Duodenalstenose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Duodenalstenose ist eine Verengung des Dünndarms. Sie ist in der Regel angeboren, kann aber auch erworben werden.
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Was ist eine Duodenalstenose?
Eine Stenose ist eine Verengung eines Hohlorgans. Bei der Duodenalstenose ist der Dünndarm, genauer gesagt der Zwölffingerdarm (Duodenum) von der Stenose betroffen. Die Duodenalstenose wird häufig auch als Duodenalatresie bezeichnet, wobei die Atresie nur eine Form der Stenose ist. Anatomisch wird die Stenose in Bezug auf ihre Lage zur Papilla duodeni major unterteilt.
Bei der hohen Obstruktion befindet sich der Verschluss oberhalb der Vaterschen Papille. Die Vatersche Papille (auch Papilla duodeni major) liegt kurz oberhalb der Einmündung des Hauptgallengangs und des Bauchspeicheldrüsengangs in den Zwölffingerdarm. Eine Stenose, die unterhalb der Vaterschen Papille liegt, wird als tiefe Obstruktion bezeichnet.
Die angeborene Form der Duodenalstenose tritt durchschnittlich bei einem von 7000 Kindern auf. Häufig ist die Duodenalstenose mit anderen Fehlbildungen kombiniert. Bei einem Drittel aller Kinder mit angeborener Duodenalstenose liegt zusätzliche eine Trisomie 21 vor. Die Trisomie 21 ist auch als Down-Syndrom bekannt.
Ursachen
Duodenalstenosen können angeboren oder erworben sein. Äußere Stenosen werden in der Regel durch eine Kompression bedingt. Häufigste Ursache ist eine Malrotation. Die Malrotation ist eine Störung der Drehung des Dick- und Dünndarms in der Entwicklung des Embryos. Die Lageanomalie führt zu einer Kompression des Duodenums durch den Dickdarm. Auch das Pancreas anulare kann eine Duodenalstenose hervorrufen.
Es handelt sich dabei um eine Fehlanlage der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Die dorsalen und die ventralen Anteile der Bauchspeicheldrüse sind nicht vollständig miteinander verschmolzen, sodass sich zwei Lappen bilden. Dadurch entsteht ein Ring um den Dünndarm. Durch diesen Ring kann das Lumen des Duodenums eingeengt werden. Je nach Ausmaß der Behinderung macht sich die Fehlentwicklung schon im Mutterleib bemerkbar.
Leichte Einengungen können auch erst im dritten oder vierten Lebensjahrzehnt bemerkt werden. Eine weitere Ursache für eine Duodenalstenose ist das Ladd-Syndrom. Es handelt sich dabei um einen angeborenen Volvulus, eine Drehung eines Abschnittes des Verdauungstrakts. Ferner können Briden das Duodenum einengen. Briden sind Narbenstränge, die in der Bauchhöhe liegen. Allgemein werden Briden auch als Verwachsungen bezeichnet. Sie entstehen meistens nach Operationen.
Seltener wird die Duodenalstenose durch atypisch verlaufende Blutgefäße verursacht. So kann die Pfortader untypischerweise direkt vor dem Duodenum verlaufen. Auch das Vena-mesenterica-superior-Syndrom ist ein Beispiel für eine solche Anomalie. Weitere äußere Stenoseursachen sind Darmduplikaturen oder Divertikel. Bei einer Darmduplikatur ist ein Darmteil im Mesenterium doppelt vorhanden. Divertikel sind sackförmige Ausstülpungen der Darmwand.
Innere Stenosen werden durch ein tubuläres enges Segment bedingt. Auch ringförmige Engen oder bindegewebige Veränderungen der Darmwand können eine langsam zunehmende Stenosewirkung haben. Bei der Duodenalatresie ist das Lumen des Dünndarms aufgrund einer Fehlbildung des Duodenalkanals nicht oder unzureichend ausgeprägt vorhanden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome der Duodenalstenose sind abhängig vom Ausmaß der Störung. Leichte Duodenalstenosen bleiben unter Umständen ein ganzes Leben lang unbemerkt. Eventuell kommt es während der Schwangerschaft zu einem intrauterinen Polyhydramnion. Schwere Duodenalstenosen treten durch massives Erbrechen in den ersten Lebenstagen in Erscheinung.
Der Oberbauch der betroffenen Kinder ist vorgewölbt, der Unterbauch ist hingegen eingezogen. Auch symptomfreie Perioden sind möglich. Eventuell wird die Diagnose sogar erst im Schul- oder im Erwachsenenalter gestellt. Wenn sich die Stenose unterhalb der Vaterschen Papille befindet, erbrechen die Patienten Galle.
Das grüne Erbrechen ist ein typisches Symptom der Duodenalstenose. Häufig geht die Stenose auch mit einer Ösophagusatresie oder mit einer Analatresie einher. Nicht selten findet sich zusätzlich zur Stenose auch ein Herzfehler. Häufig sind die Kinder zudem vom Down-Syndrom betroffen.
