Dialyse (Blutwäsche)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Dialyse oder Blutwäasche ist die Reinigung des Blutes, meistens mittels einer künstlichen Niere. Sie wird eingesetzt, wenn die Nierenfunktionen gestört sind und die Organe die lebensnotwendige Blutwäsche im Körper nicht mehr leisten können. Es gibt verschiedene Verfahren für eine Dialyse, das häufigste ist die Hämodialyse.
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Was ist die Dialyse (Blutwäsche)?
Eine Dialyse ist eine künstliche Blutwäsche. Normalerweise leisten die Nieren diese Arbeit im Körper. Sie reinigen das Blut, filtern schädliche Stoffwechselprodukte heraus und leiten überflüssiges Wasser aus dem Körper.
Sind die Nieren krank oder zu schwach und können diese Funktion nicht mehr übernehmen, muss das Blut künstlich gereinigt werden. Die Dialyse wird bei einem Funktionsverlust in ungefähr 85-90% aller Fälle eingesetzt. Bei einer Dialyse wird das Blut aus dem Gefäßsystem des Körpers über ein die Nieren ersetzendes Reinigungssystem geleitet.
Es wird gefiltert, von Schadstoffen befreit und fließt nach der Prozedur wieder in die Blutbahn. Die Reinigung des Blutes ist lebensnotwendig, ohne sie würde der Körper nicht mehr funktionieren. Bei einem Ausfall der Nieren würden sich ohne Dialyse im Organismus Schadstoffe anhäufen und bestimmte Abläufe im Körper wären nicht mehr gewährleistet.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Dialyse, auch bekannt als Blutwäsche, beginnt im frühen 20. Jahrhundert. Der niederländische Arzt Willem Kolff gilt als Pionier auf diesem Gebiet. In den 1940er Jahren entwickelte Kolff die erste funktionierende künstliche Niere, ein Gerät, das er in den Jahren des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden unter schwierigen Bedingungen konstruierte. 1943 führte Kolff die erste erfolgreiche Dialyse bei einem Patienten mit akutem Nierenversagen durch, was den Grundstein für die moderne Dialyse legte.
Die Technik der Dialyse basiert auf der Entdeckung der semipermeablen Membran durch den schottischen Chemiker Thomas Graham im 19. Jahrhundert, der das Prinzip der Dialyse erstmals beschrieb. Graham zeigte, dass bestimmte Substanzen durch eine Membran diffundieren können, während andere zurückgehalten werden. Dieses Prinzip wurde später auf die Reinigung des Blutes angewendet.
In den 1960er Jahren wurden bedeutende Fortschritte erzielt, als Belding Scribner und seine Kollegen in den USA den „Scribner-Shunt“ entwickelten, der den Zugang zu den Blutgefäßen ermöglichte und eine langfristige Dialysebehandlung einführte. Dies markierte den Beginn der chronischen Hämodialyse für Patienten mit terminalem Nierenversagen.
Mit der Zeit wurde die Technik weiter verfeinert, und heute sind Dialyseverfahren weltweit verfügbar. Sie bieten eine lebensrettende Behandlung für Millionen von Menschen mit Nierenversagen und haben sich zu einem integralen Bestandteil der modernen Medizin entwickelt.
Einsatz & Indikation
Eine Dialyse wird durchgeführt, wenn die Nieren eines Patienten nicht mehr in der Lage sind, ihre grundlegenden Funktionen zu erfüllen, insbesondere die Filterung von Abfallstoffen und überschüssigem Wasser aus dem Blut. Diese Funktionseinschränkung tritt in der Regel bei chronischem oder akutem Nierenversagen auf. Die Dialyse übernimmt dabei die Aufgabe der Nieren, um das Gleichgewicht der Flüssigkeiten und Elektrolyte im Körper aufrechtzuerhalten und die Ansammlung von toxischen Substanzen im Blut zu verhindern.
Die Notwendigkeit einer Dialyse tritt in der Regel auf, wenn die Nierenfunktion auf weniger als 10-15 % der normalen Kapazität sinkt. Dies kann durch chronische Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, chronische Nierenentzündungen (Glomerulonephritis), polyzystische Nierenerkrankungen oder durch akute Zustände wie eine schwere Infektion, Vergiftung oder ein Trauma verursacht werden.
Eine Dialyse kann auch vorübergehend notwendig sein, beispielsweise bei akutem Nierenversagen, das durch eine reversible Ursache wie eine schwere Infektion oder eine Arzneimittelreaktion ausgelöst wird. In solchen Fällen wird die Dialyse eingesetzt, bis sich die Nierenfunktion erholt hat. Bei Patienten mit chronischem Nierenversagen, bei denen die Nierenfunktion irreversibel geschädigt ist, kann die Dialyse jedoch langfristig oder bis zu einer Nierentransplantation erforderlich sein.
Durch die Dialyse kann die Lebensqualität von Patienten erheblich verbessert werden, da sie die lebenswichtigen Funktionen der Nieren unterstützt und so ein längeres und relativ normales Leben ermöglicht.
