Skorbut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Skorbut ist wahrscheinlich die älteste bekannte Krankheit, die durch Mangelernährung hervorgerufen wird. Durch eine mehrmonatige Unterversorgung mit Vitamin C kommt es zu verschiedenartigen Krankheitssymptomen, die unbehandelt bis zum Tod des Betroffenen führen können. Historisch war Skorbut unter Seeleuten und Soldaten weit verbreitet, während er heutzutage in Regionen auftritt, die von Hungersnöten betroffen sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Skorbut?

Skorbut macht sich vor allem in Form von einer allgemeinen Erschöpfung und Müdigkeit bemerkbar. Ferner heilen Wunden nur noch schlecht oder gar nicht.
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Skorbut tritt als Folge einer anhaltenden Unterversorgung mit der allgemein als Vitamin C bekannten Ascorbinsäure auf. Da Ascorbinsäure vom Körper nicht produziert werden kann, muss die Versorgung durch die Aufnahme von Nahrungsmitteln gesichert werden, die eine ausreichende Menge Vitamin C enthalten.

Dazu gehören Früchte und Gemüse sowie Fruchtextrakte wie Säfte. Auch in Leber und Austern ist Vitamin C enthalten. Fehlt dem Stoffwechsel Vitamin C, so verliert er die Fähigkeit, das hauptsächlich im Bindegewebe und der Haut enthaltende Kollagen zu bilden und Eisen zu absorbieren.

Skorbut tritt erst nach mehreren Monaten als Folge dieser Mangelernährung auf, obwohl Vitamin C nicht auf Vorrat im Körper gespeichert werden kann.

Ursachen

Skorbut ist eine typische Mangelerscheinung, die durch eine nicht ausreichende Ernährung ausgelöst wird. Gewöhnlich benötigt ein Mensch zur Vermeidung von Skorbut eine ausgewogene Ernährung, um einen gesunden Stoffwechsel und eine ausreichende Versorgung der Zellen zu gewährleisten.

Vitamin C ist dabei ein notwendiger Bestandteil und gehört zur täglichen Ernährung hauptsächlich in der Form von Obst und Gemüse hinzu. Wird bei der täglichen Ernährung auf die Aufnahme von diesen Nahrungsmitteln freiwillig oder infolge eines nicht vorhandenen Angebots auf Vitamin C verzichtet, entsteht Skorbut.

Der Skorbut kommt in Industrieländern gewöhnlich nur vereinzelt vor und betrifft dann hauptsächlich Personen, die eine einseitige Diät einhalten oder altersbedingt die Ernährung nicht mehr richtig zusammenstellen können. Alkoholiker, die gesunde Mahlzeiten vernachlässigen, können ebenfalls von Skorbut betroffen sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Skorbut macht sich vor allem in Form von einer allgemeinen Erschöpfung und Müdigkeit bemerkbar. Ferner heilen Wunden nur noch schlecht oder gar nicht. Bleibt die Versorgung mit Vitamin C über einen längeren Zeitraum aus, kann es außerdem zu Zahnfleischbluten und Zahnfleischwucherung sowie Zahnausfall und Einblutungen in der Zunge kommen.

Im weiteren Verlauf treten Muskelschwund, Knochenschmerzen, hohes Fieber und starker Durchfall auf. Nicht unüblich sind außerdem Hautprobleme in Form von Entzündungen oder Blutungen. Durch das geschwächte Immunsystem ist der Körper außerdem anfällig gegenüber Infektionen aller Art.

Skorbut ist deshalb nicht selten ein Nährboden für weitere Krankheiten. Zum Teil kann die Krankheit auch tödlich verlaufen. Besonders häufig treten solche Fälle aufgrund einer Herzschwäche auf. Bei schwerem Skorbut lassen sich in einigen Fällen auch Depressionen beobachten, deren Ursache noch nicht vollständig geklärt ist.

Nicht offensichtlich sind Symptome an den Knochen von Patienten. Skorbut führt dort zu deutlichen Abhebungen, was die Bewegung einschränken und zu Hinken führen kann. Bei Kindern und Jugendlichen ist außerdem das Wachstum eingeschränkt. Je nach Dauer und Verlauf der Krankheit bleibt das Knochenalter dabei etwa ein oder zwei Jahre hinter dem biologischen Alter zurück.

Diagnose & Verlauf

Der behandelnde Arzt diagnostiziert Skorbut anhand der äußeren Symptome und einer ausgiebigen Befragung des Patienten zu seinen Ernährungsgewohnheiten. Zur Absicherung der Diagnose wird eine Blutuntersuchung vorgenommen, die das im Blut enthaltene Niveau der Ascorbinsäure bestimmen.

