Clopidogrel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Clopidogrel ist ein relativ neuer Wirkstoff, der als Thrombozytenaggregationshemmer Einfluss auf die Blutgerinnung nimmt.

Als Antikoagulans wird Clopidogrel bei Vorliegen bestimmter Bedingungen in Konkurrenz zu den wesentlich preisgünstigeren herkömmlichen Gerinnungshemmern wie ASS (Acetylsalicylsäure, Aspirin) unter anderem zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt, Schlaganfall, einer Stentimplantation und zur Behandlung der peripheren Verschlusskrankheit eingesetzt. Clopidogrel wirkt prinzipiell als ADP-Rezeptor-Blocker, so dass die ADP-abhängige Thrombozytenaktivierung und damit die Thrombozytenaggregation gehemmt wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Clopidogrel?

Clopidogrel ist ein relativ neuer Wirkstoff, der als Thrombozytenaggregationshemmer Einfluss auf die Blutgerinnung nimmt.

Thrombozyten, auch als Blutplättchen bezeichnet, sind mit Adenosindiphosphat-Rezeptoren ausgestattet, über die im Bedarfsfall die Thrombozytenaggregation gesteuert wird, um z. B. verletzte Blutgefäße zu verschließen.

Der Arzneistoff Clopidogrel inhibiert die Rezeptoren der Blutplättchen, so dass keine oder nur eine eingeschränkte Thrombozytenaggregation eintreten kann. Clopidogrel ist ein Thienopyridin-Derivat und gehört in seiner Rolle als Antikoagulans zu der Gruppe der Thrombozytenaggregationshemmer. Der Arzneistoff wird in einer metabolisch inaktiven Form verabreicht und muss nach oraler Aufnahme erst über mehrere Stufen durch Oxidation und Hydrolyse vom Körper in die bioaktive Form überführt werden.

Die Bioverfügbarkeit beträgt nach der Resorption im Verdauungstrakt etwa 50 %. Etwa 30 % der Mitteleuropäer sind Träger eines mutierten Gens, das die Umwandlung des Wirkstoffs in die bioaktive Form reduziert oder völlig verhindert. Falls eine schnelle, antikoagulierende Wirkung erzielt werden soll, muss eine Es Die Inaktivierung der Adenosindiphosphat-Rezeptoren der Thrombozyten ist irreversibel, so dass die Wirkung des Clopidogrel auch nach Absetzen des Medikaments noch einige Tage anhält bis die „alten“ Thrombozyten durch neu gebildete ersetzt werden, was nach etwa einer Woche der Fall ist.

Pharmakologische Wirkung

Bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen oder Krankheiten wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Verengungen der Herzkranzgefäße oder der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), kann der dadurch ausgelöste Reparaturmechanismus in Form der Thrombozytenaggregation zu einem Verschluss der Blutgefäße führen mit teils gravierenden Folgen.

In diesen Fällen sollen Antikoagulantien – auch als Gerinnungshemmer oder Blutverdünner bezeichnet – die Neigung der Blutplättchen zur Koagulation vermindern, um die Entstehung sogenannter Thromben (Aggregationsklumpen) in den Adern zu verhindern oder bereits bestehende Thromben wieder aufzulösen. Da die Aggregation der Blutplättchen über Adenosindiphosphat-Rezeptoren (ADP-Rezeptoren) gesteuert wird, besteht hier eine Eingriffsmöglichkeit. Das in die bioaktive Form überführte Clopidogrel macht den ADP-Rezeptor P2Y12 durch Inhibition inaktiv. Das Ziel, die Neigung zur Ausbildung von teils lebensgefährlichen Thromben zu reduzieren, wird dadurch erreicht. Es muss dabei bedacht werden, dass der Vorgang der Inaktivierung bzw. der Inhibition der P2Y12-Rezeptoren irreversibel ist.

