverschlusses erhöht. Zum Beispiel reagiert der Körper beim Vorliegen einer Infektion mit einer vermehrten Produktion an Thrombozyten.
Eine Erhöhung der Blutplättchen kann demnach möglicherweise ein Indiz für eine Entzündung sein. Als Folge von großen Blutverlusten (z.B. durch Operationen) oder starken Belastungen des Körpers (z.B. Leistungssport) reagiert der Körper ebenfalls mit einer Thrombozytose.
Tipps für eine optimale Versorgung mit Thrombozyten
Eine optimale und gesunde Versorgung mit Thrombozyten ist entscheidend für das reibungslose Funktionieren des Blutgerinnungssystems und die allgemeine Gesundheit. Hier sind zehn Tipps, um eine gesunde Thrombozytenzahl zu fördern und zu erhalten:
Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen und Mineralstoffen, ist essenziell für die Gesundheit des Knochenmarks, wo Thrombozyten produziert werden. Eisen, Folsäure, Vitamin B12 und Vitamin C sind besonders wichtig, da sie die Blutbildung unterstützen. Lebensmittel wie grünes Blattgemüse, Zitrusfrüchte, rotes Fleisch und Hülsenfrüchte sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.
Regelmäßige Bewegung: Moderate körperliche Aktivität fördert die Durchblutung und unterstützt die Funktion des Immunsystems, was sich positiv auf die Thrombozytenproduktion auswirken kann. Tägliche Spaziergänge, leichtes Joggen oder Yoga sind empfehlenswerte Aktivitäten, die den Kreislauf in Schwung halten und das Risiko von Erkrankungen senken können.
Stressmanagement: Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen und die Thrombozytenproduktion negativ beeinflussen. Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen und regelmäßige Pausen im Alltag helfen, den Stresspegel zu senken und die Gesundheit des Blutbildes zu fördern.
Ausreichend Schlaf: Guter Schlaf ist entscheidend für die Regeneration des Körpers, einschließlich der Blutbildung. Während des Schlafs regeneriert sich das Knochenmark, was zu einer stabilen Produktion von Thrombozyten beiträgt. Erwachsene sollten auf 7-8 Stunden Schlaf pro Nacht achten.
Vermeidung von übermäßigem Alkohol- und Tabakkonsum: Alkohol und Nikotin können die Thrombozytenproduktion beeinträchtigen und die Thrombozytenfunktion stören. Übermäßiger Konsum dieser Substanzen kann zu einer Verminderung der Thrombozytenzahl und einer erhöhten Anfälligkeit für Blutungsstörungen führen. Der Verzicht oder die Reduzierung dieser Substanzen ist daher empfehlenswert.
Regelmäßige Blutuntersuchungen: Regelmäßige medizinische Check-ups, einschließlich Blutuntersuchungen, helfen dabei, die Thrombozytenzahl zu überwachen und frühzeitig Abweichungen zu erkennen. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit bekannten Blutungsstörungen oder anderen gesundheitlichen Risiken.
Vorsicht bei Medikamenten: Einige Medikamente, wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und bestimmte Antibiotika, können die Thrombozytenzahl oder -funktion beeinträchtigen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über mögliche Alternativen oder die Notwendigkeit regelmäßiger Überwachung, wenn Sie solche Medikamente einnehmen müssen.
Hydration: Ausreichendes Trinken von Wasser ist wichtig für die allgemeine Gesundheit und unterstützt das Kreislaufsystem. Dehydration kann die Blutzirkulation beeinträchtigen und die Thrombozytenfunktion stören. Eine tägliche Wasserzufuhr von mindestens 1,5 bis 2 Litern wird empfohlen.
Vermeidung von Giftstoffen: Der Kontakt mit Chemikalien, Pestiziden und anderen Umweltgiften kann das Knochenmark und die Thrombozytenproduktion schädigen. Achten Sie auf den Umgang mit solchen Substanzen und tragen Sie gegebenenfalls Schutzkleidung, um das Risiko einer Exposition zu minimieren.
Ernährungsergänzung bei Mangel: Wenn ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitamin B12 oder Folsäure vorliegt, kann eine gezielte Supplementierung notwendig sein. Dies sollte jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um eine optimale Dosierung zu gewährleisten und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.
Durch die Kombination dieser Tipps können Sie eine gesunde Thrombozytenproduktion fördern und das Risiko von Blutungsstörungen oder Thrombosen minimieren. Eine ganzheitliche Lebensweise, die auf ausgewogene Ernährung, Bewegung und regelmäßige medizinische Überwachung setzt, unterstützt die Gesundheit des Blutsystems und trägt zu einem stabilen Wohlbefinden bei.
Quellen
- Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
- Kreuzer, K. A.: Referenz Hämatologie. Thieme, Stuttgart 2018
- Neumeister, B. et al.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier/Urban & Fischer, München 2009