Skorbut beginnt zunächst mit unerklärlicher Müdigkeit und Gewichtsverlust des Patienten. Ein den Skorbut noch verstärkender Appetitverlust und Durchfall gehören ebenfalls zu den anfänglichen Symptomen. Im weiteren Verlauf treten Schmerzen besonders im Bereich der längeren Skelettknochen, Fieber, beschleunigte Atmung und Taubheitsgefühle auf.

Skorbut ist bereits fortgeschritten, wenn es zu Blutungen des Zahnfleischs und Lockerungen der Zähne kommt. Symptome bei einem weit entwickelten Skorbut ist ein Hervortreten der Augäpfel, Einblutungen der Haut und starke Gelenkschmerzen. Unbehandelt kann als Folge von Skorbut eine Herzschwäche zum Tod führen.

Komplikationen

Unbehandelt kann Skorbut schwere Komplikationen wie Zahnausfall und eine schlechte Wundheilung hervorrufen. In Verbindung mit der erhöhten Infektanfälligkeit ist vor allem der Zahnausfall problematisch – es kann zu gefährlichen Entzündungen im Mundraum kommen. In Folge des Muskelschwundes tritt eine extreme Müdigkeit auf, welche die Gefahr von Stürzen und Unfällen im Alltag erhöht. Der Appetitverlust begünstigt die typischen Mangelerscheinungen und kann zu chronischen Essstörungen führen.

Zuletzt kann es zu gefährlichen Einblutungen der Haut und starken Gelenkschmerzen kommen. In der Folge führt Skorbut zu einer ausgeprägten Herzschwäche und daraus resultierend zum Herzinfarkt und schließlich zum Tod des Erkrankten. Bei der Behandlung von Skorbut gehen die Risiken von den verordneten Arzneimitteln und Präparaten aus.

Ascorbinsäure kann bei einer Überdosierung Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Magendruck auslösen. Zudem erhöht Vitamin C die Eisenaufnahme aus der Nahrung, was bei einigen Vorerkrankungen zu Beschwerden führen kann. Schmerzmittel und Fieber-Medikamente können diverse Neben- und Wechselwirkungen hervorrufen.

Häufig kommt es beispielsweise zu Kopfschmerzen, Hautirritationen Problemen des Magen-Darm-Traktes. Auch allergische Reaktionen und Unverträglichkeiten auf die verschriebenen Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel sind nicht auszuschließen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Skorbut ist eine jener Krankheiten, die viele Anzeichen haben. Wenn vermehrt Zahnfleischblutungen und Abgeschlagenheit auftreten, kann ein Arzt konsultiert werden. Es besteht allerdings kein Grund, gleich eine Notaufnahme aufzusuchen. Lediglich eine voranschreitende Skorbut-Erkrankung, die sich bereits mit Herzschwäche und ähnlich gravierenden Symptomen bemerkbar macht, ist ein medizinischer Notfall.

Insgesamt sind die Symptome von Skorbut so vielseitig, dass sie auch für sich genommen einen Gang zum Arzt rechtfertigen können. Für die Hautprobleme sollte ein Dermatologe aufgesucht werden, die Zahnfleischprobleme können von einem Zahnarzt begutachtet werden. Bei allgemeinen Symptomen wird ein Hausarzt hilfreich sein. Die Diagnose Skorbut ist recht eindeutig und kann von jedem Arzt gestellt werden. Daher kann der Arzt auch bei einem Verdacht auf einen Vitamin-C-Mangel aufgesucht werden. Betroffene tun allerdings gut daran, bei einem Verdacht auf diesen Nährstoffmangel auch umgehend aktiv zu werden und dies zu kompensieren.

Im Zweifel sollte immer der Hausarzt aufgesucht werden. Der Verdacht auf Skorbut liegt dabei bei bestimmten Risiko-Gruppen näher. Dies sind ältere Menschen, Menschen mit sehr einseitiger Ernährung und Raucher. All diese Personengruppen nehmen gelegentlich zu wenig Vitamin C zu sich.

Behandlung & Therapie

Geheilt wird Skorbut durch die Gabe von Ascorbinsäure. Bei Beginn der Mangelerscheinungen reicht die Aufnahme von Lebensmitteln aus, die einen hohen Anteil von Vitamin C haben, um die Symptome schnell wieder zu beheben und Skorbut zu heilen.