Vorteile & Nutzen
Die Dialyse bietet entscheidende Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden für Patienten mit Nierenversagen. Der wichtigste Vorteil ist, dass die Dialyse eine lebensrettende Therapie darstellt, die die Funktion der geschädigten Nieren übernimmt. Sie entfernt Abfallstoffe, überschüssiges Wasser und reguliert Elektrolyte im Blut, was für das Überleben und die Aufrechterhaltung der Gesundheit unerlässlich ist. Ohne Dialyse würden sich toxische Substanzen im Körper ansammeln, was zu schwerwiegenden Komplikationen und schließlich zum Tod führen könnte.
Ein weiterer Vorteil der Dialyse ist ihre Fähigkeit, kontinuierlich oder regelmäßig angewendet zu werden, um den Stoffwechsel des Körpers stabil zu halten. Dies ermöglicht Patienten mit chronischem Nierenversagen, ein relativ normales Leben zu führen, indem sie ihre Behandlung entweder in einem Dialysezentrum oder zu Hause durchführen können.
Die Flexibilität der Dialyseverfahren ist ebenfalls ein Vorteil. Es gibt zwei Haupttypen: Hämodialyse und Peritonealdialyse. Die Hämodialyse reinigt das Blut durch ein externes Gerät, während die Peritonealdialyse den Bauchraum als Filter verwendet. Diese Vielfalt ermöglicht es, die Therapie an die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände der Patienten anzupassen.
Im Vergleich zu anderen Behandlungen, wie zum Beispiel der Nierentransplantation, ist die Dialyse schneller verfügbar und erfordert keine Wartezeit auf ein Spenderorgan. Sie bietet eine sofortige Lösung für Patienten mit akutem oder chronischem Nierenversagen, insbesondere wenn eine Transplantation nicht möglich oder nicht sofort verfügbar ist.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Dialyse wird in der Regel bei chronischem Nierenversagen angewendet. Aber auch bei akuten Fällen von Vergiftungen, wenn die Nieren bei der Reinigung des Blutes unterstützt werden müssen oder wenn sie aufgrund eines Traumas kurzzeitig ausfallen (akutes Nierenversagen). Es werden hauptsächlich zwei verschiedene Verfahren der Dialyse eingesetzt.
Das eine ist die Hämodialyse, wie welcher die Reinigung über eine künstliche Niere außerhalb des Körpers (extrakorporale Dialyse) stattfindet. Die zweite Art ist die Peritonealdialyse, bei welcher das Blut über das Bauchfell (Peritoneum) des Patienten innerhalb des Körpers gefiltert wird. Die Hämodialyse ist die am häufigsten angewendete Methode. Für die Hämodialyse wird dem Patienten zunächst in einem kleinen operativen Eingriff ein Shunt gelegt. Dies ist eine Verbindung zwischen Arterie und Vene und dient dazu, die Gefäße zu erweitern um den Blutfluss zu erhöhen.
Das Blut wird dann über ein Schlauchsystem in die künstliche Niere geleitet. Dort fließt es in einer Spülflüssigkeit (Dialysat) über eine spezielle Membran, welche Schadstoffe und Wasser herausfiltert, und strömt dann über den Shunt wieder in das Gefäßsystem zurück. Eine Dialyse dauert ungefähr vier bis fünf Stunden und wird in der Regel drei Mal in der Woche in einem Dialysezentrum durchgeführt. Bei der Peritonealdialyse wird das Blut innerhalb des Körpers gereinigt, indem man das Bauchfell als Filter nutzt und die Bauchhöhle als Behälter für die Spülflüssigkeit.
Das Dialysat wird über einen Katheter in die Bauchhöhle gefüllt und nach dem Reinigungsvorgang zusammen mit den nun enthaltenen Schadstoffen wieder ausgeleitet. Die Peritonealdialyse kann der Patient selbständig zu Hause bewerkstelligen. Sie wird entweder mehrmals täglich oder aber über Nacht durchgeführt, wobei die nächtliche Vorgehensweise dem Betroffenen mehr Freiheiten und eine bessere Mobilität im Alltag ermöglicht.
Weitere Verfahren zur Blutreinigung sind die Hämofiltration, die Hämodiafiltration und die Hämoperfusion. Bei der Hämofiltration wird das Blutplasma über eine Membran aus dem Blut gezogen und dabei die Schadstoffe entfernt. Hier wird ohne Dialysat gearbeitet. Die Hämodiafiltration ist eine Kombination von Dialyse und Filtration.
Die Hämoperfusion wird speziell bei Vergiftungen eingesetzt und wird nur in speziellen Kliniken durchgeführt. Bei dieser Methode wird das Blut über Adsorbentien geleitet. Dies sind Stoffe, die aufgrund ihrer Oberflächenstuktur in der Lage sind andere Stoffe, wie beispielsweise Gifte, zu binden.