Diagnose & Verlauf
Bei einer schweren Duodenalstenose kann die Verdachtsdiagnose schon anhand der Symptome gestellt werden. Bei einer auffälligen Ultraschalluntersuchung des kindlichen Bauchs im Mutterleib kann die Diagnose nach der Geburt mittels Röntgen bestätigt werden. In der Ultraschalluntersuchung wird das sogenannte Double-bubble-Phänomen sichtbar. Der Magen des Kindes ist mit Flüssigkeit gefüllt und bildet die erste Blase.
Auch der Zwölffingerdarm enthält Flüssigkeit und erscheint somit als zweite Blase. Da Magen und Duodenum im Bild nebeneinander liegen zeigt sich eine Doppel-Blase (Double-bubble). Im Röntgenbild zeigt sich dasselbe Phänomen. Der obere Magen-Darm-Trakt füllt sich nach der Geburt mit Luft. Eine Luftblase entsteht im Magen, die zweite Blase bildet sich im Duodenum. Da der übrige Magen-Darm-Trakt leer ist, wird auch hier das Double-bubble-Phänomen sichtbar.
Komplikationen
Bei einer Duodenalstenose muss es nicht zwingend zu Komplikationen kommen. Falls es sich nur um eine sehr leichte Ausprägung der Duodenalstenose handelt, kann diese möglicherweise durch den Patienten überhaupt nicht bemerkt werden. Dabei kommt es zu keinen Beschwerden, Einschränkungen oder Komplikationen.
Das Leben wird dann durch die Duodenalstenose nicht beeinflusst und die Lebenserwartung auch nicht verringert. Falls die Duodenalstenose weiter ausgebreitet ist, kommt es in vielen Fällen zu Erbrechen und zu Bauchschmerzen. In vielen Fällen kommt es durch die Krankheit auch zu einem Herzfehler. Sehr oft sind vor allem Menschen mit dem Down-Syndrom von einer Duodenalstenose betroffen, welche ihr Leben noch weiter einschränkt.
In der Regel ist eine Behandlung möglich und in vielen Fällen erfolgreich. Dabei kommt es zu keinen besonderen Komplikationen. Oft wird die Behandlung bereits im Kindesalter durchgeführt. Sollte das Kind allerdings auch von anderen Fehlbildungen betroffen sein, kann die Duodenalstenose möglicherweise nicht einfach behandelt werden. Die weiteren Komplikationen hängen stark vom Syndrom ab, mit welchem das Kind auf die Welt kommt. Leider ist es nicht möglich, dem Symptom vorzubeugen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei der Duodenalstenose muss nicht in jedem Falle ein Arzt aufgesucht werden. Falls die Störung selbst nicht zu Beschwerden oder zu anderen unangenehmen Gefühlen führt, muss auch keine ärztliche Behandlung durchgeführt werden. Ein Arzt sollte allerdings dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an einem starken und vor allem dauerhaften Erbrechen und auch an Übelkeit leidet. Dabei kann auch ein gewölbter Bauch auf die Duodenalstenose hindeuten und sollte untersucht werden. Vor allem beim Erbrechen von Gallenflüssigkeit sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
In vielen Fällen ist die Krankheit auch mit einem Herzfehler verbunden, sodass bei der Diagnose der Duodenalstenose auch ein Kardiologe aufgesucht werden sollte. In der Regel muss der Betroffene dann an regelmäßigen Untersuchungen teilnehmen, um weitere Beschwerden vorzubeugen. Die Krankheit selbst kann durch einen Internisten diagnostiziert werden. Im Notfall kann auch ein Notarzt gerufen oder das Krankenhaus aufgesucht werden. Die Krankheit kann relativ einfach behandelt werden und der Betroffene leidet nicht an einer verringerten Lebenserwartung.
Behandlung & Therapie
Wenn eine Duodenalstenose mit Membran vorliegt, erfolgt die Behandlung gegebenenfalls endoskopisch. Ansonsten wird operativ interveniert. Ein mögliches Verfahren ist die Duodenoduodenostomie. Auch eine Duodenojejunostomie kann durchgeführt werden. Dabei wird ein Teil des Dünndarms entfernt und die Reste des Duodenums werden operativ mit dem Jejunum vereinigt.
Je nach Ausprägung der Stenose kann auch eine Membranexzision durchgeführt werden. Die Prognose ist von mehreren Faktoren abhängig. Zum einen spielt die Ausprägung der Stenose eine Rolle. Auch das Geburtsgewicht und die Schwere zusätzlicher Fehl- oder Missbildungen haben einen entscheidenden Einfluss auf die Prognose. Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 2000 Gramm oder Kindern mit einem Geburtsgewicht zwischen 2000 und 2500 Gramm und mit schweren Missbildungen haben die schlechtesten Chancen auf vollständige Heilung.
Aussicht & Prognose
Patienten einer Duodenalstenose haben im Normalfall eine gute Prognose. In leichten Fällen muss keine Behandlungsmaßnahme ergriffen werden. Die Nahrungszufuhr wird den Bedürfnissen des Organismus angepasst, so dass es zu keinen Komplikationen während des Stuhlgangs kommt.
