Bluthochdruck während der Schwangerschaft (Präeklampsie)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Vorsorgeuntersuchungen sind in der Schwangerschaft sehr wichtig und sollten wahrgenommen werden. Bei dauerhaften Beschwerden wie Schwindel, Ohrensausen und Kopfschmerzen in der zweiten Schwangerschaftshälfte sollte der Arzt informiert werden, um einen schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck auszuschließen.
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Was ist Bluthochdruck während der Schwangerschaft?
Der schwangerschaftsbedingte Bluthochdruck (Präeklampsie) ist eine Erkrankung, die nur in der Schwangerschaft auftreten kann. Bei etwa fünf bis acht Prozent aller schwangeren Frauen entwickelt in der zweiten Schwangerschaftshälfte, also ab der 20. Woche, eine Präeklampsie.
In einem früheren Schwangerschaftsstadium zeigen sich manchmal erste Anzeichen, die zunächst mit Herzklopfen einhergehen, wobei sich bei zehn Prozent aller Frauen der Blutdruck in der Schwangerschaft erhöht, ohne dass sich anschließend eine Präeklampsie manifestiert. Die Erkrankung äußert sich durch einen erhöhten Blutdruck mit Werten über 140/90 mmHg sowie einer erhöhten Eiweißausscheidung im Urin.
Die Schwangere bemerkt dies vor allem durch Kopfschmerzen, Ohrensausen und Schwindel. Außerdem kommt es zu vermehrten Wassereinlagerungen im Gewebe, vor allem in Händen und Füßen. Früher wurde davon ausgegangen, dass die Beschwerden der Mutter durch das ungeborene Kind ausgelöst wurden, das im Verdacht stand, die Mutter zu vergiften. Diese Theorie konnte beim schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck jedoch nicht bestätigt werden.
Ursachen
Die Ursachen für den schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck sind derzeit noch nicht bekannt. Es gibt jedoch eine Reihe an Vermutungen über mögliche Auslöser der Erkrankung. So kann es bei der werdenden Mutter zu einer Entzündung der Gefäße kommen, wodurch die Plazentabildung gestört wird. Die Entzündungsreaktion ist dabei eine Art Überreaktion des Körpers auf die Schwangerschaft.
Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass die von der Gebärmutter erforderliche höhere Blutmenge nicht vom Körper gebildet werden kann. Er reagiert mit einer Blutdruckerhöhung um die Stabilität des Kreislaufes zu gewährleisten. Auch eine Fehlernährung der Mutter wird als Ursache für den schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck diskutiert.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Zu den ersten und feineren Symptomen einer Schwangerschaftsvergiftung zählt ein erhöhter Schwangerschaftsblutdruck, die vermehrte Ausscheidung von Eiweiß über den Harn, die Einlagerung von Flüssigkeiten in Händen, Gesicht und Füßen sowie die Verminderung der Urinmenge. Darüber hinaus sind schwere Fälle mit einer plötzlichen und starken Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Übelkeit beziehungsweise Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und Sehstörungen gekennzeichnet.
Im Besonderen sollten Schwangere auf mögliche Schmerzen im rechten Oberbauch achten. Die klinischen Anzeichen einer Präeklampsie bezeichnen auch Veränderungen im Blut, das heißt, dass der Anteil der Erythrozyten am Volumen des Blutes oft ebenso erhöht ist, wie auch andere Blutparameter. Die Erkrankung an einer Präeklampsie lässt sich teilweise schwer von einer Nierenerkrankung mit kombiniertem Bluthochdruck unterscheiden.
Das Ansteigen des Harnsäurespiegels oder eine zugrundeliegende Dysfunktion des Zentralnervensystems, der Leber oder anderer Organe, können auf schwangerschaftsbedingte Krankheiten hindeuten. Bei mehr als 80% der Schwangeren lassen sich Ödeme auch ohne eine vorliegende Präeklampsie beobachten. Wiederum ist es möglich, an Präeklampsie zu erkranken, ohne dass sich Anzeichen von Ödemen zeigen. Sollte der Schwangerschaftshochdruck länger andauern, können die Blutgefäße der Plazenta Schaden nehmen. Dies reduziert die Versorgung des ungeborenen Kindes mit Nährstoffen und Sauerstoff.
