Eibe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Eibe handelt es sich um einen grünen Nadelbaum, der sich auch als Heilpflanze nutzen lässt. Allerdings sind die meisten Bestandteile sehr giftig.

Vorkommen & Anbau der Eibe

Obwohl der Baum Europäische Eibe genannt wird, erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet auch über den europäischen Kontinent hinaus.
Die Eibe (Taxus baccata) trägt auch die Bezeichnungen Europäische Eibe oder Gemeine Eibe. Der Baum gehört der Familie der Eibengewächse (Taxaceae) an und zählt zur Ordnung der Koniferen (Coniferales).

Die Europäische Eibe ist ein immergrüner Nadelbaum und erreicht Wuchshöhen zwischen 2 und 15 Metern. Je nach Standortbedingungen kann die Eibe auch als Strauch wachsen. So kommt sie im Hochgebirge oder an Felswänden sogar als Kriechstrauch vor.

Der Stamm ist mit einer rotbraunen Rinde ausgestattet. Bei den Blättern des Baumes handelt es sich um immergrüne Nadeln. Zur Blütezeit der Eibe kommt es in den Monaten April und Mai. Ab August gehen aus den Blüten ein oder zwei Samen hervor, die eine grünbraune Färbung aufweisen. Sie befinden sich in einem roten Fruchtkörper, der über eine fleischige Umhüllung verfügt. Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Vögel.

Obwohl der Baum Europäische Eibe genannt wird, erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet auch über den europäischen Kontinent hinaus. So reicht sein Lebensraum von Europa über das nordwestafrikanische Atlasgebirge, Kleinasien und die Kaukasusregion bis hin in den Norden Irans. In Europa gedeiht die Eibe am liebsten in schattigen Wäldern. Darüber hinaus kommt sie als Zierstrauch in Parks oder auf Friedhöfen vor. Sie bevorzugt Böden, die reich an Kalk und Nährstoffen sind.

Wirkung & Anwendung

Zu den Inhaltsstoffen der Europäischen Eibe gehören Biflavonoide, Phenole, Vitamin C, Taxacine, Taxin A und Taxin B. Weitere Bestandteile sind Betulosid, Diterpene, Baccatin III, Paclitaxel sowie Ginkgetin. Abgesehen von dem Samenmantel der Eibe gelten alle anderen Teile des Baumes als giftig. Selbst durch Trocknen oder Kochen lassen sich die toxischen Stoffe nicht beseitigen.

Die Giftigkeit der Baumteile wie Samen, Nadeln, Rinde und Holz fällt von Baum zu Baum unterschiedlich aus. Sie hängt auch von der jeweiligen Jahreszeit ab. Ungiftig ist hingegen der rote Samenmantel der reifen Früchte. Diese weisen einen süßen Geschmack auf und lassen sich in rohem Zustand verzehren. Allerdings dürfen die giftigen Samen keinesfalls verschluckt werden, da sie toxisch sind. Die Früchte gelten als hilfreich gegen Skorbut. Kinder sollten den Verzehr der Früchte unterlassen, da die Gefahr besteht, die Samen zu verschlucken.

Zur medizinischen Anwendung werden in erster Linie die frischen Zweigspitzen der Eibe genutzt. Zu den heilsamen Wirkstoffen gehören cyanogene Glykoside wie Biflavonoide, Taxiphyllin, Ginkgetin, Sciadopitysin, Baccatin III sowie Diterpen-Alkaloide vom Typ Taxan. Zur äußerlichen Anwendung dient eine Tinktur, die aus den Nadeln des Baumes besteht. Sie dient zur Therapie von Hautparasiten. Da die Wirkstoffe der Gemeinen Eibe sich zur Behandlung von Krebs eignen, kommen sie trotz ihrer Toxizität auch innerlich zur Anwendung.

Eine Selbstbehandlung ist jedoch nicht möglich, sodass der Gebrauch der Heilpflanze stets unter Aufsicht eines Arztes erfolgen muss. Im Mittelalter fungierte die Eibe auch als therapeutisches Räuchermittel. So sollten durch das Inhalieren des Rauches Erkältungssymptome wie Husten und Schnupfen oder Lungenkrankheiten gelindert werden.

Aufgrund der Giftigkeit verzichtet die Schulmedizin in der heutigen Zeit weitgehend auf die Europäische Eibe. Therapeutischen Nutzen hat sie jedoch für die Homöopathie. Diese stellt aus den Eibenzweigen die homöopathische Arznei Taxus baccata her. Zu diesem Zweck wird das Mittel so stark verdünnt, dass es keine Schäden anrichten kann. Es dient unter anderem zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden und Hauterkrankungen.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

In der Antike wurde die Eibe zunächst als Mittel benutzt, um Menschen zu vergiften. So galt das Gift des Baumes als schnell wirkend und effektiv. Die Kelten verwendeten Eibensaft für ihre Pfeilgifte. Außerdem sollte die Eibe über magische Effekte verfügen und Geister heraufbeschwören oder vertreiben können. Darüber hinaus kam es zur Herstellung von Zauberstäben aus Eibenholz. Zahlreiche Kulturen stuften die Eibe als heilig ein.

Im Mittelalter fand die Eibe dann auch als Heilpflanze Verwendung. Zu den ersten therapeutischen Anwendern gehörte der persische Mediziner Avicenna im Jahr 1021. Verwendet wurde die Pflanze zunächst gegen Tollwut, Schlangenbisse, Gallenblasenbeschwerden und Leberleiden. In der Volksmedizin diente die Europäische Eibe dann zur Therapie von Herzbeschwerden, Epilepsie, Rheuma, Diphtherie, Krätze oder Wurmbefall.

Frauen wurde sie verabreicht, um deren Menstruation zu fördern. Ein Sud aus Eibennadeln diente außerdem als wirksames Mittel zur Abtreibung. Durch die Giftigkeit der Eibe bestand jedoch für die Patienten ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Da mittlerweile zahlreiche ungiftige Alternativen zur Verfügung stehen, verzichtet die Pflanzenheilkunde in der Gegenwart auf die Anwendung der toxischen Pflanze.

Seit den 90er Jahren ist die Eibe für die Schulmedizin wieder von Interesse, weil die teilsynthetische Isolierung des zellteilungshemmenden Stoffes Paclitaxel gelang. Diese Substanz ließ sich zuvor ausschließlich aus der Rinde der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) isolieren. Die Isolation erfolgte aus den Taxanverbindungen innerhalb der Eibennadeln. So kommen Stoffe der Eibe in der heutigen Zeit gegen Krebserkrankungen wie Eierstockkrebs, Bronchialkrebs und Brustkrebs zum Einsatz.

Da jedoch die Gefahr von schweren Nebenwirkungen besteht, findet die Anwendung nur bei Versagen sämtlicher anderer Behandlungsformen statt. Die Homöopathie wendet Stoffe der Eibe in erster Linie zur Behandlung von Hautausschlägen und Verdauungsbeschwerden an. Weitere Indikationen sind Herzerkrankungen, Gicht, Rheuma und Leberkrankheiten.


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