Treten Beschwerden ein, sollte eine Behandlung durchgeführt werden, damit keine Folgeschäden oder lebensbedrohlichen Situationen eintreten. In einem operativen Eingriff wird die angeborene oder erworbene Verengung des Dünndarms korrigiert. Nach einer anschließenden Wundheilung kann der Patient beschwerdefrei aus der Behandlung entlassen werden. Die Funktionsfähigkeit des Darms ist durch die Korrektur dauerhaft hergestellt. Weitere Maßnahmen müssen nicht ergriffen werden. Je nach Ausprägung der Verengung richtet sich der Heilungsprozess.
Je umfangreicher der Eingriff, desto länger dauert die Genesung. Wird die Wunde nicht optimal versorgt, erhöht sich das Krankheitsrisiko. In schweren Fällen kommt es zu einer Sepsis. Bei einer angeborenen Duodenalstenose haben besonders Säuglinge mit einem geringen Geburtsgewicht unter 2.000 Gramm eine ungünstige Prognose.
Der Korrektureingriff wird von ihrem Organismus oftmals nicht gut verkraftet und sorgt für eine Überforderung. Zudem ist die Aussicht auf eine vollständige Heilung bei Patienten mit besonders schweren Missbildungen geschmälert. Den Ärzten ist es oftmals nicht möglich, alle Auffälligkeiten zu beheben. Es bleiben Missbildungen bestehen, die weiterhin zu Beschwerden führen.
Vorbeugung
Die Duodenalstenose ist in den meisten Fällen angeboren. Die genauen Entstehungsmechanismen sind unbekannt. Eine Prävention der Erkrankung ist somit nicht möglich.
Nachsorge
Eine Duodenalstenose bedarf in erster Linie immer einer medizinischen Untersuchung und Behandlung. Es stehen dem Betroffenen dabei auch nur sehr eingeschränkt Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung, sodass in erster Linie eine frühzeitige Diagnose sehr wichtig ist. Je früher die Duodenalstenose dabei erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf der Erkrankung.
Schon bei den ersten Anzeichen der Krankheit muss daher ein Arzt aufgesucht werden. Die Behandlung der Erkrankung erfolgt dabei durch einen operativen Eingriff, bei welchem ein Teil des Darms entfernt wird. Nach diesem Eingriff sollte der Patient auf jeden Fall Bettruhe bewahren und sich dabei auch nicht unnötig anstrengen.
Auch von stressigen oder von körperlichen Betätigungen sollte abgesehen werden, um die Heilung nicht zu verlangsamen. Weiterhin darf auch keine schwere Nahrung aufgenommen werden, um den Magen und den Darm nicht zu überfordern. Die Patienten sind dabei auf eine leichte und schonende Kost angewiesen, wobei erst nach einer erfolgreichen Genesung die gewöhnliche Nahrungsaufnahme durchgeführt werden kann.
Allerdings kann es nicht immer zu einer vollständigen Heilung der Duodenalstenose kommen. In vielen Fällen sind die Eltern daher auf eine psychologische Behandlung angewiesen, wobei allerdings auch Gespräche mit Freunden und mit der Familie sehr sinnvoll sein können.
Das können Sie selbst tun
Eine Duodenalstenose wird meist durch eine genetisch bedingte Fehlanlage des Dünndarms verursacht und ist in etwa 30 Prozent der Fälle mit dem Down Syndrom (Trisomie 21) vergesellschaftet. In weniger häufigen Fällen kann der Engpass im Duodenum auch durch Unfall oder nach einer Operation erworben werden. Je nach Art der Fehlanlage kann die Passage des Darminhalts nur leicht oder erheblich behindert sein.
Entsprechend unterschiedlich sind die Symptome. Sie reichen von nicht bemerkbar bis zu häufigem starken Erbrechen und starken Bauchschmerzen bereits in den ersten Lebenstagen. Das trifft prinzipiell auch für die erst im späteren Alter erworbene Duodenalstenose zu. Bei nur geringfügigen Symptomen, die keinen sofortigen operativen Eingriff notwendig erscheinen lassen, wird als Anpassung im Alltag und als Selbsthilfemaßnahme eine Umstellung auf leicht verdauliche Kost mit einem ausgewogenen Anteil an unverdaulichen Ballaststoffen empfohlen.
Die leicht verdauliche Kost unterstützt eine zügige Darmpassage, so dass die Engstelle im Dünndarm symptomlos bleibt und keine weiteren Einschränkungen im Alltag zu erwarten sind. Zusätzlich kann der Nahrungsbrei, der direkt vom Magen in den Dünndarm gelangt, durch eine ausreichende Menge Wasser ein wenig verdünnt werden, was ebenfalls die zügige Passage der Engstelle im Dünndarm unterstützt.
Bei starken Symptomen reichen die Selbsthilfemaßnahmen nicht aus. In diesen Fällen – besonders bei Neugeborenen - ist in der Regel ein operativer Eingriff erforderlich, um teils lebensbedrohliche Folgeschäden zu vermeiden.
Quellen
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012