Historisch wurde dies bereits im 18. Jahrhundert durch den englischen Arzt James Lind erkannt, durch dessen Verordnung von Limonensaft Skorbut bei den Seeleuten der englischen Marine erfolgreich eingedämmt werden konnte.

Die moderne Behandlung fortgeschrittener Symptome von Skorbut besteht aus der oralen Gabe hochdosierter Ascorbinsäure oder auch Injektionen, die schnell Wirkung entfalten. Leichte Mangelerscheinungen von Skorbut, wie sie infolge einer fehlerhaften Diät auftreten können, lassen sich auch durch Orangensaft wieder ausgleichen.

Dazu kommt bei Skorbut die Gabe von Schmerzmitteln und Medikamenten gegen Durchfall und Fieber, um eine Linderung der Begleitsymptome zu erreichen.


Vorbeugung

Skorbut ist in der Regel leicht zu vermeiden, wenn bei der täglichen Ernährung auf die richtige Zusammenstellung der Nahrungsmittel geachtet wird. Obst und Gemüse sowie Fruchtsäfte enthalten genug Vitamin C, um eine Erkrankung an Skorbut auszuschließen. Bei einer einseitigen Diät, von der immer abzuraten ist, sollte zumindest darauf geachtet werden, dass genug Vitamin C in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zugeführt wird. Reisende in Regionen mit Mangelversorgung können Skorbut durch einen ausreichenden Vorrat an Vitamin-C-Tabletten verhindern.

Nachsorge

Nach einer erfolgreichen Behandlung von Skorbut ist das Ziel der Nachsorge die Erhaltung eines gesunden Vitamin-C-Spiegels. Nur eine ausreichende Vitamin-C-Zufuhr verhindert eine erneute Erkrankung. Die Zufuhr von Vitamin C gelingt am besten über die Nahrung. Eine ausgewogene Ernährung ist die wichtigste Maßnahme nach Abschluss der Behandlung.

Gesunde, frische Lebensmittel liefern dem Körper ausreichend Vitamin C. Vor allem Obst und Gemüse gehören in ausreichender Menge auf den Speiseplan. Wird über die Nahrung nicht genug Vitamin C aufgenommen, dann sind Vitamin-C-Präparate und Nahrungsergänzungsmittel zwingend erforderlich. Dabei ist darauf zu achten, dass zu viel Vitamin C auch negative Folgen für den Körper haben kann. Zu viel aufgenommenes Vitamin C scheidet der Körper über die Nieren aus.

Durchfall oder Blähungen können erste Warnzeichen einer Überversorgung sein. Im schlimmsten Fall kann der Körper Nierensteine bilden, die zu Koliken und starken Schmerzen führen können. Betroffene sollten sensibel auf ihren Körper achten, um erste Warnsignale zu spüren. Treten Symptome eines erneuten Vitaminmangels auf, muss umgehend ein Arzt konsultiert werden. Ist die Ursache der Erkrankung ermittelt, dann ist der Auslöser zukünftig zu meiden. Nur so ist eine erneute Erkrankung ausgeschlossen.

Das können Sie selbst tun

Um Skorbut entgegenzutreten, ist der Konsum von frischem Obst und Gemüse anzuraten. Fünf Portionen davon sollten Menschen nach der Empfehlung von Wissenschaftlern ohnehin täglich zu sich nehmen. Dieses stellt die beste Vorbeugung gegen Skorbut und einer Reihe weiterer Erkrankungen dar. Betroffene sollten daher ihre Ernährung grundlegend umstellen.

Gleichzeitig empfiehlt es sich, auf Nikotin und Alkohol zu verzichten. Auch bestimmte Vitamintabletten aus der Drogerie sind mit Vitamin C angereichert und versprechen einen Beitrag zur Heilung. Eine einseitige Ernährung ist zu vermeiden. Aus asiatischen Ländern weiß man, dass der ausschließliche Konsum von Reis die typischen Beschwerden hervorrufen kann.

Ob eine Selbstbehandlung Erfolg verspricht, hängt vom Ausmaß der Symptome ab. Ein schwerwiegender Verlauf ist heute ausschließlich in Regionen präsent, in denen Hungersnot herrscht. Eine Selbstbehandlung in den Industrienationen führt aufgrund der Fülle an vitaminhaltigen Produkten regelmäßig zur Heilung. Bei einem ungünstigen Verlauf hilft hingegen nur die intravenöse Verabreichung des Vitamins C. Das gilt besonders dann, wenn bereits ein starker Kräfteverfall eingetreten ist. In diesem Fall sollte man sich schnellstmöglich an einen Arzt wenden. Es besteht Lebensgefahr.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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