Hagelkorn (Chalazion)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hagelkorn (Chalazion)
Ein Chalazion, auch als Hagelkorn bekannt, ist eine Zyste im Augenlid. Dieses wird durch die Entzündung einer blockierten Drüse am oberen Augenlid verursacht. Ein Hagelkorn unterscheidet sich von einem Gerstenkorn (Hordeola) dadurch, dass es ein subakutes und in der Regel schmerzloses Knötchen ist.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein Hagelkorn?
Die durch ein Chalazion betroffenen Drüsen sind die im Augenlid liegenden Meibom- oder Liddrüsen. In jedem der oberen und unteren Augenlider befinden sich etwa zwischen 30 bis 40 dieser Talgdrüsen. Sie produzieren eine dicke Flüssigkeit, die im Tränenfilm des Auges enthalten ist und die Augenoberfläche schmiert.
Ein Hagelkorn ist das Ergebnis einer geschwollenen Talgdrüse im Augenlid, verursacht durch chronische Entzündungen nach Blockade des Drüsenkanals. Die Zyste wird zwar tendenziell größer als ein Gerstenkorn, ist jedoch nach dem Aufquellen schmerzlos und gilt als harmlos.
Erwachsene Menschen leiden häufiger unter einem Chalazion als Kinder. Wiederkehrende Chalazien an der gleichen Stelle können manchmal ein Symptom für ein Talgdrüsenkarzinom sein, einer seltenen Art von Krebs.
Ursachen
Ein Chalazion ist Resultat eines entzündlichen Prozesses. Die schmale Öffnung, durch die eine Meibom-Drüse ihr Sekret absondert, kann infolge einer Verengung der Öffnung oder einer Verhärtung der Talgdrüsenflüssigkeit nahe der Öffnung verstopfen.
Durch den Rückstau verdicken sich die Wände der Drüse und das austretende Sekret im Lid selbst. Dies führt zu Entzündungen sowohl innerhalb der Drüse als auch am Augenlid und schließlich zur Ausbildung einer Zyste (Hagelkorn).
Eine mögliche Ursache eines Chalazions ist das unvollständige Entfernen von Augen-Make-up, was das Öl aus dem kosmetischen Produkt in den Drüsen sammelt.
Auch eine Entzündung des Lidrandes (Blepharitis) infolge der Überproduktion von Talg aufgrund Meibomitis beziehungsweise entzündlicher Hautkrankheiten wie Akne vulgaris oder Akne rosacea kann ein Hagelkorn verursachen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Chalazion ist ein deutlich erkennbarer Knoten am Augenlid. Es ähnelt äußerlich dem Gerstenkorn, ist jedoch im Gegensatz zu diesem in der Regel nicht schmerzhaft. Anders als bei diesem ist der Verlauf auch nicht akut, sondern es entwickelt sich erst allmählich über mehrere Wochen hinweg und wächst langsam. Charakteristisch für das Hagelkorn ist, dass es sich verschieben lässt.
Das Chalazion hat im Normallfall etwa die Größe eines Hagelkorns, weshalb es auch so genannt wird. In manchen Fällen treten auch wesentlich kleinere Chalazien auf. Das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer Hagelkörner sind unüblich. Normalerweise verursacht ein Chalazion keinerlei Schmerzen, jedoch kann es in Verbindung mit einem unangenehmen Druckgefühl am Auge, das durch die Reibung entstehen kann, auftreten.
Dadurch kann es manchmal zu einer Reizung des Auges und einer Entzündung der Bindehaut (Konjunktivitis) kommen. Das betroffene Auge ist dabei deutlich gerötet. Es kann zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit und zu einem vermehrten Tränen kommen. In seltenen Fällen können Hagelkörner auch so groß sein, dass sie die Sehfähigkeit beeinträchtigen. Ohne Behandlung verschwindet das Hagelkorn zumeist innerhalb weniger Monate oder Jahre komplett.
Diagnose & Verlauf
Symptome für das Entstehen eines Chalazions sind eine Schwellung des Augenlides verbunden mit Druckempfindlichkeit, Lichtempfindlichkeit oder empfundener Schwere des Augenlides.
Deutlich sichtbar erscheint eine Beule auf dem Augenlid. Ein Chalazion tritt in der Regel im oberen Augenlid auf. Kleinere Chalazions verschwinden mit der Zeit, während größere Chalazions sich verstetigen oder sogar an Größe zunehmen.
Vergrößerte Hagelkörner können den Druck des Augapfels erhöhen und Sehstörungen auslösen. Zudem besteht die Gefahr, dass die blockierte Drüse sich sekundär infiziert, was wiederum zu Reizungen, Schmerzen und Entzündungen führt. Für die relativ eindeutig erzielbare Diagnose werden die Augen hinsichtlich Sehfunktion und Sichtfeld überprüft.
Zur sicheren Unterscheidung eines Hagelkorns von einem Gerstenkorn wird der behandelnde Arzt auch das betroffene Lid zur Begutachtung der Innenseite umklappen. Zudem wird eine Tastuntersuchung die Verschieblichkeit des Chalazions überprüfen.