Diagnose & Verlauf
Der schwangerschaftsbedingte Bluthochdruck wird im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge erkannt. Bei diesen Terminen werden die Blutdruckwerte überprüft. Zudem muss die Schwangere Urin abgeben, der auf seinen Eiweißgehalt untersucht wird. Die Kontrolle des Gewichtes gibt zudem Aufschluss über einen sprunghaften Anstieg durch Wassereinlagerungen.
Ödeme entwickeln sich bei den meisten Schwangeren, ohne dass eine Präeklampsie vorliegt. Die regelmäßigen Kontrollen ermöglichen jedoch eine frühzeitige Behandlung der Erkrankung. Durch einen bestehenden Bluthochdruck werden die Gefäße in der Plazenta geschädigt, sodass das Kind nicht mehr ausreichend versorgt werden kann.
Es ist sehr wichtig, die Vorsorgetermine einzuhalten, denn bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann sich eine Eklampsie entwickelt. Dabei treten vom Gehirn ausgehende Krampfanfälle auf, die sowohl für die Mutter als auch für das Baby lebensbedrohlich werden können.
Komplikationen
Hoher Blutdruck während der Schwangerschaft ist für gewöhnlich unbedenklich; manchmal kann er jedoch zu Komplikationen führen. Chronischer Bluthochdruck, welcher bereits im ersten oder zweiten Trimester auftritt, erhöht das Risiko für eine voll ausgebildete Präeklampsie. Durch die Störung wird die Nähr- und Sauerstoffzufuhr zum Embryo reduziert und das Wachstum des Babys beeinflusst; außerdem kommt es zu Krampfanfällen und Kopfschmerzen.
Weitere Komplikationen können Nierenversagen, Hirnödem, Thrombosen, Blutungen, Netzhautschäden und ein Absterben der Plazenta sein. Wenn sich die Präeklampsie zu einer Eklampsie entwickelt, sind schwere Komplikationen wie Krämpfe, starke Kopfschmerzen und Augenflimmern möglich. Oftmals treten diese Warnsignale bereits bei chronischem Bluthochdruck auf, und wirken sich unmittelbar auf das Wohlergehen von Mutter und Kind aus.
Selten kann eine Eklampsie zu einer Minderdurchblutung der Plazenta und damit zur Unterversorgung oder dem Tode des Kindes führen. Hoher Blutdruck während der Schwangerschaft kann also auf die Gesundheit des Babys Einfluss nehmen. Daneben steigert der erhöhte Puls das Risiko für eine Frühgeburt, innere Blutungen und Gerinnungsstörungen wie das HELLP-Syndrom, welches seinerseits mit lebensbedrohlichen Begleiterscheinungen einhergehen kann. Eine ärztliche Abklärung des Bluthochdrucks verhindert schwere Komplikationen meist und stellt eine gesunde Entwicklung des Kindes sicher.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Hoher Blutdruck gilt generell als Risikofaktor für viele Herz-Kreislauferkrankungen. In der Schwangerschaft ist aber besondere Vorsicht geboten. Das gilt auch dann, wenn bereits zuvor eine Hypertonie vorlag. Schwangere sollten ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren lassen. Als behandlungsbedürftig gelten bei schwangeren Frauen Werte ab 140/90 mmHg.
Wird ein zu hoher Blutdruck festgestellt, sollten die betroffenen Frauen zeitnah zum Arzt gehen, da es sich um die ersten Anzeichen einer Präeklampsie handeln könnte. Dies ist eine Störung, bei der schwangere Frauen an einem zu hohen Blutdruck leiden, gleichzeitig wird über den Harn zu viel Eiweiß ausgeschieden.
