Eckzähne

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Eckzahn (Dens caninus) befindet sich vor den Vorbackenzähnen und hinter den Schneidezähnen, wobei sich die Bezeichnung auf den Knick, den der Zahnbogen an dieser Stelle macht, bezieht.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Eckzähne?

Die Eckzähne bilden den Übergang zwischen Front- und Seitenzähnen.
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Der Eckzahn wird umgangssprachlich auch als "Augenzahn" bezeichnet, da sich bei einer Entzündung Druckschmerzen bzw. Rötungen unter dem Auge zeigen.

Jeder Mensch besitzt insgesamt vier Eckzähne, die an dritter Position stehen. Im Frontzahnbereich ist er der größte Zahn, der bereits im Milchgebiss zu finden ist. Die bleibenden Eckzähne brechen dann im Alter von etwa 11 Jahren durch, wobei im Normalfall die unteren vor den oberen erscheinen.

Anatomie & Aufbau

Der Eckzahn verfügt über eine Wurzel, in der ein Rand zu finden ist. Die Wurzel des Zahnes ist leicht abgeflacht. Ein deutliches Wurzelmerkmal ist die opitale Krümmung an den oberen Eckzähnen. Die Wurzeln der oberen Eckzähne sind außerdem länger als die unteren.

Der Eckzahn hat statt einer Kaufläche nur eine Spitze (auch Höckerspitze genannt), die über zwei Schneidekanten verfügt. Die vestibulären Flächen bestehen dabei aus zwei Teilen: einer distalen (hinteren) Hälfte bzw. einer mesialen (vorderen) Hälfte. Diese sind durch einen Mittelgrad, der vertikal verläuft, getrennt. Eckzähne haben eine kugelige Form und sind von der Schneidekante bis zum Hals des Zahnes leicht gekrümmt. Die Eckzahnspitze befindet sich nicht genau in der Mitte, sondern ist leicht mesial verschoben.

Die mesiale Schneidekante ist im Vergleich zur distalen Kante kürzer und steiler, außerdem befinden sich auf der Rückseite der Krone zwei Randleisten und eine Mittelleiste, die sich in einem so genannten Tuberculum (Höcker) treffen. Die oberen Eckzähne sind außerdem größer als die unteren Zähne. Bei ihnen ist die Kronenachse auch etwas "abgeknickt", was als "Kronenfluch" bezeichnet wird.

Funktion & Aufgaben

Die Eckzähne bilden den Übergang zwischen Front- und Seitenzähnen. Sie haben die Aufgabe, Nahrungsmittel festzuhalten bzw. zu zerreißen. Beim Abbeißen wird meistens instinktiv das Region des Eckzahns benutzt, da die Zahnwurzeln besonders kräftig sind. Überhaupt sind die Eckzähne die stärksten Zähne des menschlichen Gebisses und fungieren als eine Art "Reißzähne", da sie über eine äußerst spitze Schneidekante verfügen.

Oft werden die Eckzähne auch als "Hundezähne" bezeichnet, da sie eine gewissen Ähnlichkeit mit den Eckzähnen der Hunde aufweisen. Ähnlich wie bei den Hunden werden die Zähne umgangssprachlich auch heute noch als "Drohgebärde" verwendet. Davon leiten sich auch verschiedenste Redewendungen wie "die Zähne zeigen", "auf den Zahn fühlen" oder "einen Zahn zulegen", ab. Da auf Grund der Verwendung von Messer und Gabel bzw. auf Grund verschiedenster Zubereitungsarten von Speisen ein starkes Reißen nicht mehr notwendig ist, haben sich die Eckzähne im Laufe der Zeit zurückgebildet.


Krankheiten

Bei den Eckzähnen können folgende Zahnerkrankungen auftreten:

Als Karies bezeichnet man eine Erkrankung der beiden Zahnhartgewebe Dentin bzw. Zahnschmelz. Dabei bilden sich zunächst Entkalkungen, die zuerst weiß sind, sich dann aber dunkel färben können. Solange Karies nur die Schmelzschicht betrifft, kann er remineralisiert werden. Dringt der Karies aber in das Zahnbein (Dentin) vor, so treten Zahnschmerzen auf.

Als Pulpitis wird eine Entzündung des Zahnmarks (Pulpa) bezeichnet, die durch chemische, thermische und mechanische Reizung auftritt. Die Betroffenen leiden an Zahnschmerzen, bleibt die Reizung weiterhin bestehen, so kann die Entzündung auch chronisch werden. Im Rahmen einer apikalen Ostitis entzündet sich die Wurzelspitze des Zahnes. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Entzündung, da Bakterien durch den Wurzelkanal bis hin zur Wurzelspitze gelangen. Eine akute Ostitis kann sehr schmerzhaft sein, manchmal verläuft die Entzündung aber auch ohne Schmerzen. Darüber hinaus sind Eckzähne häufig verlagert und retiniert, wobei der Grund dafür eine ziemlich späte Durchbruchszeit ist. Bei vielen Kindern ist der Knochen dann schon fest und die Nachbarzähne sind ebenfalls schon durchgebrochen.

Bei Platzmangel nehmen diese dann den Platz des Eckzahns ein. In manchen Fällen bricht der Zahn außerhalb der Zahnreihe durch, wobei er sehr häufig quer im Oberkieferknochen liegt. Manchmal liegt der Eckzahn im Kieferknochen auch sehr weit oben, sodass ein relativ weiter Weg zurückgelegt werden muss, bis der Zahn durchbricht. Eine Nichtanlage von Eckzähnen ist hingegen extrem selten bzw. nicht bekannt. Viel häufiger tritt diese bei den Weisheitszähnen bzw. bei den Schneidezähnen auf. Bei Erwachsenen werden verlagerte und retinierte Eckzähne sehr häufig operativ entfernt, bei Jugendlichen erfolgt oft eine Freilegung der Zahnkrone. Nach der Wundheilung wird diese dann mit Hilfe eines Brackets oder eines so genannten KFO-Geräts eingestellt.

In manchen Fällen ist es außerdem notwendig, den Oberkiefer zu dehnen, um mehr Platz schaffen zu können. Im Zusammenhang mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten treten auch Fehlbildungen auf. Normalerweise verlaufen die Lippenspalten im Oberkiefer zwischen dem zweiten Schneidezahn und dem Eckzahn, bei Fehlbildungen kann es jedoch zu Verwachsungen, Teilverschmelzungen oder Verschmelzungen kommen.

Sind die Zahnreihen geschlossen, dann berühren sich die unteren bzw. oberen Eckzähne und bei Kaubewegungen entsteht ein Abstand zwischen den unteren und oberen Kauflächen, was als "Eckzahnführung" bezeichnet wird. Vor allem bei Zahnersatz wie Brücken und Kronen ist es notwendig, diese Eckzahnführung auch wiederherzustellen. Bei Totalprothesen wird jedoch keine Eckzahnführung erzeugt, da die Prothese sonst kippen würde.

Typische & häufige Zahnerkrankungen

Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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