Komplikationen
Ein Hagelkorn ist meistens nicht sehr viel größer als ein Reiskorn und muss nur bei stärkeren Entzündungen mit Augentropfen oder Salbe behandelt werden. Sehr oft entwickelt es sich komplikationsfrei von allein wieder zurück, was keine weiteren Maßnahmen erfordert. In einigen Fällen kann es aber anschwellen. Dann gefährdet das Hagelkorn die Sehfähigkeit und eine Operation wird notwendig, um den Gewebeknoten zu entfernen.
Größere Hagelkörner bestehen ansonsten über längere Zeit hinweg ohne abzuschwellen. Auch Komplikationen mit der Bindehaut können eintreten. Eine Operation wird erst durchgeführt, wenn das Chalazion große Schmerzen verursacht oder größer als im Normalfall ist. Denn auch hier sind seltene Komplikationen möglich. Während die meisten Betroffenen bereits wenige Tage später keine Beschwerden mehr haben, können wie bei jeder Operation Nachblutungen und Infektionen nicht ausgeschlossen werden.
Die Schädigung des Sehnervs oder des Auges selbst während der Operation ist ebenfalls möglich. Manchmal bleibt außerdem eine Narbe zurück, wodurch das Lid verzogen wird. Im Normalfall bleiben keine Spuren der Operation am Auge zurück. Eine wiederkehrende Entzündung kann auf Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder andere Stoffwechselerkrankungen hinweisen und muss daraufhin untersucht werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Im Normalfall bedarf ein Hagelkorn keiner ärztlichen Behandlung. Es handelt sich um eine harmlose Entzündung der Augendrüse, die nach einigen Tagen von selbst wieder abheilt. Sollten die Beschwerden nach spätestens einer Woche nicht abgeklungen sein, ist ein Besuch beim Haus- oder Augenarzt angezeigt.
Auch Begleitsymptome wie starke Schmerzen, Eiterbildung oder Sehstörungen bedürfen einer medizinischen Behandlung, um die Entstehung von ernsten Komplikationen zu vermeiden. Falls sich nach der Behandlung ein weiteres Hagelkorn bildet, ist in jedem Fall eine umfassende Untersuchung erforderlich.
Womöglich liegt den Beschwerden eine Allergie oder eine ernste Erkrankung zugrunde, die diagnostiziert und behandelt werden muss. In Einzelfällen kann sich aus wiederkehrenden Entzündungen ein Lidtumor entwickeln. Deshalb sollten wiederkehrende Beschwerden von einem Facharzt untersucht werden.
Risikopatienten wie Menschen mit chronischen Augenerkrankungen, Allergiker, Kinder, ältere Menschen und Schwangere lassen ein Hagelkorn am besten umgehend vom Hausarzt abklären. Weitere Ansprechpartner sind der Augenarzt, der Heilpraktiker und bei starken Beschwerden der ärztliche Notdienst.
Behandlung & Therapie
Eine Behandlung wird zunächst ohne Eingriff erfolgen. Dazu kann eine heiße Kompresse auf die betroffene Region gepresst oder leicht massiert werden, um die Drüsensekrete wieder in Fluss zu bringen. Gleichfalls eigenen sich homöopathische Mittel hervorragend zur Behandlung.
Bringen auch antibiotische Augentropfen oder Augensalbe wie Chloramphenicol oder Fusidinsäure ein Hagelkorn nicht zum Abklingen, wird ein chirurgischer Eingriff empfohlen. Die Entfernung eines Chalazions ist eine ambulante Behandlung, die in der Regel nicht länger als 15 Minuten dauert. Aufgrund der Gefahr von Infektionen und schwerer Schäden am Augenlid sollten solche Verfahren ausschließlich von einem Arzt durchgeführt werden.
Das Augenlid wird mit einem Lokalanästhetikum betäubt. Dann wird eine Klammer auf das Augenlid gesetzt, um es sicher zu fixieren und umdrehen zu können. Der Arzt wird anschließend einen Schnitt von ca. 3 mm auf der Innenseite des Augenlids ansetzen, um das Chalazion auszukratzen.
Da eine Vernarbung des Augenlides Sehbeschwerden auslösen kann, wird eine Operation nur als letzte Behandlungsmöglichkeit in Betracht kommen. Obwohl Chalazien selten gefährlich sind, ist es üblich, Gewebeteile zur Biopsie für ein Krebsscreening einzusenden.
Aussicht & Prognose
Die Prognose eines Hagelkorns ist günstig. Die kleinen oder mittelgroßen Hagelkörner entwickeln sich im Normalfall innerhalb einiger Wochen vollständig zurück. Es bleiben keine Folgeschäden oder Beeinträchtigungen erhalten. Viele Patienten leiden unter dem optischen Makel, der durch einen Hagelkorn ausgelöst wird. Der emotionale Zustand des Betroffenen verbessert sich meist mit dem Abklingen des Fremdkörpers.