Durchführung & Ablauf
Eine Dialyse ist ein medizinisches Verfahren, das die Funktion der Nieren übernimmt, indem es das Blut von Abfallstoffen, überschüssigem Wasser und Elektrolyten reinigt. Es gibt zwei Haupttypen der Dialyse: Hämodialyse und Peritonealdialyse, die unterschiedlich ablaufen.
Hämodialyse: Bei der Hämodialyse wird das Blut des Patienten außerhalb des Körpers durch ein Dialysegerät geleitet. Zunächst wird ein Zugang zu den Blutgefäßen geschaffen, entweder durch einen arteriovenösen Fistel, ein Katheter oder eine arteriovenöse Prothese. Das Blut wird dann durch Schläuche in das Dialysegerät gepumpt, wo es durch eine semipermeable Membran fließt. Diese Membran trennt Abfallstoffe und überschüssiges Wasser vom Blut, das gereinigte Blut wird anschließend in den Körper zurückgeführt. Eine typische Hämodialysesitzung dauert etwa 3 bis 5 Stunden und wird in der Regel drei- bis viermal pro Woche durchgeführt.
Peritonealdialyse: Bei der Peritonealdialyse wird die innere Bauchhöhle des Patienten als Filter genutzt. Ein Katheter wird chirurgisch in den Bauchraum eingeführt, durch den eine spezielle Dialyselösung in den Bauchraum geleitet wird. Die Lösung verbleibt dort für einige Stunden, während Abfallstoffe und überschüssiges Wasser aus den Blutgefäßen in die Dialyselösung diffundieren. Nach der Verweildauer wird die verbrauchte Lösung abgelassen und durch frische ersetzt. Dieser Prozess kann mehrmals täglich oder kontinuierlich über Nacht durchgeführt werden.
Bei beiden Methoden überwachen medizinische Fachkräfte regelmäßig den Fortschritt, um sicherzustellen, dass die Dialyse effektiv ist und mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt werden.
Nebenwirkungen, Risiken & Gefahren
Die Dialyse kann eine Niere nicht vollständig und nicht auf Dauer ersetzen. Daher ist dieses Verfahren nur für eine bestimmte Zeit hilfreich. Bei vollständigem Ausfall der Nieren muss auf lange Sicht hin eine Nierentransplantation angestrebt werden.
Eine Dialyse ist zudem für den Patienten psychisch und körperlich sehr belastend. Wird die künstliche Reinigung des Blutes über Jahre durchgeführt, so können Schäden an den Gefäßen und den Gelenken oder Herzerkrankungen entstehen. Außerdem müssen Patienten bestimmte Ernährungsregeln beachten.
Sie sollten täglich nicht mehr als einen Liter Flüssigkeit zu sich nehmen und sie müssen kaliumhaltige Nahrungsmittel meiden, da durch die fehlende Tätigkeit der Nieren mehr Kalium im Körper verbleibt als normalerweise und dies das Herz schädigen kann. Außerdem sollte der Patient Vitamine in Form von Medikamenten zu sich nehmen, da bestimmte lebensnotwendige Vitamine durch die Dialyse aus dem Körper geschwemmt werden.
Alternativen
Wenn eine Dialyse nicht möglich ist oder alternative Behandlungsoptionen in Betracht gezogen werden, stehen einige andere Verfahren und Ansätze zur Verfügung, um das Leben von Patienten mit Nierenversagen zu unterstützen.
Nierentransplantation ist die wichtigste Alternative zur Dialyse. Bei diesem Verfahren wird eine gesunde Niere eines Spenders in den Körper des Patienten transplantiert. Eine erfolgreiche Transplantation kann die Notwendigkeit von Dialyse vollständig eliminieren und bietet dem Patienten die Möglichkeit, ein weitgehend normales Leben zu führen. Allerdings sind Transplantationen nicht für alle Patienten geeignet, und es gibt oft lange Wartezeiten für Spenderorgane.
Konservative Therapie ist eine weitere Alternative, insbesondere für Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen nicht für Dialyse oder Transplantation in Frage kommen. Diese Therapie konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität durch eine Kombination aus Diätmanagement, Medikamenten und palliativmedizinischer Unterstützung. Der Schwerpunkt liegt auf der Kontrolle von Blutdruck, Flüssigkeitshaushalt und Elektrolyten, um die Nierenfunktion so lange wie möglich zu erhalten.
Nierenregeneration und Stammzelltherapie befinden sich noch in der experimentellen Phase, könnten jedoch in Zukunft eine vielversprechende Alternative zur Dialyse darstellen. Diese Methoden zielen darauf ab, beschädigte Nierenzellen zu regenerieren oder neue Nierenzellen zu züchten, um die Funktion des Organs wiederherzustellen.
In Situationen, in denen keine dieser Optionen verfügbar oder geeignet ist, besteht die Behandlung oft in einer symptomatischen und palliativmedizinischen Versorgung, um die Lebensqualität des Patienten zu maximieren.
Quellen
- Geberth, S., Nowack, R.: Praxis der Dialyse. Springer, Berlin 2014
- Hörl, W.H., Wanner, C. (Hrsg.): Dialyseverfahren in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2004
- Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010