Unbehandelt kann eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung zu lebensgefährlichen Komplikationen bei der Mutter führen, eine Frühgeburt auslösen oder Schäden beim Kind verursachen. Ein Arztbesuch ist deshalb dringend anzuraten. Der Arzt kann außerdem mögliche Komplikationen wie eine Eklampsie oder das HELLP-Syndrom rechtzeitig erkennen und die nötigen therapeutischen Maßnahmen einleiten.
Beim HELLP-Syndrom kann es neben Übelkeit, Erbrechen und schweren Schmerzen im Oberbauch auch zu einer Reihe von Begleiterscheinungen kommen, die für die Mutter lebensgefährlich sind. Dazu zählen zum Beispiel Lungenödeme, Hirnblutungen oder akutes Nierenversagen.
Schwangere Frauen sollten hohen Blutdruck in der Schwangerschaft deshalb sehr ernst nehmen und stets zeitnah einen Arzt konsultieren.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung des schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Bei einer leichten Ausprägung steht die körperliche Schonung oder die Bettruhe im Vordergrund. Die Frau sollte besonders auf ihre Ernährung achten.
Eine kalorienreiche Kost, die reich an Eiweiß und ausreichend gesalzen ist, gilt hier als vorteilhaft. Gegebenenfalls müssen blutdrucksenkende Mittel eingenommen werden. Bei weiterhin steigenden Blutdruckwerten ist die Einweisung ins Krankenhaus notwendig, um eine ständige Überwachung zu gewährleisten. Es geht dabei vor allem um die Vorbeugung möglicher Krampfanfälle. Es werden auch hier blutdrucksenkende Medikamente verabreicht.
Eine Komplikation im Verlauf stellt das HELLP-Syndrom dar. Dabei handelt es sich um eine schwere Präeklampsie mit zusätzlicher Funktionsstörung der Leber, die zu inneren Blutungen führen kann. Die Mutter muss intensivmedizinisch überwacht werden. Die Urinwerte werden dabei über einen Dauerkatheder ständig geprüft. Es ist schwierig abzuschätzen, wie sich das Syndrom entwickelt.
Es kann jederzeit zu einer plötzlichen Verschlechterung kommen. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich für die Mutter und das Baby, sodass die Schwangerschaft durch einen Kaiserschnitt beendet werden muss, wenn die Reifung der Lunge des Kindes dies zulässt.
Aussicht & Prognose
Bluthochdruck während der Schwangerschaft gilt aufgrund der Nichtvorhersagbarkeit als besorgniserregend. Er kann während der Schwangerschaft zunehmen, sporadisch auftreten oder nur einmalig gemessen werden. Bei einigen Patienten besteht die Möglichkeit, dass trotz aller Bemühungen bis zur Geburt des Kindes keine Linderung der Beschwerden eintritt. Dies erklärt sich damit, dass häufig die Ursache des Bluthochdrucks nicht gefunden werden kann.
Trotz Ruhe, Ausgeglichenheit, einer gesunden Ernährung und wenig körperlicher Beanspruchung, können die Beschwerden bis zur Niederkunft unvermindert anhalten. Um keine Komplikationen auszulösen ist eine vollständige Bettruhe oft die einzige Möglichkeit der Behandlung. Damit stellt der Bluthochdruck ein erhöhtes Risiko für die Gesundheit der Mutter und des ungeborenen Kindes dar.
In schweren Fällen drohen lebensbedrohliche Zustände. Diese können bei der Mutter wie auch bei dem Kind auftreten. Bei einer frühzeitigen Behandlung des Bluthochdrucks können verschiedene Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. In diesen Fällen bestehen sehr gute Aussichten auf eine Linderung der Beschwerden. Dennoch ist eine Prognose stets individuell zu bewerten.
Die Rückkehr des Bluthochdrucks kann auch bei einer rechtzeitigen und umfassenden medizinischen Versorgung auftreten. Einige Schwangere erleben nach einer einmaligen Behandlung eine dauerhafte Senkung des Blutdrucks. Dennoch tritt eine vollständige Beschwerdefreiheit erst nach der Geburt des Kindes ein.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung des schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks ist es wichtig, die Vorsorgetermine regelmäßig wahrzunehmen. Je früher eine Präeklampsie erkannt wird, desto günstiger sind die Bedingungen für einen leichten Verlauf des schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks.