Bei großen Hagelkörnern kommt es vorübergehend zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens. Da das Augenlid nicht wie gewohnt bewegt werden kann, ist das Sichtfeld des Betroffenen stark eingeschränkt. Viele Ärzte raten in diesen Fällen zu einem operativen Eingriff. Entscheidet sich der Patient für die operative Entfernung des Hagelkorns, gilt er im Normalfall anschließend als beschwerdefrei. Treten keine weiteren Komplikationen oder Verzögerungen des Heilungsprozesses auf, wird der Patient nach wenigen Tagen als geheilt aus der Behandlung entlassen.
Das Augenlid kann nach der Wundheilung wie gewohnt geöffnet werden. Damit ist die Sehfähigkeit wieder vollständig hergestellt, da das Vorhandensein eines Hagelkorns keinerlei Einfluss auf die Funktionsfähigkeit des Augapfels oder die Informationsverarbeitung der eingehenden Sinnesreize hat. Lediglich das Sichtfeld ist durch den Fremdkörper eingeschränkt.
Kommt es im Verlauf des Lebens zu einer erneuten Entstehung eines Hagelkorns, ist die Prognose ebenfalls günstig. Der Krankheitsverlauf und die Behandlungsmöglichkeiten bleiben bei einer Wiederkehr unverändert.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung eines Hagelkorns empfiehlt sich eine gründliche Augenhygiene. Dazu gehören ein gründliches Abschminken und Reinigen der Wimpern wie eine penible Reinigung benötigter Kontaktlinsen. Grundsätzlich hilft ebenfalls eine Stärkung des Immunsystems, um Entzündungsprozessen entgegenzuwirken.
Nachsorge
In den meisten Fällen stehen dem Betroffenen bei einem Chalazion keine besonderen oder direkten Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Diese sind allerdings auch nicht notwendig, da es sich um eine harmlose Krankheit handelt, welche in der Regel wieder selbst verschwindet, ohne dass eine Behandlung eingeleitet werden muss. Sollte das Chalazion allerdings länger auftreten und nicht wieder von alleine verschwinden, so sollte ein Augenarzt aufgesucht werden.
Dadurch können eventuell weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert werden, die im schlimmsten Falle zu einer vollständigen Erblindung des Betroffenen führen würden. Ein Chalazion kann dabei durch Augentropfen oder durch eine Augensalbe relativ gut behandelt werden. Dabei sollten diese Medikamente regelmäßig und auch in der richtigen Dosierung verwendet werden. Bei Unklarheiten oder bei Fragen ist dabei immer ein Arzt zu konsultieren.
Falls das Chalazion durch die Maßnahmen und Mittel der Selbsthilfe nicht wieder von alleine verschwindet, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Das betroffene Auge sollte beim Chalazion besonders gut geschont und geschützt werden. Vor allem nach einem operativen Eingriff sind die Augen besonders gut zu schützen. In der Regel verringert diese Krankheit nicht die Lebenserwartung des Betroffenen. Weiterhin sind keine Maßnahmen einer Nachsorge mehr notwendig.
Das können Sie selbst tun
Ein Hagelkorn lässt sich sehr gut durch wenige Maßnahmen selbst behandeln. Um den Sekretstau zu lösen empfiehlt sich das Auflegen einer warmen Kompresse. Die Wärme weitet die Poren und bringt das Sekret zum Abfließen. Dem warmen Wasser können auch desinfizierend und entzündungshemmend wirkende Pflanzenauszüge beigemischt werden: Dazu zählen Salbei, Zistrose und Kamille.
Breitet sich die Entzündung auf das übrige Auge aus, so können auch Augentropfen verwendet werden. Eine Antibiotika-Gabe ist in der Regel nicht nötig. Augentropfen sind im Handel Mittel erhältlich mit Hyaluronsäure – diese sorgen für eine langanhaltende Befeuchtung – oder auf Basis der Pflanze Augentrost. Euphrasia – so die lateinische Bezeichnung – wird in Form von Ampullen oder Globuli angeboten. So kann eine innerliche und äußerliche Anwendung erfolgen. Auch die Einnahme von Selen – einem antientzündlich wirkendem Mikronährstoff – stellt eine sinnvolle innerliche Unterstützung dar.
Sollte das Hagelkorn nicht abheilen und eine Vernarbung drohen, ist der Weg zu einem Augenarzt oder Chirurgen nötig. Dieser würde in einem ambulanten Eingriff das Chalazion entfernen. Aufgrund der Infektionsgefahr stellt dies jedoch die letzte Möglichkeit der Behandlung dar.
Vorbeugend sollte immer auf das gründliche Entfernen von Augen-Make-up geachtet werden. Eine gründliche Hygiene betrifft auch verwendete Kontaktlinsen. Um die Lidränder zu pflegen können Betroffene auf ganz natürliche Mittel zurückgreifen: Oliven- oder Kokosöl wirken desinfizierend und pflegend zugleich.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014