Das bedeutet, dass die Thrombozyten auch nach Abbau des Wirkstoffs Clopidogrel in der Leber ihre Fähigkeit zur Aggregation nicht wiedererlangen können. Die Koagulationsfähigkeit wird erst über den Prozess der natürlichen Erneuerung der Blutplättchen wieder hergestellt. Der Lebenszyklus der Thrombozyten beträgt beim Menschen etwa 7 bis 10 Tage, so dass 10 Tage nach Abbau des Clopidogrel eine vollständige Erneuerung der Blutplättchen stattgefunden hat und die Koagulationsfähigkeit wieder vollumfänglich hergestellt ist, was z. B. bei bevorstehenden Operationen von Bedeutung sein kann.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Clopidogrel wird in einer Vielzahl von Medikamenten verschiedener Hersteller – auch in Generika – in Form bestimmter Salze verarbeitet. Es werden Monopräparate, die ausschließlich Clopidogrel als Wirkstoffe enthalten, wie auch Kombinationspräparate mit mindestens einem weiteren Wirkstoff angeboten. Kombinationspräparate enthalten als zweiten Wirkstoff meist ASS (Aspirin), das ebenfalls zur Gerinnungshemmung beiträgt, aber an einer anderen Stelle im Gerinnungsprozess angreift.

Um eine zügige gerinnungshemmende Wirkung zu erzielen, ist eine sogenannte Ladedosis von einmalig 300 bis 600 Milligramm erforderlich, während die normale tägliche Erhaltungsdosis 75 Milligramm beträgt. Mit Beachtung der Ladedosis wird die volle Wirkung bereits nach zwei bis sechs Stunden erreicht, während der volle Antikoagulationsschutz ohne Einnahme der Ladedosis erst nach fünf bis sieben Tagen erreicht wird. Als Besonderheit müssen Wechselwirkungen mit anderen Gerinnungshemmern, mit bestimmten Schmerzmitteln und mit sogenannten Protoneninhibitoren zur Reduzierung der Magensäure beachtet werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Die größten Gefahren im Zusammenhang mit der Einnahme von Medikamenten, die den Wirkstoff Clopidogrel enthalten, liegt einerseits darin, dass der Wirkstoff bei sogenannten Non-Respondern aufgrund einer bekannten Genmutation nicht oder nur unzureichend in die bioaktive Form überführt wird.

Hierdurch wird der beabsichtigte Gerinnungsschutz nicht oder nicht vollständig erreicht. Falls nicht bekannt ist, ob der Patient zur Gruppe der Non-Respondern gehört, kann die regelmäßige Einnahme von Clopidogrel nahezu wirkungslos bleiben. Immerhin sind in Mitteleuropa etwa 30 % der Menschen von der Mutation betroffen. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen beachtet werden. Wenn zusätzlich weitere Gerinnungshemmer eingenommen werden, kommt es meist zu einer Verstärkung des Antigerinnungseffektes. Wechselwirkungen mit Antidepressiva und Protonenhemmern zur Behandlung eines Reflux bestehen in einer Reduzierung der Gerinnungshemmung.

Das andere Extrem besteht in einer Überdosierung des Mittels. Es ist kein Gegenmittel bekannt, das bei einer versehentlichen Überdosierung die Wirkung des Clopidogrel aufheben oder reduzieren könnte. Die einzige Möglichkeit besteht darin, thrombozytenhaltige Flüssigkeiten zu infundieren, allerdings muss dabei beachtet werden, dass auch die zugeführten Thrombozyten verändert werden, solange Clopidogrel im Blut vorhanden ist. Die Halbwertszeit für den Abbau des Clopidogrel beträgt 7 bis 8 Stunden. Als unerwünschte Nebenwirkungen während des Behandlungszeitraums können Magen-Darm-Blutungen, vermehrtes Nasenbluten, Hämatome, Durchfall und Hautausschlag auftreten.

Bei Verletzungen durch Unfall oder einer notwendigen Notoperation kann das Problem auftauchen, dass die durch Clopidogrel erreichte Gerinnungshemmung nicht kurzfristig aufgehoben werden kann und zu nur schwer stillbaren Blutungen führen kann.

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