Daumensattelgelenk

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Daumensattelgelenk verbindet den Mittelhandknochen des Daumens mit dem trapezoiden großen Vieleckbein. Als Sattelgelenk erlaubt es die zweiachsigen Bewegungen Beugen/ Strecken und Abspreizen/ Anwinkeln. In der Kombination der beiden Drehrichtungen wirkt das Daumensattelgelenk fast wie ein Kugelgelgelenk.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Daumensattelgelenk?

Die Hauptaufgabe und Funktion des Daumensattelgelenks besteht darin, gleichermaßen feinmotorische und kräftig zupackende Greifbewegungen zu ermöglichen.
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Das Daumensattelgelenk (Articulatio carpometacarpalis pollicis) stellt die Verbindung zwischen dem Mittelhandknochen des Daumens (Os metacarpale primum) und dem großen Vieleckbein (Os trapezium) her. Als Sattelgelenk erlaubt es die beiden senkrecht aufeinander stehenden Drehrichtungen Beugen/ Strecken und Abspreizen/ Anwinkeln.

Das Gelenk wird durch mehrere Bänder stabilisiert, und für jede Drehrichtung stehen ein bis zwei Muskeln zur Verfügung. Als Strecker fungieren der lange und der kurze Strecker (Musculus extensor pollicis longus und brevis). Als Beuger wirken z. T. auch Muskeln, die gleichzeitig für die Abspreizung zuständig sind wie der Musculus abductor pollicis brevis. Motorisch werden die Muskeln der Hand von Ästen des Nervus ulnaris und des Nervus medianus versorgt.

Bei Greifaktionen der Hand wird das Daumensattelgelenk besonders stark belastet, so dass es bei vielen Menschen, vor allem bei Frauen nach der Menopause, zu degenerativen Veränderungen an dem Gelenk kommen kann. Meist handelt es sich um eine Arthrose, die im Falle des Daumensattelgelenks Rhizarthrose genannt wird.

Anatomie & Aufbau

Das Daumensattelgelenk ist im Gegensatz zu den übrigen Fingergrundgelenken nicht als Kugelgelenk ausgebildet, sondern entspricht dem eines typischen Sattelgelenkes, das für die beiden Drehrichtungen Beugen/ Strecken und Abspreizen/ Anwinkeln optimiert und prinzipiell für die hohen Belastungen, die mit festen Greifbewegungen verbunden sind, ausgelegt ist. Im Vergleich zu den anderen Fingergrundgelenken ist die Gelenkkapsel des Daumensattelgelenks relativ elastisch, wenn auch Bänder für eine sichere Bewegung in die gewollte Richtung sorgen.

Der Daumen bietet damit gleichermaßen die Voraussetzungen für feinmotorische wie auch für fest zupackende Bewegungen. Ein oberflächlicher und ein tiefer Arterienbogen im Bereich der Fingergrundgelenke versorgen die Hand mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die beiden Arterienbögen – auch Palmarbögen genannt - entspringen als Seitenäste der Arteria ulnaris und der Arteria radialis. Das Daumensattelgelenk und seine Bänder werden hauptsächlich von einem Ast des tiefen Arterienbogens versorgt.

Funktion & Aufgaben

Die Hauptaufgabe und Funktion des Daumensattelgelenks besteht darin, gleichermaßen feinmotorische und kräftig zupackende Greifbewegungen zu ermöglichen. Eine besondere Bedeutung hat dabei die Opposition des Daumens. Dank der zwei Rotationsebenen, die das Sattelgelenk bietet, ist der Daumen in der Lage, mit jedem der übrigen vier Finger den sogenannten Pinzettengriff auszuüben.

Die Kuppe des Daumens wird dabei auf die Kuppe eines beliebigen Fingers derselben Hand mehr oder weniger stark gepresst. Der Pinzettengriff kann dabei nicht nur äußerst feinmotorisch und sensibel ausgeführt werden, sondern bei Bedarf auch kräftig zupackend. Der Daumen bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die Finger bei notwendigen Haltegriffen durch den Faustschluss zu unterstützen. Die Finger halten dabei üblicherweise das Gewicht des Körpers, das senkrecht nach unten zieht (Erdbeschleunigung), und der Daumen verhindert durch den Faustschluss oder angedeuteten Faustschluss ein Abrutschen der Finger bei Kräften, die quer zur Schwerkraft wirken.

Das Daumensattelgelenk ist auch dafür verantwortlich dafür, dass der Daumen ein wenig passiv rotieren kann, um sich bestimmten Gegebenheiten anpassen zu können. Aktiv ist die Rotation nicht möglich, weil keine Muskeln für die Rotation zur Verfügung stehen. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass durch Training bereits im kindlichen Alter auch eine aktive Rotation des Daumens möglich ist, weil eine bestimmte Kombination der vorhandenen Muskeln für die Drehbewegung genutzt werden könnte.


Krankheiten

Das Daumensattelgelenk wird bei fast allen Bewegungen des Daumens stark beansprucht, vor allem bei dem Pinzettengriff mit Ringfinger oder kleinem Finger, weil sich die Gelenkflächen gegeneinander verschieben und dadurch wesentlich kleinere Flächen mit höheren Belastungen beaufschlagt werden. Es kann dadurch zu vorzeitigem Abrieb des Gelenkknorpels und zu arthrotischen Veränderungen im Gelenk führen. Eine Arthrose im Daumensattelgelenk wird als Rhizarthrose bezeichnet.

Die Rhizarthrose äußert sich zunächst in Bewegungsschmerzen, die im weiteren Verlauf der Krankheit sich auch in der Ruhephase einstellen und erhebliche Schlafstörungen verursachen können. Bei fortgeschrittener Rhizarthrose stellen sich Bewegungseinschränkungen ein und häufig bilden sich knöcherne Fortsätze, die ertastbar und bereits von außen als Deformationen erkennbar sind. In einem speziellen Röntgenverfahren können die knöchernen Verwachsungen direkt sichtbar gemacht werden. Seit Aufkommen der neuen SMS-Kultur und der Smartphone-Technik leiden Menschen, die exzessiv ihre Finger und ihren Daumen zum Schreiben von SMS oder E-Mails, zum Spielen oder anderweitigen Betätigungen am Smartphone nutzen, unter Schmerzen im Daumen.

Das Phänomen, das zunächst hauptsächlich bei Jugendlichen auftrat, entsteht aufgrund einer Belastung des Daumens durch ungewohnte Bewegungen, die beim Schreiben von SMS auftreten. Das Phänomen, SMS-Daumen genannt, ist meist auf eine Sehnenscheidenentzündung am Daumensattelgelenk zurückzuführen oder auf eine entsprechende Schleimbeutelentzündung. Beim sogenannten Finkelstein-Test lässt sich in einem fortgeschrittenen Stadium des SMS-Daumens oft ein Knirschen der Sehne ertasten.

Der Daumen wird in der Faust geschlossen und die Hand dann ruckartig in Richtung kleiner Finger abgewinkelt. Die äußerst schmerzhaften Beschwerden können bei Nichtbeachtung schnell chronisch werden, deren Ausheilung sich über einen Zeitraum von einem Monat und mehr erstrecken kann. In sehr hartnäckigen Fällen kann ein kleiner, ambulant durchgeführter, Schnitt in das Bindegewebe des Schleimbeutels Linderung bringen. Der Daumen kann sofort nach dem Eingriff bewegt werden.

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R. & Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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