Nachsorge
Bei der Nachsorge von Bluthochdruck während der Schwangerschaft gibt es einige Punkte zu beachten. Einer der wichtigsten Punkte ist das Stillen. Es gibt Medikamente, welche eingesetzt werden können, um einen erhöhten Blutdruck nach der Schwangerschaft zu reduzieren. Da fast alle von der Mutter eingenommenen Medikamente auch in der Muttermilch nachweisbar sind, ist unbedingt darauf zu achten, dass diese keinen Einfluss auf die Entwicklung und auf die Gesundheit des Kindes haben.
Welches Medikament das Richtige ist, sollte auf jeden Fall mit einem Arzt vorher besprochen werden. Dabei sollten auch die Vor- und Nachteile der einzelnen Präparate diskutiert werden. Häufig werden Alpha-Methyldopa als Antihypertonika zur Nachsorge einer Präeklampsie verschrieben.
Diese synthetisch hergestellten Aminosäuren können sogar den Milchfluss anregen, sollten aber bei bekannten depressiven Verstimmungen der Mutter nicht angewendet werden, da diese dadurch verstärkt werden können. Am Häufigsten werden Kalziumantagonisten verschrieben, da diese Präparate eine nur sehr geringe Konzentration in der Muttermilch erreichen.
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Nachsorge von Bluthochdruck während der Schwangerschaft ist ein ausgeglichener Lebensstil mit einer gesunden Ernährung, genügend Bewegung und ausreichend Schlaf. Bei der Ernährung sollte vor allem auf Koffein und Salz geachtet werden, da diese Substanzen den Blutdruck zusätzlich erhöhen können. Ausreichend Schlaf und Bewegung fördern das Herzkreislaufsystem und tragen ebenfalls zu einer Senkung des Blutdrucks bei.
Das können Sie selbst tun
Neben einer medikamentösen Behandlung von Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist es für Betroffene ratsam, sich zu schonen und Stress zu vermeiden. Erholsamer Schlaf, Ruhepausen und eine Kombination aus Bewegung und ausgewogener Ernährung können den Blutdruck bereits senken.
Insbesondere basische Lebensmittel wirken tonisierend und tragen dazu bei, den Organismus zu entlasten und das Herz-Kreislauf-System positiv zu beeinflussen. Hierzu gehören alle Getreidearten, alle Kohlgemüse, Knoblauch, Gewürze wie Kurkuma, Dill und Kreuzkümmel sowie Zitrus- und Beerenfrüchte. Vorsicht hingegen ist geboten bei sehr fettigen Speisen, konventionellem Salz, rotem Fleisch und stark verarbeiteten Lebensmitteln. Betroffene sollten daher hauptsächlich marktfrische Zutaten zubereiten, um eine bestmögliche Nährstoffversorgung zu erreichen und den Blutdruck zu senken.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, sich ausreichend zu bewegen, wobei für Schwangere vor allem Waldspaziergänge geeignet sind. Die entstressende Wirkung verändert den Hormonspiegel, was die Senkung von Cortisol und Noradrenalin zur Folge hat. Außerdem wirken die Ausdünstungen der Waldpflanzen antioxidativ, so dass das Immunsystem angeregt und die Entzündungslage im Körper reduziert wird.
Die bessere Durchblutung und Sauerstoffversorgung entspannt die Blutgefäße und versorgt die Niere mit mehr Sauerstoff, wodurch die Blutdruckanregung durch die Niere gesenkt wird. Auch Schwimmen ist eine gute Möglichkeit, den gesamten Körper gelenkschonend zu bewegen und dabei auch Wassereinlagerungen entgegenzuwirken, so dass die Blutgefäße entlastet werden.
Quellen
- Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
- Rath, W., Gembruch, U., Schmidt, S. (Hrsg.): Geburtshilfe und Perinatologie: Pränataldiagnostik - Erkrankungen - Entbindung. Thieme, Stuttgart 2010